Mittwoch, 11. April 2007

Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler

Deutschland 2006 - Regie: Dani Levy - Darsteller: Helge Schneider, Ulrich Mühe, Sylvester Groth, Adriana Altaras, Ulrich Noethen, Stefan Kurt, Lambert Hamel - Prädikat: wertvoll - FSK: ab 12 - Länge: 95 min.

Ich denke, es gibt viele Arten über Kino zu sprechen. Deshalb gibt es über Dani Levys „Mein Führer“ ausnahmsweise mal keine Kritik. Ich gebe lieber Auszüge aus einem Gespräch mit meinem alten Freund Otto wieder, der aus seiner skeptischen Meinung keinen Hehl machte.

BigDoc: Am Anfang habe ich doch gewisse Schwierigkeiten mit dem Film gehabt. Die Geschichte eines depressiven Hitler, der kurz vor Kriegsende auf Wunsch des Reichspropagandaministers Goebbels eine flammende Neujahrsrede halten soll, aber zuvor mithilfe eines professionellen Schauspieler wieder „in Form“ gebracht werden muss, geht ja noch, aber dass sein Trainer ausgerechnet ein Jude ist, der von Goebbels für diesen Job extra aus dem Konzentrationslager geholt wird, hat mich dann doch heftig schlucken lassen.

Otto: In meiner Jugend, also in den 60er Jahren, wäre so ein Film nicht möglich gewesen. Man lachte nicht über Hitler. Man redete allerdings auch nicht mehr über ihn. Nur die Linken oder Schriftsteller wie Böll taten dies. Und der ganze Bereich des „Hitler-Veräppelns“ war durch Chaplins „The Great Dictator“ abgedeckt. Dieser Film war sakrosankt, gehörte zum heiligen cineastischen Kulturerbe und damit war das Thema durch. Es gab dann später allerdings einige „ernste“ Hitler-Filme, unter anderem auch mit Alec Guinness und Anthony Hopkins, aber die sind soweit ich weiß nie so recht ins kollektive Filmgedächtnis eingedrungen. Ich hätte mir in meiner Schulzeit auf jeden Fall nicht vorstellen können, dass man mit Komödien über Hitler Erfolg in den Kinos gehabt hätte. Sind wir doch mal ehrlich: Dazu ist das Thema doch zu ernst.

BigDoc: Lachen heißt ja nicht, dass man insgeheim einverstanden ist mit dem, worüber man lacht, oder dass man es weniger ernst nimmt. Je länger ich „Mein Führer“ sah, desto mehr musste ich lachen, desto mehr überzeugte mich der Film. Er macht sich über Hitler lustig und nicht etwa über seine Taten und seine Opfer.

Otto:
Im Filmclub war der Film trotzdem sehr umstritten, wie ich hörte?!

BigDoc: Das kann man so nicht sagen. Von mir bekam der Film eine Zwei, Melonie gab ihm sogar eine glatte Eins. Nur Mr. Mendez war wieder einmal sehr bedeckt, konnte sich aber immerhin zu einer 3,5 aufraffen.

Otto: Das ist erklärungsbedürftig!

BigDoc: Finde ich nicht. Noten sind doch häufig sehr subjektiv und wenn man Helge Schneider-Fan ist, geht man garantiert mit anderen Maßstäben an die Sache heran als jemand, der „Sein oder Nichtsein“ von Ernst Lubitsch aus dem eff-eff kennt.

Otto: Mir war Helge Schneider eigentlich egal, weil von ihm ohnehin wenig zu erkennen war. Nach einigen Minuten vergisst man schnell, dass H.S. die Rolle des GröFaz spielt. Was mich so störte, war etwas, was bislang keinem Kritiker aufgefallen ist: der Hitler in Dani Levys Film macht einen bieder-harmlosen Eindruck und scheint überhaupt nichts Böses getan zu haben. Die Schurken befinden in seiner Entourage: Himmler, Goebbels, auch Speer, der sein Fett wegkriegt.
Ich fand es sogar ausgesprochen peinlich, dass ein jüdischer Regisseur in einer Komödie über Hitler den Führer darüber fabulieren lässt, dass er die Juden eigentlich nach Madagaskar schicken wollte. Das erinnert mich ganz schlimm an die oft kolportierte Redewendung „Wenn das der Führer wüsste!“. Das hat sich ja über Generationen gehalten, diese Vermutung, dass Hitler die ganzen Verbrechen nicht zu verantworten hatte, vielleicht sogar nichts darüber wusste.

BigDoc: Ja, diese relative Verharmlosung Hitlers ist mir auch aufgefallen. Aber es gehört zu Levys Konzept, dass man historische „Essentials“ kennt. So kann er durch teilweise absurden Humor zeigen, dass sich hinter dem Jahrhundertverbrecher eine spießige, kleinbürgerliche und durch grausame Kindheitserfahrungen extrem neurotisierte Persönlichkeit verbirgt, über die man bei näherem Hinsehen eigentlich nur lachen kann.

Otto: Immerhin hat dieser „Spießer“ einige Millionen auf dem Gewissen. Soll vor diesem Hintergrund das Lachen über Hitler befreiend sein? Oder soll es der Erkenntnis dienen? Ich wüsste zum einen nicht, wovon sich heutige Kinogänger befreien sollten. Das sind doch überwiegend junge Leute, deren Eltern nicht mal diese Zeit erlebt haben, die zum Teil nicht einmal ausreichende historische Kenntnisse haben. Wie rezipiert diese Generation wohl Hitler im Kino? Wohl kaum auf der Grundlage historischer „Essentials“, wenn man dem Abspann von „Mein Führer“ Glauben schenken darf! Und damit hat sich auch meine zweite Frage erledigt: Erkenntnisse über den Nationalsozialismus und zeitgeschichtliche Erklärungen hat diese Klamotte dieser Zielgruppe doch nun wirklich nicht zu bieten.

BigDoc: Also, erstens gibt es in der rechten Szene einiges, von dem man sich befreien könnte, zweitens kann man sich beim Abspann, wo nicht nur junge Leute krude Kenntnisse über Hitler preisgeben, die Hände vors Gesicht schlagen, aber drittens ist direkte Aufklärung auch nicht die Aufgabe einer Komödie. Zugegeben: Levys Film kann nicht funktionieren ohne die historischen Kenntnisse und die Medienerfahrungen, die man über den Nationalsozialismus hat. Insofern ist jede historische Komödie immer auch in historisches Grundwissen eingebettet. Und das wird nun mal häufig von Medien vermittelt. Ich gehe sogar soweit, dass „Mein Führer“ nur funktionieren kann, wenn man auch Benignis „Das Leben ist schön“ und den aus meiner Sicht völlig misslungenen „Untergang“ von Oliver Hirschbiegel im Kopf hat, der ja zeigt, dass eine realistisch-ernsthafte Perspektive bei diesem Thema wenig Klärendes zu bieten hat und im schlimmsten Fall zur positiven Mythologisierung der Figur Hitlers beitragen kann. Da kann man sich ja besser Guido Knopp angucken als Hirschbiegels Bunkerdrama.

Otto: Immerhin redest Du von einem der erfolgreichsten Filme der deutschen Filmgeschichte!

BigDoc: Das ist doch kein Qualitätsbeweis!

Doc: Aber ich denke auch, dass sich 4,5 Mio. Zuschauer nicht so einfach zum Narren machen ließen oder nur aufgrund von unreflektierter Neugier ins Kino gingen. Der Film muss doch irgendwo den Nerv der Leute getroffen haben.

BigDoc: Aus meiner Sicht ist der so genannte „realistische Film“ zu größerer Genauigkeit verpflichtet, die Komödie hat eher kathartische Funktionen. „Der Untergang“ hat die Verbrechen des NS-Regimes fast unterschlagen und den Untergang der Clique um Hitler zu einer privaten Tragödie umstilisiert!

Otto: Ich muss hier Widerspruch einlegen, denn auch für diesen Film gilt Dein Argument, dass Filme nicht allein für sich stehen, sondern eingebettet sind in die historischen Kenntnisse und die Medienerfahrungen der Zuschauer. Und „Der Untergang“ ist zuverlässig recherchiert worden und wird im rein faktischen Bereich nur schwer anzugreifen sein, während „Mein Führer“ eine Klamotte ist, die mit der historischen Realität nichts zu tun hat.


BigDoc: Das kommt ganz drauf an, wie man das sieht. Ich bin ja nun überhaupt nicht gegen realistische Film mit fundierter Psychologie und ordentlich recherchiertem Drehbuch, aber manchmal bringen einen die Fakten und vor allen Dingen die ständigen Wiederholungen derselben nicht weiter. Und da geht Levys Film ja einen Schritt weiter. Und zwar, weil er es am Ende schafft, die Komödie in eine Tragikomödie umzufunktionieren. Dies erledigt die Figur des Juden Adolf Grünbaum, der das Grauen unmittelbar erlebt hat und nachvollziehbar empfindet und im Film dem Zuschauer auf diese Weise ein Identifikationsangebot macht, zu dem es keine Alternative gibt. Grünbaums Training mit Hitler deckt Schicht für Schicht dessen Banalität auf und Ulrich Mühe spielt diese Rolle mit all ihrer Ambivalenz ganz ausgezeichnet.

Otto: Ich hoffe, dass Du jetzt nicht auf Hannah Arendts „Banalität des Bösen“ anspielst. Das war ja schon damals äußerst umstritten und wurde von ihr in erster Linie aus der Erfahrung des Eichmann-Prozesses abgeleitet. Ich bezweifele doch sehr stark, ob dieser Begriff der geschichtlichen Figur „Adolf Hitler“ gerecht wird.

BigDoc: Aber immerhin zeigt Levy, dass Hitler ein Schmierenkomödiant gewesen ist, über den man besser hätte lachen sollen…

Otto: ..was aber nicht geschehen ist. Man hat ihn nicht ausgelacht, sondern ihm zugejubelt, bis alles in Schutt und Asche lag. Und dafür hat „Der Untergang“ immerhin Bilder gefunden, während es in Levys Film nur dazu reicht, dass Hitler sich und seinen Hund aus dem Fenster abseilt und durchs nächtliche Berlin marschiert, um festzustellen, dass ihn alle belogen haben und dass tatsächlich alles in Trümmern liegt. Und das ist genau das Dilemma, von dem ich bereits sprach: „Wenn das der Führer wüsste!“

BigDoc: Also ist Dani Levy Deiner Meinung nach gescheitert?

Otto: Ja, und zwar vollständig. Man muss es einmal ganz hart formulieren: Levy hat aus Hitler einen Pop-Star gemacht – man bewundert ihn zwar nicht, möchte diesen skurrilen Typ aber vielleicht etwas öfter sehen, weil er in der Badewanne so witzig aussieht. Vielleicht in einer Comedy-Serie mit Helge Schneider. Das Hitler/Schneider-Amalgam ist ein kauziger, aber mediengerechter Spießer à Alfred das Ekel, ein Typ, der nicht mal üble Umgangsformen hat und der vielleicht gar kein böser Kerl geworden wäre, wenn er nicht doll von seinem Vater verhauen worden wäre. Zu diesem Kino-Pop passt ja auch, dass der verantwortliche X-Verleih auf der Film-Homepage schreibt: „Helge Schneider spielt den Diktator mit der Coolness eines Jazz-Musikers“.

BigDoc: In diesem Zusammenhang möchte ich auf etwas anderes verweisen, was Du auch auf der Homepage von X-Film finden kannst und was Deine Kritik vielleicht etwas mildert. Und zwar ist es ein ziemlich interessantes „Schulheft“ zum Film, unter anderem mit einer bemerkenswerten Arbeit von Georg Seeßlen, der ziemlich überzeugend ausführen kann, warum uns Komödien von den alten Gespensterbilder befreien können. „Man muß vor Hitlers Bild auch lachen, um vor Verzweifelung nicht wahnsinnig zu werden“, schreibt Seeßlen und ich bin sicher, dass Levy nicht den schlechtesten Versuch unternommen hat, diesen Job gut zu erledigen.
Über den Rest muss man streiten. Finde ich auch gut so.

Dienstag, 3. April 2007

Volver

Spanien 2006 - Originaltitel: Volver - Regie: Pedro Almodóvar - Darsteller: Penélope Cruz, Carmen Maura, Lola Dueñas, Blanca Portillo, Yohana Cobo, Chus Lampreave, Antonio De La Torre, Carlos Blanco, Isabel Díaz - FSK: ab 12

Männer spielen im Leben der Frauen keine Rolle mehr, sie sind in „Volver“ kaum noch zu sehen oder liegen auf dem Friedhof: da ist zwar der freundliche Restaurantbesitzer, der von Raimunda (Penelope Cruz) einst zurückgewiesen wurde, auch ein netter junger Mann aus einer Filmcrew wirft ein Auge auf die schöne Heldin, aber vergeblich. Dafür bestimmen (Ehe-)Männer die demütigende und traumatisierende Vergangenheit der Frauen: sie schänden und vergewaltigen ihre Töchter. Auch Raimundas Mann, dessen beschränkter Mikrokosmos eigentlich nur aus Dosenbier und Sportkanal besteht, ist ein Schwein, das mit einem Messer im Bauch endet und nun entsorgt werden muss.
Aus diesem Stoff kann man einen Thriller, ein dröges Sozialdrama oder eine feministische Moritat machen. Almodóvar dagegen hat eine charmante und intelligente Komödie vorgelegt, die vor Lebenslust und visueller Intelligenz nur so funkelt.


Im Mittelpunkt von Almodóvars Film stehen die Frauen – wieder einmal könnte man sagen, aber dazu müsste man die Filmvita des spanischen Regisseurs gründlicher aufrollen („Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“, „Alles über meine Mutter“, „Sprich mit ihr“). Raimunda und Sole, die beiden Schwestern, versuchen beide auf ihre eigene Weise das Leben zu meistern: Raimunda schuftet als Putzfrau, Sole (Lola Dueñas) betreibt einen illegalen Friseursalon. Beide leben in der Stadt, aber ihre Heimat ist La Mancha, der Heimatort Almodóvars und (wie symbolträchtig) die literarische Heimat Cervantes, in der er seinen komischen Helden Don Quichotte angesiedelt hat. Dort sind Eltern der Schwestern bei einem Brand ums Leben gekommen und dort lebt ihre etwas verwirrte Tante Paula und ihre Freundin Agustina.
Als Raimundas Mann seine Stieftochter Paula begrapscht, rammt diese ihm ein Küchenmesser in den Bauch. Vor Zorn bebend, aber auch sehr pragmatisch, lagert Raimunda den toten Ehemann in der Tiefkühltruhe eines kurzfristig geschlossenen Restaurants ein, auf das sie aufpassen soll. Als eine Filmcrew, die ganz in der Nähe arbeitet, bewirtet werden will, nimmt Raimunda ihr Schicksal in die Hand und öffnet das Etablissement in eigener Regie.
Sole, die zur Beerdigung der inzwischen verstorbenen Tante Paula reist, begegnet derweil in deren Haus ihrer toten Mutter und flüchtet in heller Panik. Doch das Gespenst ist listig: Irene (Carmen Maura) versteckt sich im Kofferraum der Tochter, was zu einer Reihe nicht sonderlich gespenstischer, dafür aber höchst komödiantischer Verwicklungen führt.

Natürlich hat Almodóvar keinen Mystery-Thriller gedreht, aber bevor sich alles aufklärt, müssen schon mehrere gordische Knoten durchschlagen werden, was Almodóvar mit leichter Hand löst: da macht Raimunda mit geschickter Improvisationskunst und der unerschöpflichen Solidarität ihrer Freundinnen aus dem Restaurant eine Goldgrube und entsorgt en passant die Leiche ihres Mannes zusammen mit der netten Hure von nebenan. Sole dagegen hat ein Gespenst am Hals, das sie vor ihren Kundinnen als russische Hilfskraft ausgibt, während Paula, die Tochter Raimundas, peu à peu hinter das Geheimnis ihrer Herkunft kommt – ihre Mutter ist nämlich auch ihre Schwester. Und schließlich zeigt es sich, dass es für ein altruistisches Gespenst, das keins ist, besser sein kann als Gespenst weiterzuleben.

„Volver“ ist im Gegensatz zu Almodóvars letzten Filmen stilistisch und inhaltlich weniger komplex, was hoffen lässt, dass sich der filmische Kosmos des Spaniers langsam auch einem breiteren Publikum erschließt. Einfach wird dies nicht, aber „Volver“ ist die denkbar beste Eintrittskarte, denn hier stimmt die tragikomische Balance einfach perfekt: allein die Szene, in der Raimunda mit chaotischer Intelligenz ihr erstes Essen für die Filmcrew zusammenstellt, besitzt eine herrliche Nonchalance. Und wenn sie vor ihren Gästen das herzzerreißende Lied „Volver“ singt, so bremst Almodóvar den sentimentalen Überschwang sofort wieder aus. Abgründe und Grausamkeiten werden dagegen mit unterkühlter Beiläufigkeit serviert, ohne dass ihr ernstes Gegengewicht gefährdet wird.
In einer der schönsten Szenen des Films wird dies besonders deutlich: Raimunda hat ihren Mann mitsamt der Kühltruhe an einem stillen Fluss begraben. In einer kurzen Nahaufnahme zeigt Almodóvar, wie Raimunda etwas in den Baumstamm ritzt. Wenn Raimunda später mit ihrer Mutter und ihrer Tochter an diesen Ort zurückkehren wird, zeigt eine erneute Einstellung, dass sie Geburts- und Todesjahr ihres Mannes im Stamm verewigt hat – er ist, und das wird schnell klar, an seinem Lieblingsplatz beerdigt worden.

So viel paradoxe Zärtlichkeit muss man erst einmal verdauen, aber Almodóvars Figuren tun sowieso selten das, was man von ihnen erwartet. Alle sind immer auf der Suche nach Liebe und Selbstachtung, aber dazu gehen sie mitunter seltsame Wege wie der Krankenpfleger Benigno, der eine komatöse Frau liebt („Sprich mit ihr“, 2002).Das gibt Almodóvars Figuren manchmal eine eigentümliche Freiheit jenseits der gesellschaftlichen Konventionen.

Liebe, Selbstachtung und Solidarität gibt es in „Volver“ allerdings nur noch zwischen Frauen, zwischen Großmüttern, Müttern und Töchtern, eine generationenübergreifende Gemeinschaft, die alle Wunden heilt. Dass Pedro Almodóvars Film für Männer schwer zugänglich ist, sie verstört und sogar tief sitzende Aversionen und Ängste freisetzt, ist kein Wunder.

Ein Wort noch über Penelope Cruz: ich habe sie lange nicht mehr so gut gesehen. Obwohl man es ihr erst nicht glauben will, spielt sie die Rolle einer „einfachen Frau“ mit so viel Energie und Chuzpe, dass man ihr die Vitalität, die natürliche Klugheit, aber auch den Zorn und die Entschlossenheit gegen jede Erfahrung jederzeit glaubt. „Volver“ (Rückkehr) ist somit auch darstellerisch eine Rückkehr zu den Wurzeln ihrer spanischen Karriere, die in Almodóvars „Alles über mein Mutter“ (1999) ihren bisherigen Höhepunkt fand. Darüber sollte man nicht vergessen, dass alle Frauenrollen in „Volver“ exzellent besetzt sind.

Ein Extra-Lob verdient auch Kameramann José Luis Alcaine, der mit einigen sehr schönen Tableaus die skurril-ekstatische Farbenwelt Almodóvars diesmal nur andeutet, aber einigen Einstellungen damit ein besonderes Gewicht verleiht.

„Volver“ erhielt den Europäischen Filmpreis 2006 in den Kategorien „Beste Regie“, „Beste Darstellerin“ (Penélope Cruz), „Beste Filmmusik“ und „Beste Kamera“. Er hat es verdient.

Noten: BigDoc und Klawer jeweils 1, Melonie 2 und Mr. Mendez 3,5. Damit ist „Volver“ trotz einer Abwertung mit einer Durchschnittsnote von 1,9 auf dem besten Weg unter die Top Ten der Jahresauswertung.