Donnerstag, 24. Dezember 2020

The Midnight Sky - ein düsteres Weihnachtsgeschenk von NETFLIX

Es gibt einige Filme, die man sich zu Weihnachten eigentlich nicht anschauen will. Alle Menschen sind tot. Die wenigen Überlebenden werden es bald sein. Und ein alter sterbender Mann unternimmt alles, um ein letztes Gespräch mit seiner Tochter zu führen, die mit einem Raumschiff von einer Jupiter-Mission zurückkehrt.
Selten war eine Dystopie unspektakulärer. Dafür ist sie ehrlich. „The Midnight Sky“ ist sicher nicht George Clooneys eindrucksvollster Film, aber sein konsequenter Minimalismus und der völlig Verzicht auf ein tröstendes Ende lassen eine existenzielle Skepsis spüren, die am Ende ohne eine sedierende Botschaft auskommt. Ein überraschend düsteres Weihnachtsgeschenk von Netflix.

Montag, 21. Dezember 2020

Tenet – Christopher Nolans Mission Impossible


Er hat es wieder getan. In seinem neuen Film „Tenet“ wirft Christopher Nolan erneut die Naturgesetze über Bord. Glauben Sie, dass eine Tasse, die von einem Tisch auf den Boden gefallen ist, sich wieder zusammensetzen kann, indem sich ihre zerborstenen Teile wieder zusammenfügen und sie zurück auf den Tisch fliegt?
Wohl nicht, auch Christopher Nolan dürfte nicht ernsthaft daran glauben, möchte aber dem Zuschauer zeigen, wie eine Welt aussieht, in der dies geschieht. Das Ergebnis ist ein Film, der einen beim Zuschauen nicht im Geringsten berührt. Egal, in welche Richtung der Zeitpfeil sich richtet: „Tenet“ ist Zeitverschwendung.

Samstag, 12. Dezember 2020

Mank - David Finchers Film hält sich nicht immer an die Fakten

Nach Alfonso Cuaróns „Roma“ präsentiert Netflix mit „Mank“ exklusiv einen weiteren Kunstfilm der Extraklasse und unterstreicht damit seine Ambitionen, erlesenen Meisterwerken einen Platz im Pantheon der großen Filmemacher zu verschaffen.
Wow, dieser Teaser liest sich wie Werbung. Ist es aber nicht. Fincher liefert zwar ein genaues Bild des Studiosystems Hollywoods in den 1930er Jahren ab, erzählt dabei aus seiner Sicht, wie 1940 das Drehbuch für Orson Welles „Citizen Kane“ entstanden ist und demontiert ziemlich lässig Filmmogule wie Louis B. Mayer, den Studioboss von MGM. Aber „Mank“ - visuell zweifellos ein Meisterwerk - gerät als Period Drama auf die schiefe Bahn. Fincher schreibt einen Teil der Geschichte und ihrer Geschichten nämlich neu, um seine eigene Botschaft verkünden zu können.
„Mank“ soll eine Eloge auf die Drehbuchautoren sein, ist aber ausgerechnet dort nicht historisch korrekt, wo es um die Titelfigur geht – den Drehbuchautoren Herman J. Mankiewicz.

Samstag, 28. November 2020

The Walking Dead – World Beyond – ein lupenreiner Flop

Es möge keiner sagen, dass das Sujet einer Zombie-Apokalypse per se auserzählt ist. Sowas haben Kritiker bereits vor Jahrzehnten von den Western behauptet, doch aller Unkenrufe zum Trotz hält sich das Genre. Es gibt sogar sehenswerte Westernserien wie „Godless“.
Tatsächlich hängt alles von der Qualität einer Erzählung ab. Ist die Story gut, dann ist die Serie gut. Eine einfache Formel. Wie man eine Geschichte richtig vor die Wand fährt, gehört dagegen in jedes Filmseminar. Damit die Macher von morgen etwas lernen. „World Beyond“ ist idealer Lehrstoff.

Freitag, 27. November 2020

Luther – Season 5 - die neue Staffel ist ein Blutbad


ZDFneo erledigte seinen Job mit äußerster Konsequenz: die fünfte und vorerst letzte Staffel der beliebten Cop-Serie wurde mitten in der Nacht versendet und gleichzeitig in der Mediathek geparkt. Eine Serie, die zuvor in Deutschland mehr als nur eine kleine Fangemeinde erreichte.
Bei der Erstausstrahlung auf BBC One pulverisierte „Luther“ vor zwei Jahren alle vorherigen Quoten und erreichte knapp 10 Mio. Zuschauer. In Deutschland musste man zwei Jahre warten und sicher hätte man zumindest auch dank der Fans von Idris Elba überdurchschnittliche Quoten erreichen können. Herausfinden wird man das nun nicht mehr.

Mittwoch, 11. November 2020

Motherless Brooklyn - gelungener Noir-Film von Edward Norton

Ein neues „Chinatown“ sei der Film von Edward Norton nicht, schrieb ein deutscher Kritiker. Das sollte er auch nicht werden. Der Verfilmung des gleichnamigen Erfolgsromans von Jonathan Letham fehlt der eisige Zynismus der Hauptfigur in Roman Polanskis Noir-Klassiker.
Norton hat in seiner zweiten Regiearbeit auch die Hauptrolle übernommen und spielt das Privat Eye stattdessen als zerbrechliche Person, die sich mit einem Tourette-Syndrom herumschlagen muss. Wer Geduld mitbringt, wird mit einem außergewöhnlichen Film belohnt.

Freitag, 16. Oktober 2020

Les Misérables (Die Wütenden) - Gewalt in den Banlieues

Ladj Ly hat keine Filmhochschule besucht. Der farbige Regisseur ist in den Banlieues nahe Paris aufgewachsen, er ist Autodidakt und seine große Liebe ist die Kamera. Mit seiner ersten Regiearbeit erzielte er nicht nur den Durchbruch, sondern wurde über Nacht zum Shooting-Star der französischen Filmszene.
Der Film beginnt mit Bildern des Triumphes: auf den Straßen feiern die Menschen den Sieg der französischen Fußballmannschaft bei der WM 2018. Ladj Ly hat diese Bilder spontan eingefangen, er ist einfach mit der Kamera losgezogen. Das Material hat er im Prolog seines Films verwendet, man sieht überwiegend glückliche schwarze Kids. Aber die Gemeinschaft ist trügerisch: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit scheint es nur noch im Fußball zu geben. Für die Dauer eines Spiels“, interpretiert Ly die Bilder. Danach beginnt ein Film, der mit dieser Illusion endgültig aufräumen will.

Samstag, 10. Oktober 2020

Pandemie

Trash kann beglückend sein. Man gönnt sich ja sonst nichts, brabbelt man vor sich hin, obwohl Verzicht in unserer hedonistischen Spaßgesellschaft nur selten der Fall ist. Auch nicht in einer Krise, die man sich sorgenbefreit wegphantasiert, mit Argumenten, die von Köchen und Schlagersängern geliefert werden.
In diesen Zeiten könnte also ein Film, der so richtig abledert in Sachen Pandemie, richtig befreiend wirken, wenn die Macher ein Szenario ausbreiten, in dem das maximale Grauen herrscht. Das geschieht in „Pandemie“ (The Flu), einem Katastrophenfilm des südkoreanischen Regisseurs Kim Sung-su. Aber das Vergnügen am Trash lässt schnell nach, denn „Pandemie“ verbreitet epischen Wahnsinn.

Donnerstag, 8. Oktober 2020

Devs - eine Serie am Rande des Machbaren

Alex Garlands Sci-Fi-Serie „Devs“ wurde im deutschsprachigen Raum von den Kritikern erstaunlich einhellig gehypt. Schnell machte das verdächtige Prädikat „Beste Sci-Fi-Serie aller Zeiten“ die Runde, so als hätte es – qualitativ betrachtet - monolithische Serien wie „Battleship Galactica“ oder den komplexen Star Trek-Kosmos nie gegeben.

Ein Teil der Faszination der Serie war einem Thema zu verdanken, das die Philosophie seit Jahrhunderten und die Physik spätestens seit Einstein zu komplexen Debatten angeregt hat: es geht um den Determinismus. „Devs“ geriet dabei mit einer simplen Vereinfachung der komplexen Zusammenhänge schnell auf die falsche Spur, auch wenn die Serie von den metaphysischen sozialen Konsequenzen des Determinismus recht ordentlich erzählt.

Montag, 5. Oktober 2020

The Walking Dead: World Beyond

Noch ein Spin-off. Während die Mutterserie nach der nächsten Staffel beendet wird, sollen weitere Ableger auch in Zukunft dafür sorgen, dass die Untoten im TWD-Serienkosmos ihr Unwesen treiben können. Fans und erst recht Aussteiger fragen sich, ob das sein muss. 

Die Antwort ist einfach.

Montag, 28. September 2020

21 Bridges

Eigentlich ist „21 Bridges“ ein Zombiefilm – man hat den Plot zu oft oder so ähnlich gesehen. Nun sieht man die Darsteller als Verkörperung von unzähligen Genrevorbilder wie Untote durch die Handlung stapfen. Nach knapp der Hälfte der Zeit hat man prompt alle Geheimnisse entschlüsselt und weiß auch, wer der Hauptschurke ist. 

Warum dieser 08/15-Copfilm dann doch einigermaßen sehenswert ist, ist eine andere Geschichte. Und die hat viel mit dem Hauptdarsteller zu tun, denn in Brian Kirks Film sehen wir Chadwick Boseman in einer seiner letzten Rollen. Retten kann er den visuell sehr starken Film aber nicht, auch wenn es spannend ist zu sehen, wie schön man schlechte Drehbücher abfilmen kann.

Sonntag, 6. September 2020

Away - Netflix-Serie zwischen Soap und Science-Fiction

Vertrauen, Loyalität und Freundschaft sind der Kleister, der nicht nur in einem Raumschiff auf dem Weg zum Mars vonnöten ist, sondern auch auf dem Blauen Planeten, wo die Familien der Raumfahrer ihre ziemlich irdischen Probleme bewältigen müssen. „Away“ erzählt davon, aber auch davon, dass man ein Raumschiff nicht einfach wenden kann, um wieder nach Hause zu düsen. 
 
Die Netflix-Serie bemüht sich nicht einmal darum, auf Stereotypien zu verzichten, bringt alles aber so nett rüber, dass ein richtig nettes Stück Familienunterhaltung entstanden ist. Das liegt an einem fabelhaften Cast, angeführt von der Oscar- und Golden Globe-Gewinnerin Hilary Swank in Bestform.

Freitag, 31. Juli 2020

The Collapse

Was würde mit unserer Gesellschaft passieren, wenn das globale System morgen zusammenbrechen würde? Die achtteilige französische Miniserie „The Collapse“ beantwortet diese Frage mit gnadenloser Konsequenz. 
Ohne die Technologien der modernen westlichen Industriegesellschaften sind die Menschen dem Untergang geweiht.
Erst zerfallen die technischen, dann die ökonomischen Strukturen und fast gleichzeitig auch die moralischen. Die Stationen des Zerfalls werden in „The Collapse“ parabelhaft erzählt, die Episoden sind aber trotz oder vielleicht auch wegen ihrer analytischen Schärfe außergewöhnlich spannend erzählte Geschichten.

Samstag, 25. Juli 2020

Sløborn – Die ZDFneo-Serie hätte gelingen können

Es war nicht beabsichtigt, aber nun ist die ZDF-Serie „Sløborn“ tatsächlich der erste Corona-Film geworden, obwohl das SARS-CoV-2-Virus gar nicht in der achteiligen Serie vorkommt.
Dafür wütet global und auch auf der Nordseeinsel Sløborn die Taubengrippe. Die Menschen sterben nicht diskret auf Intensivstationen, sondern aus Augen und Nase blutend vor aller Augen. „Sløborn“ ist also nicht zimperlich, hat viele gute und präzise beobachtete Momente, stellt sich am Ende aber durch stereotype Genremuster und ein fragwürdiges politisches Statement ins Abseits.

Sonntag, 21. Juni 2020

The Vast of Night (Die Weite der Nacht)


„The Vast of Night“ ist ein Independent-Film, den niemand zeigen wollte. Erst beim Slamdance Film Festival 2019 konnte Andrew Patterson seinen Debütfilm zeigen. Steven Soderbergh, der auf dem Festival seinen mit dem iPhone gedrehten Film High Flying Bird vorstellte, war hingerissen. Doch erst, als Amazon Pattersons Sci-Fi-Geschichte ins Programm aufgenommen hatte, was sicher, dass diese kleine Perle des Genrekinos nicht in einem schwarzen Loch verschwinden würde.

Donnerstag, 18. Juni 2020

Essay über Sam Peckinpahs „Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia“

Vor 36 Jahren starb Sam Peckinpah. Der US-Regisseur blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1984 ein Außenseiter im Filmbusiness. Peckinpah war kritisch, rebellisch, eigensinnig. Einige seiner Filme waren blutig, die Gründe dafür nicht immer auf Anhieb nachvollziehbar.
Peckinpah leitete die Ära des Spätwestern ein, veränderte aber auch die Bildsprache des Genres. Vor zwei Jahren erschien eines seiner Spätwerke auf Bluray: „Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia“ – eine Mischung aus Roadmovie und Spätwestern. Auch diese Verschmelzung zweier Genres soll der Regisseur erfunden haben. Grund genug, sich „Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia“ noch einmal anzuschauen und darüber nachzudenken, was wir von Sam Peckinpah lernen können.


Freitag, 12. Juni 2020

Deutschstunde - Christian Schwochows gelungene Literaturverfilmung

Schon wieder eine Verfilmung der „Deutschstunde“ von Siegfried Lenz? Wieder eine Lehrstunde über den Nationalsozialismus? Nicht wenige Zeitgenossen haben die Nase davon voll. Sie wollen frei sein von Belehrung, Pädagogisierung und Zwangserziehung – der Protest ist lauter geworden.
Christian Schwochows Neuverfilmung mit Ulrich Noethen und Tobias Moretti in den Hauptrollen nötigt den Zuschauer tatsächlich zum Nachdenken. Das ist gut so. „Deutschstunde“ setzt sich dabei aber nicht nur mit deutscher Geschichte auseinander. Er ist auch eine bebilderte Psychopathologie der Pflicht. Und derartige Befunde überdauern Jahrzehnte, weil die Zahl der Patienten einfach nicht zurückgehen will.


Mittwoch, 10. Juni 2020

Westworld Staffel 3 – Das Rätsel ist die Botschaft

Die zweite Staffel der HBO-Serie war ein Kampf, den der Zuschauer erst nach etlichen Durchgängen und unter Nutzung einschlägiger Literatur gewinnen konnte. In der ersten Staffel war dies auch so, aber da hatte die Serie von Jonathan Nolan und Lisa Joy noch ein Thema. Die dritte Staffel scheint auch einige zu haben, aber es hat nicht mehr viel mit dem zu tun, was uns „Westworld“ anfangs intelligent und glaubwürdig erklärte: die Bewusstwerdung einer Maschinenintelligenz. Nicht alles war in Season 3 schlecht, aber unterm Strich war es enttäuschend wenig.
Jonathan Nolan und Lisa Joy sind nicht dumm. Im Gegenteil. Sie geben kluge Interviews und scheinen sich in soziologischen und medientheoretischen Debatten wie Fische im Wasser zu bewegen. Ob sich die beiden Showrunner bei Marshall McLuhan bedient haben, weiß ich nicht. Aber die dritte Season erinnert doch sehr an den Medientheoretiker, der einst den enigmatischen Satz „The Medium is the message“ formulierte. 


Sonntag, 17. Mai 2020

Into the Night

Es gibt Serien, deren Ausgangsidee nicht nur witzig und vielversprechend ist, sondern schlichtweg originell und einmalig. In der Netflix-Serie „Into the Night“ fliegt eine Handvoll Verzweifelter in die Nacht, um den tödlichen Strahlen der Sonne zu entkommen. Immer nach Westen!
Aber schon bald stellt sich nicht nur die Frage, wie man die Maschine auftankt und an Lebensmittel gelangt, sondern ob man seine Reisegefährten überhaupt ertragen kann.  Showrunner Jason George macht aus dieser fragilen Ausgangskonstellation eine solide, durchgehend spannende Geschichte, deren überschaubares Potential in nur sechs Episoden stimmig entfaltet wird.

Donnerstag, 16. April 2020

Westworld – von Corona kalt erwischt

Nach drei Episoden der dritten Staffel von „Westworld“ werden die Zuschauer und Streamer mit unliebsamen Fakten konfrontiert: die HBO-Serie wird es auf SKY und seinen unterschiedlichen Plattformen nicht mehr in synchronisierter Fassung geben.
 

Im Moment kann man die von Jonathan Nolan und Lisa Joy geschaffene Serie in den nächsten Wochen bei Sky Ticket, Sky Q und Sky Go on Demand nur in der Originalfassung sehen, bestenfalls mit Untertiteln. SKY Atlantic HD steigt aus, berichtete QUOTENMETER am 14.4. Im Juni soll alles wieder „normal“ werden, doch mit dem Gebrauch dieses Wortes muss man in Corona-Zeiten vorsichtig umgehen.

Dienstag, 7. April 2020

Yesterday - eine witzige und doch sehr floskelhafte Komödie


In die Vergangenheit zu reisen und die Lottozahlen aus der Zukunft mitzunehmen – wer könnte der Versuchung widerstehen? In Danny Boyles Komödie „Yesterday“ führt ein anderer Weg die Hauptfigur zu unsterblichem Ruhm: sie wacht in einer Parallelwelt auf und kennt als Einzige die Songs der Beatles.
Ganau das widerfährt Jack Malick. Der ist ein erfolgloser Songwriter – kann er der Versuchung widerstehen? Kann er nicht. Der Film ist danach eine Stunde lang witzig und äußerst unterhaltsam, dann rutscht „Yesterday“ ins Floskelhafte ab und bleibt bis zur letzten Minute vorhersehbar.

Freitag, 3. April 2020

Picard - die neue Star Trek-Serie hat starke und schwache Momente

„Great Expectations“ – der Titel eines Romans von Charles Dickens könnte auch die Begeisterung gut auf den Punkt bringen, die recht groß war, als bekannt wurde, dass CBS mit „Picard“ endlich ein richtiges Sequel auf die Reise schicken wollte. Allerdings: Sind die Erwartungen groß, ist es die Fallhöhe auch. 


Dann war es soweit: „Picard“ konnte mit Patrick Stewart als Jean-Luc Picard und anderen bekannten Darstellern aus „Star Trek: The Next Generation“ und „Star Trek: Voyager“ besonders am Anfang kräftig punkten. Danach gab dabei ein paar schöne Momente, jede Menge Nostalgie, aber leider auch ein paar Bruchlandungen zu sehen. Note: Befriedigend.

Montag, 30. März 2020

Das Wunder von Marseille

„Das Wunder von Marseille“ – das ist in jeder Hinsicht ist ein doppelsinniger Filmtitel. 2011 gewann Fahim Mohammad, der 11-jährige Held des Films, als Migrant ohne Papiere die französische U 12-Meisterschaft, an der er nach dem Willen der Verbandsfunktionäre gar nicht hätte teilnehmen dürfen. Später wurde er sogar Schüler-Weltmeister. Ein Wunder.
Dass sein Vater Nura vom französischen Premierminister François Fillon nur dank des Schachtalents seines Sohns eine Aufenthaltserlaubnis erhielt, war angesichts der zu diesem Zeitpunkt deutlich restriktiveren Einwanderungspolitik das zweite Wunder. Vater und Sohn durften danach bis heute in Frankreich bleiben – natürlich auch als öffentlichkeitswirksame Beispiel einer gelungenen Migrationspolitik.

Mittwoch, 18. März 2020

In diesen Corona-Zeiten…

Natürlich hat auch der Filmclub – zumindest vorübergehend – in Zeiten von Corona aufgehört zu existieren. Keine Filme mehr, zumindest nicht mehr gemeinsam. Dafür regelmäßige Kontaktpflege und Austausch von Informationen – was der eine nicht weiß, das weiß der andere. Einige Gedanken dazu, quasi Off-Label verwendet.

Sonntag, 8. März 2020

Unterleuten - Das zerrissene Dorf

Goldfarbene Felder, aber immer noch ein Land in der Strukturkrise. Matti Geschonneck erzählt in dem ZDF-Dreiteiler von einem Dorf mitten in Brandenburg, das in eine schwere Krise gerät. Erst gab es die Treuhand, nun fallen Investoren in Unterleuten ein, die einen Windpark bauen wollen.
Die Verfilmung von Julie Zehs gleichnamigen Roman wurde als TV-Meilenstein angekündigt. „Unterleuten“ ist tatsächlich ein sehenswerter Dreiteiler geworden, gespielt vom Who is Who der deutschen Schauspielergarde. Ein düsteres Gesellschaftsdrama und ein Spiegelbild der Kleinkariertheit, das allerdings eine Frage nicht beantwortet.


Sonntag, 16. Februar 2020

Aniara

Filme bewegen sich in Grenzbereichen. Einige zerschellen an der Grenzmauer, weil sie halbherzig sind, andere übersteigen sie mutig. Aber nicht immer ist das, was man jenseits der Mauer findet, auch das, was man sich erhoffte. Der SF-Film „Aniara“ von Pella Kågerman und Hugo Lilja gelingt der Aufstieg. Was danach kommt, war nicht zu erwarten, nämlich wenig Sci-Fi, dafür aber eine Meditation über das, was der Mensch nicht kann in der Leere des Weltalls.
„Aniara“ ist die Verfilmung eines Versepos von Harry Martinson und seit Februar auf Bluray und DVD erhältlich. Der Film ist nie in die deutschen Kinos gekommen. Zu Recht, man erträgt ihn kaum. Er ist zu gut.


Montag, 10. Februar 2020

Ad Astra

„Zu den Sternen“ heißt der deutsche Verleihtitel. Er vermittelt sehnsuchtsvoll das Appellative, das Science-Fiction so wunderbar und auch naiv erscheinen lässt. Beyond frontiers könnte man auch sagen, Grenzen überwinden, das Neue als Herausforderung annehmen. Oder Astronomy is looking up, wie man es im Labor der Astronomin Ellie“ Arroway (Jodie Foster) in Robert Zemeckis „Contact” lesen kann.

Der Film von James Gray lässt dagegen nur wenig Raum für Optimismus und Utopien. Er erzählt stattdessen davon, dass der Mensch auf der Reise zu den Sternen auch immer sich selbst mitnimmt. Und dass er deshalb besser zu Hause bleiben sollte. DVD und Bluray liegen seit dem 6. Februar vor.


Sonntag, 26. Januar 2020

Picard – die CBS-Serie ist angenehm konservativ

Das Alte ist das bessere Neue. Gut, Zweifel sind berechtigt, auf jeden Fall steckt in diesem Aphorismus ein Stück ehrlicher Emotion – es ist der Wunsch nach dem Vertrauten, das ein klein wenig neu sein darf. 
Viele Trekkies scheinen nach zwei Staffeln „Discovery“ genau dieses Gefühl herbeigesehnt zu haben. Dies zeigen auch die überdeutlich positiven Stimmen nach der ersten Episode der neuen Star Trek-Serie „Picard“. Aber eins muss am Ende stimmen: das neue Alte muss auch gut sein.

Freitag, 17. Januar 2020

Messiah - die neue Netflix-Serie ist ein Spektakel

Was würde passieren, wenn der Sohn Gottes wiederkehrt? Eine intelligente, aber keineswegs originelle Frage, denn über eine Antwort haben Theologen und Philosophen schon früher nachgedacht. Nicht selten fiel die Antwort düster aus: Man würde Jesus festnehmen, natürlich als Terrorist.
 
Genau das geschieht in der zehnteiligen Serie „Messiah“, als ein Wanderprediger in Damaskus auftaucht und danach querbeet durch alle Religionen Anhänger um sich schart. Ist er der Messias oder ein Scharlatan? Auf der Suche nach einer Antwort begibt sich der Mystery-Thriller von Netflix auf eine Gratwanderung, die fast zwangsläufig eine Antwort schuldig bleiben müsste. Aber Netflix kennt keinen Konjunktiv.


Montag, 13. Januar 2020

Dracula - NETFLIX-Serie verflacht nach starkem Beginn

Inmitten eines scheinbar sich immerwährend steigernden Peak TVs, das fast wie aus dem Handgelenk jährlich Serien im dreistelligen Bereich auf den Markt wirft, muss man schnell entscheiden, was man sich zumutet und was nicht. Im Falle der BBC-Miniserie „Dracula“ lautet der Rat: bitte die erste Folge anschauen, dann auf den Rest verzichten.

Mittwoch, 1. Januar 2020

Best of 2019

Ca. 65 Filme wurden im vergangenen Jahr gesichtet. Das ist eine gute Bilanz. Die Bedeutung von Serien nahm wie erwartet nicht ab. Dies spiegelte auch die hohe Anzahl von Rezensionen wider. Es wird Zeit, darauf zu reagieren. Der Filmclub wird deshalb in der Jahresbilanz sowohl die besten zehn Filme als auch die besten zehn Serien vorstellen.
Bester Film des Jahres wurde Quentin Tarantinos Once Upon A Time In Hollywood. Beste Serie ist Chernobyl - allerdings als primus inter pares, denn vier weitere Serien entpuppten sich ebenfalls als Highlights des seriellen Erzählens.