Samstag, 25. Dezember 2021

Don’t look up – Weltuntergang an Heilig Abend. Dank Netflix.

Die Nerven muss man haben. Ausgerechnet zeitgleich mit dem Fest der christlichen Liebe und der Hoffnung startete NETFLIX einen Film, in dem die Welt in Schutt und Asche gelegt wird.
Adam McKays gallige Mischung aus Science-Fiction, Katastrophenfilm, Satire und Comedy ist brüllend komisch und tiefschwarz, verzweifelt und pessimistisch. Der Weltuntergang war zu verhindern, aber in „Don’t look up“ erweist sich der Mensch als zu blöde und moralisch zu verkommen, um das Desaster zu verhindern. Was immer NETFLIX am Weihnachtsabend PR-technisch vorhatte – die Wahrheit hat der Streaminganbieter jedenfalls nicht mit Füßen getreten.

Donnerstag, 9. Dezember 2021

Keine Zeit zu sterben (No Time to Die) - James Bond nimmt Abschied

Nur wenige Wochen nach dem Kinostart war der neue „Bond“ bereits bei Amazon Prime Video zu kaufen – für das knapp Zweieinhalbfache einer Kinokarte. Nach „Dune“ sorgte der Streaming-Anbieter für einen weiteren zeitnahen Konsum eines Blockbusters, diesmal 14 Tage vor dem Erscheinungstermin der Bluray plus 4K Ultra HD.
Die Geschichte des Films ist eigentlich Nebensache, die der Hauptfigur nicht. „No Time to Die“ wird Kinogeschichte schreiben – als der Film, in dem der von Daniel Craig gespielte Geheimagent sterben muss. Den Rest wird man schnell vergessen. Da hilft es auch nicht, dass im Abspann versprochen wird, dass Bond bald wieder da ist. Der Markenkern ist unwiderruflich beschädigt.

 

Dienstag, 16. November 2021

TV-Kritik: Die Welt steht still

Nun also, nach fast zwei Jahren Pandemie, das erste Fernsehspiel über Corona. Das ZDF hat sich mit dem 90-minütigen „Die Welt steht still“ aus der Deckung gewagt und eine Geschichte gestrickt, die irgendwo zwischen Corona-Soap und ehrenwerter Bemühung um Authentizität ihren Platz gefunden hat. Nicht schlecht, aber keineswegs überzeugend.
Dass Anno Sauls Drama auf solidem Niveau scheitert, ist aber kein Versagen: zu komplex ist die Materie. Erzählt wird davon, wie alles begann. Aber angesichts der festgefahrenen Fronten in Politik, Wissenschaft und Medien und der nicht unbeträchtlichen Anzahl von Widerspenstigen weiß man fast zwei Jahre später nicht so recht, wo man den Mehrwert des Fernsehspiels um die Ärztin Carolin Mellau finden soll.

Dienstag, 9. November 2021

„Dune“ – Denis Villeneuves Wüstenplanet ist vielversprechend

Wer Frank Herberts Romane nicht kennt, wird nach einem Kinobesuch vielleicht mit dem Lesen beginnen. Wie Millionen Fans zuvor. Leichte Kost ist „Dune“ (Der Wüstenplanet) nie gewesen. Etwas eingängiger ist Denis Villeneuves Neuverfilmung des Kult-Klassikers aus den 1960er-Jahren. Woran seine Vorgänger gescheitert sind, gelingt dem kanadischen Regisseur scheinbar mit leichter Hand – nämlich den Zuschauer mit faszinierenden Bildern und einem entschleunigten Erzähltempo in das Geschehen zu ziehen.
„Dune“ ist ein atmosphärisch dichter und eleganter Blockbuster, der rundum Spaß macht – und neugierig auf mehr. Allerdings gibt es vorerst nur die Hälfte des ersten Romans zu sehen – und der ist eigentlich nur ein 800 Seiten starker Prolog für alles Weitere. Dies dürfte schwer zu bändigen sein. Wenn es gelingt, sehen wir nach Harry Pottter, dem Herrn der Ringe in Zukunft nicht nur Marvel-Filme, sondern auch im Kino- und Serienformat alles über Dune. Jahrzehnte lang...

Dienstag, 12. Oktober 2021

Nomadland - Chloé Zhaos Film entdeckt Nomaden auf vier Rädern

„Nomadland“ erhielt sowohl bei den Oscars 2021 als auch bei den Golden Globe Awards 2021 die Auszeichnungen als Bester Film. Chloé Zhao wurde in beiden Wettbewerben für die Beste Regie in den Adelsrang erhoben. Und Frances McDormand wurde bei den Oscars als Beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Überhaupt wurde Zhaos dritter Spielfilm mit Preisen zugeschüttet, bei Filmfestspielen von Venedig 2020 gab es den Goldenen Löwen.
Das ist schon eine Menge für einen Film, über den Juliane Liebert in der Süddeutschen ironisch schrieb, dass „eine stoische Hauptfigur widrige Umstände erträgt, die Leute sich weitgehend aus dem Weg gehen, viel in der Natur sind und sonst nichts passiert.“ Die eigentliche Überraschung ist aber nicht, dass eine in den USA lebende chinesische Regisseurin ausgezeichnet wurde, sondern dass ein Independent Movie bei den Oscars die prominente Konkurrenz, etwa Davids Finchers „Mank“, aus dem Rennen warf.

Freitag, 24. September 2021

Black Widow: Bluray-Review des neuen Marvel-Films

Mit einem Solo-Film für Natasha Romanoff erhält die in „Endgame“, dem letzten Avengers-Abenteuer, getötete Assassine ein Prequel mit opulenten Bildern, grandiosen Effekten und einer Geschichte, die Höhen und Tiefen hat.
Gleichzeitig läutet „Black Widow“ eine neue Ära im Marvel Cinematic Universe (MCU) ein – die Phase 4. Regisseurin Cate Shortland („Lore“, 2012) dürfte bislang nur Eingeweihten bekannt gewesen sein. Mit „Black Widow“ liefern die australische Regisseurin und ihr Marvel-erfahrener Drehbuchautor Eric Pearson ordentliche Arbeit ab.

Sonntag, 8. August 2021

High-Flyers - junge Helden für junge Zuschauer

Unsere holländischen Nachbarn sind nicht gerade bekannt dafür, dass sie den europäischen Film- und Serienmarkt mit erfolgreichem Mainstream fluten. Der achtteilige Top Gun-Verschnitt „High-Flyers“ (Hoogvliegers) beweist das Gegenteil: eine erkennbar auf jugendliche Zuschauer zugeschnittene Geschichte wird mit Tempo und viel Spannung erzählt. Die Glaubwürdigkeit besteht nicht jeden Test, aber am Ende gibt es das erhoffte Happy End. Nette Unterhaltung, mehr aber nicht.

Montag, 5. Juli 2021

Mare of Easttown – HBO’s grandiose One-Woman-Show mit Kate Winslet

In der HBO-Miniserie spielt Kate Winslet den Detective Mare Sheehan in einem kleinen Kaff. Easttown liegt in Pennsylvania, es ist ein verschlafenes Nest im Nirgendwo mit vielleicht knapp 10.000 Einwohnern, die alle irgendwie versippt, verschwägert oder sonst wie verwandt sind. Als eine junge Single-Mutter ermordet wird, läuft eine Schockwelle durch die Gemeinde. Kurz zuvor verschwand ein junges Mädchen, Mare konnte den Fall nie lösen. Treibt ein Serientäter sein Unwesen? Aber unter Druck steht die Polizistin auch ohne diesen Fall.
Showrunner Brad Ingelsby hat für die 7-teilige Miniserie alle Drehbücher geschrieben. Die Handlung ist verzwickt, der Cast ist groß und der Zuschauer muss schon etwas aufpassen, damit er nicht den Überblick verliert. Zusammengehalten wird die vielschichtige Geschichte von einer (wieder einmal) großartig aufspielenden Kate Winslet, die aus einem konventionellen Crime Plot ein sehenswertes Familiendrama macht, das am Ende wieder im Crime Plot landet. Und das sehr zerstörerisch.

Sonntag, 27. Juni 2021

Bosch Staffel 7 – das Ende ist der Anfang

„Bosch“ gehört auf dem Streaming-Portal von Amazon zu den am höchsten bewerteten Krimiserien. Dass es nun nach sieben Staffeln vorbei sein soll, entpuppte sich allerdings als Halbwahrheit. Vielmehr folgt die aktuelle Staffel einer Entwicklung, die auch in den Romanen von Michael Connelly stattfindet: Bosch quittiert den Polizeidienst und wird danach als Private Eye um Gerechtigkeit kämpfen. Ein Spin-off wurde bereits angekündigt, es wird bei dem Amazon-Ableger IMDb TV zu sehen sein.
In der 7. Staffel kann man nun erfahren, warum das Karriereende der Polizeilegende Harry Bosch unausweichlich ist. Die Geschichte, die nur oberflächlich auf Connellys Roman „The Burning Room“ (2014) basiert, führt Bosch mitten in Verschwörung, an der nicht nur das FBI, sondern auch das Los Angeles Police Department beteiligt ist. Und wieder einmal streicht der Moralist Harry Bosch das Wort „Kompromiss“ aus seinem Vokabelschatz.

Sonntag, 13. Juni 2021

Im Netz der Gewalt (Crown Vic) – ein tiefschwarzer und zynischer Cop Thriller


Joel Souza ist bislang nicht mit spektakulären Filmen aufgefallen. Sein Handwerk als Geschichtenerzähler versteht er aber. Allerdings weiß man nicht so recht, ob es die soghafte Geschichte ist, die einen beim Zuschauen fesselt oder das blanke Entsetzen über die Gewaltexzesse im nächtlichen L.A.
„Crown Vic“ ist der Nickname für ein in den USA legendäres Polizeiauto, in dem zwei Cops in durch eine gewalttätige Nacht fahren und über das Leben als Cop sinnieren. Aber nicht nur jenseits der Windschutzscheibe geht alles den Bach runter. Billige Cop-Action ist das nicht, aber am Ende hätte sich Joel Souza die Botschaft des Films ersparen sollen. Die ist – gelinde gesagt – hässlich.

Freitag, 11. Juni 2021

Der Giftanschlag von Salisbury - gut recherchierte BBC-Miniserie


Unaufdringlich, aber eindringlich: ARTE präsentierte am 10. Juni den englischen TV-Dreiteiler „The Salisbury Poisonings“ in einem Rutsch als Vierteiler. Für BBC-One erzählen die beiden Showrunner Adam Patterson und Declan Lawn die Geschichte nicht als Agententhriller, sondern als Drama, das die Arbeit der lokalen Gesundheitsbehörde in den Mittelpunkt rückt.
Eine kluge Entscheidung, denn die verheerenden Folgen des 2018 erfolgten Giftanschlags auf den ehemaligen russischen Agenten Sergei Skripal und seine Tochter dürften in ihrem Ausmaß wohl nicht jedem Zuschauer bekannt sein. Tatsächlich stand die südenglische Kleinstadt Salisbury am Rand einer Katastrophe. Fast dokumentarisch setzt die Serie die Metapher vom „schleichenden Gift“ in eindringliche Bilder um, die ihren Horror daraus beziehen, dass der Feind unsichtbar bleibt.

Mittwoch, 26. Mai 2021

Army of the Dead - Zack Snyder hat die Zombies wiederentdeckt


Patient X kann zum Untergang der Menschheit führen: er ist ein riesiger Zombie mit besonderen Fähigkeiten. Ein Hochsicherheits-Konvoi der US-Army transportiert ihn von der Area 51 durch die Wüste Nevadas zu einem unbekannten Ziel. Die Soldaten haben aber Pech, denn das einzige Fahrzeug, das sonst noch in dieser Nacht unterwegs ist, ist das Auto eines frisch vermählten Paares. Schlimm: die beiden wollen Sex, während gleichzeitig das Fahrzeug gesteuert werden soll. Noch schlimmer: nach einem frontalen Zusammenstoß entkommt der Riesenzombie aus seinem Käfig, rekrutiert sofort die ersten Mitglieder seiner „Army of the Dead“ und marschiert nach Las Vegas.

Zack Snyders Versuch, für NETFLIX dem zu Tode gerittenen Genre des Zombie-Horrorfilms etwas Neues abzuringen, gelingt nur teilweise. Snyder persifliert das Genre in Grund und Boden und setzt dabei ganz auf den Überwältigungseffekt der schamlosen Übertreibung. Das ist garantiert nicht jedermanns Sache. Was Snyder aber kann: er findet starke Bilder. Visuell ist „Army of the Dead“ ein Hingucker. Und damit sind nicht nur die Kamerabilder gemeint.

Dienstag, 25. Mai 2021

Wahl der Waffen - Alain Corneaus Filmklassiker wurde hervorragend restauriert


Der französische Regisseur Alain Corneau (1943-2010) erreichte nicht die Anerkennung, die Jean-Pierre Melville mit seinen stilprägenden Gangsterfilmen bis heute behielt. Aber Corneaus 1981 entstandener Film „Wahl der Waffen“ blieb dafür einer der letzten seiner Art: ein Genrefilm, der sich 9 Jahre nach Melvilles letztem Film ganz dem Geist des Film noir verschrieb, aber mit der Figur des von Gerard Depardieu gespielten Mickey die Ikonisierung des Gangsters à la Melville dekonstruierte.
Nun hat White Pearls Classics den sorgfältig restaurierten Film auf Bluray und DVD veröffentlicht und präsentiert mit seinem Media Book einen fast vergessenen Klassiker in einer technischen Qualität, die locker dem Vergleich mit aktuellen, digital produzierten Filmen standhält.

Samstag, 22. Mai 2021

The Nevers - HBO-Serie mit Licht und Schatten

Das britische Empire hat es schwer: Es ist das Jahr 1896, als ein Raumschiff über London erscheint und viel Klitzerkram vom Himmel regnet. Danach besitzen viele Frauen plötzlich Superkräfte. Sie heißen von nun an „The Touched“ (Die Berührten), werden von maskierten Vigilanten gejagt und haben auch in der Upper Class einen schweren Stand. 

Frauen, die mehr können als Männer. Das hört sich nach einem feministischen Plot an, ist aber keiner. Auch wenn einige weiße alte Männer abschätzig über Frauen mit Superkräften lästern…

Freitag, 14. Mai 2021

Vergiftete Wahrheit - der Öko-Thriller von Todd Haynes schockiert


Manchmal ist die Wahrheit so hart, dass man sie eigentlich nicht wissen will. Gerade in Corona-Zeiten ist dies keine neue Erkenntnis. Todd Haynes filmische Abrechnung mit dem globalen Chemiegiganten DuPont ist harte Wahrheit - und es folgt ein Schock, wenn man nicht rechtzeitig aus dem Film aussteigt.
Warum? Es gibt technische Innovationen, die in Laboren herangezüchtet werden und bei uns allen als Haushaltsprodukte landen. Die Gefahren erkennt man erst viel später. Und die sind im übelsten Sinne, aber auf eine andere Weise, erfolgreicher als ein Virus, denn „bei uns allen“ ist wörtlich zu verstehen. 97% der Weltbevölkerung haben PFOA im Blut. Vermutlich haben die meisten Haushalte auch eine Teflon-Pfanne in der Küche. Wie beides zusammenhängt, erfährt man in „Vergiftete Wahrheit.“

Montag, 10. Mai 2021

Der Fall Richard Jewell

Clint Eastwoods bislang letzter Film kam bereits Ende 2019 in die amerikanischen Kinos. Dann kam Corona und es dauerte über ein Jahr, bis der „Der Fall Richard Jewell“ die deutschen Streamingportale erreichte und nun auch auf Bluray und DVD erhältlich ist. In wenigen Tagen wird der widerspenstige Moralist Clint Eastwood 91 Jahre alt und er will offenbar nicht aufhören.
„Der Fall Richard Jewell“ basiert auf wahren Begebenheiten. 1996 wurde der Security-Mitarbeiter Richard Jewell drei Tage lang zum nationalen Helden, nachdem er während der Olympischen Spiele in Atlanta in einem Park einen verdächtigen Rucksack entdeckte, in dem eine Bombe tickte. Durch sein entschlossenes Handeln rettete Jewell vielen Menschen das Leben. Dann begannen die Medien und das FBI mit einer Treibjagd. Aus dem Helden wurde ein Täter.

Samstag, 24. April 2021

#allesdichtmachen - Professor Dr. Dr. Boerne und die Querdenker

„Professor Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne“ ist ein hochintelligenter, aber schwer narzisstischer Gerichtsmediziner. Eingenordet wird diese fiktive Figur im Münsteraner „Tatort“ von seinem Buddy, dem bodenständigen Kriminalhauptkommissar Frank Thiel. Aber als Team lösen beide die kniffligsten Kriminalfälle. Nicht zuletzt auch, weil der arrogante Boerne eben auch ein extrem kompetenter Mediziner ist. Jan Josef Liefers und Axel Prahl schauspielern dieses Erfolgsgespann seit 2002 und werden für ihre scharfzüngigen Duelle von Millionen Fans geliebt.
Krimi, Slapstick oder Klamauk? Egal. Im wahren Leben hätte Jan Josef Liefers aber einen guten Freund wie Frank Thiel dringend benötigt. Der hätte ihm – womöglich sehr ruppig – erklärt, dass man besser die Finger von einer Aktion wie #allesdichtmachen lässt. Zu windig, zu wenig durchdacht, zu nah dran an der „Querdenker“-Szene. Doch Thiel war nicht da, als Liefers allen Ernstes vor der Kamera das Standard-Narrativ der Querdenker herunterbetete. Nämlich, dass alle Medien in Corona-Zeiten gleichgeschaltet sind. In Gottes Namen, von wem eigentlich?

Samstag, 3. April 2021

Clara (A Billion Stars – Im Universum ist man nicht allein)

Akash Sherman ist zweifellos ein Talent. Der kanadische Autor und Filmemacher heimste bereits als 16-Jähriger seinen ersten Festivalpreis ein. 2011 wurde sein Kurzfilm „For them, for You“ beim Future of Cinema Film Festival in Michigan mit zwei Preisen ausgezeichnet.
Dass Sherman sich im Science-Fiction-Genre gut aufgehoben fühlt, zeigte vier Jahre später sein erster Film „The Rocket List“. Der erzählt von einer Handvoll Jugendlicher, die angesichts des bevorstehenden Weltuntergangs wichtige Artefakte der menschlichen Kultur in einer Zeitkapsel bewahren wollen. Das 2018 produzierte Drama „Clara“ besteht aus viel Science, am Ende aus noch mehr Fiction und kann mittlerweile gestreamt werden. Es lohnt sich, aber mit Einschränkungen.

Sonntag, 7. März 2021

Greenland

Dem neuen Film von Gerard Butler war in den Kinos nur eine kurze Zeit vergönnt. In den USA wurde der Kinostart mehrfach verschoben. Am Ende sorgte die Corona-Pandemie dafür, dass „Greenland“ per Video on Demand vermarktet wird. In Deutschland ist er bei mehreren Streaming-Anbietern zu sehen.
Erzählt wird die Geschichte einer Familie, die versucht, vor dem Einschlag eines riesigen Meteors eine unterirdische Bunkeranlage in Grönland zu erreichen, die von der US-Regierung für den Fall eines globalen Massensterbens gebaut wurde. „Greenland“ ist kein herkömmlicher Katastrophenfilm, sondern ein emotionales Familiendrama, das über weite Strecken sehenswert ist. Auch wegen Gerard Butler und Morena Baccarin, die ihre Rollen sehr glaubwürdig spielen.

Donnerstag, 18. Februar 2021

George A. Romeros „Dawn of the Dead“ in 4 K – und das auch noch legal!

Ist “Dawn of the Dead” Trash, der verboten und beschlagnahmt werden muss? Zumindest in Deutschland lautete die Antwort: Ja! Jahrzehntelang war George A. Romeros Kultklassiker über wandelnde Tote auf dem Index. Erst 2019 wurde die Indizierung aufgehoben, was natürlich das miese Geschäft mit verstümmelten Bootleg-Versionen auf der Stelle zerstörte. Gut so.
Nun hat Koch Media Home Entertainment Romeros Meisterwerk gleich in mehreren Editionen remastered auf den Markt gebracht, darunter auch eine deutschsynchronisierte native 4 K-Fassung des Argento-Cuts. Im Folgenden gehe ich nicht nur auf die Bedeutung des Films ein, sondern auch auf die Special Edition, die den Romero-Fans alle relevanten Schnittversionen des Films anbietet.

Freitag, 12. Februar 2021

Neues aus der Welt - Spätwestern mit Tom Hanks und Helena Zengel


Die einleitende Idee ist originell, die Geschichte ist es nicht. Das macht aber nichts, denn gute Geschichten kann man immer erzählen. Bloß sieht sie momentan nicht im Kino, sondern bei Netflix.
Mit seinem Spät-Western „Neues aus der Welt“ ist Paul Greengrass ein Glücksgriff gelungen. Denn in dem Film stimmt alles: die melancholische Geschichte eines Mannes, dem 1870 sein Homecoming nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg erst noch gelingen muss. Die wunderschönen Bilder von Dariusz Wolski, eine naturgewaltige Nebendarstellerin und ein Happy End, das man bei einem Film mit Tom Hanks zwar erwartet, das zum Glück aber glaubhaft ist, weil das Melodramatische den Realismus der Geschichte nicht aushebelt.

Dienstag, 2. Februar 2021

Das Damengambit – Netflix-Serie macht Schach wieder populär

Dass eine Serie über Schach zum Streaming-Hit wird, war Ende Oktober nicht absehbar. Einige Monate später ist „The Queen’s Gambit“ (Das Damengambit) die meistgesehene Serie bei NETFLIX. Und in den Kaufhäusern sind Schachspiele ausverkauft. 
Doch was fasziniert die Zuschauer eigentlich? Die heimliche Liebe zum Schach? Eher nicht. Viele enthusiastische Fans der siebenteiligen Serie werden nicht einmal wissen, wie die Figuren gezogen werden. Dann
fasziniert doch wohl eher das von Anya Taylor-Joy brillant gespielte drogenabhängige Schachgenie, das von Erfolg zu Erfolg eilt, ohne sein destruktives Ego aus eigener Kraft in den Griff zu bekommen. 


Samstag, 30. Januar 2021

Die Ausgrabung (The Dig) – eine sehenswerte Meditation über die Unvergänglichkeit

Mit „The Dig“ hat Netflix die Rechte an einem Stück Kinokunst von BBC Films übernommen, ein Film, der in jeder Hinsicht kein Mainstream ist: zu leise, zu wenig Handlung, eher ein Meditation über Leben und Tod und die Unvergänglichkeit.
Eine kluge Entscheidung, denn Regisseur Simon Stone erzählt in seinem zweiten Spielfilm nicht nur davon, wie kurz vor dem Beginn der Zweiten Weltkriegs im englischen Suffolk die vielleicht wichtigste archäologische Entdeckung aller Zeiten möglich wurde. Sondern auch davon, wie Menschen ihrem Handeln einen Sinn geben, während man eigentlich das Gegenteil erwartet.

Samstag, 9. Januar 2021

Feinde – dem ethischen Diskurs der ARD fehlte die Substanz

Das von der ARD angekündigte zweiteilige TV-Experiment wollte eine Debatte entfachen und die Zuschauer zum Mitdenken motivieren. Ein Perspektivwechsel sollte in „Feinde“ einen brisanten Entführungsfall von zwei Seiten beleuchten, doch die beabsichtigte Dialektik scheiterte weniger an der ethischen Fragestellung, sondern an der mangelnden dramaturgischen Substanz.

Stattdessen entzog sich Ferdinand von Schirachs Geschichte der Konstellation eines bekannten Falls, der Entführung von Jakob von Metzler, um die Geschichte so hinzubiegen, dass sie zur Botschaft des Erzählers passte.