Donnerstag, 29. Dezember 2022

Die Serien 2022 – ein Best of ohne Gewähr

Glaubt man den VOD-Ratings von Goldmedia, dem Spezialisten für digitale Innovationen, dann kann es nur einen Sieger gegen: „Wednesday“ ist die Serie des Jahres. Im Dezember verbuchte die Serie bei den TOP TEN einen Quotenanteil von 35,6% - also mehr als Vierfache der Konkurrenz auf den Plätzen 2-10. Das ist ein Quoten-Tsunami.
Allerdings ist die Suche nach der besten Serie 2022 bestenfalls mit einem Blick in ein Schaufenster zu vergleichen, in dem nur ein kleiner Ausschnitt des Warenangebots zu sehen ist. Trotzdem möchte ich meine Lieblingsserien des vergangenen Jahres vorstellen. Es macht einfach Spaß…

Sonntag, 25. Dezember 2022

Glass Onion: A Knives Out Mystery

Star Wars-Regisseur Rian Johnson hatte mit der Krimikomödie „Knives Out“ weltweit über 311 Mio. US-Dollar gespült. Grund genug für NETFLIX, sich die Betriebsrechte zu sichern und 465 Mio. für zwei weitere Filme zu investieren. Jedenfalls wird das gemunkelt.
Ob sich das unterm Strich lohnt, muss der Streaming-Anbieter selbst herausfinden. Den Zuschauer erwarten in der Fortsetzung „Glass Onion“ 140 Minuten Zerstreuung auf gehobenem Niveau und ein aufgeräumter Daniel Craig in seiner Post-Bond-Phase.

Samstag, 3. Dezember 2022

Wednesday - Die Netflix-Serie ist ein Heidenspaß

Stolz vermeldete NETFLIX Anfang Dezember, dass die horrorkomödiantische Serie „Wednesday“ in nur einer Woche alle Rekorde gebrochen hat. In gerade mal fünf Tagen haben über 50 Mio. Haushalte die achteilige Serie beinahe verschlungen. „Wednesday“ ist ein Spin-Off der Fernsehserien und Kinofilme über die makabre Addams Family. Allerdings taucht die Familie nur am Rande auf.
Im Mittelpunkt steht Wednesday, die Tochter von Gomez und Morticia Addams. Sie landet nach einem derben Streich in der Nevermore Academy, einer Highschool für Ausgestoßene. Und das sind Gorgonen, Vampire, Werwölfe und Gestaltwandler. Als ein geheimnisvolles Monster in den Wäldern wütet und Menschen umbringt, versucht Wednesday dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Sie tut dies auf so bezaubernde Weise, dass einem eiskalt ums Herz wird.

Mittwoch, 16. November 2022

„The Crown“ – echt oder Fälschung?

„Amerikaner erzählen mir, dass sie ‚The Crown‘ gucken, als würden sie eine Geschichtsstunde nehmen. Nun ja, das tun sie aber nicht. Es gibt viele Vermutungen und viele Erfindungen. Man kann sich an Fakten entlanghangeln – aber die Momente dazwischen sind dazu erfunden“, erklärte vor einem Jahr Charles Spencer. Gemeint war die Serie „The Crown“ und besonders die Darstellung von Spencers Schwester Diana, der Prinzessin von Wales, die 1997 bei einem Autounfall ums Leben kam.
Um den Rosenkrieg zwischen Prince Charles und Lady Di geht es auch in der 5. Staffel - und die Vorwürfe wiederholen sich. Nun aber schneidender und schärfer. Immer wieder ist zu lesen, dass die Serie „fiktiv“ sei und ein Disclaimer gefälligst darauf hinweisen solle, da die historischen Tatsachen in groben Zügen stimmen, im Detail aber verfälscht wurden. Geschrieben wurde dann leider nur noch über die Details. Und den Disclaimer hat NETFLIX auf seiner Website bereits platziert – ein Fehler.

Samstag, 5. November 2022

Thor: Love and Thunder - eine Parodie ohne Witz

Fünf Jahre hat gedauert, bis Chris Hemsworth nach „Thor: Ragnarok“ einen Solofilm spendiert bekam. „Thor: Love and Thunder“ ist der vorletzte Film der Phase 4 des Marvel Cinematic Universe und es spricht viel dafür, dass man Phase 4 nicht in allerbester Erinnerung behalten wird. Taika Waititi hat seinen eigenen Anteil an dieser Entwicklung, denn der neue Thor-Film ist eine Klamotte geworden.
Was einen erwartet, wird allerdings frühzeitig angekündigt. In New Asgard, dem irdischen Ableger des untergegangenen Reichs, spielt ein Laientheater dem lachenden Publikum die Geschichte von Odin, Thor und Loki vor: Pathetisches Overacting, schlechte Kulissen und maximaler Dilettantismus. Dass zu dem durchgeknallten Ensemble Matt Damon als Loki und Sam Neill als Odin gehören und Chris Hemsworth auch die Rolle des Thor-Darstellers übernommen hat, ist nicht ohne Charme. Aber das Theaterstück kündigt mit seinen flachen Witzen auch an, dass der Film nicht besser sein wird. So kommt es auch.

Sonntag, 30. Oktober 2022

Im Westen nichts Neues - Edward Bergers Remake ist schrecklich sehenswert

Edward Bergers deutsch-amerikanisch-britische Koproduktion „Im Westen nichts Neues“ (All Quiet on the Western Front) ist eine der Premium-Produktionen, die NETFLIX in regelmäßigen Abständen auf dem Streaming-Markt platziert, um Imagepflege zu betreiben und die Kundenbindung auszubauen. Und wie immer, wenn der Streaming-Anbieter dies tut, löst dies reflexhaft heftige Wut bei einigen Kritikern aus.
Bashing verwickelt sich in Widersprüche, die entstehen, wenn eine Meinung die Analyse aushebelt und die Rezension zu einer Glaubensfrage macht. Einer kritischen Auseinandersetzung mit Edward Bergers Film kann dies nur im Wege stehen. Seine Neuverfilmung des gleichnamigen Romans von Erich Maria Remarque ist überwältigend, und zwar im guten wie im schlechten Sinne. Auf jeden Fall polarisiert er. Offenbar auch die Filmkritiker und auch davon wird die Rede sein.

Sonntag, 16. Oktober 2022

Top Gun: Maverick

Es hat über ein Jahrzehnt gedauert, um aus einer Idee einen Film zu machen. Ursprünglich hatte Paramount bereits 2010 die Absicht, mit dem Produzenten Jerry Bruckheimer und dem Regisseur Tony Scott Top Gun 2 zu realisieren. Scotts Selbstmord im Jahr 2012 und andere Schwierigkeiten legten das Projekt auf Eis. Erst 2015 ging es weiter mit dem Sequel, in dem Tom Cruise zunächst nicht einmal die Hauptrolle spielen sollte.
Am Ende war es dann doch die Hauptrolle und „Top Gun: Maverick“ schaffte es, der bislang erfolgreichste Kassenhit des Jahres zu werden. Fast 1,5 Mrd. US-Dollar hat der Film weltweit eingespielt – auch für Cruise ist es bislang der größte Box Office-Erfolg seiner Karriere. Dass ein Military Action-Film in diesen Zeiten abräumt, ist allerdings keine Überraschung, wenn die Welt gerettet wird und der Held am Ende wieder einmal sein Mädchen bekommt.

Samstag, 24. September 2022

Ambulance - Michael Bays Film ist cinéma pur

Michael Bays Actionthriller ist das Remake des dänischen Films „Ambulancen“. 2005 erzählte der Regisseur und Autor Laurits-Munch-Petersen die Geschichte zweier Brüder, die nach einem Banküberfall mit einem entführten Krankenwagen fliehen. Das Problem: im Wagen befindet sich eine Krankenschwester, die um das Leben eines herzkranken Patienten kämpft.
Michael Bay erzählt die gleiche Geschichte, aber es geht weniger ums Narrativ. Bay lotet in seinem Remake „Ambulance“ auf spektakuläre Weise vielmehr die visuellen Grenzen des Genres aus. In seinem sehenswerten Heist Movie führt er vor, wie die völlige Befreiung der Kamera von den Gesetzen der Physik aussehen kann. Dies definiert die Bildsprache des Genres neu und lässt den Zuschauer am Ende der furiosen Bilderorgie völlig betäubt zurück.

Sonntag, 18. September 2022

Die Ringe der Macht - oder: Wie Rassisten Filmgeschichte schreiben wollen

Eine Glosse
Es geht wieder los! Nicht die Kritiker, sondern die Fans reiben sich an der AMAZON-Serie „Die Ringe der Macht“ auf. Es ist völlig klar ist, was in den nächsten Wochen geschehen wird, nämlich um die Austragung eines ideologischen Krieges, bei dem keine Gefangenen gemacht werden.
Es kündigte sich bereits vor dem Start der Serie an. Und es reichten bereits die ersten Trailer. Die Puristen kündigten in den Foren angeekelt die Kündigung ihres PRIME-Abos an, weil auf Tolkiens Heiligen Gral mit Thors Hammer eingeschlagen wurde. Das war aber erst der Anfang. Denn nun kamen die Rassisten.

Samstag, 17. September 2022

The Handmaid‘s Tale – Staffel 4 - der Alptraum geht weiter

Nach zwei Jahren Pause ging es im April 2021 mit der 4. Staffel von Bruce Millers Serie bei Hulu weiter. In Deutschland hatte Magenta erneut die Rechte erworben und es dauerte über ein Jahr, bis die Serie beim Anbieter der eigenen Wahl zu sehen war. Man muss die neue Diversität der Streaminganbieter akzeptieren, mögen muss man sie nicht.
Unverständlich war und bleibt, dass die Serie von MGM, der Produktionsgesellschaft, nur auf DVD zu kaufen war und ist. Eine im Zeitalter von UHD und 4K abstrus anmutende Entscheidung. Trotz dieser Restriktionen hat sich das Warten gelohnt, denn „The Handmaid‘s Tale“ hat nur wenig von seiner Erzählkraft eingebüßt. Allerdings kommt alles anders, als man denkt. Das aber mit Wucht.

Samstag, 27. August 2022

Bluray-Review „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“

Wenn ein Filmtitel nicht hält, was er verspricht, hat ein Filmstudio ein Problem. Nicht mit den Dinos, sondern mit jenen Zuschauern, die nicht nur Dino-Kämpfe und bildstarke Locations sehen wollen, sondern eine Geschichte erwarten. Kein Patchwork, sondern eben eine richtige Geschichte mit Figuren, für die man sich interessiert.
Das ist in „Jurassic World Dominion“ (dts. Jurassic World: Ein neues Zeitalter) nicht immer der Fall. An der Kasse hat der Film trotzdem kräftig gepunktet.
Colin Trevorrows Film ist der letzte in der Jurassic-World-Trilogie nach „Jurassic World“ (2015) und „Jurassic World: Fallen Kingdom“ (2018). Und wer einen Schlusspunkt setzen will, glaubt alles toppen zu müssen, was vorher war. Das ist ein Irrtum.
Die folgende Kritik bezieht sich auf die Extended Version des Films.

Montag, 15. August 2022

„The Sandman” – besser geht Fantasy nicht

Im Spätsommer rollt eine Fantasy-Welle auf uns zu. Das GoT-Prequel „The House of the Dragon” soll für HBO und seinen deutschen Partner “Wow” (vormals SKY) Zuschauer abholen, während Amazon Prime in „Die Ringe der Macht“ erzählen möchte, was 3000 Jahre vor dem „Herrn der Ringe“ passierte.
NETFLIX, das im Moment trotz des Erfolges von „Stranger Things“ schwer um den Abonnentenmarkt zu kämpfen hat, präsentiert dagegen mit „The Sandman“ einen ganz und gar untypischen DC-Comic in zehn Episoden. Neil Gaimans epischer Comic ist Premium-Ware und die Verfilmung ist es auch. Komplex, aber nicht kompliziert, witzig und überraschend – und völlig schräg – erzählt die Serie davon, wie der Herrscher der Träume sein beinahe untergegangenes Reich erfolgreich zurückerobert.

Freitag, 12. August 2022

Doctor Strange in the Multiverse of Madness - Größenwahn oder neue Erzählform?

Es scheint so, als würde das Marvel Cinematic Universe (MCU) auf die Selbstauslöschung zusteuern. Alles muss noch gigantischer werden, visuelle Opulenz wird wichtiger als ein Plot mit echten Charakteren, crossmediale Strategien sollen den Zuschauer enger an die MARVEL-Welt binden. Wird das Ganze dann noch mit Hybris kombiniert, ist der krachende Absturz nicht fern.
Zerschmettert wird diese Hypothese allerdings von den nackten Zahlen: Fast 1 Milliarde US-Dollar hat
Doctor Strange in the Multiverse of Madness" bislang an den Kassen eingespielt. Da kann doch nichts falsch gemacht worden sein, oder?

Mittwoch, 13. Juli 2022

Matrix: Resurrections

„Matrix Resurrections führt uns zurück in eine Welt mit zwei Realitäten: In der einen spielt sich das alltägliche Leben ab – und in der anderen das, was dahinter liegt.“ So lautet die offizielle Synopsis des deutschen Verleihs. Zwei Realitäten gab es nie in den nunmehr vier Matrix-Filmen. Die Matrix war nur scheinbar die Realität – und sie ist es in „Resurrections“ noch weniger als zuvor.
Hier hat man in der Marketing-Abteilung des Verleihs wohl nicht gründlich nachgedacht. „Es kann nur eine geben“, könnte man lakonisch feststellen. Auch weil der Spaß in den Matrix-Filmen in Teilen daraus bestand, eine Antwort auf die Frage zu finden, was denn wirklich real und was Illusion oder Fake ist.

Matrix - Die Revolte der Batterien

Bei dem folgenden Text handelt es sich um ein Essay aus dem Jahre 2003, der 2022 überarbeitet wurde. Als nächster Beitrag folgt eine Kritik über Matrix Resurrections“.

Vor zehn Jahren revolutionierte ein Film das Kino: „The Matrix“ von Andy und Larry Wachowski definierte die Standards des Sci-Fi-Genres neu. Noch nie gesehene Effekte und ein mit philosophischen, religiösen und spirituellen Metaphern aufgeladener Plot machten aus der „Matrix“ einen Kultfilm, ohne dass sich die meisten Kinogänger so recht erklären konnten, was denn nun eigentlich den Kultstatus ausmacht.
Ein Kunstgriff war mit Sicherheit dafür verantwortlich: Neben den Filmen ließen die Wachowskis eine eigene Welt entstehen, in der Anime-Kurzfilme, Video- und Online-Spiele einiges über die Matrix enthüllten und vieles vernebelten. Die geschlossene Kunstform Kinofilm wurde also gesprengt. „The Matrix“ funktionierte wie ein offenes System, das sich geradezu aufreizend lässig unschiedlichsten Deutungen öffnete, ohne andere, entgegengesetzte Sichtweisen, völlig auszuschließen. Aber auch ohne dieses ausgeklügelte Konzept prägten die Wachowskis eine ganze Generation von Filmemachern. Von den „Bullet Time“-Effekten bis zu den Martial Arts-Szenarien - nach 1999 konnte man entweder dieses Niveau halten oder man wurde in die B-Movie-Ecke geschoben.

Samstag, 11. Juni 2022

Borgen – die erfolgreiche Politserie kehrt zurück

Nach über zehn Jahren kehrt „Borgen“ zurück. Ab 2010 sezierte die dänische Polit-Serie um die die Politikerin Brigitte Nyborg drei Staffeln lang ziemlich realistisch die politischen und medialen Grabenkämpfe in einem fiktiven Dänemark. „Borgen“ war damit die Blaupause für das deutlich zynischere „House of Cards“ mit Kevin Spacey als machtgeilem US-Präsidenten.
Nachdem Showrunner Adam Price „Borgen“ mit der dritten Staffel eigentlich beenden wollte, gibt es nun doch eine Neuauflage der in 70 Ländern verkauften Erfolgsserie. Sie wurde erneut vom dänischen TV-Sender DR1 produziert, diesmal aber in Zusammenarbeit mit NETFLIX. Und erneut wird die Serie gefeiert. In der achtteiligen 4. Staffel zeigt sich Brigitte Nyborg als dänische Außenministerin allerdings von einer sehr dunklen Seite. Man hat das Gefühl, als würde ihr Francis Underwood über die Schulter schauen. Willkommen im Club!

Montag, 6. Juni 2022

The Batman - visuell wuchtiger Batman-Reboot


Nie war Gotham City dreckiger und eigentlich war auch Batman nie verzweifelter. In „The Batman“ ist die Schönheit des Hässlichen der Mehrwert. Die visuelle Opulenz des Films ist „outstanding“, wie der Engländer sagen würde.
Man braucht allerdings handfeste Gründe, um nach all den Batman-Filmen und der langen Reihe von Batman-Interpreten wieder einmal auf den Reset-Knopf zu drücken und alles von vorne zu erzählen. Matt Reeves versucht dies in seinem Film mit einem ästhetischen Konzept, das Maßstäbe setzt – und erstaunlicherweise sehr politisch ist.

Samstag, 28. Mai 2022

Night Sky – umstrittenes Sci-Fi-Highlight von Amazon Studios


„Night Sky“ ist eine Geschichte ohne literarische Vorlage. Das ist ungewöhnlich. Noch ungewöhnlicher ist es, zwei betagte Senioren in den Mittelpunkt einer Genreserie zu stellen. Sissy Spacek (Oscar für „Coal Miner’s Daughter
, 1980) und J.K. Simmons (Oscar für „Whiplash”, 2015) sind allerdings derartige Schwergewichte in der Darstellerriege, dass man einiges erwarten durfte.
Trotzdem durfte man skeptisch sein. „Night Sky“ ist nicht nur Drama, sondern auch Science-Fiction ist und da erwarten jüngere Zuschauer physisch omnipräsente Darsteller wie Tom Cruise. Die sehen jung aus, sind aber tatsächlich schon ziemlich alt oder wollen es einfach nicht werden. Gefährliche Stunts gab es von Spacek und Simmons daher nicht zu sehen, dafür war die Hauptdarstellerin mit dem Rollstuhl unterwegs. Aber am Ende wird sie einen unwirtlichen Planeten betreten, der viele Lichtjahre entfernt ist. Und das ohne schützenden Raumanzug. Allein wegen dieser mutigen Schlussszene sollte man bei der Stange bleiben und einer Serie eine Chance geben, die sowohl als Charakterdrama als auch als originelle Science-Fiction ziemlich gut funktioniert.

Freitag, 13. Mai 2022

Moonfall - Roland Emmerichs großer Kassenflop

Wieder einmal macht Roland Emmerich die Welt kaputt. Diesmal richtet sich nicht die Natur gegen den Menschen wie in „The Day after Tomorrow“ (2004) oder „2012“ (2009), sondern es ist der Mond, der auf die Erde fällt.
Mutter Erde ist ahnungslos zum Spielball eines intergalaktischen Krieges geworden, der zwischen den Schöpfern der menschlichen Spezies und einer irre gewordenen KI tobt. Leider wollte das niemand in den Kinos sehen. „Moonfall“ wurde zu einem gigantischen Kassenflop. Vermutlich ist es das Ende der Katastrophenfilm-Ära von Roland Emmerich.

Dienstag, 10. Mai 2022

Picard – Staffel 2 ist witzig und postmodern

Ist Seven of Nine doch lesbisch? Warum werden Picard und Q beste Freunde? Ist Wesley Crusher das zweitmächtigste Wesen im ganzen Universum? Und warum verwandeln sich die Borg in eine empathische Spezies, die sogar in die Föderation aufgenommen wird?
Wer diese Fragen an sich bereits für völlig absurd hält, muss sich in der zweiten Staffel von „Picard“ auf einiges gefasst machen. Nicht allen gefällt dies und in den deutschen Foren machte sich Entsetzen breit. Viele „Star Trek“-Fans wollen „Picard“ ohnehin nicht sehen. Der Verfasser dieser Rezension, der auf die erste Staffel mit einem milden Verriss reagierte, fühlte sich dagegen erst überrumpelt, dann amüsiert, schließlich gefesselt und am Ende schlichtweg brillant unterhalten. Einziger Einwand: die Zeitreisen mit ihren unauflösbaren Paradoxien sind Quark. Wieder einmal.

Sonntag, 24. April 2022

Cash Truck – Guy Ritchies Film ist völlig überflüssig

Guy Ritchies Film ist das Remake von Nicolas Boukhriefs „Cash Truck – Der Tod fährt mit“ aus dem Jahr 2004. Jason Statham spielt eine nach Rache dürstende Killermaschine, so wie man Statham kennt und wie ihn seine Fans lieben. Eiskalt, brutal, scheinbar emotionslos.
Und tatsächlich pflastern in Ritchies sinnbefreiter Rachephantasie zahllose Leichen den Weg der Vergeltung und am Ende fährt die Hauptfigur einfach mit dem Auto davon, nachdem sie emotionslos mitgeteilt hat, dass sie nun fertig sei. Sucht jemand nach einem Beispiel für miserables Kino, ist er bei Guy Ritchie gut aufgehoben.

Donnerstag, 14. April 2022

Spider-Man: No Way Home - ein Superheld mit Therapiebedarf

Tom Holland ist 26 Jahre alt. Und dennoch muss er den Spinnenmann als spätpubertierenden College-Kandidaten spielen, der gleichzeitig ein Superheld ist. Das ist ein wenig schräg und nicht nur deshalb ein Balanceakt, weil Dr. Strange ihn im neuen Marvel-Blockbuster ermahnt: „Man vergisst immer wieder, dass du noch ein Kind bist.“
Lange kann man das nicht mehr mit dem dritten Spiderman-Darsteller nach Tobey Maguire und Andrew Garfield machen. Spiderman sollte also schleunigst erwachsen werden. In Jon Watts „Spider-Man: No Way Home“ ist dies noch nicht der Fall, deutet sich aber an. Immerhin gelingt es dem Team um Kevin Feige dem Marvel Comic Universe (MCU) einen in der zweiten Hälfte doch ziemlich originellen Film hinzuzufügen. Das war zuletzt nicht immer der Fall.

Freitag, 1. April 2022

Nightmare Alley - Guillermo del Toro erzählt vom amerikanischen Alptraum


Das Problem mit der Lüge ist nicht etwa, dass sie unwahr ist. Das Problem ist, dass sie gut schmeckt, wenn sie die Bedürfnisse des Belogenen befriedigt. Fliegt die Lüge auf, sind zwei Wege möglich: man reagiert mit Aggression auf die Unwahrheit oder man verteidigt sie mit Zähnen und Klauen.
Wird die Lüge zur Wahrheit erklärt, dann ist man in der Neusprech-Welt George Orwells gelandet - oder mitten im modernen Framing. In Guillermo del Toros „Nightmare Alley“ ist Lügen, Schummeln und Betrügen das Geschäftsmodell der Armen und der Reichen. Vom American Dream bleibt in del Toro wenig übrig: Betrogene und Betrüger bleiben auf der Strecke, aber nicht alle. Ein bildprächtiger und opulenter, aber finsterer Film.

Mittwoch, 23. März 2022

The Power of the Dog

Als reiner Lizenznehmer überlebt man weder im Streaming-Business noch in der Auseinandersetzung mit den großen Networks. Eigenproduktionen sind die Ultima Ratio, nicht nur bei NETFLIX. NETFLIX gelingt es allerdings regelmäßig, neben hunderten von selbst produzierten und unspektakulären Filmen und Serien auch mit ambitionierten Produktionen erfolgreich in den Filmmarkt einzudringen.
„Roma“ (Alfonso Cuarón), „The Ballad of Buster Scruggs“ (Coen Brothers), „The Irishman” (Martin Scorsese), „Mank” (David Fincher) und „Army of the Dead” (Zack Snyder) sind nur einige Beispiele. Oscar-Nominierungen für Filmkunst von NETFLIX gab es am Fließband, auch etliche Auszeichnungen, 2021 sogar für einen Dokumentarfilm. „Mank“ dagegen stürzte 2021 trotz 10 Nominierungen ab. Der neueste Coup von NETFLIX hat bereits 12 Oscar-Nominierungen verbucht: Jane Campions „The Power of the Dog“. Ganz und gar zu Recht. Was unterm Strich übrig bleibt, wird man sehen.

Dienstag, 8. März 2022

„Nobody“ – Gewalt macht Spaß

Wohin uns das Kino führt, ist ungewiss. Aber „das“ Kino gibt es nicht, und angesichts der Filme, die uns hoffen lassen, eine friedvolle und gewaltfreie Gesellschaft erschaffen zu können, verschließen viele die Augen vor den kinematographischen Rändern.
Dort wird eine andere Agenda vehement vertreten: Gewalt macht Spaß, Töten ist ein Lebenselixier und knietief im Blut zu waten ist ein pures Aphrodisiakum. Nicht anders lautet die Botschaft des russischen Musikers und Regisseurs Ilya Naishuller in seinem Genremix

„Nobody“.

Samstag, 26. Februar 2022

„Eternals“ - die Inflation der Superhelden

Gut gelaufen ist es für Kevin Feige nicht, den 1-Mann-Thinktank des Marvel Cinematic Universe (MCU). „Eternals“ gilt bei den Kritikern als schlechtester Marvel-Film der MCU-Geschichte, obwohl der Film keine schmale Rendite einfahren wird.
Nur 47% der Kritiken auf Rotten Tomatoes waren positiv. Und das, obwohl Feige mit Chloé Zhao eine Oscar-Gewinnerin („Nomadland“) ins Boot geholt hatte. Genutzt hat es nicht, denn „Eternals“ ist über weite Strecken ein strunzlangweiliger Film. Da hilft es nicht, dass die Kritiker pflichtschuldig die Diversität des Streifens loben.

Mittwoch, 9. Februar 2022

Reacher – Staffel 1

Die Gemüter werden sich nicht streiten. Es sieht ganz danach auch, als würden Kritiker und Fans sich einig sein: Alan Ritchson ist der bessere Jack Reacher. Auf jeden Fall ist er anders als Tom Cruise, der den Ex-Militärpolizisten mit deutlich geringerem Gewaltanteil spielte.
Die achtteilige Serie von Amazon Prime Video nach dem ersten Roman von Erfolgsautor Lee Child ist alles andere als jugendfrei - der hünenhafte Held tötet im Auftrag der Gerechtigkeit. In der Regel sehr brutal. Und wären die Nebenfiguren der Serie uninteressant, wäre
Reacher“ lediglich eine formelhafte Gewaltorgie. Sind sie aber nicht und somit hat der neue Jack Reacher einen ausreichenden Unterhaltungswert.

Samstag, 22. Januar 2022

München – Im Angesicht des Krieges

Ein Kritiker nannte Christian Schwochow den „Meister der wahrhaftigen Fiktion“. So kann man den neuen Film des 43-jährigen Regisseurs auf den Punkt bringen. Sein Politthriller „München - Im Angesicht des Krieges“ erzählt von einer historischen Episode kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs – der vertraglich legalisierten Annektierung des Sudetenlandes durch Hitlers Deutschland.
Es dreht sich also alles um das „Münchner Abkommen“, das Schwochow in ein flott erzähltes Genreformat verpackt und im Sinne der Romanvorlage von Richard Harris um- und neudeutet. Zwei Freunde, ein Engländer und ein Deutscher, wollen Hitler aufhalten, während der umstrittene britische Premierminister Neville Chamberlain nicht das geringste Interesse an einem Krieg mit Deutschland hat. Eine Meinung hat Schwochow. Ob Fiktion und Wahrheit in seinem Film zusammenpassen, ist das Thema der folgenden Kritik.

Donnerstag, 13. Januar 2022

Sløborn (Staffel 2) -zwischen Hedonismus und Faschismus

Man hatte die Serie bereits vergessen. Nun ist sie wiederaufgetaucht, fast anderthalb Jahre nach dem Start zeigt ZDFneo die 2. Staffel der Pandemie-Horror-Teenie-Serie “Sløborn“. Christian Alvarts Fortsetzung der Geschichte um die junge Evelin und ihre Geschichte spielt auf einer fast menschenleeren Insel, aber die Gefahren sind geblieben.
Es ist allerdings nicht das Virus, dass die Protagonisten bedroht, sondern es sind die Menschen. „Lupus est homo homini, non homo, quom qualis sit non novit“ (Denn der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, kein Mensch. Das gilt zum mindesten solange, als man sich nicht kennt). Dieser Satz stammt vom römischen Dichter Plautus. Berühmt wurde er durch den englischen Mathematiker und Philosophen Thomas Hobbes (1588-1679). Und der dürfte erstaunt sein, wenn er wüsste, dass er damit beschrieben hat, wie postapokalyptische Filme und Serien funktionieren.

Donnerstag, 6. Januar 2022

Star Trek: Discovery – die Wiedergeburt einer Serie

Nach fast viereinhalb Jahren und heftiger Auseinandersetzungen über den Kanon und damit über Wert und Unwert von „Star Trek: Discovery“ hatte man vor allem eins gelernt: in dieser Debatte folgt vieles einer binären Logik, in der es keine Grautöne gibt: Ja oder Nein, gut oder schlecht, Hop oder Top.
Nun aber scheint „Star Trek: Discovery“ (STD) einen evolutionären Prozess zu durchlaufen, der bereits mit der dritten Staffel begann, dann aber in der Midseason scheiterte. Die vierte Season macht zumindest in der ersten Staffelhälfte erneut einen riesigen Schritt. Und zwar zurück zur Erzählweise der alten, klassischen Star Trek-Serien. Und es klappt. Mehr Star Trek ist kaum noch vorstellbar. Die Serie beginnt zu funktionieren – zumindest für die, die in den 1980er und 1990er Jahren begeisterte Fans des Star Trek-Universums geworden sind. Und nun gibt es endlich auch Grautöne zu entdecken.