Dienstag, 25. Juli 2017

Spider-Man: Homecoming

Der 16. MARVEL-Film ist ein Reboot. Tom Holland ist bereits der dritte Spinnenmann in diesem Jahrhundert. „Homecoming“ ist weder bedeutungsschwer noch ein Action-Gewitter, sondern ein Comedy-Feuerwerk geworden. Die Geschichte, die Regisseur Jon Watts erzählt, ist zwar ein wenig klamaukig, über weite Strecken flott und ziemlich witzig. Ein vielversprechender Auftritt von Kid Spider-Man.

In einem Cold Open wird häufig ein Feuerwerk abgebrannt, mit dem der Schurke bombastisch eingeführt wird. Wie man das macht, hat Christopher Nolan mit dem Joker-Intro in „The Dark Knight“ gezeigt. In „Homecoming“ wird vor den Opening Credits auch ein Schurke gezeigt, aber der ist eher ein Sozialfall. Michael Keaton spielt den mittelständischen Unternehmer Adrian Toomes, der kurz nach dem Angriff der Chitauri in „The Avengers“ (2012) die Bergungsarbeiten in N.Y. durchführen soll - mit einem städtischen Vertrag in der Tasche. Die US-Regierung kümmert dies nicht, Toomes wird trotz umfangreicher Vorleistungen der Job gekündigt.

Mittwoch, 19. Juli 2017

Live by Night

Finanziell war Ben Afflecks vierte Regiearbeit nach „Gone Baby Gone“, „The Town“ und „Argo“ ein totales Desaster. Der Film spielte nur knapp ein Drittel der Produktionskosten ein, die Kritik zerfetzte ihn – auch in Deutschland. Das Bashing hat Affleck nicht verdient: „Live by Night“ ist eine stimmige Gangster-Ballade über einen Mann, der immer weiß, was er tut, aber erst am Ende begreift, was er will.

Vater-Sohn-Beziehungen interessieren Dennis Lehane besonders. In Ben Afflecks Verfilmung des zweiten Teils von Dennis Lehanes Coughlin-Trilogie ist der stellvertretende Bostoner Polizeichef Thomas Coughlin (Brendan Gleeson) nicht nur das mahnende Gewissen seines Sohns Joe, sondern auch ein kühler Beobachter seines Lebens. Denn Joe (Ben Affleck) gehört zu jenen, die in der Nacht leben und am Tag schlafen. Eine bildhafte Beschreibung für jene, die ihre eigenen Gesetze schaffen und die Mittel besitzen, sie durchzusetzen. Und das passt ganz und gar nicht zum Kodex der Coughlin-Familie.



Dienstag, 18. Juli 2017

George A. Romero ist tot

Am 16. Juli starb George A. Romero im Alter von 77 Jahren im kanadischen Toronto. Romero gelang, was für Tausende Filmemacher ein unerfüllter Traum bleiben wird: Sein bahnbrechender Film „The Night of the Living Dead“ hat einen festen Platz im Kanon der Filmgeschichte, sein subversiver Zombiefilm „Dawn of the Dead“ versetzt noch heute Staatsanwälte und Zensurbehörden in nackte Panik. Aber nicht wegen der Splatter-Effekte.

Die großen Tageszeitungen würdigten George A. Romero nicht etwa in einer Randnotiz. Nein, ein großer Nachruf nach dem anderen erschien. Dabei war Romero weder ein intellektueller noch ein an Filmkunst orientierter Filmemacher. Etwas schien die Kritiker, die in memoriam die bio- und filmographischen Eckdaten zusammentrugen, also bewegt zu haben. Vielleicht war es das Gespür dafür, dass Romero, der übrigens auch einige ziemlich schlechte Filme gemacht hat, in seinen besten Stunden ein instinktsicheres Gespür dafür entwickelt hatte, dass der Horrorfilm wie kein anderes Genre dafür geeignet ist, die conditio humana zu reflektieren. Romero hat dieses Thema nicht mit der feinen Feder nachgezeichnet, sondern mit kräftigen Bildern, derben Allegorien und Metaphern, die direkt am Kopf vorbei auf die Magengrube zielten und von dort aus zum Kopf zurückkehrten.

Freitag, 7. Juli 2017

„Split“ - M. Night Shyamalans neuer Film übertrifft alle Erwartungen

„Split“ hielt drei Wochen lang an der Spitze der US-Charts – das war M. Night Shyamalan zuletzt vor 18 Jahren mit „The Sixth Sense“ gelungen. Der in Indien geborene US-amerikanische Regisseur und Erfinder genuiner Plot Twists hat mit dem Psychothriller um eine Person mit 23+1 Identitäten offenbar einen Volltreffer gelandet. „Split“ hat das 30-fache seiner Kosten eingespielt. Erschwerend kommt hinzu, dass „Split“ auch ein sehr guter Film geworden ist. Und am Ende taucht sogar Bruce Willis auf.
 

Der Plot von „The Split“ ist denkbar einfach. Die drei Teenies Claire, Marcia und Casey werden von einem Fremden entführt und in die unterirdischen Katakomben eines unbekannten Gebäudes verschleppt. Verstörend für die Drei ist allerdings der Umstand, dass sich ihr Entführer ständig umzieht und offenbar verschiedene Rollen spielt. Mal heißt er Dennis, dann taucht er als Patricia in Stöckelschuhen bei den Kids auf. Restlos verzweifeln lässt die Mädchen dann aber der neunjährige Junge Hedwig, der richtig nett ist und gerne tanzt.
 Gespielt werden alle Rollen von James McAvoy. 

Mittwoch, 5. Juli 2017

„Mars“ - visionäre Docufiction von National Geographic

Mit der Miniserie „Mars“ hat „National Geographic“ eine ambitionierte Dokufiction auf die Reise ins Alls geschickt. Im Mittelpunkt steht eine fiktive Landung auf dem Mars im Jahre 2033 – im dokumentarischen Teil wird lebhaft für die Besiedlung des Mars geworben. Eine kontroverse Diskussion lässt „Mars“ nicht zu, die Serie ist parteiisch, aber nicht einseitig. Sie informiert ausgezeichnet über die gewaltigen Probleme eines Menschheitstraums, der längst nicht mehr von allen Erdbewohnern geteilt wird.

Bei Ovid stürzt der übermütige Ikarus ins Meer, während sein Vater Dädalus vor den Gefahren gewarnt hat. Vergeblich.

2033: Nach mehrmonatiger Reise landen sechs Astronauten mit der „Daedalus“ auf dem roten Planeten. Die Probleme beginnen, bevor der erste Mensch seinen Fuß auf den unwirtlichen Planeten gesetzt hat – das Raumschiff verpasst den geplanten Landeplatz um 75 km. Die sechs Crewmitglieder, die in den ersten Monaten nach der Landung noch in ihrem Raumschiff leben sollten, müssen nun das weit entfernte Basislager erreichen. Und sie müssen ihren bei der Landung schwerverletzten Kommandanten Ben Sawyer (Ben Cotton) transportieren. Als der überladene Mars-Rover 16 km vor dem Ziel schlapp macht, muss die 5+1-Crew zu Fuß weiter. Auf einem Planeten, der wie eine Mischung aus Antarktis und Arizona nur tödliche Kälte in endlosen Stein- und Sandwüsten zu bieten hat. Und das rettende Basislager ist eigentlich nur ein Geräteschuppen. Mission Impossible?