Mittwoch, 21. Februar 2007

Dreamgirls

Bill Condon ("Gods and Monsters", "Kinsey - Die Wahrheit über Sex") ist sicher alles andere als ein talentfreier Regisseur, aber nach "Dreamgirls" stellt sich doch die Frage, ob er nicht besser die Finger von einem Musik-Plot hätte gelassen hätte. Aber halt: wirtschaftlich war die Geschichte um eine Girl-Group, die ganz lose die Erfolgsgeschichte von Diana Ross & Surpremes streift, ein Erfolg: immerhin wurden die Produktionskosten des Films in einem Monat eingespielt und zudem hagelte es Oskar-Nominierungen und sonstige Awards.

Im Detroit der Sechziger träumen drei schwarzen Sängerinnen vom Erfolg: Effie White mit ihrer dominanten Stimme (Jennifer Hudson), Lorrell Robinson (Anika Noni Rose) und Deena Jones (Beyoncé Knowles als Diana-Roos-Imitat) . Unter der Leitung des nicht sonderlich skrupelbehafteten Managers Curtis Taylor (Jamie Foxx) werden aus den "Dreamettes" die "Dreams". Das Ganze ist mit einem perfekt abgestimmten Anpassungsprozess an die Chart-Bedürfnisse des weißen Publikums verbunden, was musikalische und emotionale Identitätsprbleme fast zwangsläufig nach sich zieht, erst recht, als Taylor die füllige Effie (und damit die musikalische Seele der Gruppe) unnachsichtig aus dem Geschäft drängt.

Nun muß man sich bei einem überwiegend unispirierten Unterhaltungsprodukt wie den "Dreamsgirls" nicht unbedingt darüber Gedanken machen, warum die Kritik an der Musikbranche nicht direkter ausgefallen ist. Das wäre so, als würde man dem deutschen Komödienhit "Sieben Zwerge - Der Wald ist nicht genug" fehlende Bezüge zur Existenzialphilosophie vorwerfen. Geschäft ist halt Geschäft und die kalkulierte Machart der "Dreamgirls" zeigt, daß hier eine peppige Nummerrevue geplant war, die nicht allzu sehr den Verstand des Publikums heruasfordern sollte. Aber etwas mehr hätte es dann doch sein können, besonders wenn man weiß, daß nicht alle Genrefilme die historische Wahrheit zwangsläufig mit Füßen treten müssen (Jennifer Hudson als "Effie" kriegt im Condons Film noch etwas Erfolg ab, in Wirklichkeit starb die "Original-Effie" Florence Ballard verarmt und hoffnungslos).

Aber auch als Musikfilm funktioniert "Dreamsgirls" nicht: zumindest im Filmclub hatten wir nach einer knappen Stunde die überwiegend unmotivierten Gesangsnummern so satt, daß der Rest des Films eher zur Qual wurde. Kitsch, Lüge und dann auch noch schlechter Soul - zu viel ist zu viel.
Etwas Sympathie verspürte ich wenigstens für Eddy Murphy, Danny Glover und Jennifer Hudson, die ihren Rollen gelegentlich einen Hauch Präsenz abringen konnten.
Das Votum blieb dennoch vernichtend: mit einer Durchschnittsnote von 4,5 wurden die Träume der "Dreamgirls" zum derzeit schlechtesten Film des jungen Jahres.

Musical, USA 2006, 134 Minuten, FSK: ab 0. Originaltitel: Dreamgirls; Regie: Bill Condon; Produktion: David Geffen, Jonathan King u.a.; Drehbuch: Bill Condon; Kamera: Tobias A. Schliessler; Schnitt: Virginia Katz
D: Jamie Foxx (Curtis Taylor, Jr.), Beyoncé Knowles (Deena Jones), Eddie Murphy (James "Thunder" Early), Danny Glover (Marty Madison), Jennifer Hudson (Effie White), Anika Noni Rose (Lorrell Robinson), Keith Robinson (C.C. White), Sharon Leal (Michelle Morris), Hinton Battle (Wayne), Mariah I. Wilson (Magic), Yvette Cason (May), Ken Page (Max Washington), Ralph Louis Harris (M.C.), Michael-Leon Wooley (Tiny Joe Dixon) u.a.

Donnerstag, 8. Februar 2007

World Trade Center

Viel Worte muß man über diesen Film nicht verlieren - er ist weder gut noch schlecht, sondern einfach belanglos. Oliver Stone hat mit "Platoon" und "JFK" aufwühlende und kontroverse Filme gemacht und selbst die Götterdämmerung in "Nixon" konnte man trotz einiger Peinlichkeiten noch goutieren. "World Trade Center" dagegen hat im Grunde nichts mit 9/11 zu tun und auch der Umstand, daß hier eine authentische Story verarbeitet wurde, kann die biedere Langeweile des Film nicht verdrängen.
Zwei Cops, die verschüttet um ihr Leben bangen. Das könnte auch ein Bergwerk oder ein maroder Altbau sein, der sie begraben hat. Und da sie nun einmal dort liegen, müssen Rückblenden und Nebenhandlungen, die den familiären Background ausleuchten, dem Film über die Zeit helfen. Das hat überwiegend die Qualität einer sentimental-pathetischen Soap Opera, allerdings auf gehobenem Niveau, was den Film vor dem völligen Absturz bewahrt.
Sehr irrititierend: die Geschichte des Ex-Marine, dessen pragmatischer Patriotismus letztlich zur Rettung der Eingeschlossenen führt. Er wird halt gebraucht und ist zur Stelle.
Mag sein, daß der Film Zusammenhalt und Tapferkeit im Angesicht des Todes beschwört, aber Kunst lebt nicht von der Affirmation, sondern vom Konflikt.

Im Filmclub blieb es bei gemäßigter Kritik, weil der Film trotz erheblicher Vorbehalte anrühren konnte und handwerklich über dem Durchschnitt liegt: Mr. Mendez (3,5), Klawer (2,5), Melonie (3,5), BigDoc (3).

USA 2006 - Regie: Oliver Stone - Darsteller: Nicolas Cage, Maggie Gyllenhaal, Maria Bello, Michael Pena, Jay Hernandez, Armando Riesco, Donna Murphy, Patti D'Arbanville - Prädikat: besonders wertvoll - FSK: ab 12 - Länge: 129 min.