Dienstag, 12. Dezember 2017

Vor die Wand gefahren: Das Midseason-Finale von „The Walking Dead“


„The Walking Dead“ verabschiedete sich mit einer haarsträubenden Episode in die Winterpause. Die Kritik nimmt zu, immer mehr Fans steigen aus. Es geht längst nicht um die Quoten, sondern um die Qualität der Scripts und damit auch um die Kompetenz der Macher. Mittlerweile muss befürchtet werden, dass Showrunner Scott M. Gimple und sein Team die Serie komplett vor die Wand fahren.


Das Midseason-Finale habe ich mit blankem Entsetzen gesehen. „How It’s Gotta Be“ war eine Abfolge hastig zusammengewürfelter Szenen. Ziemlich kurz, unübersichtlich arrangiert, womöglich, um möglichst viele Figuren unterzubringen - bis zur letzten Nebenfigur. Eine zusammenhängende Handlung war kaum zu erkennen und in einigen Foren vermuteten die Zuschauer, dass sie womöglich eine Folge verpasst haben – so konfus wurden die Handlungsschnipsel zusammengefügt. Zudem spielte alles bei Nacht, in tiefster Finsternis, und alles war so dunkel, dass man kaum etwas erkennen konnte. Aber die Qualität des Scripts hätte auch durch Tageslicht nicht aufgehellt werden können.


TV By The Numbers

Woche für Woche gab es das gleiche Spiel. Auf den bekannten deutschsprachigen Medien-Websites werden spätestens am Dienstag die Zuschauerzahlen der aktuelle TWD-Episode präsentiert. Und die dokumentieren scheinbar eine atemberaubende Talfahrt der Serie. 
Ausgewertet wurden aber lediglich die Live-Zahlen, also die Zuschaueranteile der Erstausstrahlung. Tatsächlich ist das US-Ratingssytem etwas komplizierter und Seiten wie „TV By The Numbers“ ermitteln mitunter andere Trends. Ich habe dies im Anhang zusammengefasst.
Aussagekräftig sind daher eigentlich nur die absoluten Zahlen, die auch jene Zuschauer und Haushalte erfassen, die die Episode aufgezeichnet (DVR) und/oder zeitversetzt gesehen haben. Und hier kann grob Folgendes zusammengefasst werden: Die 8. Season von „The Walking Dead“ (TWD) erzeugt immer noch Quoten jenseits der 10 Millionen-Grenze, liegt deutlich unter den Ratings der 7. Season, ist aber immer noch erfolgreicher als die 3. Season.
Aber es geht längst nicht mehr nur um Zahlenspielerei.


Wer tut was und warum?

„Bold move of the writers to present the last episode this year as a radio play”, schrieb ein Zuschauer im Guardian”. Himmel, TWD als Hörspiel! Aber dass man nur hören konnte, was kaum zu sehen war, war nur ein Kritikpunkt: Reminded me of the way that children write stories… this happened, then this happened, and then this and then this, with no thought as to why it happened.”
TWD erzählt also auf dem Niveau eines Kindes, das beim Schreiben eines Aufsatzes nur Aktionen aneinanderreiht, aber nicht wirklich weiß, wovon es erzählt. Und tatsächlich gingen die Figuren unterschiedlichen Ideen und Plänen nach, ohne dass irgendein strategisches Gesamtkonzept zu erkennen war. Schlimmer noch: Man wusste eigentlich nie so recht, wo wer gerade war und was er vorhatte. Das lag aber nicht nur am Script, sondern auch am Bildschnitt.

Regie führte Michael E. Satrazemis, der bislang als Kameramann und Director of Photography in der Serie in Erscheinung getreten ist und nun zum zweiten Mal nach dem gar nicht mal so schlechten „The Big Scary U“ (ep 5) Erfahrungen im Regiestuhl machen durfte. Es fehlten Establishing Shots
und wenn es sie gab, waren sie nicht so eindeutig, wie es erforderlich gewesen wäre. Gesichter in fahrenden Autos wurden aneinandergereiht: Wer zum Teufel fährt wohin und warum? Eingeschobene Flashbacks machten die Sache nicht einfacher. Dabei ist es essentiell, dass man bei vielen Akteuren und sehr vielen Schauplätzen als Zuschauer immer weiß, wo man gerade ist.
Die Fallhöhe, die sich aus der Differenz zwischen exzellenten Regisseuren wie TWD-Creator Frank Darabont und einem Regieanfänger wie Michael E. Satrazemis ergeben kann, wurde in einem miserablen Rhythmus und einer unübersichtlichen Szenenauflösung sichtbar. Fehler, die offenbar auch am Schnitttisch nicht mehr repariert werden konnten. Vielleicht wollte man auch nicht.


Eine Flut von Logiklöcher

Aber möglicherweise kämpfte Satrazemis auch gegen ein gruseliges Script an, das nicht nur ein Fragment an das nächste reihte, sondern auch Logiklöcher produzierte, die fassungslos machten. Eine kleine Auswahl:
  • Wie konnten die Saviors aus dem Sanctuary entkommen, obwohl sie in Episode 7 von einer Zombiehorde in den 1. Stock getrieben worden sind? „Eugene did it!“, erklärt jemand. Ach so, alles klar! Was tatsächlich passierte und ob Darlys Kamikaze-Aktion mit dem Lkw womöglich einen großen Anteil hatte, bleibt nebulös.
  • War schon Ricks Besuch bei den Scavengers in „The King, the Widow, and Rick“ (Episode 6) eine Zumutung für den gesunden Menschenverstand, so erschöpfte sich das Auftreten der Schrottplatz-Leute um Jadis nun darin, bereits beim ersten Schuss kommentarlos fortzulaufen.Wozu das Ganze?
  • Wie aus heiterem Himmel tauchen die Saviors auf. Bei bester Laune und üppig mit Waffen und Munition ausgestattet. In einer konzertierten Aktion schlagen sie den Aufstand nieder. Sie wissen, wo die Gruppe um Maggie und Jesus mit ihrer Kolonne langfahren wird, die Straßensperre ist präpariert und nicht einmal ansatzweise wird Gegenwehr geleistet. Und warum wird Maggie nach diesem Coup von Simon zu einem Deal verpflichtet, obwohl Negan „Die Witwe, den König und Rick“ eigentlich als Untote öffentlich und zur Abschreckung ausstellen will? Maggie darf ohne weitere Zwischenfälle nach Hilltop zurückfahren, um dort einen Savior zu exekutieren und den weiteren Widerstand zu organisieren. Nachvollziehbar? Nein.
  • Wie ist es möglich, dass die reichlich dezimierten Saviors plötzlich mit einem fulminanten Waffenarsenal im Kingdom und Alexandria auftauchen und über Munition verfügen, die in Episode 7 bereits knapp geworden war?
  • Wieso agieren alle nach Lust und Laune, obwohl Rick in der Vor- und Vorvorepisode pausenlos schwadronierte: „Der Plan geht auf!“ Welcher Plan, wenn Daryl sein eigenes Ding durchzieht und Aaron und Enid glauben, sie müssten Spirituosen klauen und inmitten des All Out War einen Besuch bei den netten Damen von Oceanside machen, wo prompt Großmutter Natania aus Versehen erschossen wird, ohne dass klar wird, was daraus folgt? Kein Wunder, die Szene bricht abrupt ab und dieser Handlungsteil wird nicht weiterverfolgt.
  • Warum bekommt Eugene moralische Bedenken und organisiert aus dem Stand eine perfekte Flucht für Father Gabriel und den aus Hilltop von den Saviors entführten Arzt? Weil er sich inmitten des Gemetzels Sorgen macht, dass die schwangere Maggie nicht rechtzeitig medizinische Betreuung erhält?
  • Neben banalen, überflüssigen und fragmentarischen Szenen gibt es als Highlight auch ein physisches Aufeinandertreffen von Rick und Negan. Dies geschieht unter folgenden Rahmenbedingungen: Die Saviors äschern gerade Alexandria mit Granatwerfern ein, Negan will inmitten des Chaos in Ricks Haus wieder einmal Spaghetti kochen (!) und Rick taucht dort auf, weil er es für logisch hält, dass Michonne mitsamt der kleinen Judith dort auf ihn warten (!), anstatt sich schnellstmöglich in Sicherheit zu bringen. Nach einer Schlägerei der beiden Erzfeinde, natürlich im Dunklen, von der man also wenig sieht, aber viel hört, wird Rick von Negan durchs Fenster geschmissen. Dabei behält Rick seinen Revolver fest in der Hand, verzichtet aber darauf, den unbewaffneten Widersacher auszuschalten. Ach ja, das würde das Staffelfinale versauen. Stattdessen läuft Rick weg und trifft Michonne, die gerade aus nichtigen Gründen einen unbewaffneten Mann mit ihrem Schwert zu Klump gehauen hat. Natürlich erwähnt Rick mit keiner Silbe, mit wem er sich gerade angelegt hat. Absurd? Ja.
  • Als dramatischen Cliffhanger beantwortet das Midseason-Finale auch die brennnende Frage, welche Hauptfigur denn nun sterben muss. Angesichts des qualitativen Verfalls der Serie war zu befürchten, dass Scott M. Gimple auf die Idee verfällt, mit Michonne oder Daryl wichtige Publikumslieblinge zu liquidieren.
    Aber es erwischt ausgerechnet Carl, der von einem Untoten gebissen wurde. Jeder vernünftige Autor würde zeigen, wie Carl gebissen wird - dieser emotionale Moment wird jedoch ausgespart. Vielleicht hat das ja mit dem Hubschrauber zu tun, den Rick in einer der vorherigen Folgen gesehen hat.
    Ein Heilmittel im Anmarsch? 
Eher nicht. Der Darsteller Chandler Riggs, so hieß es, wollte ein Jahr Auszeit, um sich aufs College vorzubereiten und seinen Tod haben die spoilernden Aktivisten der Website „Spoiling Dead“ eh schon angekündigt (Nachtrag: Das war nicht der Fall, hier habe ich mich leider geirrt. Chandler Riggs hat vielmehr mit den Seitenbetreibern vereinbar, den Cliffhanger der Episode nicht zu spoilern). Aber was will man nach einem Jahr Auszeit machen, wenn man tot ist? 

    Tatsächlich stellte sich heraus, dass Gimple den jungen Darsteller wenige Tage vor seinem 18. Geburtstag gefeuert hatte, obwohl ihm zuvor ein Vertrag über weitere drei Jahre versprochen worden war. Auf UPROXX beklagte sich William Riggs, der Vater des Darstellers, darüber, wie taktlos sein Sohn ausgebootet wurde:
    Watching Gimple fire my son 2 weeks before his 18th birthday after telling him they wanted him for the next 3 years was disappointing. I never trusted Gimple or AMC but Chandler did. I know how much it hurt him.” 

    Und wieder wurde eine Figur aus dem Kernensemble beseitigt. In den USA-Foren waren die Fans stinksauer, noch mehr aber über die salbungsvollen Worte des Showrunners, der Riggs darstellerische Leistung als die beste lobte, die man jemals in der Serie gesehen habe. Das brachte für viele das Fass zum Überlaufen. Scott M. Gimple ist für sie nur noch ein eitler Lügner. Aber vielleicht ist alles nur reiner Fake, ein Fake wie Glenns Fake-Tod. Eine weitere billige Inszenierung, ein Cheap Trick. Man sollte sich über nichts mehr wundern.


Der Qualitätsverfall hat Gründe

Werfen wir ein Blick auf die 3. Season von „The Walking Dead“. Damals haben Profis wie Glen Mazzara (Showrunner in TWD 2 und 3, ehe er von Gimple abgelöst wurde), Robert Kirkman und Frank Renzulli die Drehbücher verfasst. Frank Renzulli ist ein gutes Beispiel: Er hat für die „Sopranos“ geschrieben, ist Golden Globe-Gewinner und konnte etliche EMMY-Nominierungen vorweisen. Und geht man weiter zurück, so erinnert man sich nostalgisch an die kinoreife Qualität, die die Serie im ersten Jahr dank Frank Darabont hatte. Viele der Autoren, die jetzt schreiben, haben keine Vita, sind teilweise unbekannt oder haben zuvor Billig-Horrorfilme gemacht. Hinzu gesellen sich handwerkliche Schwächen, an denen nicht zuletzt auch Showrunner Scott M. Gimple die Verantwortung trägt. Bereits in der ersten Episode konnte man erkennen, dass die Szenen unübersichtlich und verwirrend montiert wurden. Diese Schwächen konnten nicht ausgeräumt werden. 
Um fair zu bleiben: Die Drehbücher sind zwar nicht durchgehend schlecht, aber sie sind es überwiegend. Hauptfiguren wie Daryl, Morgan oder Jesus wurden in konstruierte moralische Konflikte gejagt, die sich nicht zwingend aus der Handlung ergeben und sogar hilflos wirkten. So als müsse man pflichtschuldig an das erinnern, was die Serie einst war.
Schlimm: tragende Figuren wie Carol oder Michonne bekamen nur noch Kurzauftritte – ein Affront für das Stammpublikum.


Der in den Comics sehr beliebte All Out War sollte ein Höhepunkt der Serie werden – tatsächlich wurde er zum Fiasko. Die Fans verziehen bis heute weder Glenns brutalen Tod noch den zahlenmäßig kaum noch zu beherrschenden Main Cast, dessen zahlreiche Figuren auf Teufel komm raus irgendwie häppchenweise in die Handlung eingebaut werden mussten. Und fast alle hassen Negan.
Möglicherweise hat der Verlust vieler Stammzuschauer bei den Machern vor einem Jahr einen Schock ausgelöst. Nach einer umstrittenen 7. Season antworteten Gimple und sein Team daher im Stil einer Military Action-Serie und lieferten die angekündigten Explosionen und wüsten Schießereien ab, die sie wortreich angekündigt hatten. Nur war dies alles andere als spannend. Es war Aktionismus. Und es steigerte auch nicht die Quoten.


Am stärksten war die Serie, als die kleine Gruppe um Rick mehr oder weniger geschlossen agierte und miteinander kommunizierte. Die großartigen Themen, die dabei entstanden, die Suche der Gruppe der Gruppe nach einem neuen „Home“, die Debatten über ziviles Verhalten inmitten der Apokalypse und der Wandel der Figuren, der zu einem erschreckenden, aber erzählerisch spannenden Werteverlust führte, sind allerdings Schnee von gestern und haben nur bei Hardcore-Fans einen Einfluss auf die aktuellen Quoten: sie schauen aus Gewohnheit und verzeihen auch längere Durchhänger. Nur scheint es leider so zu sein, dass die verlorenen Fans durch Ballerorgien nicht zurückgewonnen werden konnten und dafür die anspruchsvolleren Zuschauer nun auch das Weite suchen.

Fazit: zu viele Handlungsstränge, zu viele Figuren, zu viele Schauplätze, zu viele schlechte Dialoge. Unterdurchschnittliche Scripts und Schwächen bei der Bildmontage. Und anders als in den Comics ein unbeliebter Schurke. Dass mittendrin Robert Kirkman zu AMAZON wechselte, passte irgendwie ins Geschehen. Man rede noch miteinander, betonte Gimple. Dass der Cliffhanger des Midseason-Finales die Verbindung zu Kirkmans Comic kappt, ist aber unschwer zu übersehen.

Faszinierend an all dem ist, dass die Macher, beginnend mit der 7. Season, die Serie in dem Moment vor die Wand gefahren haben, als man sich eigentlich auf dem Höhepunkt wähnte. Rise and Fall. Das hat beinahe shakespearesche Ausmaße. Aber „The Walking Dead“ ist kein klassisches Königsdrama. Über Macht und Größenwahn wurde in TWD auch erzählt, aber im vorliegenden Fall scheint die Tragödie eher von den Machern ausgelöst worden zu sein. Sie fühlten sich zu sicher, es fehlte die Demut. Auch mit den Figuren. Denn mittlerweile kann man sich sicher sein, dass eine Figur, die substantiell aufgewertet wird, viel Spielzeit und große emotionale Szenen bekommt, wie dies auch bei Chandler Riggs in „How It’s Gotta Be“ der Fall ist, ausgerechnet die sein wird, die zum Abschuss freigegeben wird. Damit wird auch die Tür zur Handlungsentwicklung zugeschlagen: Dort spielt Carl nämlich eine bedeutende Rolle.
Trotzdem prahlte Scott M. Gimple in „Entertainment“ über Chandler Riggs’ Leistung im Midseason-Finale:
The work he does in this episode, in the premiere, in the next episode that you’ll see, is definitely the finest work we’ve seen on the show. I’m not saying the finest work by Chandler, I’m saying the finest work by any actor on the show.”
 

Darauf hatte ein Fan auf „IndieWire“ die passende Antwort: „It’s so Ironic…. when TWD’s ratings are at an all time low – Scott Gimple (the main person responsible for this fiasco) writes Carl off the show. Because? Why? Ratings? Shock value kills never work in ratings. They just don’t. It’s the STORY that increases ratings – and Gimple’s story telling is at an all-time low thinking killing off Carl will increase ratings. What a moron. Fire Gimple and half of the writers and get high quality – highly paid writers in there to freshen the series up. Gimple is cooked.“

Dem ist wirklich nichts hinzuzufügen.


Anhang

Stellen wir uns vor, dass es in Deutschland insgesamt 100 Haushalte gibt, die einen Fernseher haben. Davon nutzen am Samstagabend 80 das Gerät, um irgendein Programm zu schauen. Dies sind die „fernsehnutzenden Haushalte“ (in den USA nennt man das HUT, und das bedeutet: Households Using Television). 

Also: 80% der deutschen Haushalte haben am Samstagabend eingeschaltet. Nun will ich wissen, wie meine Lieblingsshow abgeschnitten hat. Ermittelt wird eine Zahl von 20 Haushalten, die die Show gesehen haben. 
In den USA wird diese Zahl nun prozentual mit zwei Werten in Bezug gesetzt: zum einen mit der Gesamtzahl der Haushalte, die einen Fernseher haben (in unserem Fall 100), egal, ob sie eingeschaltet sind oder nicht. Dies bedeutet, dass meine Show in 20 von 100 Haushalten eingeschaltet wurde. Dies ergibt ein Rating von 20.
Dann wird zusätzlich ermittelt, wie hoch der Anteil meiner Show an der Zahl der Haushalte ist, die tatsächlich eingeschaltet waren. Das sind in unserem Beispiel 80, also haben meine Show 25% aller eingeschalteten Haushalte gesehen. Das ist der sogenannte Share.
In Deutschland wird das Rating „Haushaltsquote“ genannt, der Share ist dagegen der sogenannte „Marktanteil.“
In den USA ermittelt die Firma Nielsen Media Research die Zahlen auf der Basis von 5000 ausgewählten Haushalten, dies sind die National TV Ratings (NTIs). In den USA gibt es über 119 Mio. Haushalte (dies ist die Bezugsgröße für die TV-Season 2017-18 mit über 300 Mio. potentiellen Zuschauern). Deshalb ist häufig kritisiert worden, dass das Nielsen-System möglicherweise nicht repräsentativ ist.

Da sich das Nutzerverhalten in den letzten Jahren geändert hat, mussten die TV Ratings also repräsentativer werden. Deshalb werden nun auch die Zahlen der Haushalte ermittelt, die eine Sendung aufzeichnen und/oder zeitversetzt anschauen (DVR = Digital Video Recording). Dies kann zudem untergliedert werden, und zwar in Haushalte, die eine Sendung innerhalb der nächsten drei Tage sehen und solche, die dies innerhalb von 7 Tagen nach der Liveausstrahlung tun.

Kompliziert wird es, wenn man sich auf Seiten wie „TV By The Numbers“ informieren will. Hier erhält man beispielsweise Auswertungen, die eine gesamte Woche und/oder das Rating für die Gruppe der werberelevanten 18-49-Jährigen untersucht haben. So erfährt man auf „TV By The Numbers“ für die Woche vom 20.-26. November, dass die in dieser Woche ausgestrahlte Episode von TWD in der Gruppe der 18-49-Jährigen um 2.1 Punkte von 3.6. auf 5.7 angewachsen ist, was über 4.4 Mio. Zuschauer ausmacht. Andere Seiten untersuchen nur die großen Networks – dort sucht man AMC vergeblich.

Wenn man also wissen möchte, wie hoch die Zuschauerbeteiligung bei der letzten Folge von „The Walking Dead“ gewesen ist, sollte nicht ausschließlich die Live-Ratings kommentieren (was hierzulande aber fast ausschließlich getan wird), sondern einige Tage warten, um die Gesamtzahl / Total Viewers (in millions) der Episode zu erfahren. In der Regel kann man diese Zahlen in der englischsprachigen Wikipedia finden. Der Abgleich ist interessant, denn es zeigt sich, dass die Zahl der zeitversetzt schauenden Haushalte über 4 Mio. liegt, sodass TWD in der Summe (Total Viewers) zwischen 12.7 und 15.7 Mio. pendelte und damit z.B. deutlich über der Werten der 3. Season liegt, aber insgesamt nicht mehr die Werte der 7. Season erreicht.




Quellen