Dienstag, 22. September 2015

Kingsman vs. Mission: Impossible – Rogue Nation vs. Utopia

Wenn Top-Agent Harry Hart in einer Kneipe mit tumben Schlägern mit feinster britischer Höflichkeit plaudert, erinnert dies an jene Art von Klassenbewusstsein, die gleichzeitig nervt (Arroganz!) und fasziniert (Rhetorik!). Das ist witzig, typisch britisch. Dann folgt eine Explosion der Gewalt. Das passt nicht. In welchem Genre sind wir eigentlich?
 

„Kingsman: The Secret Service“ überrascht dann doch nicht wirklich. Immerhin hat Matthew Vaughn Regie geführt. Dem britischen Regisseur verdanken wir die exzellente Comic-Farce „Kick-Ass“, den faden Aufguss „Kick-Ass 2“ und neuerdings auch die Wiederbelebung der „Fantastic Four“. Wie auch bei „Kick-Ass“ basiert „Kingsman“ auf einem Comic. In The Secret Service erzählte Mark Millar zusammen mit Watchmen-Zeichner Dave Gibbons den Spionage-Thriller in Bildern. Vaughn & Co. sind, es fällt mir nicht anderes ein, irgendwie straight und irgendwie strange.
Straight & strange: das ist auch der absolut gegen sein Rollenfach besetzte Colin Firth, der den Agenten Harry Hart mimt. Bevor Hart den Kneipen-Mob aufmischt und tötet, schließt er freundlich die Tür ab, dann zeigt er, was gut trainierte britische Gentlemen so alles mit ihren Regenschirmen machen können.

Persiflage oder Thriller? Eine spannende Frage. Nach einer Antwort wird in den Filmen „Kingsman“ und „Mission: Impossible – Rogue Nation“ und der TV-Serie „Utopia“ gesucht. und das ausgehend von der Überlegung, dass die Produktion von Blockbustern einem immensen Innovationsdruck ausgesetzt ist. Originelles, das gleichzeitig normierte Erwartungen befriedigt, scheint die neue Herausforderung zu sein, der man offenbar nur dann erfolgreich begegnen kann, wenn man Genres und Stilmittel kräftig durchmischt.

Können ‚ernst’ erzählte Serials wie „Mission: Impossible – Rogue Nation“ da noch mithalten? Gut, der neue Teil von „M:I“ liefert atemlose und visuell verblüffende Action und hält wieder einmal, was es den Fans verspricht. Aber er zeigt auch gewisse Gebrauchsspuren. „Rogue Nation“ muss es (immer) höher und weiter machen und ganz ohne Ironie geht es diesmal nicht. Aber man hat das Gefühl, als könne der Film mit Persiflagen wie „Kingsman“ nicht mehr ganz mithalten. Auf den zweiten Blick entdeckt man aber, das dies nicht ganz stimmt.



Kingsman – die neue Mixtur aus Komik und Gewalt

Aber was ist überhaupt ist überhaupt eine Persiflage? Genau genommen reicht die Kurzformel: Parodie = lächerlich, Persiflage = geistreich.
„Die nackte Kanone“ (USA 1988) ist eine Parodie, purer Agenten-Klamauk. „Tropic Thunder“ (USA 2008) nimmt den Kriegsfilm auf die Schippe. Und immer streifen die Figuren dabei nicht nur die Grenze zur Lächerlichkeit – sie sind lächerlich. „Hot Shots“ (USA 1991) drehte dabei voll auf und reklamierte für sich ziemlich größenwahnsinnig, die „Mutter aller Filme“ zu sein. Dabei wurden lediglich die Originale durch den Kakao gezogen.


Die Persiflage ist dagegen eine ‚geistreiche Verspottung’, bei der ein Genre als Ganzes witzig bis zynisch kommentiert wird und dabei nicht nur Inhalte, sondern auch Themen und Motive überzeichnet, aber auch verfremdet werden. Persiflagen sind nicht immer leicht von Satiren und Parodien abzugrenzen, aber auch sie entziehen sich nicht den bekannten Mustern. Ob ironisch, brachial oder albern – auch Persiflagen erfinden das Rad nicht neu. Sie zeigen aber, wie es sich dreht. Und sie wollen, dass man nicht nur an den Nägel kauend im Kinosessel sitzt, sondern über das lachen kann, was einen sonst mit Adrenalin und Testosteron abfüllt. Auch „Kingsman“ ist als Persiflage auf die Stereotypien des Actionfilms und des Agententhrillers angewiesen und zitiert daher, übrigens wie auch der ansonsten bierernste „Rogue Nation“, seine Referenzen mit sichtlichem Vergnügen.

Was „Kingsman“ aber von den krakeelenden Parodien à la „Johnny English“ unterscheidet, sind die nicht für jedermann zugänglichen Anspielungen, etwa wenn die Elite-Einheit des Secret Service, die „Kingsman“, Namen wie Galahad, Merlin oder Lancelot tragen. Parodien brauchen solche bildungsbürgerlichen Ressourcen nur selten. Die Artus-Mythologie benötigen sie nicht.
 Und dass Kingsman“ eine Buddy-Geschichte erzählt, ist eine filmische Ehrenbezeugung für ein anderes Genre. Parodien
verzichten zwar nicht auf solche Querverbindungen, erzählen sie oft aber brachialer. In „Kingsman“ ist die Geschichte des Kleinkriminellen Eggsy, der von Hart unter seine Fittiche genommen wird und einer elitären Ausbildung zum Agenten unterzogen wird, gleichzeitig auch eine witzige Spiegelung der gesellschaftlichen Klassenschranken. Derartiges ist eben nur in einer pointierten Persiflage möglich.

Neu ist in „Kingsman“ nicht sein Eklektizismus, die Vermischung von Stilelementen, sondern die Art und Weise, wie er es macht. Matthew Vaughns Film verzichtet zwar nicht auf die ‚lustige’ Pose der Parodien, erzählt seine Geschichte also sehr witzig, streicht aber im Gegensatz zu einigen bekannten Genreparodien die Nähe zum Genital- und Fäkalhumor aus seinem Programm.
Dafür holt der Film ein anderes Instrument an Bord: die extreme Gewalttätigkeit. 
Valentine Samuel L. Jackson), der fiese Oberschurke mit dem bescheuerten Sprachfehler, kann mittels SIM-Karten (sic!) Menschen in Killermaschinen verwandeln, was ausgerechnet in einer fundamentalistischen Südstaatenkirche in Kentucky ausprobiert wird. Und da sich Harry Hart just in diesem Moment auch in der Kirche aufhält, gerät das Ganze zu einem ultra-brutalen Massaker, das man so in einer Persiflage resp. Parodie noch nicht gesehen hat. „Kick-Ass“ lässt grüßen.



Auch „Utopia“ bricht alle Regeln

Dies entspricht neuen Trends in der Medienszene, wie sie auch in der britische Serie „Utopia“ zu sehen sind. Auch „Utopia“ persifliert, nämlich dystopische Sci-Fi- und Fantasy-Filme, ist aber durchgehend so brutal, dass die Episoden in Deutschland erst ab 18 Jahren freigegeben worden sind. Früher waren Parodien und Persiflagen nahezu gewaltfrei, mittlerweile gelten solche Regeln nicht mehr.

„Utopia“ erzählt die Geschichte einer Gruppe von Nerds und Außenseitern, die dank der versteckten Informationen in einem Comic einer als Pharmaunternehmen agierenden Geheimorganisation mit dem Namen The Network auf die Spur kommen. Die aus zwei Staffeln bestehende Serie gewann bei den International Emmy Awards 2014 in der Kategorie ‚Dramaserie’. „Work of brilliant imagination’ lobte der britische The Guardian das Ganze.

„Utopia“ ist wie „Kingsman“ eine Persiflage. Allerdings eine, die ästhetisch tatsächlich das Rad neu erfindet. Die Serie erzeugt durch ungewöhnliche Settings und die ausgefeilte Bildästhetik einen Look, der wirklich das Gefühl vermittelt, dass die Figuren wirklich in einer dystopischen Welt leben. Die exzentrische Musik des mehrfach ausgezeichneten Christobal Tapia de Veer tut ihr Übriges. 

Die beinahe schon an Slapstick erinnernde extreme Gewaltdarstellung verstärkt diese Grundstimmung und der Zuschauer fühlt sich dabei ziemlich unbehaust. Alles in „Utopia“ ist strange. Die Figuren sind bizarr, manchmal clownesk, aber immer bösartig, wenigstens aber gefährlich. Das gilt auch für die Hauptfiguren. Man kann keinem trauen. „Utopia“ verfremdet alles narrativ und stilistisch sorgt mit seinem Zynismus dafür, dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Keine Frage: „Utopia“ ist so innovativ und dabei so kalt und empathiefrei, dass die Serie garantiert keinen Sender in Deutschland erwärmen wird.

Was also bieten „Kingsman“ als auch „Utopia“?
Sie brechen die tradierten Genreregeln konsequent. In beiden Fällen zeigt die Durchmischung von charakteristischen Tropen, also den rhetorischen Stilmitteln wie Metapher und Ironie, mit den Ausdrucksformen anderer Genres, dass wir offenbar an der Schwelle einer Umstrukturierung der Erzählformen stehen. Neues muss her, das, was zuvor in den Genres streng voneinander getrennt war, wird vermischt. 
Es gab Filme, in denen gelacht wurde. Es gab Filme, in denen gemetzelt wurde. Nun gibt es alles in einem. Das ist in etwa so, als hätte Sam Peckinpah irgendwann Heinz Erhardt für die Hauptrolle gecastet.



Fazit: Die ‚lustige’ Persiflage, die früher ab 12 Jahren freigegeben war, kommt nun als Splatter- und Slasher-Film daher und ist ab 18. Man darf vermuten, dass sich hinter dem neuen Trend der Innovationsdruck der Medienindustrie auftut, der eben nicht länger alten Wein in neuen Schläuchen verkaufen kann, sondern angestrengt nach Möglichkeiten sucht, Bekanntes so zu re-arrangieren, dass man glaubt, es sei tatsächlich völlig neu. „Kingsman“ ist im Kino das momentan überzeugendste Beispiel dieses Trends. Im TV-Business setzt dagegen „Utopia“ neue Maßstäbe.



Die Schurken werden interessanter, die Dienste nicht wirklich

Ethan Hunt aka Tom Cruise und sein Team wirken mitten in diesem neuen Mainstream beinahe altbacken. Noch schlimmer: Das Franchise von „Mission: Impossible“ stand bereits auf der Kippe, Tom Cruise war im Jahre 2006 bereits so gut wie gefeuert und Brad Pitt stand als Nachfolger an der Startlinie. Der dritte Teil der unlösbaren Missionen war finanziell nicht so erfolgreich gewesen wie gewünscht. In den konkreten Zahlenspielen der Blockbuster-Maschine bedeutete dies, dass das weltweite Einspielergebnis von fast 400 Mio. US-Dollar bereits als Flop wahrgenommen wurde. Im Vergleich: ein Film wie „Still Alice“ kommt auf knapp 5% dieses Money Accounts.

„Kingsman“ und in „Rogue Nation“ haben aber etwas gemeinsam: den mehr oder weniger omnipotenten Schurken. Während „Kingsman“ mit dem größenwahnsinnigen Valentine (Samuel L. Jackson) gleich mehrere Bezüge referiert, passt der „M:I 5“-Schurke Solomon Lane (Sean Harris) geradezu perfekt in den Erfahrungshorizont nach Edward Snowden und den Überwachungsaktionen der Dienste, von denen sich hierzulande nur erstaunlich wenige Mitbürger ernsthaft betroffen fühlen. 
Das Syndikat, hinter dem die ‚Guten’ in „M:I 5“ hinterherjagen, präsentiert aber einen Schurken, der beliebig ist.
Dass Solomon leicht durch einen anderen ersetzt werden kann, ist schon ziemlich frappierend. Wir lernen: Gefährlich ist das System. Für Ethan Hunt und seinem Sidekick, der MI6-Doppelagentin Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) führt dies zu einer ziemlich depressiven Erkenntnis: auch sie sind im Prinzip völlig austauschbar – manipuliert und getäuscht werden sie beide, die doch eigentlich selbst Experten der Manipulation und der Täuschung sind. 
Hier bekommt „Rogue Nation“ eine verblüffende Fähigkeit zur Einsicht in die eigene Bedingtheit als redundantes Genreprodukt und wie diese Bedingtheit trotzdem zugunsten einer klarsichtigen Einschätzung der aktuellen Lage genutzt werden kann.

In „Kingsman“ ist die Figur des Schurken Valentine dank der Herkunft aus einer Comicvorlage deutlich überzeichnet, allerdings auch differenziert. Die Persiflage kann, wenn sie auf das Arsenal plumper parodistischer Effekte verzichtet, ganz schön gemein werden. Valentin funktioniert nur scheinbar in der Tradition der Bösewichter à la Blofeld und dessen gut trainierten SPECTRE-Killern. Samuel L. Jackson spielt einen enttäuschten Gutmenschen, der die Konsequenzen daraus zieht, dass alle ‚vernünftigen’ Bemühungen um die ökologische Rettung des blauen Planeten jämmerlich gescheitert sind. Folglich beschließt er, die Menschheit zu dezimieren. Ein künstlich eingeleitetes Massenaussterben soll den Planeten vom Schädling befreien. Boshaft inszeniert ist die Terroraktion auch, weil die Opfer sich selbst weltweit und gegenseitig die Schädel einschlagen sollen.

Ging es in den klassischen Bond-Filmen noch darum, die Welt vor dem Bösen zu retten, hat die Persiflage diese naive Pose längst hinter sich gelassen. In “Kingsman“ muss die Welt vor einem Mann gerettet werden, der selbst die Welt retten will und das plant, was sich der eine oder andere Mitmensch heimlich in besonders finsteren Stunden über den kollektiven Schwachsinn der Spezies Mensch in Sachen Ökologie angedacht hat. Ein feistes Grinsen gibt dies allemal her. Ein anderer Mehrwert ist zunächst nicht zu erkennen. Und das macht auch den Unterschied: „Kingsman“ ist im Kern blasphemisch und zynisch, „Rogue Nation“ abgeklärt und erstaunlich deprimierend.



Wie das Publikum überwältigt wird

Geradezu konservativ breitet „M:I 5“ im Vergleich zum quirligen „Kingsman“ sein gewohntes Arsenal an Überwältigungsstrategien aus. Die Figur des Ethan ist unauflöslich korreliert mit unglaublichen Showeinlagen. Der normierte Blockbuster folgt dabei seiner ökonomischen Natur. Mit einfachen Gimmicks lässt sich das Publikum nicht abspeisen, es muss stattdessen richtig krachen. Und sei es mit der dank der Marketing-Kampagne verbreiteten Gewissheit, dass der Schauspieler (wieder einmal) in einigen Szenen auf den Stuntman verzichtet hat. 

Gleich zu Anfang hängt Tom Cruise an einem Airbus, die Sicherheitsseile sind nach der digitalen Nachbearbeitung verschwunden und das Wissen, dass dieser wirklicher unglaubliche Take mehrfach wiederholt wurde, löst dann auch ein ungläubiges Schaudern aus. 
In der Folge muss Ethan Hunt nicht nur gegen die Auflösung der Impossible Mission Force (IMF) kämpfen, sondern sich mit besagter Geheimorganisation herumschlagen - dem Syndikat.
Tatsächlich liefert der Film dann auch. Die Szenen, in denen sich Hunt in der Wiener Staatsoper zu den Klängen von „Turandot“ ein lautloses Duell mit anderen Agenten liefert, ist nicht nur eine grandiose Hommage an Hitchcocks „Der Mann, der zuviel wusste“ (1956), sondern auch eine hübsche Metapher. Der Schnürboden, in dem Hunt herumturnt, ist ein Teil der Bühnenmechanik, in der Kulissen und Bühnenbilder bereitgehalten werden. Jene Instrumente der Illusionsbildung also, von der die Zuschauer nur die schöne Vorderseite zu sehen bekommt, nicht aber die Mechanik, die alles ermöglicht. Das hat schon einen gewissen Reiz.

Kaum weniger spektakulär sind die Unterwasser-Sequenzen in einem unterirdischen Komplex, für die Cruise tatsächlich lernen musste, die Luft für drei Minuten anzuhalten. Dass es dabei um einen USB-Stick geht, der an diesem Ort sicher verwahrt werden soll, ist zwar bescheuert, aber eine weitere Verbeugung gegenüber dem Master of Suspense, der als Erster erkannte, dass Geschichten eigentlich auch ohne Substanz funktionieren – und zwar dann, wenn man einen McGuffin hat.

Elmar Krekler hat unlängst in einer Glosse (Die WELT) geklagt, dass die „Filme ohne Sinn und Verstand“, und damit meinte er auch „Rogue Nation“, keine Geschichten für Erwachsene mehr erzählen. Filme wie „American Beauty“ seien heuer im Kino undenkbar: „Richtige Menschen ohne irgendwelche magischen Anlagen oder übermenschlichen Fähigkeiten stören bei der weltweiten Vermarktung von Filmen bloß. (...) Die für den weltweiten Erfolg entscheidende Zielgruppe ist seit
American Beauty endgültig in der Alterspyramide nach unten gerutscht. Filme, die es – manchmal aufgrund minimaler Marketingpannen – nicht schaffen, in den sozial vernetzten Fokus der zahlungskräftigen, fantasyver- und vorgebildeten 14- bis 24-Jährigen zu kommen, haben gleich verloren (...) Kaum ein Unikat schafft es mehr unter die Jahres-Top-Ten, kaum etwas, dem nicht ein literarischer Welterfolg vorausging, kaum ein Film, der nicht aus dem Comic-Universum stammt und dieses Universum von Comic-Geschichten weiter mit Geschichten füllt, die wiederum aufeinander verweisen, voneinander abhängen, ihren wirtschaftlichen Erfolg gegenseitig absichern.“

Das ist richtig, das ist bekannt. Was der bildungsbürgerlichen Kritik am Verfall der Kinokultur aber fehlt, ist die Antwort auf die Frage, wer zuerst da war: die Henne oder das Ei. Ist es die profitgeile Kinoindustrie, die den Zuschauer verdummt und somit auch konditioniert? Oder sind es die Kinogänger, die – man mag es nicht aussprechen – aufgrund unterschiedlicher Grade von Intelligenz, Bildung und Geschmack nach unterschiedlichen Formen der Unterhaltung verlangen? Und: Wieso rückt das geschmähte Kino, das sich angeblich nicht mehr mit dem Quality TV messen kann, immer noch bemerkenswerte Perlen heraus? Und: Warum werden die abgestraften Blockbuster trotz ihres Bombast immer besser, wenn es darum geht, intelligente Inseln zu schaffen, in denen für Luftholen und Nachdenken immer noch Platz ist.

Zugegeben: Alles in allem wirkt „Rogue Nation“, was übersetzt ‚Schurkenstaat’ bedeutet, in seiner Berechenbarkeit fast ein wenig langweilig. Gäbe es da nicht den kleinen Unterschied. Christopher McQuarrie liefert zwar routiniert, was die Schnürböden des modernen Actionfilms so alles hergeben, entlässt aber die Protagonisten wenigstens gelegentlich in jenen Reflexionsraum, in dem sie über Sinn und Zweck ihrer Existenz nachdenken können. Dass sie es auch tun, dürfte dem breiten Publikum womöglich so egal sein wie der berühmte Sack Reis, der in China umfällt. Der Film zeigt aber, dass der klassische ‚ernst’ erzählte Agententhriller keineswegs am Ende ist und etwas zu erzählen hat, was seine persiflierenden Kollegen nicht können.

Mission: Impossible – Rogue Nation – USA 2015 – Regie: Christopher McQuarrie – Laufzeit: 130 Minuten – D: Tom Cruise, Jeremy Renner, Simon Pegg, Rebecca Ferguson, Ving Rhames, Alec Baldwin – FSK: ab 16 Jahren.

Kingsman: The Secret Service – GB, USA 2014 – Regie: Matthew Vaughn – Laufzeit: 129 Minuten – D.: Colin Firth, Taron Egerton, Samuel L. Jackson, Mark Strong, Michael Caine – FSK: ab 16 Jahren.

Utopia – GB 2013 – 2014 – 2 Staffeln à 6 Episoden – Idee: Dennis Kelly – D.: Alexandra Roach, Nathan Stewart-Jarrett, Paul Higgins u.a. – Laufzeit: je 50 Minuten – FSK: ab 18 Jahren.