Sonntag, 24. April 2016

Better Call Saul: Staffel 2 – ein Serien-Highlight!

„Better Call Saul“ ist nicht das Prequel von „Breaking Bad“. Irgendwie aber doch. In der zweiten Season ist dies noch klarer zu erkennen. Die erste Staffel war bereits brillant, nun folgte sogar ein Qualitätssprung. Dies konnte nur gelingen, weil beide Erzählungen wunderbar miteinander verbunden wurden: ein wenig „bad“, aber doch ganz neu. Die Showrunner Vince Gilligan und Peter Gould haben dabei ein autonomes Figurenuniversum geschaffen, das auch ohne Walter White klarkommt.

„Better Call Saul“ hat eine eigene, aber keine neue Handschrift. Erzähltechnisch knüpft die Serie an das große Vorbild an, einige Kunstgriffe wurden sogar verfeinert. Dass es diesen gemeinsamen Grundton gibt, ist gut, denn die beiden Showrunner gehören zum Besten, was der US-Serienmarkt zu bieten hat.

Synopsis für Einsteiger: In „Breaking Bad Bad“ wird der Aufstieg des krebskranken Chemielehrers Walter White (Bryan Cranston) vom harmlosen Familienvater zum mordenden Drogenbaron erzählt. Zusammen mit seinem Partner Jesse Pinkman (Aaron Paul) beliefert Walter White den Markt mit absolut reinem Crystal Meth. Bei der Geldwäsche und in kritischen Situationen helfen ihnen der gewiefte, halbkriminelle Anwalt Saul Goodman (Bob Odenkirk) und der Mann fürs Grobe, Mike Ehrmantraut (Jonathan Banks). Sauls und Mikes Vorgeschichten werden nun in „Better Call Saul“ erzählt. Goodman trägt dort noch seinen richtigen Namen: James Morgan
Jimmy McGill. Er hat sich vom Kleinganoven und Kanzleigehilfen zum Anwalt hochgearbeitet. Eine unerwartete Entwicklung, die von seinem zwangskranken Bruder Chuck (Michael McKean), einem Staranwalt, mit allergrößtem Misstrauen verfolgt wird. Battle of Brothers.

Dienstag, 5. April 2016

The Walking Dead – Season 6

Ruhige Zeiten? Gemüse anbauen? Musik hören? In Alexandria haben Rick Grimes und seine Gruppe das Heft in die Hand genommen, aber eine Schöne Neue Welt ist immer noch nicht in Sicht. Gut, das ist ironisch und es liegt auch nicht an den Figuren, sondern an den Machern. In der 6. Staffel der Zombie-Serie haben sie alles eine Spur sadistischer und zynischer gemacht, aber auch raffinierter und doppelbödiger. Und sie treiben gelegentlich Spielchen mit den Zuschauern. Doch die sind mittlerweile ziemlich sauer.

Am langen Arm verhungert

In der letzten Oktoberwoche 2015 schlug die Bombe ein: Über 13 Millionen Fans sahen in „Thank You“ (Ep 3, dts. Danke), wie sich der bei den Fans nicht gerade beliebte Nicholas eine Kugel durch den Kopf schoss und zusammen mit Glenn (Steven Yeun) von einem Müllcontainer in eine Herde hungriger Beißer fiel. Zu getragener Trauermusik floss das Blut eimerweise, Gedärme wurde herausgerissen und kurz danach spuckte das Netz haufenweise „Reaction Compilations“ aus, Videos, mit denen die Zuschauer ihre emotionale Reaktion dokumentierten.

In den folgenden Wochen ließen die Macher die aufgeregten Zuschauer am langen Arm verhungern. War Glenn tot? Und wenn nicht, wie konnte er sich retten? Die Wogen schlugen hoch, alle wollten wissen, was wirklich passiert ist. 
Und was hatten Showrunner Scott M. Gimple und Co-Producer Robert Kirkman eine Woche später im Köcher? Ein metaphysisches Zwei Mann-Theaterstück, in dem es um die Ethik des Überlebens ging und wie asiatischer Kampfsport dabei hilft!
Episode 4 „Here’s Not Here“ war eines jener Filetstücke der Serie, deren Konsequenzen für die Storyline nicht auf Anhieb zu erkennen sind, sich dann aber mit großer Wucht entfalten. Morgan (Lennie James) erzählt in einer Rückblende einem „Wolf“, wie er vom Saulus zum Paulus geworden ist, vom psychopathischen Killer zum Menschfreund. Wieder einmal prallten Moralfragen auf die brachiale Survival-Philosophie der Überlebenden.