Freitag, 29. Juni 2012

Yogi’s Bauchlandung –Fußball wie in einem schlechten Film


Wieder mal kein Oscar
Der alte Erfolgsregisseur hat jahrelang mit einer Riege von Darstellern zusammengearbeitet, die sein Vertrauen genießen. Einst hat er sie aufgebaut, in einer Zeit, als alle glaubten, dass sein Land keine guten Filme mehr machen kann. Dann sorgten sie für überschaubare Qualität mit einem Schuss Esprit. Doch der Druck wurde größer. Denn einen Oscar hat der stilsichere Künstler mit seinen Filmen noch nicht gewonnen.

Dann – endlich – sorgt er für frischen Wind. Wie damals in den mythengeschwängerten Aufbruchszeiten zaubert er junge Talente aus dem Hut. James Dean statt Rock Hudson, Johnny Depp statt Gary Grant. Und er landet einen Hit. Alle wollen die jungen unbekümmerten Rookies sehen, die Stars von morgen.
Doch dann beginnen die Zweifel. Haben sie mich schon einmal im Stich gelassen, Rock und Gary? Werden die Jungen noch einmal so unbeschwert aufspielen können oder sollte man ihnen erst mal in aller Ruhe eine Nebenrolle zuweisen? Und loyal bis in die Knochen kehrt er zum Bewährten zurück.
Und wieder reicht es für keinen Oscar.

Never change a winning team
Im Fußball geht es zu wie im Kino. Große Gefühle, spannende Berg- und Talfahrten, verblüffende Effekte, spritzige Dialoge. Die Menschen wollen lieber lachen als weinen, und wenn sie weinen müssen, dann bitteschön über die anderen.
Im deutschen Fußball kommt noch ein weiteres Bedürfnis hinzu: wir wollen eine Mannschaft wachsen sehen, jede Veränderung nach einem Erfolg wird misstrauisch beäugt. Rückschritt ist verboten. 
Der geniale Bruch mit den vertrauten Konzepten vor dem Griechenland-Spiel hat Yogi fast die Aura eines unfehlbaren Guru verliehen. Schürrle und Reus wirbelten die griechische Abwehr durcheinander, die keineswegs schlechter gespielt hat als die italienische.
Und mittendrin immerhin noch ein Spieler der alten Garde: Miro, frisch geblieben und zu allem entschlossen. Danach gab es kein Zurück mehr. 
Taktik hin, Taktik her, ein Trainer muss auch einmal spüren, welche Schwingungen Vox Populi aussendet und wie das Herz des Fans schlägt. Mit anderen Worten: die Jungen mussten drin bleiben.
Doch Yogi spürt den Kitzel der Hybris. Noch einmal alles neu erschaffen, noch einmal alle austricksen. Doch ich kann nichts Neues aus dem Alten erschaffen. Ich kann nicht den sensiblen Mario demontieren und dann von ihm fußballerische Delikatessen erwarten.
Ich kann nicht erneut Prinz Poldi bringen, nachdem dieser gesehen hat, was sein Konkurrent kann.
Und ich kann mich vor allen Dingen nicht dem Gegner anpassen, anstatt diesen zu zwingen, sich dem eigenen Konzept zu beugen. So gesehen, war die Entscheidung, dem italienischen Zampano Pirlo mit Toni Kroos einen Manndecker an die Seite zu stellen, ein unbedingtes Zeichen der Schwäche. Nicht dass Kross schlecht spielte, Gott bewahre, dies tat er nicht, aber dass der teuflisch starke Reus zunächst auf der Bank schmoren musste, wird wohl als Jahrhundertfehler in die Geschichte eingehen.
Trotz Sonderbewacher zog Pirlo seine Kreise, rechts klafften in der vom Trainer kastrierten Spielhälfte Löcher, offensiv wie defensiv. Und dort schossen die Italiener ihr erstes Tor, als Hummels, weit entfernt von seiner zentralen Position, vernascht wurde.
Yogi, das Taktikgenie, hatte sich verzockt.

Goldene Generation perdue
Und so sahen wir statt des Aufstiegs einer goldenen Generation ihren Abstieg.
Allerdings auf gutem Niveau.
Chancen waren da, ab es war das Spiel, in dem man das erste Tor machen muss.
Nach dem 0-1 war nicht alles aus, nach dem 0-2 allerdings schon und so war die verzweifelte Kurskorrektur in der Halbzeit nur noch ein Muster ohne Wert.

Und die Italiener? Sie haben zwei Tore in Weltklassemanier geschossen.
Das ist der Unterschied. Der deutsche Fan erwartet bereits in Freundschaftsspielen vor dem Turnier Topleistungen und die Vorrundenspiele müssen ein Husarenritt werden, voller Glanz und jeden Zweifel ausschließend.
Die Italiener mogeln sich halt so durch, auch ein Elfmeterschießen scheuen sie nicht.
Wenn es aber darauf ankommt, dann zeigen sie, was sie können. Davon sind wir weit entfernt.
Wir sind nicht Weltklasse, wir sitzen wieder einmal im Vorzimmer zum Himmel.

Sonntag, 3. Juni 2012

Verschlüsselungs-Salat bei HDplus

HD+ gucken ganz einfach? Eher nicht. Wieder einmal spielt die Technik den Betreibern einen Streich. Oder spielen uns die Betreiber einen Streich?

Verschlüsselt. Die für diesen Sender benötigte CAM und Smart Card sind nicht eingelegt.
Mitte letzter Woche begann alles mit einem schwarzen Bildschirm. Halt, nicht ganz! Besitzer eines PANASONIC-Receivers, die z.B. mit CIplus-Modul und Smartcard die HD+-verschlüsselten Programme der Privaten schauen wollten, sahen immerhin die Einblendung, dass sie ihr CAM und ihre Smartcard nicht in den Schacht gesteckt haben.
Kein Konjunktiv, nö - man stellt apodiktisch fest, dass der Nutzer blöd ist und lässt ihn schmoren.

Was tun?
Nun, man lässt die Betreiber etwas Geld verdienen und ruft die Hotline an. Bei HDplus ernte ich schallendes Gelächter: Ja, die Anrufe häufen sich, aber nein, natürlich (!) hätten sie nichts damit zu tun. Da müsse man schon den Gerätehersteller anrufen.
Aha, denkt man sich, da wird also vermutet,  Panasonic habe über Nacht mit einem verseuchten Firmware-Update einfach die privaten HD-Kanäle ausgeknipst.
Also ruft man die PANASONIC-Hotline an. Hier herrscht sachliche Offenheit: ASTRA habe Umstellungen vorgenommen, die zu technischen Problemen bei der Entschlüsselung führen und man bemühe sich gemeinsam um "schnellstmögliche Problemlösung".

Heute Morgen blieb der Bildschirm immer noch schwarz, wenn man einen HD+-Kanal anwählte. Ein rascher Blick in die Programmzeitung zerstreute schnell aufkommende Ängste: die Fußball-EM wird bei ARD und ZDF zu sehen sein. In schönstem HD. Unverschlüsselt. Da sitzt man halt immer in der ersten Reihe.

Ach ja: die HD PLUS GmbH ist übrigens eine Tochtergesellschaft des ASTRA-Betreibers. Und der muss seiner Tochter doch glatt verschwiegen haben, warum man die Kunden so auf den Topf setzt.
Na ja, so etwas kommt halt in den besten Familien vor.

Der Bildschirm ist immer noch schwarz.