Mittwoch, 24. August 2016

Trumbo

„Trumbo“ ist ein Film über den Ungeist einer Epoche, in der Menschen wegen ihrer politischen Gesinnung ihre Existenz verloren oder ins Gefängnis mussten. Regisseur Jay Roach erzählt mit dem Handwerkszeug der Komödie vom listenreichen Widerstand eines Mannes, den das System ausgespuckt hat und der sich durch die Hintertür wieder einschleicht. Es gibt bessere Filme über die McCarthy-Ära, aber „Trumbo“ ist keine Geschichtsklitterung und daher sehenswert.

Bryan Cranston für die Rolle des Dalton Trumbo zu casten, war ein gelungener Schachzug. Dem „Breaking Bad“-Star folgt die Aura des moralisch Ambivalenten quasi auf dem Fuße. In Jay Roachs Film wird dieses Versprechen aber nicht restlos eingelöst, denn Cranstons Darstellung des berühmten Drehbuchautors Dalton Trumbo (
Papillon“) ist weitgehend widerspruchsfrei und gradlinig. So will es das Script über den Scriptwriter. Das entspricht zwar nicht immer ganz den Fakten, ist aber politisch korrekt. Und zwar in dem Sinne, dass die Erinnerung an eine Ära der politischen Verfolgung durch Filme wie „Trumbo“ nicht verloren geht. Hängt man die Latte also so niedrig auf, dann ist „Trumbo“ eine ordentliche Einführungs-Lektion in die Geschichte der politischen Verfolgung in einem demokratisch verfassten Land. Das bedeutet aber nicht, dass „Trumbo“ ein politischer Film geworden ist.

Dienstag, 16. August 2016

The Eichmann Show (Der Fall Eichmann)

In Deutschland wurde die britische TV-Produktion „The Eichmann Show“ unter dem Verleihtitel „Der Fall Eichmann“ vertrieben. Erzählt wird allerdings die Entstehungsgeschichte einer TV-Dokumentation über den Prozess gegen Adolf Eichmann. Der Verleihtitel trifft also nicht den ganz den Kern, will wohl aber die semantischen Unschärfen vermeiden, die Begriff „Show“ auslöst. Und der kann sowohl eine ‚übertriebene Selbstdarstellung’ als auch eine Aufführung oder ein TV-Format meinen. Beides spielt in Paul Andrew Williams Film eine wichtige Rolle.

Am 11. April 1961 begann in Jerusalem der Prozess gegen Adolf Eichmann. Angeklagt wurde der ehemaligen SS-Obersturmbannführer nach geltendem Völkerrecht wegen seiner „Verbrechen gegen die Menschheit“. Eichmann war als Referatsleiter im deutschen Reichssicherheitshauptamt (RSHA) zuständig für die Deportation von ca. sechs Millionen Juden, aber auch Sinti und Roma, und damit auch mitverantwortlich für deren massenhafte Ermordung in den Vernichtungslagern. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs gelang es dem 1906 in Solingen geborenen Eichmann in Deutschland und Österreich unterzutauchen, ehe er sich mit Hilfe des Vatikans 1950 über die sogenannte „Rattenlinie“ nach Südamerika absetzen konnte. 1960 wurde Eichmann nach abenteuerlicher Vorgeschichte vom israelischen Mossad aus Argentinien entführt und nach Israel gebracht. Dort wurde er zum Tode verurteilt und am 1. Juni 1962 gehängt.


Dienstag, 9. August 2016

Die Schüler der Madame Anne

Was mit einem pädagogischen Experiment für prekäre Schüler beginnt, endet mit einem grandiosen Erfolg: Die Schüler eines französischen Gymnasiums, allesamt auf dem Weg zum Bildungsverlierer, gewinnen den 1. Preis in einem Schulwettbewerb. Das Thema: Holocaust. Und alle Kids, die glaubten, nichts dazu sagen zu können, stellen fest, dass sie eine Menge berichten können.

Engagierter Trainer übernimmt ein Sportteam voller Loser, impft den Widerspenstigen nach vielen Mühen endlich Courage ein und macht sie zu Siegern.
Das ist die Erfolgsformel vieler US-Sportfilme, zuletzt hat es Niki Caro in „City of McFarland“ (2015) mit ihrem Hauptdarsteller Kevin Costner erstaunlich überzeugend vorgeführt. Und genauso funktioniert auch „Die Schüler der Madame Anne“ über weite Strecken. In dem Film der Regisseurin Marie-Castille Mention-Schaar (
„Willkommen in der Bretagne“, 2012) steht die Lehrerin Anne Guegen (Arian Ascaride) an vorderster Front. Ihre neue 11. Klasse steht zwei Jahre vor dem Abitur, präsentiert sich aber überwiegend desinteressiert und gehört zu den schwächsten des Leon Blum-Gymnasiums. Zerfallen in disparate Gruppen, mit Schülern aus unterschiedlichen Ethnien und Religionen, sind die Lustlosen nicht ansprechbar, hören Musik oder spielen mit dem Smartphone. Ausgerechnet diesen Verlierern aus einem Pariser Vorort schlägt die neue Klassenlehrerin vor, sich an einem nationalen Schulwettbewerb zu beteiligen. Das Thema lautet: "Les enfants et les adolescents dans le système concentrationnaire nazi" (Kinder und Jugendliche in den Konzentrationslagern der Nazis). Wie soll das gehen?

Samstag, 6. August 2016

Das große Geheimnis (Secrets of War)

Viele Filme für Kinder und Jugendliche tun auch Erwachsenen ganz gut. Die luxemburgische Co-Produktion „Secrets of War“ (Das große Geheimnis) erzählt Kindern ab 10 Jahren eine Geschichte aus dem von Nazis besetzten Holland. Nicht aus der Perspektive der Erwachsenen, sondern aus jener der Kinder. Großes Kino. Auch für Erwachsene.

An sich ist es ein idyllischer Sommer. Wir sind im Jahre 1943, in Holland. Der freche und abenteuerlustige Tuur (Maas Bronkhuyzen) und sein Freund Lambert (Joes Brauers) sind meistens draußen im Wald
unterwegs. Es gibt die üblichen Rangeleien mit älteren Jungs und Lambert greift zur Zwille. Der Schuss sitzt, die beiden Jungen können fliehen und suchen in einer weitläufigen Höhle Schutz. Dort kennen sie jeden Winkel.
Komisch sind in diesem Sommer nur die Männer in den grauen Uniformen, die ihnen gelegentlich den Weg versperren:
„Sperrgebiet!. Und Tuur kann auch nicht so richtig verstehen, warum ihm seine Eltern das Spielen in der Höhle verbieten. Und das ohne Erklärung. Sogar Tuurs Bruder scheint mehr zu wissen, sagt aber kein Wort. Und dann werden auch noch Erwachsene von den Männern in Grau in Autos gezerrt, sogar ein Priester ist darunter. Und während der Sonntagspredigt erinnert der Pfarrer an all die verschwundenen Menschen des Dorfes, die nicht vergessen werden dürfen. „Sie gehören zu uns!“ Tuur entgeht nicht, dass der Vater seines besten Freundes Lambert angewidert das Gesicht verzieht. Dabei ist der doch als Bürgermeister der Boss des Dorfes und müsste doch dagegen etwas unternehmen können.