USA 2012 - Originaltitel:
Prometheus - Regie: Ridley Scott - Darsteller:
Noomi Rapace, Michael Fassbender, Guy Pearce, Idris Elba, Logan Marshall-Green,
Charlize Theron, Rafe Spall, Sean Harris - Prädikat:
wertvoll - FSK: ab 16 - Länge: 124
min.
Am Anfang ist man nicht im All. Ein Raumschiff gleitet elegant über eine Landschaft, die durchaus unsere Erde sein könnte. Oder auch nicht. Nahe eines Wasserfalls steht ein humanoides, aber bleichgesichtiges Wesen, das ganz sicher nicht Mitglied unserer Spezies ist. Der Mann trinkt aus einem kleinen Behälter und zerfällt unter Krämpfen in seine molekularen Bestandteile, die vom Wasser davon gespült werden. In einer Großaufnahme sieht man Fetzen des ursprünglichen DNA-Stranges durchs Wasser trudeln.
Am Anfang ist man nicht im All. Ein Raumschiff gleitet elegant über eine Landschaft, die durchaus unsere Erde sein könnte. Oder auch nicht. Nahe eines Wasserfalls steht ein humanoides, aber bleichgesichtiges Wesen, das ganz sicher nicht Mitglied unserer Spezies ist. Der Mann trinkt aus einem kleinen Behälter und zerfällt unter Krämpfen in seine molekularen Bestandteile, die vom Wasser davon gespült werden. In einer Großaufnahme sieht man Fetzen des ursprünglichen DNA-Stranges durchs Wasser trudeln.
So kam also Leben auf
unseren und wohl auch andere Planeten? Dank eines rituellen Opfer und durch den Tod
des Schöpfers? Ein paar genetische Fragmente, von denen man sicher nicht wissen
kann, was so alles aus ihnen hervorgeht? Genesis als Experiment ... Eine
Schöpferrasse, die auf das Prinzip Zufall setzt? Das kann in die Hose gehen, da
muss man schon mal nachbessern dürfen.
"Big things have small beginnings" (David)
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ (Hermann
Hesse)
Elizabeth Shaw (Noomi Rapace) muss Hesse
gelesen haben. Sie ist eine spirituelle, eigentlich schon tief religiöse Frau,
die an beseelte Ursprünge der menschlichen Existenz auf diesem Planeten glaubt.
Charlie Holloway (Logan Marshall-Green) ist da ein Stück pragmatischer. Im
Jahre 2089 entdecken die beiden Archäologen in einer Höhle imposante Wandmalereien,
auf denen die Ureinwohner der schottischen Isle of Skye und, wie Shaw glaubt,
riesige „Besucher“ aus einer anderen Welt zu sehen sind. Sie nennt die Riesen
„Konstrukteure“, während Hinweise an den Höhlenwände auf das 40 Lichtjahre
entfernte Sonnensystem Zeta Reticuli[1]
hindeuten.
Vier Jahre später fliegt das
von der Weyland Industries gebaute Raumschiff Prometheus zum erdähnlichen Mond LV-223. Mit an Bord sind neben Shaw
und Holloway und einem Dutzend Besatzungsmitgliedern die Expeditionsleiterin
Meredith Vickers (Charlize Theron), Janek (Idris Elba), der Kapitän des Schiffs,
und der Androide David (Michael Fassbender). Während der fast 100-jährige
Unternehmens-Tycoon Peter Weyland per Holo-Botschaft auf die Missionsziele
einstimmt, ist Shaw nach wie vor davon überzeugt, auf LV-223 den Konstrukteuren
der menschlichen Rasse gegenübertreten zu können. Und natürlich, um Fragen zu
stellen: Wo kommen wir her? Und wer hat die Konstrukteure erschaffen?
„Prometheus“ legt mit den
ersten Bildern den bekannten mythologischen und auch genretopologischen Kern
der Alien-Saga fest: die verhängnisvolle Reise von mehr oder weniger
unfreiwilligen Entdeckern, die allerdings nicht ins Gelobte Land, sondern in
den Tod führt und dabei eine Monstrosität heraufbeschwören wird, die
schlimmer ist, als man sich es in den schlimmsten Träumen vorzustellen
vermochte.
Zu dieser Mythologie gehören
selbstverständlich auch Täuschung und Verrat, Rätsel und Geheimnisse sowie
schäbige wirtschaftliche Absichten oder sonstwie eigennützige menschliche
Egoismen, die den Triumph des Grauens erst ermöglichen. Das hat bereits Ridley
Scotts „Alien“ (1979) durchdekliniert und die nachfolgenden Filme von James Cameron
(Aliens, 1986), David Fincher (Alien³, 1992) und Jean-Pieree Jeunet (Alien:
Resurrection, 1997) haben mit unterschiedlicher Qualität die Geschichte bis zum
bitteren Ende ausgesponnen und ein geschlossenes Universum geschaffen, das bis
heute die visuellen Parameter für die Art und Weise, wie wir uns Monster im
Weltall vorzustellen haben, festgelegt hat.
Dass er nicht im falschen
Universum ist, wird dem geschulten Publikum schnell klar, nachdem ein
Expeditionsteam in ein dunkles Tunnelsystem eindringt, das unter gigantischen
Pyramidenbauten liegt. Das Team entdeckt nicht nur eine riesige humanoide
Gesichtsskulptur, die an den Konstrukteur aus der Pre-Title-Sequence erinnert,
sondern später auch eine Abbildung, die den berüchtigten Xenomorph darstellt, jenes
tödliche Alien, das später die „Nostromo“ verwüsten wird. Eins ist klar: hier
geht es nicht mit rechten Dingen zu.
Kryptischer
Plot
Doch was ist hier vor
Jahrtausenden geschehen? Nach der kurzen Exposition breitet Ridley Scott im
Hauptteil ein labyrinthisches Geflecht von Andeutungen und Rätseln aus, das
sehr viel Dunkel ins Licht bringt: in einer holografischen Aufzeichnung sieht
man die vermeintlichen Konstrukteure vor einer unbekannten Gefahr fliehen, man
findet einen Enthaupteten, dessen Tod auf 2000 Jahre zurückdatiert werden kann.
Und in riesigen Fässern ist ein geheimnisvolles Öl eingelagert (Akte X lässt
auch hier grüßen), das offenbar völlig unterschiedliche Wirkungen besitzt und rasch Würmer zu gefährlichen Monstern und achtlose Besatzungsmitglieder
zu entstellten Killermaschinen mutieren lässt. Und als Untersuchungen zeigen,
dass die DNA der auf geheimnisvolle Weise ausgerotteten Konstrukteure zu
hundert Prozent menschlich ist, wird zumindest dieser Teil der Vision von
Elisabeth Shaw bestätigt.
Je länger man versucht, die dunklen
Andeutungen in „Prometheus“ zu entschlüsseln, desto verrätselter wird der Plot.
Und dies scheint kein Zufall zu sein, sondern Kalkül, denn der serienerfahrene
Drehbuchautor Damon Lindelof („Crossing Jordan“, „Lost“), der das erste Script
von Jon Spaihts („The Darkest Hour“) in die von Scott gewünschte
Richtung lenkte, dürfte nicht zuletzt dank der Zusammenarbeit mit J.J. Abrams
genau wissen, wie man eine Geschichte in einen Mix aus Mystery, Sci-Fi und
Actiondrama verwandelt und mit ein paar philosophischen Häppchen so anreichert,
dass sich dank eines ausgefeilten Metaplots die Story beliebig verlängern
lässt, ohne dass alle Rätsel gelöst werden müssen. „Prometheus“ ist daher auch in
gewisser Hinsicht „Fringe“, bloß nun für’s große Kino.
Warum findet man in den
Höhlen eine riesige Skulptur des Xenomorph, wenn dieser doch erst am Filmende
zum ersten Mal auftaucht? Sind die anderen Monster neue Aliens oder Vorläufer
des „Chestburster“? Ist das in tausenden Behältern eingelagerte dunkele Öl eine
Massenvernichtungswaffe, mit der die Konstrukteure die menschliche Rasse
auslöschen wollen, so glaubt es jedenfalls Janek, oder hat es ganz andere
Funktionen und die Hypothese vom großen Genozid an unserer Spezies durch ihre
eigenen Schöpfer ist ein verhängnisvoller Irrtum, der am Ende zudem noch für ein tödliches
Finale verantwortlich ist.
Mittlerweile ist auch das
Internet voll mit spekulativen Theorien über die Veränderungen, die
„Prometheus“ in die Mythologie[2]
eingeführt hat. Ridley Scott hat diesen Hype durch einige durchaus spannende
Andeutungen[3]
über Kreationismus und Darwinismus angeheizt und durch Überlegungen zu John
Miltons „Paradise Lost“ abgerundet. Natürlich gibt „Prometheus“ keine
endgültige Antwort auf all diese Fragen, verweist aber mit einem riesigen
Zeigefinger auf eine mögliche Fortsetzung. Wetten, dass uns auch dieser Film
keinen Schritt weiterbringen wird?
Am Ende ist es ein wenig wie bei „Fringe“:
man interessiert sich mehr für die Schrulligkeiten Walters und das Love Interest
von Olivia und Peter und weniger für die mysteriösen „Beobachter“ und die
Zeitlinienverschiebungen innerhalb der Paralleluniversen.
Der
Androide und die Spirituelle
In „Prometheus“ gibt es Love Interest nur
am Rande. Dafür wird ein seltsames Paar zusammengeschmiedet, das am Ende in
eine ungewisse Zukunft davonfliegt: es sind David, der Androide, und Elizabeth,
die gläubige Wissenschaftlerin.
David (exzellent von Michael Fassbender
gespielt) ist auf seine ganz eigene Weise ein Freak: während die Besatzung auf
der langen Hinreise im Kälteschlaf liegt, schaut sich der intelligente, aber
emotionslose (?) Roboter mit Hingabe (!) David Leans „Lawrence of Arabia“ an,
stylt sich à la Peter O’Toole und übt indogermanische Sprachen, um mit den
Konstrukteuren kommunizieren zu können. David wird es als Teil einer
allzumenschlichen Intrige gelingen, der eigentlich unfruchtbaren Elizabeth zu
einer Schwangerschaft der morbiden Art zu verhelfen , indem er Charlie Holloway
einen Tropfen des schwarzen Öls ins Getränk mischt. Nachdem dieser mit der
Archäologin geschlafen hat, wächst rasch etwas Beunruhigendes in deren Bauch
heran.
Die Szene, in der sich Elizabeth in einem
vollautomatischen Operationstank einen krakenähnlichen Fötus aus dem Leib
schneiden lässt, lässt folgerichtig Erinnerungen an die ambivalente Natur der Mutterrolle
von Sigourney Weaver hochkommen, zeigt aber auch, dass der Body Horror, den wir
aus „Alien“ kennen, durchaus gesteigert werden kann.
Mit David und Elizabeth ist Lindelof und
Scott auf jeden Fall ein denkwürdiges Paar gelungen. Während David mit elegantem Charme und
eiskalter Berechnung das vorbereitet, was die zynische Expeditionsleiterin Meredith Vickers und ihr
größenwahnsinniger Vater Peter Weyland (Guy Pearce) geplant haben, sucht
Elizabeth mit der unerschütterlicher Gläubigkeit eines Fox Mulder die Ursprünge
der menschlichen Existenz. Beide werden, jeder auf andere Weise, missbraucht,
um den Wunsch nach ewigem Leben zu erfüllen, der alleiniger Grund der Reise ist
und – wen wundert’s – natürlich in den Tod führt.
Am Ende kommt es zu einem der schönsten Dialoge im Film: Peter Weyland liegt sterbend auf dem Boden, neben ihm der abgerissene Kopf von David, und der Tycoon, der Gott sein wollte, murmelt mit einem prophetischen Blick ins Jenseits: "Da ist nichts!" Und David, genauer gesagt sein Kopf, antwortet mit einem charmanten Lächeln: "Ich weiß."
Am Ende kommt es zu einem der schönsten Dialoge im Film: Peter Weyland liegt sterbend auf dem Boden, neben ihm der abgerissene Kopf von David, und der Tycoon, der Gott sein wollte, murmelt mit einem prophetischen Blick ins Jenseits: "Da ist nichts!" Und David, genauer gesagt sein Kopf, antwortet mit einem charmanten Lächeln: "Ich weiß."
Handwerklich überragend
Scott gelingt es trotz der
enigmatischen Plotstruktur tatsächlich, die Figurenzeichnung einigermaßen im
Griff zu behalten und die Charaktere so auszuarbeiten, dass sie mehr sind als
Stichwortgeber in einem ruhelosen Actionspektakel, aber eine emotionale Bindung
des Zuschauers an das Motivgemenge will dennoch nicht recht gelingen.
Vielleicht liegt dies auch an den 25 Minuten, die Scott für die immer noch über
zwei Stunden lange Kinofassung herausgeschnitten hat. Ein Director’s Cut ist
nicht vorgesehen, aber was heißt das schon? Immerhin hat die 20th Century Fox die
Strategie aufgegriffen, erfolgreiche TV-Serien durch spezielle Webisodes (kurze zusätzliche
Episoden, die im Internet gestreamt werden) zu ergänzen und eine
ziemlich sehenswerte Website kreiiert, in der sich überraschend aufwendig die
fiktiven „Weyland Industries“ vorstellen dürfen.[4]
Dass der Film nicht aus den
Gleisen fliegt, liegt aber auch der unaufgeregten Inszenierung Ridley Scotts,
der weitgehend offene Einstellungen bevorzugt und auf ein starkes Team
zurückgreifen konnte: der zweimalige OSCAR-Gewinner und Cutter Pietro Scalia
arbeitet regelmäßig mit Scott zusammen (u.a. Gladiator, Hannibal, Black Hawk
Down, American Gangster) und hat zuletzt „The Amazing Spider-Man“ geschnitten.
Der in Polen geborene Kameramann Dariusz Wolski war u.a. für alle Teile von
„Pirates of the Caribbean“ verantwortlich und hat durchaus auch ein Faible für düstere
Settings. Herausgekommen ist ein in handwerklicher Hinsicht absolut
überragender Sci-Fi-Film, der einige Schauwerte abliefert, wie man sie von
gutem Genrekino erwarten darf.
Die
Büchse der Pandora: Drei Jahrhunderte Darwinismus – ein Witz?
Dass ausgerechnet das Raumschiff den Namen
einer mythischen Figur trägt, diente Scott sicher als wichtiger Baustein im
Puzzle seiner Themenwelt. In der griechischen Mythologie ist Prometheus ein Titan, der die Menschen
aus Ton formte und die olympischen Götter betrog, als sie von den Menschen ein
angemessenes Opfer verlangten. Für diesen Fehltritt wurden aber die Menschen
bestraft: ihnen wurde das Feuer vorenthalten. Als Prometheus gegen den Willen
der Götter den Menschen das Feuer dennoch schenkt, werden die Götter endgültig
sauer und schicken eine reizende Jungfrau auf die Erde, die den Menschen eine
geheimnisvolle Büchse schenkt. Als sie geöffnet wird, schweben alle denkbaren
Übel heraus und verwüsten den Planeten. Nur die Hoffnung (!) bleibt in der
eilig verschlossenen Büchse. Und Prometheus? Der wird im Kaukasus an einen
Felsen gefesselt, wo ihm tagtäglich ein riesiger Adler die Leber aus dem Leibe
hackt[5].
Das ist schon eine ziemlich steile Vorlage für einen Film.
Als die Prometheus über LV 223 schwebt und
die Crew von Shaw über ihre Mission informiert wird, bemerkt ein Exo-Geologe
zynisch: „Drei Jahrhunderte Darwinismus – ein Witz?“ Wenn es ein zentrales Thema
in „Prometheus“ gibt, dann ist dies weniger die Frage nach der Herkunft des
Xenomorph, sondern die nach den Grenzen eines Genrefilms. Wie weit kann man das
Genre ausreizen, wann wird es überdehnt?
Ridley Scotts „Alien“ zog einen Großteil
seiner Wucht aus der vergleichsweise straight gestrickten Story, ihrer
klaustrophobischen Atmosphäre und dem brillanten Set-Design H-R. Gigers.
„Prometheus“ will dagegen gute Mainstream-Kost bieten, dabei aber auch die
Kohärenz unsere kulturellen Mythen auf den Prüfstand stellen und dabei einen
Blick auf unsere materialistische Wissenschaftsgläubigkeit werfen. Im enigmatischen
Plot von „Prometheus“ wird daher einiges durchgekaut, was bereits Stanley
Kubrick in „A Space Odyssee“ zu einem bildgewaltigen Rätsel geführt hat. Und
dabei offenbart uns der Film Ridley Scotts eher eine deutlich skeptischere
Einsicht: entweder ist die Evolution ein verblüffender Zufall oder man tut gut
daran, die Büchse der Pandora nicht zu öffnen.
Alien: Prometheus
Ein Spagat, der einiges
abverlangt. Auch in Hinblick auf die Geschlossenheit des „Alien“-Universums.
Ist „Prometheus“ ein richtiges Sequel oder nicht?
Ist „Prometheus“ ein richtiges Sequel oder nicht?
Es ist eins: Scott bietet trotz
einiger anderlautender Aussagen in „Prometheus“ nicht im Geringsten ein
Standalone-Movie. Der Film ist ein völlig schlüssiges Alien-Prequel, das alle
Ingredienzien des Alien-Universums bereit hält: eine fatale Erkundungsreise zu
einem mysteriösen Planeten; technologische Hybris und weitgehende Amoralität
werden erneut durch einen Großkonzern repräsentiert, die Weyland Industries; wie in Alien 1-4 steht eine Frau im
Mittelpunkt, die erneut eine fast letale Mutterrolle übernehmen muss; auch ein
allen anderen intellektuell überlegener Androide darf nicht fehlen (ihm wird am
Ende konsequent der Kopf von den Schultern gerissen), und selbstverständlich
gibt es auch die „Facehugger“ und „Chestburster“,
jene monströsen Viecher, die sich unterschiedlicher Wirtskörper bedienen, um das Alien zu gebären.
Mit anderen Worten: eigentlich hätte der
Filmtitel „Alien: Prometheus“ heißen können und nichts wäre daran falsch
gewesen. Aber Ridley Scott hatte da zumindest bei den Vorplanungen ganz anderes
im Sinn, denn sein Film trug ursprünglich den Arbeitstitel „Paradise“ – und das
mit einer gewollten Anspielung auf John Miltons „Paradise Lost“, jenem Epos,
das zu einem gewaltigen Baustein der abendländischen Kultur wurde und dessen
Hauptfiguren Satan und seine Schar der gefallenen Engel waren, jene „Dark
Angels“, mit denen Scott die über-menschlichen „Konstrukteure“ in
„Prometheus“ flapsig auf einen metaphysischen Punkt bringen will:
"In a funny kind of way, if you look at the Engineers, they're tall and elegant… they are dark angels. If you look at 'Paradise Lost,' the guys who have the best time in the story are the dark angels, not God." [6]
"In a funny kind of way, if you look at the Engineers, they're tall and elegant… they are dark angels. If you look at 'Paradise Lost,' the guys who have the best time in the story are the dark angels, not God." [6]
Ursprünglich war sogar angedacht, die
geplante Vernichtung der Menschheit als Vergeltung für die Kreuzigung Jesu
Christi zu zeigen. Jesus war demnach ein „Konstrukteur“, der die Menschheit
reparieren sollte und stattdessen gekreuzigt wurde. Ridley Scott hat gut daran
getan, darauf zu verzichten, weniger aus religiösen Gründen, sondern auch, weil
auf diese Weise die Schmerzgrenze der Überdehnung des Plots schnell erreicht
worden wäre.
Es ist so: an manchen
Regisseuren kleben die guten Taten wie Pech und Teer. „Alien“ war ein Masterpiece.
Man erwartet mehr davon. Ridley Scott kann das, das Potential ist auch nach
vielen Jahrzehnten nicht verschwunden. Doch diesmal verfehlt er den großen Wurf
ganz knapp. Vieles wirkt in „Prometheus“ so, als hätte er brillante Szenen in
letzter Minuten zusammengeschnitten und gekürzt, während die Reste als
Andeutungen im filmischen Raum schweben.
David: ein paar nuancierte
Dialogpassagen mehr und aus der Figur hätte ein Genremythos werden können.
Aber vielleicht sind es die
falschen Zeiten für Filme, wie sie Scott eigentlich machen kann. Es ist eine Zeit, in der
man den zynisch-intellektuellen Clown kurz feiert, dann aber auf die bewährte
Kampfmaschine setzt. Es ist die Entwicklung des Mainstream, die am Ende doch
lieber Bane sieht und nicht den Joker. Aber vielleicht ist „Prometheus“ auch
der Beginn einer Trilogie und auf den ersten Teil folgt wie bei Nolan ein
blendender Höhepunkt vor dem Abstieg.
Remake ein Klassikers?
Was also haben wir gesehen? Zunächst einen fast schon tradionalistischen Science-Fiction-Film, der verblüffende Parallelen zum großen MGM-Klassiker „Forbidden Planet" aufweist: auch dort gab es eine Mission zu einer unbekannten Welt, auf der eine überlegene Technologie tief unter der Erde auf die Besucher wartet. In beiden Filmen gibt es Raumschiffe, deren Namen aus der griechischen Mythologie stammen (in „Forbidden Planet" wird nach dem verschollenen Raumschiff Bellerophon gesucht). In „Prometheus" ist der Größenwahnsinnige bereits an Bord, in „Forbidden Planet" wartet er auf dem Heimatplaneten der Krell auf das Missionsteam. In beiden Filmen ist eine fragile Vater-Tochter-Beziehung ein zentrales Plot-Element, in beiden Filmen gibt es Roboter: „Robby the Robot" vs. David der Androide. Und: in beiden Filmen gibt es ein fürchterliches Monster, das seine Schöpfer komplett auslöscht.
„Forbidden Planet" gibt es auf einer ausgezeichnet gemasterten Bluray zum Ramschpreis. Es lohnt sich, dort noch einmal die aus der 50th Anniversary DVD übernommene Dokumentation Watch the Skies: Science-Fiction, the 1950s and Us anzuschauen, um zu erfahren, wie Steven Spielberg, George Lucas, James Cameron und Ridley Scott über diesen Film erzählen, der 1956 im Sci-Fi-Genre die Schnittstelle zwischen B-Movie und superteurem A-Movie markierte. Man lernt dabei zumindest eins: die Kernplots des Genres liegen bereits seit Jahrzehnten vor und so gesehen ist „Prometheus" ein heimliches Remake der großen Klassikers, ohne den es „Star Wars" und „Star Trek" so nicht gegeben hätte.
Wem dies zu filmhistorisch ist, den erwartet in „Prometheus" immerhin ein visuell außergewöhnliches, fast klassisch erzähltes Mystery Movie mit exzellentem Set-Design, mit der fälligen Portion Body Horror, angereichert mit delikaten metaphysischen Anspielungen und einem Skeptizismus, der Ridley Scott weder an die darwinistischen Evolutionstheorie noch an ein gelungenes göttliches Intelligent Design glauben lässt. Ein Film, der trotz einiger Ecken und Kanten und vieler Lücken einige spannende Figuren in das Alien-Universum eingeführt hat, die in Erinnerung bleiben werden und die hohe Erwartungen an das Sequel zum Prequel wecken. Und am Ende erwartet uns eine kurze Erinnerung an die „Nostromo“, die 33 Jahre später auf einem unsäglichen Planeten landen wird. Eins ist klar: „Alien“ wird man von nun an mit etwas anderen Augen sehen.
Was also haben wir gesehen? Zunächst einen fast schon tradionalistischen Science-Fiction-Film, der verblüffende Parallelen zum großen MGM-Klassiker „Forbidden Planet" aufweist: auch dort gab es eine Mission zu einer unbekannten Welt, auf der eine überlegene Technologie tief unter der Erde auf die Besucher wartet. In beiden Filmen gibt es Raumschiffe, deren Namen aus der griechischen Mythologie stammen (in „Forbidden Planet" wird nach dem verschollenen Raumschiff Bellerophon gesucht). In „Prometheus" ist der Größenwahnsinnige bereits an Bord, in „Forbidden Planet" wartet er auf dem Heimatplaneten der Krell auf das Missionsteam. In beiden Filmen ist eine fragile Vater-Tochter-Beziehung ein zentrales Plot-Element, in beiden Filmen gibt es Roboter: „Robby the Robot" vs. David der Androide. Und: in beiden Filmen gibt es ein fürchterliches Monster, das seine Schöpfer komplett auslöscht.
„Forbidden Planet" gibt es auf einer ausgezeichnet gemasterten Bluray zum Ramschpreis. Es lohnt sich, dort noch einmal die aus der 50th Anniversary DVD übernommene Dokumentation Watch the Skies: Science-Fiction, the 1950s and Us anzuschauen, um zu erfahren, wie Steven Spielberg, George Lucas, James Cameron und Ridley Scott über diesen Film erzählen, der 1956 im Sci-Fi-Genre die Schnittstelle zwischen B-Movie und superteurem A-Movie markierte. Man lernt dabei zumindest eins: die Kernplots des Genres liegen bereits seit Jahrzehnten vor und so gesehen ist „Prometheus" ein heimliches Remake der großen Klassikers, ohne den es „Star Wars" und „Star Trek" so nicht gegeben hätte.
Wem dies zu filmhistorisch ist, den erwartet in „Prometheus" immerhin ein visuell außergewöhnliches, fast klassisch erzähltes Mystery Movie mit exzellentem Set-Design, mit der fälligen Portion Body Horror, angereichert mit delikaten metaphysischen Anspielungen und einem Skeptizismus, der Ridley Scott weder an die darwinistischen Evolutionstheorie noch an ein gelungenes göttliches Intelligent Design glauben lässt. Ein Film, der trotz einiger Ecken und Kanten und vieler Lücken einige spannende Figuren in das Alien-Universum eingeführt hat, die in Erinnerung bleiben werden und die hohe Erwartungen an das Sequel zum Prequel wecken. Und am Ende erwartet uns eine kurze Erinnerung an die „Nostromo“, die 33 Jahre später auf einem unsäglichen Planeten landen wird. Eins ist klar: „Alien“ wird man von nun an mit etwas anderen Augen sehen.
Noten: Klawer = 2, BigDoc = 2
[1] Hier
lässt nicht nur Erich von Däniken grüßen, sondern auch Akte X: Zeta Reticuli
spielt auch in einer der bekanntesten Entführungsgeschichte der Ufologie Anfang
der 1960er Jahre eine Rolle, als ein amerikanisches Ehepaar behauptete, von
Außenirdischen aus diesem Sternensystem entführt worden zu sein.
(hier untersucht der US-Kritiker Brad Brevet tiefschürfend
die wahre Natur der Konstrukteure und ihre mögliche Nähe zu Friedrich
Nietzsches „Also sprach Zarathustra“, allerdings mit einem Bierernst, die zumindest
bei mir erstauntes Kopfschütteln ausgelöst hat, aber auch einigen Lesespaß!)
[5] Gedeutet wurde der Mythos unterschiedlich. Von Goethe bis Karl
Marx haben unterschiedliche Dichter und Denker unterschiedliche Deutungen
abgeliefert, aber es war der deutsche Philosoph Hans Jonas, der eine der
interessanteren Lesarten lieferte: neue Technologien bringen auch neue Übel in
die Welt (Büchse der Pandora) und erfordern somit ein neue Ethikkonzept im
Umgang mit der entfesselten prometheischen Technik.