Freitag, 22. Dezember 2017

Best of 2017

69 Filme wurden in 2017 gesichtet. Und wie üblich lag der Schwerpunkt auf DVD- und Bluray-Veröffentlichungen. Aktuelle Kinofilme fehlen natürlich nicht im Ranking, aber sie bilden nicht den Schwerpunkt. So entstand wie üblich eine Hitliste, in der auch Filme Beachtung fanden, die nicht gerade dafür bekannt sind, dass sie im Fokus der öffentlichen Beachtung stehen. Gutes Beispiel: „Captain Fantastic“ von Matt Ross – ein Independent Movie mit Viggo Mortenson, der bereits 2016 in die Kinos kam und leider nur 300.000 Zuschauer begeistern konnte.

Dienstag, 12. Dezember 2017

Vor die Wand gefahren: Das Midseason-Finale von „The Walking Dead“


„The Walking Dead“ verabschiedete sich mit einer haarsträubenden Episode in die Winterpause. Die Kritik nimmt zu, immer mehr Fans steigen aus. Es geht längst nicht um die Quoten, sondern um die Qualität der Scripts und damit auch um die Kompetenz der Macher. Mittlerweile muss befürchtet werden, dass Showrunner Scott M. Gimple und sein Team die Serie komplett vor die Wand fahren.


Das Midseason-Finale habe ich mit blankem Entsetzen gesehen. „How It’s Gotta Be“ war eine Abfolge hastig zusammengewürfelter Szenen. Ziemlich kurz, unübersichtlich arrangiert, womöglich, um möglichst viele Figuren unterzubringen - bis zur letzten Nebenfigur. Eine zusammenhängende Handlung war kaum zu erkennen und in einigen Foren vermuteten die Zuschauer, dass sie womöglich eine Folge verpasst haben – so konfus wurden die Handlungsschnipsel zusammengefügt. Zudem spielte alles bei Nacht, in tiefster Finsternis, und alles war so dunkel, dass man kaum etwas erkennen konnte. Aber die Qualität des Scripts hätte auch durch Tageslicht nicht aufgehellt werden können.

Samstag, 9. Dezember 2017

Silence

„Der Islam hasst uns“, stellte Donald Trump unlängst fest. Nun hat er seinen Muslim-Bann vor dem Verfassungsgericht in Washington durchsetzen können. Endgültig, wie es scheint. In Martin Scorseses „Silence“ sind es die Japaner, die Anfang des 17. Jahrhunderts ihre Türen verrammeln. Sie unterdrücken und töten die christlichen Minderheiten unter ihren Landsleuten. Und: europäische Priester sollen keinen Fuß mehr in ihr Land setzen. Überhaupt möchte man den Kontakt mit Ausländern auf ein Minimum beschränken. Liefert die sogenannte Abschließungspolitik der Japaner etwa eine Blaupause für aktuelle Probleme?

Ob derartige Analogien angemessen und sinnvoll sind, ist eigentlich egal. Verwendet werden sie ohnehin, also kann man sie auch diskutieren. So tauchte in den Foren, die Martin Scorseses Film diskutierten, bald die Idee auf, ob man die Japaner nicht verstehen müsse. Immerhin würden auch die Deutschen kein Vergnügen darin finden, sich von einer Flut von Muslimen überrennen zu lassen und dabei nicht nur ihre kulturelle Identität einzubüßen, sondern auch ihre politische Souveränität.


Mittwoch, 6. Dezember 2017

Attraction

Das russische Kino hat sich von seinem Niedergang nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erholt. Die Zahl der Kinos hat zugenommen, der Marktanteil russischer Produktionen liegt bei 25%. Nun sollen aufwändige Blockbuster den internationalen Markt erobern. Fjodor Bondartschuks Sci-Fi-Film „Attraction“ erfindet bei diesem Versuch zwar das Rad nicht neu, überzeugt aber durch kraftvolle Bilder und eine besonders am Ende doch sehr originelle Geschichte.

Dass Genrefilme bekannte Formeln variieren, sollte kein Anlass zum Meckern sein. Das plötzliche Auftauchen eines Raumschiffs über einer Großstadt, seine Landung und den berühmten ‚First Contact’ kennt man aus dem Klassiker „The Day The Earth Stood Still“ (Robert Wise, 1951), der 2008 überflüssigerweise von Scott Derrickson recycelt wurde. In beiden Filmen bekam die Erde von dem Vertreter einer technologisch und ethisch überlegenen Alien-Zivilisation ein schlechtes Führungszeugnis ausgestellt. 

In „Attraction“ spielt Rinal Muchametow den Botschafter einer 47 Lichtjahre entfernten Kultur, die wegen der miesen Zukunftsprognose eigentlich kein Interesse an uns hat. Hakon, so nennt sich der Fremde, nennt präzise Zahlen: viele Milliarden Menschen seien durch Kriege ums Leben gekommen, ökologisch richten wir unseren Heimatplaneten zugrunde und in 600 Jahren sei ohnehin alles vorbei. Dann nämlich hätten sich die Bewohner des blauen Planeten selbst ausgerottet. Und er ist auch nicht gekommen, um eine letzte Warnung auszusprechen. Denn die Erde ist ein hoffnungsloser Fall, die soziale Aggressivität der Menschen sei zu groß. Neu ist das seit dem Hollywood-Klassiker von Robert Wise nicht, falsch aber auch nicht.

Donnerstag, 16. November 2017

„Bones“ ging zu Ende – nur wenige schauten zu

Serien haben ein Verfallsdatum. Andere nicht: „Die Simpsons“ gibt es seit 1989, eine Ende ist auch nach 29 Staffeln nicht in Sicht. Und Soaps wie „General Hospital“ laufen ununterbrochen seit 1963 und haben es auf über 10.000 Episoden gebracht. Die Geschichte um die forensische Anthropologin Dr. Temperance Brennan und FBI-Special Agent Seeley Booth ist allerdings nach 12 Staffeln und 246 gelösten Fällen endgültig auserzählt – sie war in ihren besten Zeiten eine Perle der konventionellen Erzählkunst. Bye bye, Bones.

Das Geheimnis von „Bones“ war die Leichtigkeit des Seins. Zwar wurde zu Beginn jeder Episode eine gruselige Leiche präsentiert, aber danach konnte sich der Zuschauer sicher sein, dass er in „Bones“ garantiert nicht dauerhaft mit deprimierenden Storylines konfrontiert wird. Die FOX-Serie war in Sachen Sex und Gewalt absolut familientauglich und überforderte nicht. Beinahe jeder Fall wurde am Ende der Episode gelöst und dabei setzte das Team der leicht unterkühlten und hochintelligenten Anthropologin Temperance Brennan (Emily Deschanel) alle nur erdenklichen Verfahren der modernen Wissenschaft ein, um die kriminalistischen Rätsel zu lösen. Und am Ende des Tages war dann die Welt wieder in Ordnung.

Freitag, 3. November 2017

Verleugnung

Gibt es geschichtliche Fakten, die sich einer Debatte entziehen, obwohl sie hieb- und stichfest bewiesen worden sind? Oder gehört es zu den postfaktischen Zeiten, dass alles neu verhandelt werden kann, auch wenn dabei gelogen wird, dass sich die Balken biegen? Mick Jackson und David Hare rekonstruieren in „Verleugnung“ den Prozess gegen die Historikerin Deborah Lipstadt, der 1996 in London mit der Niederlage des Klägers endet. Der hieß David Irving. Er ist bis heute einer der bekanntesten Holocaust-Leugner der Zeitgeschichte geblieben.

In dem amerikanisch-britischen Spielfilm „Verleugnung“ (Originaltitel: Denial) wird Deborah Lipstadt (Oscar-Preisträgerin Rachel Weisz), eine US-amerikanische Professorin für Holocaust-Studien, mit einer Verleumdungsklage konfrontiert, die der bekannte Holocaust-Leugner David Irving (Timothy Spall) in England gegen sie anstrengt. Der Grund: Die Historikerin hatte den zum Zeitpunkt des Prozesses 58-jährigen Buchautor in ihrem Buch Denying the Holocaust – The Growing Assault on Truth and Memory als Geschichtsrevisionisten und als Lügner bezeichnet und damit angeblich seine berufliche Reputation beschädigt. Nach britischem Recht liegt in einem Verleumdungsfall die Beweislast allerdings beim Angeklagten. Nicht David Irving muss seine Thesen untermauern, nein, Lipstadt musste dem Richter Sir Charles Gray beweisen, dass es den Holocaust gegeben hat.

Mittwoch, 1. November 2017

The Deuce - David Simons neue Serie fordert Geduld

Man soll es nicht tun. Nämlich Serien daran zu messen, was der oder die Showrunner zuvor gemacht haben. Aber man tut es. David Simon, der zusammen mit Ed Burns „The Wire“ kreiert hat, erzählt nun zusammen mit George Pelecanos in „The Deuce“ von der Erfindung der Pornoindustrie in den frühen 1970er Jahren. Eine interessante Geschichte, eine gute erste Staffel – „The Wire“ wird aber nicht vom Thron gestoßen.

Die Geschichte mit den Pornos kommt später, sie schleicht sich langsam an. „The Deuce“ erzählt überwiegend von Prostituierten und ihren Zuhältern. Das Zeitkolorit der 1970er Jahre fängt die Serie dabei visuell überzeugend ein. Der Times Square: dreckige Straßen, auf denen Unrat liegt und sich Penner in den Kellereingängen durch die Nacht bringen. Vergammelte Häuser, Neppläden für Touristen, Striptease-Bars und die nicht sonderlich einladenden Kinos auf dem Strip, in denen Bertoluccis “The Conformist“ oder „The Omega Man“ gezeigt werden. Sie warten förmlich darauf, dass bald ganz andere Filme über die Leinwand laufen werden. Und wer das Herz des Broadways so kennt, wie heute aussieht, wird es zu schätzen wissen, dass „The Deuce“ die Spuren des Niedergangs dieses legendären New Yorker Künstlerviertels so naturalistisch in Bilder fasst. Wohin das führt, kann man ahnen, wenn Curtis Mayfield im Main Title „Don’t worry. If there’s a hell below, we’re all going to go“ singt.

Donnerstag, 26. Oktober 2017

The Walking Dead mit umstrittenem Staffelauftakt

War das die angekündigte Wende? Action und Explosionen hatte das Team um Scott M. Gimple versprochen. Sie lieferten. Dazu gab es auch Mysteriöses, Flashforwards, Traumvisionen - und es wurde kräftig mit der Zeitlinie gespielt. Easter Eggs und nostalgische Reminiszenzen schmeckten am Ende ein Horsd’œuvre ab, das sich als großer Wurf entpuppen kann – oder auch als fauler Zauber.

Dienstag, 17. Oktober 2017

Elle

Seit „Black Book“ hat Paul Verhoeven keinen Kinofilm mehr gemacht. Nach zehnjähriger Pause tauchte der holländische Regisseur wieder an einem Set auf und wurde danach für „Elle“ mit einer wahren Flut von Preisen überhäuft. Das Geringste, was man über Verhoevens Skizze einer schwer traumatisierten Frau sagen kann, ist, dass „Elle“ ein fesselnder Psychothriller geworden ist.

Ja, „Elle“ ist sogar komisch. Während Paul Verhoevens Hauptfigur
Michèle Leblanc sehr kompetent und dominant mit ihrer Freundin Anna (Anne Consigny) im gemeinsamen Unternehmen erfolgreich äußerst gewalthaltige Computerspiele produziert, ist ihre Familie ein Trümmerfeld. Michèles Sohn Vincent (Jonas Bloquet) hat es nur zu einem Job in einem Burger-Schuppen gebracht. Seine schwangere jähzornige Freundin Josie (Alice Isaaz) hat ihn vollständig unter ihre Fuchtel genommen und Vincent ist nach der Geburt des Kindes selbst dann nicht imstande, den wahren Vater zu erkennen, als ihm im Krankenhaus ein farbiges Kind in die Arme gelegt wird. Michèles greise Mutter Irène (Judith Magre) lässt sich regelmäßig mit Botox liften und führt ein reges Sexualleben mit deutlichen jüngeren Männern. Und Michèle? Die hat sich von ihrem Mann Richard, einem erfolglosen Schriftsteller, getrennt und unterhält mit dem Mann (Christian Berkel) ihrer Freundin Anna eine beinahe desinteressierte Affäre. Dabei mimt sie beim Sex auch mal eine Tote, um ihren Lover in Fahrt zu bringen.

Mittwoch, 11. Oktober 2017

Empörung

Mit „Empörung“ (Indignation) ist dem bekannten Independent Movie-Produzenten James Schamus bei seiner ersten Regiearbeit ein Glücksgriff gelungen. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Philip Roth ist ein allegorisch-realistischer Film, der gerade wegen seiner inneren Ruhe eine subtile Tiefe bei der Figurenzeichnung erhält.

Geschichte ist ohne Fiktionalisierung nur noch schwer greifbar. Über die McCarthy-Ära erfährt man im Kino einiges in „Trumbo“, über das Abstreifen der 1950er Jahre erzählt die TV-Serie „Mad Men“ als Geschichte eines weitreichenden kulturellen Paradigmenwechsels, festgemacht am Aufkommen weiblicher Emanzipation und neuer sexueller Freiheiten. Filmische Reisen in die 1950er Jahre sind auch deswegen per se Spiegelbilder des Hier und Jetzt.
Das hört sich längst nicht mehr paradox an, denn die enorme kulturelle und politische Distanz zu einer Dekade, die man medial als Prä-„Mad Men“-Ära bezeichnen kann, zeigt besonders nachhaltig, was verschwunden ist und was uns immer noch widerfährt. Es scheint zwar, als sei der restaurative Mief der 1950er verschwunden, auch die bigotte Sexualmoral. Aber spätestens, wenn man die verklemmten ethnischen und religiösen Vorurteile in und Schamus’ Literaturadaption beobachtet, erkennt man, dass sich hinter den geschickt getarnten Grundsatzdiskussionen zwischen einem vermeintlich liberalen Dekan und seinem Studenten aus der jüdischen Mittelschicht ein Ungeist breitmacht, der 70 Jahre später nicht restlos verschwunden ist, sondern viel aggressiver und selbstbewusster auftritt.

Freitag, 6. Oktober 2017

Blade Runner 2049

Man darf nicht in die Falle laufen. Natürlich wird man Denis Villeneuves Sequel „Blade Runner 2049“ mit Ridley Scotts Masterpiece vergleichen. „Blade Runner“, jedenfalls in der Version des Final Cut (2007), ist ein Standalone Art Piece und ein Kinomythos dazu. Über drei Jahrzehnte später trifft das Sequel auf eine andere Zeit und auch ein anderes Kino. Und auf andere Zuschauer. Zwischen beiden Filmen liegen zudem komplizierte transmediale Strategien. Zieht man dies ins Kalkül, schneidet „Blade Runner 2049“ ordentlich ab. Denis Villeneuve ist ein streckenweise schöner Film gelungen, auch wenn man im Kino nicht mehr mit großen Augen staunt.

Die Debatten haben bereits begonnen. „Blade Runner 2049 entpuppt sich nicht nur als einer der besten Science-Fiction-Filme des Jahres oder der Dekade, sondern als einer der besten Science-Fiction-Filme überhaupt“, schreibt der Redakteur von Filmstarts, und überhaupt sei Villeneuves Sequel der bessere Film. 
Offen gesagt: Diesen Enthusiasmus kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe Probleme damit, Ridley Scotts komplexes Original (das - je nach Zählweise - in 3-5 verschiedenen Schnittversionen vorliegt) mit Villeneuves nicht weniger komplexen Interpretation des Themas abzugleichen, ohne „Blade Runner 2049“ ein zweites Mal gesehen zu haben. Trotzdem wird ein erster Versuch gewagt.

Dienstag, 19. September 2017

Get out

Chris Washington heißt der junge farbige Fotograf aus New York, der mit seiner Freundin Rose eine Reise in das ruhige provinzielle Amerika antritt. Rose ist weiß, aber Sorgen müsse sich Chris nicht machen. Ihre Eltern seien liberal, beteuert Rose, immerhin hätten sie Barack Obama gewählt. Und tatsächlich scheinen alle auf dem Landsitz der wohlhabenden Familie Armitage ihrer afroamerikanischen Mitbürger regelrecht zu lieben. Das kann nicht gut gehen und dass Chris den gleichen Nachnamen hat wie der erste Präsident der USA, wird ihm auch nicht helfen. Und so endet Jordan Peeles Horrorfilm „Get out“ mit einem Blutbad.

Gut, dass „Get out“ gerade auf Bluray und DVD erschienen ist. Das passt
zu den aktuellen Ereignissen. Denn Schwarze haben es in den USA nicht leicht. Diese Formulierung ist – zugegeben – ein Euphemismus. Das reale Leben sieht so aus: Ein mutmaßlicher Drogendealer wird von einem Cop im Bundesstaat Missouri mit fünf Schüssen getötet, der Beamte wurde vor einigen Tagen in St. Louis freigesprochen, obwohl er die Exekution in einem Video angekündigt hat. Das Ergebnis: Unruhen und Chaos auf den Straßen.
Nur darf man von
„Get out“, der in den USA Anfang dieses Jahres einen wahren Triumphzug antrat, keine politische Aufklärung erwarten. Denn wer dringend „Get out“ benötigt hat, um sich endgültig Klarheit über den rassistischen Wahn zu verschaffen, der hat zuvor schon nicht richtig getickt. Oder konsequent die Zeitungslektüre verweigert. Nein, „Get out“ zielt nicht auf den Kopf, sondern auf die Eingeweide.

Samstag, 26. August 2017

Better Call Saul: Season 3 – alles wie gehabt, aber noch besser!

In Season 3 muss sich Jimmy McGill immer noch mit seinem Bruder Chuck auseinandersetzen, aus der „Battle of Brothers“ wird nun eine unbarmherzige Auseinandersetzung, bei der es am Ende nur Verlierer gibt. Mike Ehrmantraut wird dagegen immer tiefer in die Auseinandersetzung mit Drogenboss Hector Salamanca hineingezogen und lernt dabei eine zentrale Figur aus „Breaking Bad“ näher kennen, als ihm lieb ist. In der 3. Staffel der AMC-Serie kommen die Einschläge immer näher, aber die Hauptfiguren hören sie erst, als es beinahe zu spät ist.

Himmel, hört das überhaupt nicht mehr auf? Auch in der 3. Staffel müssen wir darauf warten, dass sich Jimmy McGill (Bob Odenkirk) in Saul Goodman verwandelt, jenen umtriebigen und gelinde gesagt doch sehr verschlagenen Anwalt, der für Walter White in „Breaking Bad“ die Kastanien aus dem Feuer holt. Doch auch diesmal passiert sie nicht, jene Verwandlung, die aus dem Trickster Slippin’ Jimmy den Anwalt für die bösen Buden macht. Angedeutet wird sie allerdings schon.

Montag, 7. August 2017

„Dunkirk“ – der Kriegsfilm: ein Genre am Limit

Angeblich soll Sam Fuller über die Möglichkeit einer authentischen Kriegserfahrung im Kino gesagt haben, dass man dazu nur ein Maschinengewehr im Kinosaal aufstellen müsse, um danach Teile des Publikum niederzumähen. 

Fuller hat nicht nur selbst Kriegsfilme gedreht, sondern als Soldat handfeste Kriegserfahrungen gemacht. Vielleicht braucht man das, um aus den vermeintlichen Desillusionierungen des modernen Kriegsfilms die versteckten alten Ideologien herauszulesen. Im Moment ist das Genre wieder dabei, dem Publikum auch ohne derart rabiate Mittel auf der Leinwand etwas zu zeigen, was sich ‚wahr’ anfühlt. Zuletzt in Christopher Nolans „Dunkirk“. Das ist nicht neu, das hat er bereits Anfang dieses Jahrhunderts gegeben. Erstaunlich ist nur, dass alle wieder jubeln. Auch die Kritiker.

Dienstag, 25. Juli 2017

Spider-Man: Homecoming

Der 16. MARVEL-Film ist ein Reboot. Tom Holland ist bereits der dritte Spinnenmann in diesem Jahrhundert. „Homecoming“ ist weder bedeutungsschwer noch ein Action-Gewitter, sondern ein Comedy-Feuerwerk geworden. Die Geschichte, die Regisseur Jon Watts erzählt, ist zwar ein wenig klamaukig, über weite Strecken flott und ziemlich witzig. Ein vielversprechender Auftritt von Kid Spider-Man.

In einem Cold Open wird häufig ein Feuerwerk abgebrannt, mit dem der Schurke bombastisch eingeführt wird. Wie man das macht, hat Christopher Nolan mit dem Joker-Intro in „The Dark Knight“ gezeigt. In „Homecoming“ wird vor den Opening Credits auch ein Schurke gezeigt, aber der ist eher ein Sozialfall. Michael Keaton spielt den mittelständischen Unternehmer Adrian Toomes, der kurz nach dem Angriff der Chitauri in „The Avengers“ (2012) die Bergungsarbeiten in N.Y. durchführen soll - mit einem städtischen Vertrag in der Tasche. Die US-Regierung kümmert dies nicht, Toomes wird trotz umfangreicher Vorleistungen der Job gekündigt.

Mittwoch, 19. Juli 2017

Live by Night

Finanziell war Ben Afflecks vierte Regiearbeit nach „Gone Baby Gone“, „The Town“ und „Argo“ ein totales Desaster. Der Film spielte nur knapp ein Drittel der Produktionskosten ein, die Kritik zerfetzte ihn – auch in Deutschland. Das Bashing hat Affleck nicht verdient: „Live by Night“ ist eine stimmige Gangster-Ballade über einen Mann, der immer weiß, was er tut, aber erst am Ende begreift, was er will.

Vater-Sohn-Beziehungen interessieren Dennis Lehane besonders. In Ben Afflecks Verfilmung des zweiten Teils von Dennis Lehanes Coughlin-Trilogie ist der stellvertretende Bostoner Polizeichef Thomas Coughlin (Brendan Gleeson) nicht nur das mahnende Gewissen seines Sohns Joe, sondern auch ein kühler Beobachter seines Lebens. Denn Joe (Ben Affleck) gehört zu jenen, die in der Nacht leben und am Tag schlafen. Eine bildhafte Beschreibung für jene, die ihre eigenen Gesetze schaffen und die Mittel besitzen, sie durchzusetzen. Und das passt ganz und gar nicht zum Kodex der Coughlin-Familie.



Dienstag, 18. Juli 2017

George A. Romero ist tot

Am 16. Juli starb George A. Romero im Alter von 77 Jahren im kanadischen Toronto. Romero gelang, was für Tausende Filmemacher ein unerfüllter Traum bleiben wird: Sein bahnbrechender Film „The Night of the Living Dead“ hat einen festen Platz im Kanon der Filmgeschichte, sein subversiver Zombiefilm „Dawn of the Dead“ versetzt noch heute Staatsanwälte und Zensurbehörden in nackte Panik. Aber nicht wegen der Splatter-Effekte.

Die großen Tageszeitungen würdigten George A. Romero nicht etwa in einer Randnotiz. Nein, ein großer Nachruf nach dem anderen erschien. Dabei war Romero weder ein intellektueller noch ein an Filmkunst orientierter Filmemacher. Etwas schien die Kritiker, die in memoriam die bio- und filmographischen Eckdaten zusammentrugen, also bewegt zu haben. Vielleicht war es das Gespür dafür, dass Romero, der übrigens auch einige ziemlich schlechte Filme gemacht hat, in seinen besten Stunden ein instinktsicheres Gespür dafür entwickelt hatte, dass der Horrorfilm wie kein anderes Genre dafür geeignet ist, die conditio humana zu reflektieren. Romero hat dieses Thema nicht mit der feinen Feder nachgezeichnet, sondern mit kräftigen Bildern, derben Allegorien und Metaphern, die direkt am Kopf vorbei auf die Magengrube zielten und von dort aus zum Kopf zurückkehrten.

Freitag, 7. Juli 2017

„Split“ - M. Night Shyamalans neuer Film übertrifft alle Erwartungen

„Split“ hielt drei Wochen lang an der Spitze der US-Charts – das war M. Night Shyamalan zuletzt vor 18 Jahren mit „The Sixth Sense“ gelungen. Der in Indien geborene US-amerikanische Regisseur und Erfinder genuiner Plot Twists hat mit dem Psychothriller um eine Person mit 23+1 Identitäten offenbar einen Volltreffer gelandet. „Split“ hat das 30-fache seiner Kosten eingespielt. Erschwerend kommt hinzu, dass „Split“ auch ein sehr guter Film geworden ist. Und am Ende taucht sogar Bruce Willis auf.
 

Der Plot von „The Split“ ist denkbar einfach. Die drei Teenies Claire, Marcia und Casey werden von einem Fremden entführt und in die unterirdischen Katakomben eines unbekannten Gebäudes verschleppt. Verstörend für die Drei ist allerdings der Umstand, dass sich ihr Entführer ständig umzieht und offenbar verschiedene Rollen spielt. Mal heißt er Dennis, dann taucht er als Patricia in Stöckelschuhen bei den Kids auf. Restlos verzweifeln lässt die Mädchen dann aber der neunjährige Junge Hedwig, der richtig nett ist und gerne tanzt.
 Gespielt werden alle Rollen von James McAvoy. 

Mittwoch, 5. Juli 2017

„Mars“ - visionäre Docufiction von National Geographic

Mit der Miniserie „Mars“ hat „National Geographic“ eine ambitionierte Dokufiction auf die Reise ins Alls geschickt. Im Mittelpunkt steht eine fiktive Landung auf dem Mars im Jahre 2033 – im dokumentarischen Teil wird lebhaft für die Besiedlung des Mars geworben. Eine kontroverse Diskussion lässt „Mars“ nicht zu, die Serie ist parteiisch, aber nicht einseitig. Sie informiert ausgezeichnet über die gewaltigen Probleme eines Menschheitstraums, der längst nicht mehr von allen Erdbewohnern geteilt wird.

Bei Ovid stürzt der übermütige Ikarus ins Meer, während sein Vater Dädalus vor den Gefahren gewarnt hat. Vergeblich.

2033: Nach mehrmonatiger Reise landen sechs Astronauten mit der „Daedalus“ auf dem roten Planeten. Die Probleme beginnen, bevor der erste Mensch seinen Fuß auf den unwirtlichen Planeten gesetzt hat – das Raumschiff verpasst den geplanten Landeplatz um 75 km. Die sechs Crewmitglieder, die in den ersten Monaten nach der Landung noch in ihrem Raumschiff leben sollten, müssen nun das weit entfernte Basislager erreichen. Und sie müssen ihren bei der Landung schwerverletzten Kommandanten Ben Sawyer (Ben Cotton) transportieren. Als der überladene Mars-Rover 16 km vor dem Ziel schlapp macht, muss die 5+1-Crew zu Fuß weiter. Auf einem Planeten, der wie eine Mischung aus Antarktis und Arizona nur tödliche Kälte in endlosen Stein- und Sandwüsten zu bieten hat. Und das rettende Basislager ist eigentlich nur ein Geräteschuppen. Mission Impossible?

Donnerstag, 29. Juni 2017

The Girl With All The Gifts

Sie sind schnell und verwandeln sich wie in „28 Weeks Later“ innerhalb weniger Sekunden. Aber es ist nicht die Wut, die sie antreibt, sondern die Gier nach Fleisch. Die „Hungries“ überrennen die Welt und haben nur die nächste Mahlzeit im Sinn. Alles nicht neu? Das stimmt, aber „The Girl With All The Gifts“ fügt den Topics des Zombiefilm-Genres einige neue, intelligente Ideen hinzu.
 

Puristen werden einwenden, dass Colm McCarthys Verfilmung des gleichnamigen Romans von Mike Carey kein Film über Zombies ist, sondern über Menschen, die an einer Pilzinfektion erkranken und die Gesunden auffressen. Untote gibt es nicht in der britisch-amerikanischen Produktion, dafür greift „The Girl With All The Gifts“ alle bekannten Elemente einer post-apokalyptischen Erzählung auf, die wir aus bekannten Vorbildern wie „The Walking Dead“ kennen: den zivilisatorischen Kollaps, den verzweifelten und hoffnungslosen Kampf einer Gruppe von Überlebenden in einer Welt, die ihnen nicht mehr gehört und die Frage, ob es in so einer Welt überhaupt noch etwas Moralisches zu verhandeln gibt.

Freitag, 23. Juni 2017

Genius: Einstein - National Geographic Channel überzeugt mit guter Serie

„Genius“ ist die erste „scripted series“ des National Geographic Channel, ein fiktionales Biopic, das von einer Ikone der Physik des 20. Jahrhunderts erzählt: Albert Einstein. In der letzten Folge der zehnteiligen Serie wurde enthüllt, um wen es in der zweiten Staffel gehen wird – um Pablo Picasso. Wenn National Geographic weiterhin die Qualität dieses Projekts hochhält, dürfte uns Spannendes bevorstehen. Die Serie kann bei SKY und AMAZON VIDEO gestreamt werden.

Als „Dokutainmant“ kündigte SKY das Renommierprojekt an. Das ist natürlich ziemlicher Blödsinn, denn Dokutainment gehört zu Sendeformaten wie Doku-Soap oder Scripted Reality. Und das sind seichte Geschichtchen, schlimmstenfalls kann man so etwas als Fake Reality bezeichnen, was nicht dadurch besser wird, dass fast 80% der Zuschauer diese Formate für „echt“ halten.

Was in der ersten „Genius“-Staffel echt ist, werden Wissenschaftshistoriker beurteilen können. Die Serie basiert auf Walter Isaacson 2007 erschienenen Buch Einstein: His Life and Universe und wenn man an die über 50.000 Briefe in Einsteins sorgsam gehüteten Nachlass denkt, dürfte auf spätere Biografen noch viel Arbeit warten. Aber Walter Isaacson ist ein renommierter Journalist und Autor, dem man zutrauen darf, dass er einen Schritt in die richtige Richtung gemacht hat. Immerhin hatte der Autor im Jahre 2006 Zugriff auf zuvor unbekannte Dokumente über den Physiker.

Donnerstag, 8. Juni 2017

House of Cards: Season 5

Bislang wurde „House of Cards“ nachgesagt, dass die Netflix-Serie prophetisch in die politische Zukunft der USA schaut. In der postfaktischen Trump-Ära drohte die Realsatire den Serienmachern allerdings den Rang abzulaufen. Die gute Nachricht: sie wehrten sich! HOC ist bösartiger als je zuvor.

Erinnern wir uns nach einer über einjährigen Pause: Am Ende der 4. Staffel befindet sich US-Präsident Francis Underwood (Kevin Spacey) mitten im Wahlkampf. Sein republikanischer Herausforderer Will Conway (Joel Kinnaman) macht es ihm schwer: er ist jung, smart, ein patriotischer Kriegsteilnehmer – und er versteht mehr von Webcrawlern und Social Media als Underwood. Als Mitglieder der islamistischen Terrororganisation ICO (Islamic Caliphate Organization) vor laufender Kamera dem Familienvater James Miller den Kopf abschneidet, wittert Underwood seine Chance. Und so endet Season 4 mit der unheilvollen Androhung: „Wir beugen uns nicht dem Terror. Wir sorgen selbst für den Terror“.


Mittwoch, 24. Mai 2017

Review: The Path - Season 2

Die HULU-Serie über die Meyeristen-Bewegung geht in die zweite Runde. Streaming-Anbieter Amazon Video bietet die Geschichte um Eddie Lane und seine Familie bereits kurz nach der US-Distribution in synchronisierter Fassung an. Mit der ersten Staffel erzielte „The Path“ durchaus gute Kritiken. Hält die 2. Staffel nach ihrem vielversprechenden Start ihr Niveau?

Fazit: „The Path“ ist weiterhin spannend, bombardiert den Zuschauer mit Plot Twists, verliert aber bei der Charakterentwicklung der Figuren trotz exzellenter darstellerischer Leistungen seine Glaubwürdigkeit. Der ersten Staffel hatte ich im letzten Herbst eine originelle und aufmerksame Erzählweise bescheinigt: „The Path“ sei „alles andere als eine Soap Opera“. Die zweite Season ist nun aber mitten im Soap gelandet – allerdings immer noch auf ordentlichem Niveau.

Alien: Covenant

Fünf Jahre hat Ridley Scott gewartet, um das Alien-Franchise nach dem umstrittenen Prequel „Prometheus“ fortzusetzen. Nun hat er es getan und dem Affen Zucker gegeben. Jene, für die in „Prometheus“ zu viel gelabert wurde, dürften nun sabbersatt das Kino verlassen. Sie wurden mit der erhofften Metzelei bedient. „Alien: Covenant“ ist ein unerhört schlechter Film.

Dabei fängt alles noch vielversprechend an. Im Prolog des Films spielt David (Michael Fassbender), der Android, der sich in „Prometheus“ noch an Peter O’Toole ergötzte, seinem Schöpfer Peter Weyland (Guy Pearce) in einem schnellweißen, lichtdurchfluteten Raum einige Takte Wagner vor. Auf dem Klavier, was doch einigermaßen ernüchternd viel zu wenig vom orchestralen Pomp Wagners erkennen lässt. In dem folgenden Gespräch wird deutlich, dass David ernste Zweifel an Weylands superiorer Rolle hat. Wer ihn denn geschaffen hat, fragt der Android listig, daran erinnernd, dass er selbst unvergänglich ist, Weyland jedoch sterblich sei. Eine Antwort wird ihm verwehrt, stattdessen verlangt Weyland, dass David ihm den Tee anreicht. Am Ende des Films wird David dann „Mutter“, den entzückenden Bordcomputer der Covenant (und später auch der Nostromo), bitten, ihm den
Einzug der Götter in Walhall“ aus dem Rheingold vorzuspielen – er hat gewonnen.

Mittwoch, 17. Mai 2017

Café Society

Nur 90 Minuten braucht Woody Allen, um mit dem Glamour Hollywoods aufzuräumen. Er schickt Jesse Eisenberg ganz einfach in die 1930er Jahre zurück. Der spielt Bobby Dorfman, den jüngsten Sohn eines jüdischen New Yorker Juwelier, der nicht in das Geschäft seines Vater einsteigen will, sondern viel lieber in der Filmmetropole Karriere machen möchte. Irgendwie gelingt dies nicht, dann doch ein wenig und zurück bleiben gebrochene Herzen. „Café Society“ ist nicht nur eine routinierte Satire, sondern auch ein eleganter Täuschungsversuch.

Woody Allens Film, mit dem im letzten Jahr die Internationalen Filmfestspiele von Cannes eröffnet wurden, erzählt von einer klassischen ménage à trois. Bobby Dorfman zieht es nach Los Angeles, wo sein Onkel Phil Stern (aalglatt: Steve Carrell) eine erfolgreiche Casting-Agentur leitet. Der will zunächst nichts mit seinem Neffen zu tun haben, verschafft ihm dann aber einen Phantom-Job und schickt ihn mit seiner Sekretärin Vonnie (Kristin Stewart) auf eine Who-is-who-Tour durch Hollywood, wo der junge Mann die Schickeria der Filmindustrie kennenlernen soll. Natürlich verliebt sich der von Jesse Eisenberg mit naivem, aber zupackenden Charme gespielte Novize in die hübsche Begleiterin. Die aber ist heimlich liiert mit ihrem Chef, sodass Onkel und Neffe alsbald um die Gunst Vonnies buhlen.

Dienstag, 16. Mai 2017

Ich, Daniel Blake

Der Zuschauer hat noch kein einziges Bild von Ken Loachs Film „I, Daniel Blake“ gesehen, aber das Schicksal der Titelfigur ist bereits beschlossene Sache. Während die Credits eingeblendet werden, hört man im Off einen skurrilen Dialog. Eine medizinische Fachkraft befragt telefonisch den 59-jährigen Tischler Daniel Blake nach seinen gesundheitlichen Beschwerden. Von seiner attestierten Arbeitsunfähigkeit nach einem Herzinfarkt will die Bürokratin nichts wissen. Wenig später wird Blake mitgeteilt, dass er arbeitsfähig ist. Arbeit könnte ihn aber umbringen.

Ein Mann im Räderwerk der Bürokratie. Es geht um die Bewilligung von Sozialleistungen, aber der Antragsteller wird nicht als Bedürftiger, sondern als Feind des Systems behandelt. Das hört sich kafkaesk an, ist es aber nicht. Kafka kannte den Neoliberalismus nicht.



Dienstag, 9. Mai 2017

Girl on the Train

Es ist ein Gefühl von Tristesse, das sich bleischwer über den Zuschauer legt. An manchen Tagen kann man es aushalten, wenn ein Film uns Zuschauern ausgebrannte Figuren auf die Leinwand oder die Mattscheibe spült, die kaum zu ertragen sind. An anderen nicht. „Girl on the Train“ erzählt hyper-angestrengt von der seelischen Demontage seiner Hauptfigur. Allerdings artifiziell und ohne Anteilnahme. Schwer zu ertragen.

Rachel Watson (Emily Blunt) sitzt Tag für Tag im Zug und fährt nach Manhattan. Immer die gleiche Strecke. Mit traurigen Augen blickt sie aus dem Zug. Die Urban Suburbs gleiten an ihr vorbei wie ein Glücksversprechen. Denn sie hat dort, in den Häusern der wohlhabenden Mittelschicht, selbst einmal gewohnt und war glücklich. Das ist vorbei. Trotzdem lässt sie nicht ab vom Schauen, weil sie besessen ist von der Idee, dass die Pärchen in den Gärten und auf den Terrassen allesamt glücklicher sind als sie.

Dienstag, 2. Mai 2017

Train to Busan

Dass ein Zombiefilm seine Premiere auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes feiert, ist ungewöhnlich. „Train to Busan“ schaffte nicht nur das, sondern wurde auch 2016 als der erfolgreichste südkoreanische Film des Jahres gefeiert. Weit über 11 Mio. Zuschauer wollten die koreanische Version einer Zombie-Apocalypse sehen. Nicht zu Unrecht, denn Regisseur Yeon Sang-ho spielt mit seinem ersten Realfilm Hollywood-Blockbuster wie „World War Z“ glatt an die Wand. 

Natürlich erinnert „Train to Busan“ an den koreanischen Hit „Snowpiercer“. Dafür sorgen die Settings. Wie in „Snowpiercer“ entwickelt sich die Geschichte von „Train to Busan“ ebenfalls in einem Zug, dem Hochgeschwindigkeitszug KTX, der von Seoul nach Busan fahren soll. Allerdings scheint bereits vor der Abfahrt in Seoul einiges nicht mehr zu stimmen. Als sich der Zug endlich in Bewegung setzt, sieht das kleine Mädchen Su-an von ihrem Fensterplatz aus (Kim Su-an mit berührender Performance), wie auf dem Bahnsteig ein Mitarbeiter der Seoul Station von einem Tollwütigen angegriffen wird. Und von keinem bemerkt, schleppt sich ein schwerverletztes junges Mädchen in den Zug. Als sie kurz danach stirbt und sofort danach eine Zugbegleiterin anfällt, bricht im Zug die Hölle los.

Donnerstag, 20. April 2017

Homeland – Season 6

Homeland wurde bislang eine prophetische Qualität bei der Themenwahl bescheinigt. Diesmal jedoch hätten, glaubten einige Kritiker, die Serienmacher nicht vorhergesehen, dass ein Rechtspopulist wie Donald Trump neuer US-Präsident werden könne. In Season 6 geht es auch um einen neuen Präsidenten, doch der ist eine Frau und die ist ziemlich pazifistisch. Hat die Serie den Siebten Sinn für den Zeitgeist verloren? Eher nicht. Die Showtime-Serie ist noch näher am Puls der Zeit, als man auf den ersten Blick erkennen kann. Denn es kommt alles anders. Man muss nur das Ende kennen.
 

Näher an der Schaltzentrale der Macht war Carrie Mathison (Claire Danes) noch nie. Einige Monate nach den Ereignissen in Berlin ist die Ex-CIA-Agentin zurück in den Staaten, lebt mit ihrer kleinen Tochter in Brooklyn und arbeitet für eine Bürgerrechtsbewegung, die sich für Muslime einsetzt. Heimlich ist die Spezialistin für heikle Geheimdienstaktionen aber Beraterin der neu gewählten US-Präsidenten Elizabeth Keane (Elizabeth Marvel), die als President Elect auf ihre Amtseinführung wartet und sich inzwischen mit brisanten Briefings auseinandersetzen muss. Für den Strippenzieher Dar Adal (F. Murray Abraham) ist dieses kleine Zeitfenster die womöglich letzte Chance, die ehemalige New Yorker Senatorin nach seinen Vorstellungen zu manipulieren. Und die sind klar: Dar Adal – und mit ihm der israelische Mossad – wollen der zukünftigen mächtigsten Frau der Welt beweisen, dass sie die Iran-Politik der USA auf den Prüfstand stellen muss.

Samstag, 8. April 2017

Magnus – Mozart des Schachs

"Sexiest Men of 2013" nannte die Cosmopolitan den frischgebackenen Schachweltmeister Magnus Carlsen. Das Time-Magazin zählte den Superstar auf den 64 Feldern zu den 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt. Magnus Carlsen ist hip. Benjamin Ree versucht in seinem Dokumentarfilm Magnus“ das Geheimnis der Schach- und Werbe-Ikone zu entschlüsseln.

Für einen ähnlichen Medienhype sorgte zuvor eigentlich nur Bobby Fischer, aber der galt als unberechenbarer Paranoiker und wollte keine Werbeverträge abschließen. Mit lukrativer Werbung verdient Carlsen mittlerweile mehr als mit seinen Schachkünsten. In einem Werbeclip für den neuen Porsche 911 steigt Muahammad Ali in den Ring und boxt gegen sich selbst. Maria Sharapova haut sich die Tennisbälle um die Ohren und auch Magnus Carlsen begegnet am Schachbrett sich selbst, während zwei Porsche über nassen Asphalt rasen. 

Dienstag, 4. April 2017

The Walking Dead Season 7: Viel Lärm um nichts?

Ein unpopulärer Schurke, ein zu langsames Tempo und Frust über verkorkste Cliffhanger –AMC‘s bestes Pferd im Stall steht lahmend auf der Rennbahn wie in Dafür massive Quoten-Einbrüche und weltweit ein ruppiges Bashing in den Fan-Foren. „The Walking Dead“ im freien Fall?
 

Wenn Serienmacher den Punkt erahnen könnten, an dem sie ihre Fans verlieren, würden sie dennoch kein As aus dem Ärmel ziehen können. Horizontal erzählte Serien wie „The Walking Dead“ werden in großen Erzählbögen geplant. Dass man sich von Script zu Script hangelt, wie es teilweise bei „Lost“ der Fall war, ist bei einem Premiumprojekt schlichtweg undenkbar. Während die 7. Staffel von TWD zu Ende gegangen ist, sind die großen Erzähllinien für Staffel 8 und 9 also bereits entworfen. Jedenfalls behauptet dies Showrunner Scott M. Gimple, und man sollte es ihm glauben.

Donnerstag, 30. März 2017

Life

Draußen im Weltall wartet das Grauen auf uns. Und auch wenn man sich auf jede denkbare Gefahr einstellt, kann das völlig Andersartige uns überwältigen und töten. Überhaupt ist alles, was fremdartig ist, gefährlich. Science-Fiction-Filme leben von diesen Annahmen. „Life“ ist ein ziemlich darwinistischer Ableger dieses Genres geworden.

Auf der Internationalen Raumstation ISS kommt es zu einem Zwischenfall, als eine beschädigte Marssonde nicht wie geplant andocken kann. Doch die havarierte Sonde kann nach einem riskanten Einsatz des Flugingenieurs Roy Adams (Ryan Reynolds) an Bord geholt werden. Und tatsächlich scheint sich das riskante Manöver gelohnt zu haben, denn Hugh Derry (Ariyon Bakara), der Exobiologe der ISS, entdeckt in den Proben vom Mars einen scheinbar primitiven Einzeller, dem die Crew den Namen Calvin gibt. 


Dienstag, 28. März 2017

Genius – Die tausend Seiten einer Freundschaft

Geht’s auch kürzer? In „Genius“, seinem ersten Spielfilm, erzählt der Theaterregisseur Michael Grandage von der komplizierten Männerfreundschaft zwischen dem Romanautor Thomas Wolfe und seinem Lektor Max Perkins. Es geht um das Schreiben und das richtige Kürzen und wie man seinen Fokus findet.

„Genius“ ist in Teilen eine Adaption von A. Scott Bergs Buch „Max Perkins: Editor of Genius“. Bergs Biographie über den berühmten amerikanischen Lektor rückt viele Autoren in den Fokus. In „Genius“ tauchen Perkins Erfolgsautoren Scott F. Fitzgerald und Ernest Hemingway aber nur beiläufig auf. Im Mittelpunkt steht Thomas Wolfe, der Autor von „Schau heimwärts, Engel“. 



Mittwoch, 15. März 2017

The People v O. J. Simpson: American Crime Story

Der Mordprozess gegen den ehemaligen NFL-Football-Star und späteren Filmschauspieler O. J. Simpson war zwei Jahre eines der spektakulärsten Medienereignisse in den USA. Die Kameras waren live im Gerichtssaal, der Prozess wurde zum Fanal. Am Ende ging es de jure zwar um zwei Morde, de facto aber um Rassismus. FX hat aus der Geschichte, die ihre politische Brisanz nicht eingebüßt hat, eine zehnteilige Miniserie gemacht, die zu Recht mit Preisen überhäuft wurde.

Der mittlerweile 70-jährige O. J. Simpson schmort immer noch in einem Gefängnis in Nevada. In einigen Monaten darf er mit seiner vorzeitigen Entlassung rechnen. Verurteilt wurde er 2008 wegen bewaffnetem Raub. Ziemlich drakonisch, das Strafmaß, 33 Jahre Haft konnte man durchaus als Nachschlag betrachten. 1995 wurde Simpson von einer mehrheitlich schwarzen Jury vom Vorwurf des Doppelmordes an seiner Ex-Frau Nicole Brown Simpson und ihrem Bekannten Ronald Goldman überraschend freigesprochen. Die Öffentlichkeit spaltete sich in zwei Lager: Weiß vs Schwarz. Ein Großteil der Medien hatte dagegen einen Schuldspruch vorformuliert - zu erdrückend waren die Indizien, die gegen den populären NFL-Star sprachen. Eine Blutspur führte vom Tatort in seine Wohnung.

Freitag, 10. März 2017

Logan - The Wolverine

Am Ende ist es nicht immer am schönsten. Mit einem ultra-brutalen Auftritt verabschiedet sich Hugh Jackman von seiner Rolle als Wolverine. Und zwar auf irreparable Weise. „Logan - The Wolverine“ ist auch aus anderen Gründen eine Zäsur im X-Men-Universum. Der Film ist ein trauriges letztes Kapitel, das nicht jedem gefallen wird.

Der Mann ist einfach nicht mehr gut drauf. Als Taxifahrer fährt er in einer Stretch-Limousine bizarre Gäste durch die nächtliche City, der Klamauk hinter seinem Fahrersitz perlt von ihm ab. Dass dieser ungepflegte Typ mit seinem struppigen, grauen Bart einmal der unverwüstliche Wolverine gewesen ist, mag man nicht glauben. Als ihm ein halbes Dutzend mexikanischer Autodiebe eine üble Tracht Prügel verabreicht, muss er seine ganzen Kräfte mobilisieren, um noch einmal seine Adamantium-Klingen auszufahren. Danach steht er schwer atmend zwischen Leichen mit abgetrennten Gliedmaßen. Das sieht nicht gut aus, Wolverine ist am Ende einer langen Reise.


Samstag, 4. März 2017

Welches Geheimnis steckt in „WESTWORLD“?

Der Geist in der Maschine

Träumen Androiden von elektronischen Schafen? Die geistreiche Frage von Philip K. Dick sollten wir sehr ernst nehmen. Denn wenn wir uns mit schlauen Robotern, Mr. Data oder den Androiden in „Westworld“ beschäftigen, wollen wir nicht nur über andere Existenzformen spekulieren. Es geht auch darum, was wir träumen und was wir sind. Und darum, wie wir denken. Das Andere ist der Spiegel unseres Selbst. Doch haben die Androiden überhaupt eins? Und wie sieht es bei uns aus? In den Neurowissenschaften ist das umstritten. Deshalb ist die neue HBO-Serie so spannend. Sie steigt in die Tiefen des Kaninchenbaus und will das Geheimnis entschlüsseln. 

 „All those moments will be lost in time like tears in rain. Time to die.“ Wenn Rutger Hauer in „Blade Runner“ seine sehr poetischen letzten Worte spricht, bevor er stirbt, berührt uns dies. Eine völlig fremde Erfahrungswelt wird spürbar, Harrison Ford schaut verblüfft seinen Widersacher an, wohl auch weil seine Existenz ein offenes Rätsel ist. Er sucht in den Worten des Replikanten nach einer Bedeutung – für sich selbst natürlich.
Roys letzte Worte (die, so will es der Mythos, Rutger Hauer selbst ins Script geschrieben hat) berichten von kosmischen Orten wie dem Tannhauser Gate, die nur der Replikant gesehen hat. Heute zeigen uns Hubble-Bilder, was er gemeint haben könnte.

Wenn wir heute „Blade Runner“ noch einmal sehen, dann haben wir wie vor 35 Jahren das Gefühl, dass den Replikanten Unrecht geschehen ist. Sie werden gejagt und getötet und sie wehren sich dagegen. Wie die künstlichen Geschöpfe in „Westworld“.

Donnerstag, 2. März 2017

Miles Ahead

„Miles Ahead“ ist kein filmisches Denkmal der Jazz-Ikone Miles Davis und erst recht kein Streifzug durch die Jazzgeschichte. In Don Cheadles erster Regiearbeit geht es um die Jahre zwischen 1975 und 1981, in denen Davis sein Instrument nicht anrührte. Cheadle, der nicht nur das Drehbuch schrieb, sondern die Hauptfigur auch selbst spielte, hat der Jazzgeschichte damit aber keinen guten Dienst erwiesen. Das Script ist einfach zu schlecht.

Zwei Autos rasen über nassem Asphalt durch die Nacht. Miles Davis, der von Don Cheadle gespielt wird, feuert aus dem Fenster auf den Verfolger. Dann trifft ihn selbst ein Schuss in den Oberschenkel. Auf der Flucht verliert ein Tonband. Dann verschwindet er humpelnd in finsteren Nebengassen.
Das Tonband ist mehr als ein McGuffin. Denn angeblich steht Miles Davis, der jahrelang keine Platte gemacht hat, vor einem Comeback. Auf dem Tonband, so vermutet man, sind neue Stücke des Jazzgenius. Das wäre eine Sensation und Geld könnte man sicher auch damit machen.
Aber ist das, was man sieht, wirklich Miles Davis? 


Donnerstag, 16. Februar 2017

Die Insel der besonderen Kinder

Ein melancholischer und gleichzeitig etwas reißerischer Tim-Burton-Film ist es geworden, die Adaption von Ransom Riggs „Miss Peregrine’s Home for Peculiar Children“, die in Deutschland mit dem Verleihtitel „Die Insel der besonderen Kinder“ an den Start gegangen ist. Ein pubertierender 16-Jähriger muss seinen Mut und einen Platz in der Welt entdecken. Dazu soll er Monster bezwingen und herausfinden, ob er in die Welt der Erwachsenen zurückkehren will. Er will es nicht.

Jake Portman (Asa Butterfield) gehört zu den Kindern, die von ihren Eltern aufgezogen werden, aber Nähe und Aufmerksamkeit bei Opa und Oma finden. In Jakes Fall ist es Großvater Abraham (Terence Stamp in einer schönen Altersrolle), der viel gereist ist und mysteriöse Geschichten erzählen kann. Etwa die von einer Insel, auf der er als junger Mann einige Kinder mit besonderen Fähigkeiten kennenlernte. Aber plötzlich verschwindet Abraham, Jake findet ihn tot im Wald und entdeckt, dass sein Großvater keine Augäpfel mehr hat. Und plötzlich erscheint schemenhaft eine monströse Kreatur in der Dunkelheit. Jake erzählt seinen Eltern davon und das bringt den Jungen zwar nicht in die Klapse, aber immerhin zum Psychiater. Der ist eine etwas unterkühlte Frau (Allison Janney), die natürlich alles etwas hochnäsig umdeutet. Und prompt stellt sich die Frage, warum Kindern den Erwachsenen überhaupt etwas darüber erzählen sollen, was sie sehen und wovon sie träumen.

Montag, 13. Februar 2017

Jason Bourne

Neun Jahre sind vergangen, seit Matt Damon als arg malträtierter, aber unbesiegbarer Super-Agent Jason Bourne vor der Kamera stand. Nun hat es Paul Greengrass erneut versucht und das Treadstone-Fossil in die digitale Welt der Social Media und Big Data gestoßen. Bourne bekommt davon nichts mit oder es interessiert ihn nicht. Das Fossil hat ausgedient.

Jason Bourne muss es richtig schlecht bekommen sein, das letzte Jahrzehnt. Die Jahre im Untergrund hatten nur ein Ziel: zu überleben. Sein Geld verdient der ehemalige CIA-Elitekiller in schäbigen Boxkämpfen, die an schäbigen Orten im griechisch-albanischen Grenzgebiet ausgetragen werden. Wenn Bourne lustlos ist, haut er seine muskelbepackten Gegner gleich mit dem ersten Schlag um. Wenn er den geifernden Zuschauern etwas Show bieten will, lässt er sich vorher ein wenig verprügeln. Ein Leben ist das nicht, aber Paul Greengrass zeigt gleich am Anfang, dass auch die anderen keins haben. Zumindest die Griechen nicht. Die erste längere Action-Sequenz findet daher inmitten einer Straßenschlacht zwischen Griechen und der griechischer Polizei auf dem Syntagma-Platz in Athen statt. Es sind brutale Szenen, die die Kamera von Barry Ackroyd einfängt, und wie immer bei Greengrass sind es die Bildfetzen einer taumelnden Shaky Cam, die am Schnitttisch zu einem Bildgewitter zusammengesetzt werden, bei dem man die Dinge mehr erahnt als das man sie tatsächlich sieht.

Freitag, 3. Februar 2017

„Westworld" - die neue HBO-Serie

In „Westworld“ können die gut betuchten Gäste eines Vergnügungsparks die Sau rauslassen. Alles sieht aus wie in einem alten Kinowestern, in Sweetwater kann man völlig risikolos Androiden abknallen, mit ihnen herumvögeln und sie nach Belieben misshandeln. Die künstlichen Geschöpfe wehren sich nicht und wenn sie zurückschießen, dann treffen sie die Besucher nicht. Die Menschen kommen in der neuen HBO-Serie also nicht gut weg.

Umso mehr die künstlichen Geschöpfe. Sie entdecken am Ende ihr eigenes Bewusstsein. Aber nur, weil nicht nur die Gäste, sondern auch ihre Schöpfer sie systematisch quälen und peinigen. Qual, Verzweifelung und Erniederung als Quellen des
„Selbst“: die Menschwerdung stellt man sich anders vor. Aber: Wären die echten Menschen auch bessere Menschen, wäre diese Serie nie entstanden.
Wer es wollte, konnte „Westworld“ vor einigen Monaten in der englischen Originalfassung auf SKY sehen. Dazu gehörte Mut und mehr als nur eine Handvoll Vokabeln, denn der Sci-Fi-Mix aus Western und hypermoderner Bewusstseins-Simulation glänzte nicht nur wegen seiner berauschenden visuellen Qualitäten, sondern auch durch seine metaphernreichen und nuancierten Dialoge, die Autor und Regisseur Jonathan Nolan ("The Dark Knight") und Co-Autorin Lisa Joy den Menschen und den Robotern in den Mund gelegt hatten. Ab 2. Februar läuft nun die deutsche Synchronfassung.



Dienstag, 24. Januar 2017

Sing Street

Gute Künstler beschreiben das, was sie kennen. Und John Carney kennt die Musik der Achtziger und Neunziger, er war Bassist in der irischen Rockband „The Frames“. Carney kennt aber auch Irland. Der Musiker und Filmregisseur wurde 1972 in Dublin geboren, jener Stadt, die nicht nur wegen James Joyce zu einem magischen Ort der Kunst wurde. In seinem neuen Musikfilm „Sing Street“ geht es nicht nur um Rock’n Roll und Pop, sondern auch um Herzschmerz und um Revolte. Beides spielt sich eine von Außenseiter-Kids gegründete Band mit viel Power von der Seele – in einem Film, in dem einfach alles stimmt.

„Can a Song Save Your Life?“ fragte John Carneys 2013 gedrehter Musikfilm. Ja, das kann er. Und das muss er auch, wenn man seine große Liebe erobern will. 
Wir sind im Dublin der 1980er Jahre und der 15-jährige Conor (großartiges Leinwanddebüt: Ferdia Walsh-Peelo) hat es auch sonst nicht leicht. Gerade hat er von seinen Eltern (Maria Doyle Kennedy und Aidan Gillan: „Petyr Baelish“ in „Game of Thrones“) erfahren, dass nicht mehr genug Geld für die teure jesuitische Privatschule da ist. Er muss auf eine deutlich günstigere staatliche Schule wechseln. Die ist auch katholisch und es gibt strikte Regeln und ein merkwürdiges Verständnis von Männlichkeit. 

Montag, 2. Januar 2017

Best of 2016

Wie immer ist unser Jahresrückblick alles andere als ein Spiegel der erfolgreichsten Filme des vergangenen Jahres. Aber die Frage, ob wir stattdessen die besten gesehen haben, kann nicht so leicht beantwortet werden. Aber wie immer interessiert sich der Filmclub besonders für Filme, die zwar gut sind, aber längst nicht mehr alle im Kino zu sehen sind. Das bedeutet aber nicht, dass Blockbuster-Boliden keine Chance hatten.