Zwei Jahre mussten die Fans der Serie warten, um auf Amazon Prime Video die Fortsetzung des Öko-Thrillers sehen zu können. In der sechsteiligen zweiten Staffel enthüllt „The Rig“ nicht nur die wahre Natur des Tiefsee-Monsters, sondern sortiert die Bedeutung der Figuren für die Story neu.
Im Mittelpunkt steht nun die Wissenschaftlerin Rose Mason (Emily Hampshire), die am Ende vor der Aufgabe steht, die Welt zu retten. Schwer genug, denn sie kämpft auch gegen ihren Arbeitgeber, den Konzern Pictor, einen Global Player, der Milliardengewinnen im arktischen Meer wittert und brutal seine Gegenspieler aus dem Weg räumt.
In der Tiefsee lauert kein Monster
In der ersten Staffel wird die Öl-Plattform Kinloch Bravo in düsteren Nebel gehüllt. Wenig später ist der Kontakt der Crew zur Außenwelt abgebrochen. Sie entdeckt mysteriöse Sporen, die einige Crew-Mitglieder infizieren. Magnus McMillan (Ian Glen, „Game of Thrones“), der leitende Manager auf der Kinloch Bravo, muss sich nicht nur mit renitenten Crewmitgliedern wie Lars Hutton (Owen Teale) auseinandersetzen, sondern auch mit den Sporen, die lebenserhaltende Eigenschaften besitzen. Als ein Crewmitglied aus großer Höhe auf die Plattform stürzt, regeneriert er sich wie von Geisterhand und kündigt düster an, dass er etwas schützen müsse, damit ES die Menschen schützen kann. Die Sporen haben ihn gerettet. Wer infiziert wird, erhält von den Sporen aber nicht nur eine genetische Kernsanierung, sondern hat auch unerklärliche Visionen.
Kurz danach entdeckt Rose Mason, die die Interessen des Konzerns vertreten soll, dass sich unter der Plattform eine unbekannte Lebensform bewegt. Die Sporen und die moos- und algenartigen Pflanzen, die sich auf der Bohrinsel ausbreiten, gehören zu einer Spezies, die seit einigen hundert Millionen Jahren in der Tiefsee existiert.
Bald danach überkommen Rose Zweifel an den Absichten von Pictor. Denn ein weiterer Pictor-Mitarbeiter kommt mit einem Boot zur Plattform. David Coake (Mark Addy, „Game of Thrones“) ist nicht an der Rettung der Crew interessiert ist, sondern hat den Auftrag, die fremde Lebensform zu vernichten. Dies schließt auch die Tötung von widerspenstigen Crew-Mitgliedern nicht aus („Wir beuten Ressourcen aus. Wenn wir fertig sind, ziehen wir weiter. Auch Menschen sind Ressourcen“). Doch die fremde Spezies wehrt Coakes Attacken ab und löst einen Tsunami aus, der nicht nur die Offshore-Plattform zerstört, sondern auch große Teile der angrenzenden Küstenregion. Hunderttausende sterben und die wenigen Überlebenden der Bohrinsel werden mit dem Hubschrauber ausgeflogen.
Bald danach überkommen Rose Zweifel an den Absichten von Pictor. Denn ein weiterer Pictor-Mitarbeiter kommt mit einem Boot zur Plattform. David Coake (Mark Addy, „Game of Thrones“) ist nicht an der Rettung der Crew interessiert ist, sondern hat den Auftrag, die fremde Lebensform zu vernichten. Dies schließt auch die Tötung von widerspenstigen Crew-Mitgliedern nicht aus („Wir beuten Ressourcen aus. Wenn wir fertig sind, ziehen wir weiter. Auch Menschen sind Ressourcen“). Doch die fremde Spezies wehrt Coakes Attacken ab und löst einen Tsunami aus, der nicht nur die Offshore-Plattform zerstört, sondern auch große Teile der angrenzenden Küstenregion. Hunderttausende sterben und die wenigen Überlebenden der Bohrinsel werden mit dem Hubschrauber ausgeflogen.
„The Rig“ schien in der ersten Staffel zum Horror-Science-Fiction-Genre zu gehören. Dann folgte die Metamorphose zum Öko-Thriller, der seine Botschaft auf dem Präsentierteller servierte. Während auf dem First Level eines Genres die Actionelemente, überraschende Plot Twists und eine nicht vorhersehbare Figurenentwicklung für das Entertainment sorgen, werden auf dem Second Level die Motive der Macher sichtbar. Meistens dezent.
Showrunner David Macpherson zog eine härtere Gangart vor. Spätestens nach der ersten Staffelhälfte war jedem Zuschauer klar, dass „The Rig“ eine Botschaft im Sinn hatte, nämlich die Kritik an skrupellosen Konzernen, die mit der gnadenlosen Ausbeutung der Natur das Leben der Menschheit aufs Spiel setzen. Das ist nicht neu, moralisch aber nicht angreifbar. Es kommt halt darauf an, ob man die Message holzschnittartig oder subtil präsentiert.
Einige Figuren bekommen eine neue Bedeutung, andere sind wandelnde Klischees
Die zweite Staffel greift da Thema Ökologie erneut auf, nun aber mit noch größerer Deutlichkeit. Die Überlebenden der Kinloch Bravo werden zu der Bohrinsel „The Stac“ geflogen. Im arktischen Winter offeriert ihnen Pictor 200.000 Pfund für ihr Schweigen.
Doch was soll verheimlicht werden? Zwei neue Akteure sorgen für die Aufklärung: Pictor CEO Morgan Lennox (Alice Krige) und Investor Darian York (Jacob Fortune-Lloyd) sind die neuen Kontrahenten. Lennox will im großen Stil die Bohr- und Abbaurechte im arktischen Meer erwerben, sie aber nicht nutzen, um stattdessen den Konzern zu einem Anbieter von erneuerbaren Energien umzubauen. York dagegen will nicht nur Öl fördern, sondern auch wertvolle Metalle. Ein Milliarden-Geschäft. Das Projekt würde allerdings die Lebensräume des Meeres zerstören. Eine fremdartige Spezies, die ihren Lebensraum verteidigt, ist also eine Gefahr für die Tiefsee-Projekte und muss um jeden Preis vernichtet werden. Es gelingt York tatsächlich, Lennox als CEO abzusetzen. Nun muss er den heimlichen Investoren des Projekts nur noch die Ausmerzung des fremden Wesens liefern. Das wird von der Crew mittlerweile „Ancestor“ (dts. Urahn) genannt.
Doch was soll verheimlicht werden? Zwei neue Akteure sorgen für die Aufklärung: Pictor CEO Morgan Lennox (Alice Krige) und Investor Darian York (Jacob Fortune-Lloyd) sind die neuen Kontrahenten. Lennox will im großen Stil die Bohr- und Abbaurechte im arktischen Meer erwerben, sie aber nicht nutzen, um stattdessen den Konzern zu einem Anbieter von erneuerbaren Energien umzubauen. York dagegen will nicht nur Öl fördern, sondern auch wertvolle Metalle. Ein Milliarden-Geschäft. Das Projekt würde allerdings die Lebensräume des Meeres zerstören. Eine fremdartige Spezies, die ihren Lebensraum verteidigt, ist also eine Gefahr für die Tiefsee-Projekte und muss um jeden Preis vernichtet werden. Es gelingt York tatsächlich, Lennox als CEO abzusetzen. Nun muss er den heimlichen Investoren des Projekts nur noch die Ausmerzung des fremden Wesens liefern. Das wird von der Crew mittlerweile „Ancestor“ (dts. Urahn) genannt.
Während Morgan Lennox als ambivalente Figur angelegt wurde, ist York ein eindimensionaler Schurke, der alle Vorurteile über einen zynischen und moralisch desolaten Vertreter der alten klimafeindlichen Eliten bedient. Die eigentliche Hauptfigur ist jedoch der Ancestor, dessen Organismen ein großes Netzwerk bilden, und von dem man nun weiß, dass sein Netzwerk etliche Millionen Jahre alt ist und in der Vergangenheit mehrfach die Folgen des Massenaussterbens reparieren konnte, das den Planeten mehrere Male heimsuchte. Pictor ist bereit, den Ast abzusägen, auf dem die Menschheit sitzt.
Das wird flott erzählt. „The Rig“ hat das Pacing beschleunigt und bietet mit der 2. Staffel durchweg gute Unterhaltung mit Tiefgang an. Einige Figuren erhalten eine neue Ausrichtung. Iain Glen als Magnus McMillan tritt eher in den Hintergrund, dafür bekommt Rose Mason mehr Screen Time.
Vieles wurde bei Frank Schätzing geklaut
Andere Probleme der Serie haben sich auch in der 2. Staffel nicht verändert. Die Klischeehaftigkeit einiger Figuren ist nur schwer zu übersehen, zum anderen sind Teile des Plots aus Frank Schätzings „Der Schwarm“ geklaut worden. Das konnte man bereits in Staffel 1 leicht erkennen.
„The Rig“ bietet natürlich andere Action als Schätzing. Zum Beispiel den gescheiterten Versuch, die Crew eines Tiefsee-Rovers zu retten und Coakes Suche nach der Blackbox des vom Ancestor demolierten Rovers. Die Blackbox enthält alle Daten, um den zentralen Knotenpunkt der Spezies, also das „Herz“ des Urahnen, zu vernichten.
Nicht alles, was „The Rig“ erzählt, ist logisch. Rose Mason ist davon überzeugt, dass die Spezies die Menschheit um Hilfe bittet. Warum der Ancestor trotzdem einen tödlichen Tsunami an die Küsten schickt, ist nicht wirklich nachvollziehbar.
Viele Handlungselemente und Figuren kennt man zudem aus Schätzings Buchs. Im „Schwarm“ ist der Schurke fürs Grobe der stellvertretende CIA-Direktor Jack Vanderbilt. David Coake ist in „The Rig“ ein ähnliches Ekelpaket. Und wenn Rose und ihr Freund Fulmer (Martin Compston) versuchen, die Vernichtung des Ancestors zu verhindern, erinnert ihr finaler Wettlauf mit der Zeit sehr stark an das Finale von Schätzings Buch. Denn der Ancestor soll genauso wie die „Yrr“, die Schwarmintelligenz in Schätzings Roman, vergiftet werden.
Auf einen Tsunami hat David Macpherson auch nicht verzichtet. Und In beiden Serien wie auch in der ZDF-Verfilmung wird das vermeintliche Monster durch eine Wissenschaftlerin gerettet, die die wahre Natur der Spezies verstanden hat. Ohne diesen Storyklau hätte „The Rig“ eine originelle Serie werden können.
Auf einen Tsunami hat David Macpherson auch nicht verzichtet. Und In beiden Serien wie auch in der ZDF-Verfilmung wird das vermeintliche Monster durch eine Wissenschaftlerin gerettet, die die wahre Natur der Spezies verstanden hat. Ohne diesen Storyklau hätte „The Rig“ eine originelle Serie werden können.
Nicht alles was wahr ist, wird gut erzählt
Was „The Rig“ über die Ausbeutung der Natur durch skrupellose Konzerne und die Folgen für das Klima erzählt, ist schlichtweg wahr. Es gibt genug reale Beispiele für die Konsequenzen, die profitorientierte und gierige Konzerne akzeptieren, um ihr Geschäftsmodell zu retten. Shell, ExxonMobil und BP kannten bereits 1971 die Folgen ihres Handelns für die Umwelt. Auch der französische Konzern Total Energies wusste Bescheid und informierte sogar seine Mitarbeiter über die drohende Gefahr.
Die Studien der Global Player landeten also nicht immer in der Schublade, aber alle machten weiter, als gäbe es die erschreckenden Erkenntnisse nicht. Stattdessen wurden Arbeitsgruppen zum globalen Klimawandel gegründet, die tatsächlich aber Desinformations-Strategien entwickelten. Die Lügen korrupter Wissenschaftler wurden teuer eingekauft, Lobbyisten verhinderten Klimaschutz-Maßnahmen. Angeblich wolle man eine „Verifizierung des Klimawandels“ abwarten, so die CEOs. Dies würde aber, so hoffte man, Jahrzehnte dauern. Zeit, um weitere Gewinne einzufahren. Und das, obwohl Exxon in einem internen Memo die Einsicht publizierte: „Wenn die Auswirkungen erst einmal messbar sind, sind sie möglicherweise nicht mehr umkehrbar.“
Erst als das Image der Konzern ramponiert wurde, akzeptierten Shell & Co. die Fakten. Mittlerweile steht fest, dass die 20 größten Unternehmen für fossile Brennstoffe für mehr ein Drittel aller Treibhausgas-Emissionen seit 1965 verantwortlich sind. Aber auch die hochtechnologischen Industrienationen waren und sind es, Nationen, deren Energiehunger nur zögerlich durch den Ersatz von fossilen Brennstoffen gebremst wurde. Dass der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid (CO2) weiterhin zunimmt, zeigt, dass wir dringend einen Ancestor oder die Yrr brauchen.
Erst als das Image der Konzern ramponiert wurde, akzeptierten Shell & Co. die Fakten. Mittlerweile steht fest, dass die 20 größten Unternehmen für fossile Brennstoffe für mehr ein Drittel aller Treibhausgas-Emissionen seit 1965 verantwortlich sind. Aber auch die hochtechnologischen Industrienationen waren und sind es, Nationen, deren Energiehunger nur zögerlich durch den Ersatz von fossilen Brennstoffen gebremst wurde. Dass der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid (CO2) weiterhin zunimmt, zeigt, dass wir dringend einen Ancestor oder die Yrr brauchen.
Wenn Showrunner David Macpherson in „The Rig” die Rettung der Natur zum Schlüsselthema macht und es mit den Mitteln des Genres kommentiert, darf es daher auch etwas plakativ zugehen. Allerdings sollte man nicht zu dick auftragen, denn mittlerweile reagieren viele Genreliebhaber gereizt, wenn man mit dem pädagogischen Finger eine Botschaft pausenlos in die Köpfe hämmern will. Auch wenn sie wahr ist. Aber nicht alles, was wahr ist, wird gut erzählt.
Ein No-Go ist das Plagiieren bekannter Vorbilder. „The Rig“ gewann zwar den Kampf um die Kundschaft und war früher am Start als die ZDF-Adaption von Frank Schätzings Roman, aber „Der Schwarm“ wurde von David Macpherson zuvor unbekümmert ausgeschlachtet. Deutlich kreativer darf das Scripwriting schon sein. „The Rig“ erinnert daher schon ein wenig an „The Asylum“, eine Filmproduktion, die erfolgreiche Blockbuster in Low-Budget-Produktionen kopiert. Wen das nicht sonderlich bekümmert, bekommt in „The Rig“ ordentliche Genrekost zu sehen.
Rezension der 1. Staffel ist hier zu lesen.
Note: BigDoc = 2,5
The Rig -Season 2– Großbritannien 2025 - Amazon Prime Video, 6 Episoden – Showrunner: David Macpherson – Buch: David Macpherson, Meg Salter – D.: Iain Glen, Emily Hampshire, Owen Teale, Mark Addy, Martin Compston, Alice Krige u.a.