Sonntag, 23. Juni 2019

Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm

Wer sich für deutsche Literatur- und Theatergeschichte interessiert und auch für einen der genialsten Dichter und Denker des 20. Jh., der kommt um Joachim A. Langs Film nicht herum. Schwere Kost? Ja! Aber leicht serviert. Der Film macht Spaß, auch Zuschauern, die zuletzt in der Schule mit Bertolt Brecht zu tun hatten. Lang ist ein ausgezeichneter Brecht-Kenner und so zeigt er in „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“, wie das eine mit dem anderen zusammenhängt: Denken macht Spaß, ist aber kein Zuckerschlecken.

„Mackie Messer“ ist ein opulentes Stück Kino mit ausgezeichneten Darstellern, aber auch eine Lektion darüber, was Brecht vorschwebte, als er Ende der 1930er Jahre die „Dreigroschenoper“, seinen großen Theaterhit, auch auf die Kinoleinwände der Weimarer Republik bringen wollte. Die Filmproduzenten wollten Unterhaltung, Brecht dagegen mehr Politik. Man zog vor Gericht und Brecht machte aus dem Prozess ein Lehrstück. Der deutsche Regisseur Joachim A. Lang zeigt nun, wie der „Dreigroschenfilm“ hätte aussehen können.

Dienstag, 11. Juni 2019

Chernobyl - der Horror der Fakten

Was hat HBO nach „Game of Thrones“ noch im Köcher? Eine ganze Menge. Mit der Miniserie über den Super-GAU, der sich 1986 im Kernkraftwerk Tschernobyl nahe der ukrainischen Stadt Prypjat ereignete, katapultierte sich HBO innerhalb weniger Tage in der IMDB auf Platz 1 der „Top Rated TV Shows“.

Mit Showrunner Graig Mazin, der bis lang nicht gerade mit anspruchsvoller Kost glänzen konnte, und dem schwedischen Musiker und Regisseur Johan Renck, der nur vereinzelt in den Regielisten von „Breaking Bad“, „The Walking Dead“ und „Vikings“ aufgetaucht ist, haben zwei wenig prominente Filmemacher nun ein gewaltiges TV-Gewitter inszeniert, das zu den dichtesten und unangenehmsten im aktuellen Serien-Kosmos gehört. „Chernobyl“ geht nicht nur unter die Haut, sondern schlägt auch auf den Magen

Montag, 10. Juni 2019

Designated Survivor - die dritte Staffel hat eine harte Agenda

Wie ein Phönix aus der Asche kam sie zurück, zuvor lieblos ad acta gelegt: „Designated Survivor, die vor anderthalb Jahren von ABC nach zwei Staffeln gecancelte Serie. Jenes Politdrama, das von einem Mann erzählt, der eigentlich kein Politiker sein will, aber plötzlich der mächtigste Mann der westlichen Welt ist.
Hatten nicht viele gesagt, dass diese Geschichte auserzählt ist? Nun ist der von Kiefer Sutherland gespielte Idealist Tom Kirkman, der kein Pragmatiker der Macht sein wollte, wieder da. In der letzten der zehn neuen Folgen holt er sich erneut seinen Therapeuten ins Weiße Haus, weil die Schuld an ihm nagt. Unmittelbar vor dem Finale der Präsidentschaftswahlen hat Kirkman zwar nicht gelogen, aber bewusst geschwiegen, um seinen größten Widersacher politisch zu vernichten. Darf das einer wie er, darf man das überhaupt? 
Das sind nicht die einzigen Fragen, die in einer Serie gestellt werden. „Designated Survivor“ wird sogar im letzten Drittel zu einer bitterbösen Anti-Trump-Brandrede. Überhaupt nicht fair, ausgewogen, objektiv und nett, sondern gallig, parteiisch und wütend.