Dienstag, 27. Februar 2018

Black Panther

Im 18. Film des Marvel Cinematic Universe (MCU) bekommt der erste afrikanische Superheld der Comicgeschichte nach seinem Auftritt in „Captain America: Civil War“ (Originaltitel) seinen ersten Soloauftritt im MCU. Die Kritiker jubeln, die Fans sind gespalten.

Auf rogerebert.com schreibt der Kritiker Odie Henderson, dass „Black Panther“ einer der besten Filme des Jahres ist. Nun ist die zitierte Website ein Monolith der intellektuellen Filmkritik in den USA, der 2013 verstorbene Roger Ebert war einer der bedeutendsten amerikanischen Kritiker seines Landes. Ein Urteil auf rogerebert.com hat also ein gewisses Gewicht, obwohl niemand wissen kann, wie Ebert über „Black Panther“ geurteilt hätte.


Fortschritt in Wakanda

Will man nach Wakanda reisen, muss eine Tarnvorrichtung überwunden werden, die die High-Tech-Metropole dieser afrikanischen Nation vor der Außenwelt versteckt. Warum? Wakanda will sein technologisches Know-how nicht mit anderen teilen und auch mit den Flüchtlingen aus Nachbarländern hat man nichts am Hut. Sie würden die geschlossene Kultur Wakandas gefährden. 

Der technologische Fortschritt Wakandas basiert auf dem geheimnisvollen Metall Vibranium, das nach einem Meteor-Einschlag seit Jahrhunderten genutzt wird, um eine Technologie aufzubauen, die allen Nationen der Erde überlegen ist. Die Macht des Königshauses wird allerdings auch durch ein magisches Krauts gefestigt, dessen Essenz den Königen außergewöhnliche physische Kräfte verleiht. Sie alle heißen „Black Panther“ und sie schützen ihre Nation durch eine uneingeschränkte Politik des Isolationismus – Wakanda ist die wahre Supermacht der Erde, nur darf es niemand erfahren.

Auch für T’Challa (Chadwick Boseman), den designierten König von Wakanda, ist es immer wieder ein überwältigendes Ereignis, mit einem Flugleiter über die Skyscraper von Wakanda zu gleiten. Um T’Chaka (John Kani/Atandwa Kani als junger T‘Chaka), seinem toten Vater, auf den Thron folgen zu können, muss sich der junge Prinz allerdings in einem Ritual bewähren – er wird zeremoniell seiner besonderen Kräfte beraubt und kann danach von einem der Stämme Wakandas auf Augenhöhe herausgefordert werden. Dies geschieht auch. Aber der Black Panther kann den Vertreter der Jabari im Kampf besiegen. Auch ohne Superkräfte. T’Challa ist nun legitimer Nachfolger seines Vaters.

Der Frieden währt nicht lange, denn zur gleichen Zeit stehlen der Verbrecher Ulysses Klaue (Andy Serkis) und ein Komplize in einem Londoner Museum ein Artefakt aus Vibranium. Bei Klaues Komplizen handelt es sich um N’Jadaka (Michael B. Jordan). In einem Flashback erfährt man, dass N’Jadaka ein Vetter von T’Challa ist, und auch, dass
N’Jadakas Vater N’Jobu (Sterling K. Brown) bereits in den 1990er-Jahren in den USA heimlich mit Klaue zusammenarbeitete, um Vibranium zu stehlen. N’Jobu, der als Spion Wakandas Informationen über die USA zusammentragen soll, ist vom Rassismus und von der Unterdrückung der Farbigen in seinem Gastland entsetzt und will das mächtige Metall nutzen, um ein Aufstand anzuzetteln. Er wird allerdings von Zuri (Forest Whitaker/Denzel Whitaker als junger Zuri) bespitzelt, der unerkannt im Auftrag T’Chakas handelt und N’Jobu auffliegen lässt. Als N’Jobu sich für den Verrat rächen will, wird er von König T’Chaka, dem Black Panther, getötet. T’Chaka weiß allerdings nicht, dass sein Bruder mittlerweile einen Sohn hat: N’Jadaka. Und der tritt das Erbe seines Vaters mit brutalen Mitteln an. Es gelingt ihm, T’Challa zu einem Kampf um die Krone Wakandas herauszufordern.

Nicht immer spannend, erst recht nicht logisch

Richtig spannend war dies nicht. Einige Wendungen des Plots waren zu leicht vorauszusehen, etwa dass N’Jadaka im Mittelteil T’Challa besiegen würde, um neuer König von Wakanda zu werden. Immerhin gab dies dem Marvel-Film einen Hauch Shakespeare meets „Game of Thrones“.
Andere Handlungselemente hatten eher instrumentellen Charakter. Die Wahl des koreanischen Busan als Drehort war sicherlich gut für das asiatische Merchandising – auf diese Weise konnte auch eine Autoverfolgungsjagd im Film platziert werden, offenbar ein unverzichtbares Gadget. Auch andere zu Schau gestellte technische Gadgets, wie etwa die  originelle Holo-Fernsteuerung von Fahrzeugen, erinnerten an James Bond-Filme.
Die Action- und Kampfszenen in „Black Panther“ überraschten dagegen kaum, auch nicht die gepanzerten Kampf-Nashörner. An den raffiniert gefilmten und getricksten Clash der Superhelden in „Civil War“, in dem auch der Black Panther seinen ersten Auftritt hat, reicht der neue Marvel-Film nicht heran. Insgesamt blieben große Teile der Handlung einfach nur formelhaft und uninspiriert.

Dafür gab es im Prolog von „Black Panther“ Kreatives zu  sehen, ohne Rückgriff auf bekannte Muster. Etwa eine schön anzuschauende Effektsequenz. Die jahrhundertealte Geschichte Wakandas wurde mit eleganten ineinanderfließenden Sandreliefs erzählt, eine originelle Visualisierung, die den Filmbeginn nicht in den Sand setzte, sondern das Thema im Kern erfasste: als Geschichte von Tradition und Wandel. 

Auch dieses Thema wurde in dem Film, der eine Reihe Subplots bewältigen wollte, gut umgesetzt. So standen der etwas anachronistischen, aber effektiven Amazonen-Armee unter General Ooye (Danai Gurira) die Hi Tech-Künste von T’Challas Schwester Suri (Letitia Wright) gegenüber, die sehr schlagfertig und witzifg eine weibliche Version des guten alten Q aus den Bond-Filmen spielte. Überhaupt gab es in „Black Panther“ spannende Frauenrollen, die den König und damit die eigentliche Hauptfigur gelegentlich etwas blass aussehen ließen.

Ärgerlicher war allerdings die fehlende Konsistenz des Plots. „Black Panther“ erzählt davon, dass sich Wakanda hermetisch abgeriegelt hat und kein Interesse daran hat, seine wissenschaftlichen und technologischen Kenntnisse mit dem Rest der Welt zu teilen. 

So unbekannt scheint das Land im MCU aber nicht zu sein. In „Iron Man 2“ hängt in Nick Furys Büro eine Landkarte von Wakanda. Und in „Captain America: Civil War“ ist zu sehen und zu hören, dass der wakandische König T’Chaka während einer Rede in Wien der Welt ein kooperatives technologisches Miteinander anbietet, bevor Sekunden später eine Bombe die Ratifizierung des Sokovia-Abkommens verhindert und
T’Chaka tötet. 
In „Black Panther“ ist das alles plötzlich vergessen und wenn T’Challa am Ende der Welt ein erneutes Angebot macht, wird er mit der Frage konfrontiert, was denn Wakanda überhaupt zu bieten habe. Das ist kein gutes Scriptwriting, denn Continuity war bislang ein Markenzeichen von Marvel, auf das besonders Executive Producer und Mastermind Kevin Feige im MCU immer großen Wert gelegt hatte.

Ob man will oder nicht: „Black Panther“ ist ein politischer Film

Regisseur Ryan Coogler („Fruitvale Station“, 2013, „Creed“, 2015), der auch das Drehbuch geschrieben hat, stand allerdings vor keiner leichten Aufgabe. Aus der komplexen Comicvorlage musste die Essenz der Figur herausdestilliert werden, ohne zu viele Querverbindungen zu anderen Figuren des MCU zuzulassen. Googler entschied sich für eine Version, die von der archaischen Kultur Wakandas erzählen wollte, von den Verstrickungen eines innerfamiliären Konflikts und den Traditionen und Riten, aber auch von den Herausforderungen der Moderne. Zudem sollte „Black Panther“ ein Film sein, der die Idee der Comicautoren Stan Lee und Jack Kirby aufgreifen sollte. Lee und Kirby hatten mit Black Panther 1966 den ersten afro-amerikanischen Comic-Helden erschaffen. Dies folgte angesichts der erstarkenden Bürgerrechtsbewegung nicht nur dem Zeitgeist, sondern erwies sich auch als kommerzieller Erfolg, da sich Marvel mit dieser Idee Zugang zu farbigen Comic-Fans verschaffte, die begeistert auf einen Superhelden reagierten, der ihre Hautfarbe hatte. Auch wenn Stan Lee bestritt (1), dass der Name des neuen Helden etwas mit der Black Panther-Bewegung zu tun habe, so war die Assoziation unschwer zu übersehen. „Black Panther“ wurde zu einem Politikum und Ryan Cooglers Comicverfilmung wurde dies erst recht.

Dies spiegelte auch die komplizierte Debatte in den US-amerikanischen Medien wider, die deutsche Fans ohne genaue Kenntnisse der sozio-kulturellen Hintergründe kaum verstehen werden. Stichwort: Afrofuturismus.
Im Wesentlichen prallten zwei Positionen aufeinander. Kritiker wie Odie Henderson begrüßten den Film allein wegen der Tatsache, dass einem farbigen Filmemacher mit farbigen Darstellern ein stolzer, selbstbewusster Film für farbige Zuschauer gelungen war. Diese Attribute reichten aus, um ungeachtet der filmischen Qualität „Black Panther“ zu einem Meisterwerk zu erklären. Auch deutsche Kritiker übernahmen diese Sichtweise und schrieben, dass bereits die bloße Existenz des Films ein Statement gegen Rassismus sei. So resümierte Andreas Borcholte im SPIEGEL, dass „Black Panther“ „das Potenzial für eine kulturelle Zeitenwende“ besitzt.

Ein Enthusiasmus, den nicht alle teilen. Innerhalb der schwarzen Community gab es auch andere Positionen. Die Breite und Vielfalt der unterschiedlichen Positionen an dieser Stelle zusammenzufassen, würde den Rahmen sprengen. Aber ein interessantes Beispiel sei genannt. Es dreht sich sich um
N’Jadaka, den Comicschurken des Films. Michael B. Jordan, den man bereits in „Fruitvale Station“ und „Creed“ sehen konnte, spielte nach Ansicht einiger Kritiker nicht nur den Chadwick Boseman gespielten Black Panther an die an die Wand, sondern hatte offenbar auch die bessere politische Agenda.
Pars pro toto schrieb der farbige Christopher Lebron, Philosophieprofessor an der John Hopkins University und Anhänger der „Black Lives Matter“-Bewegung, dass der Film eine Schande sei, da er auf der Entwertung afro-amerikanischer Männer basiere. Und das habe auch damit zu tun, wie Ryan Googler mit der Figur des N’Jadaka umgegangen ist.
„Black Panther presents itself as the most radical black experience of the year. We are meant to feel emboldened by the images of T’Challa, a black man clad in a powerful combat suit tearing up the bad guys that threaten good people. But the lessons I learned were these: the bad guy is the black American who has rightly identified white supremacy as the reigning threat to black well-being; the bad guy is the one who thinks Wakanda is being selfish in its secret liberation; the bad guy is the one who will no longer stand for patience and moderation—he thinks liberation is many, many decades overdue. And the black hero snuffs him out.“ (2)

„Black Panther“ ist also nicht nur wegen der historischen Hintergründe der Comicfigur ein Politikum, sondern auch, weil es die politischen Debatten über Rassismus stimuliert. Und die werden nicht nur von Farbigen geführt. Kein Wunder angesichts eines unverhüllt rassistisch agierenden Präsidenten, der den Protest der Black Lives Matter“-Bewegung gegen Polizeiwillkür und das willkürliche Erschießen von Farbigen auf Twitter mit dem Statement „Das sind alles nur Schläger“ kommentierte. Donald Trump meinte nicht die Cops, sondern die Protestierenden (3).

Vor diesem Hintergrund sind die Versuche, den Film politisch zu deuten, eine berechtigte Instrumentalisierung. Nur über die Kriterien ist noch zu verhandeln. „Black Panther“ ist ein Film, in dem abgesehen von einem recht dämlich dargestellten weißen CIA-Mann (Martin Freeman), die meisten Protagonisten schwarz sind und allein dies wurde als ein Statement gegen Rassismus wahrgenommen. So schrieb Jamil Smith für TIME, dass bereits die Produktion von Filmen, in denen Schwarze spielen, eine Bedeutung hat. „Die reine Existenz von Black Panther fühlt sich bereits wie Wiederstand an“, triumphierte der Kritiker.
Auch Michelle Obama zeigte sich begeistert. Die ehemalige First Lady postete auf Twitter: „Congrets to the entire #blackpanther team! Because of you, young people will finally see superheroes that lookn like them on the big screen.“
Dies alles war dann doch recht distanzlos und formal. Es schien, als hätten alle die „Blade“-Filme vergessen, von Spike Lee oder Michael Manns
„Ali“ will ich erst gar nicht reden. Aber das ist ein anderes Thema, FORBES hat die Box Office-Hits farbiger Darsteller aufschlussreich analysiert und daran erinnert, dass „Black Panther“ keineswegs das Rad neu erfunden hat (4).

Der Film ist offen für viele Interpretationen

Dass ausgerechnet eine Comic-Verfilmung angesichts der sich in den USA verschärfenden Rassenproblematik zum Retter der Bedrängten erklärt wird, ist auf jeden Fall ein spannendes Phänomen. Ob „Black Panther“ etwas daran ändern wird, dass demnächst wieder einmal ein Schwarzer die Nacht in einer Polizeizelle nicht überlebt, ist fraglich. Also bleiben wir lieber bei der Sache.

Zur Sache gehört auch, dass in „Black Panther“ mit dem fiktiven Wakanda ein souveräner hochtechnologisierte Staat gezeigt wird, der durchaus als Refugium afro-amerikanischer Träume gelten kann, aber als isolationistisches Gegenmodell zu einem demokratischen Staat auch ganz andere Interpretationen auf den Plan ruft. So vertraten einige Kritiker die Meinung, dass Wakanda der feuchte Traum der Alt-Right-Bewegung werden könne, zeige er doch, dass es funktionieren kann, wenn man die lästigen Neger wieder in ihre Heimat zurückführt.

Gut, meine Wortwahl ist politisch nicht ganz korrekt. Aber Wakanda ist ja nicht nur eine Nation, die aus guten Gründen so lange unbehelligt überlebt hat, ohne dass die alten Kolonialmächte oder beispielsweise auch die USA über sie hergefallen sind. Nein, dieses Paradies ist mit seinen archaischen Riten, den blutigen Kämpfen um die Thronfolge, der Folklore mit Baströckchen und Tam-Tam geradezu der perfekte Traum für rassistische Spießer, die sich mit ähnlichen Stereotypien ein Bild von den heidnischen Wilden machten, als sie im 19. Jh. im Kolonialwarenladen ihren Kaffee kauften. So wie in „Black Panther“ wurden die Neger nämlich vor über 100 Jahren in der Werbung dargestellt: mal als edle Wilde, mal als Lakaien, die die heiße Schokolade servierten, aber auch als wilde Kannibalen. Ja, sogar in der Bleichmittel-Werbung tauchten sie auf, mit Baströckchen und dicken, wulstigen Lippen.
Die Sache mit mit wulstigen Lippen hat auch die Comicautoren Stan Lee und Jack Kirby geärgert, denn bis in die 1960er-Jahre wurde auf diese Weise auch in Comics Farbige dargestellt – wen sie denn in Comics auftauchten.
 60 Jahre zuvor druckten deutsch-völkische Kreise  auf Postkarten Motive, auf denen Schwarze wehrlose Weiße (Deutsche!) in die Sklaverei trieben. „Deutsche vergeßt nicht“ wurde dazu getextet, und das löste natürlich unter den Deutschen eine regelrechte Neger-Phobie aus. Um so ärgerlicher fand ich es, dass sich unter den fünf Stämmen von Wakanda einer zu sehen war, der seine Gespräche mit Grunz- und Belllauten anreichert, was eine Reihe unangenehme Assoziationen bei mir auslöste.

Nein, auch die Darstellung der Schwarzen im neuen Marvel-Film kommt nicht ohne unangenehme Klischees aus, aber derartige Referenzen wurden von einigen Kritikern nicht erkannt oder verdrängt. So betrachtet kann mir niemand weismachen, dass die ‚Folklore‘ in „Black Panther“ geeignet ist, um aus Wakanda mit seiner Erbfolge-Monarchie einen Hoffnungsträger für den schwarzen Mann zu machen. Malcolm X würde sich im Grab umdrehen.

Die deutschen Zuschauer sind genervt: Alles ist viel zu politisch

Es scheint am Ende nur um eine Frage zu gehen: Ist „Black Panther“ politisch korrekt oder nicht. Political Correctness kann wichtige Debatten befeuern, aber auch ganz schön nerven, wenn Dogmatiker die Diskussion dominieren wollen. Für politische Filme und auch alle anderen gilt jedoch eine andere Frage: Sind sie gut, intelligent und mitreißend gemacht oder sind sie langweilige Thesenfilme? Auch politisch korrekte Filme müssen gute Filme sein. Es reicht nicht, wenn einige Rassisten „Black Panther“ hassen, um ihn zu mögen.

Bedenklich sind einige (aber längst nicht alle) Kommentare in deutschen Foren ausgefallen. Dort ging es eher darum, dass Politik nichts in Filmen zu suchen hat. „Früher ging man ins Kino zur Unterhaltung“, schrieb jemand im Forum einer großen deutschen Wochenzeitung. Dieser Fall von Generalisierung überträgt nicht nur selbstherrlich die eigene Konsumhaltung ungefragt auf alle anderen Kinogänger, sondern erhebt sie zum Gesetz.
Man wolle nicht im Kino erzogen werden, man will keine Schulmeisterei, nein, wenn man sich über Rassenfragen informieren möchte, würde man lieber den Politikteil der Zeitung lesen. Nur wird der immer weniger gelesen. Die Statistiken lügen nicht. Menschen informieren sich immer häufiger in Echokammern und Filterblasen – das ist für sie offenbar unterhaltsamer.

Tatsächlich ist aber nun so, dass sich beinahe jeder zweite Film mehr oder wenig explizit mit politischen, gesellschaftlichen und sozialen Problemen, Intoleranz und Rassismus beschäftigt. Dazu muss man nicht ins Arthouse gehen. Die multiethnische Familie in „Monsieur Claude und seine Töchter“ amüsierte 3,7 Mio. Deutsche, während die Kritik ätzte, dass der Film gar nichts von den Problemen des realen Le Pen-Frankreich“ zu wissen scheint. Nicht mal bei den „Simpson“ ist man vor Politk sicher, selbst der Mockbuster- und Trashfilm-Schmiede „The Asylum“ wurde unlängst etwas Schreckliches bescheinigt: die US-Filmproduktion soll tatsächlich ein politisch intelligentes Drehbuch hervorgebracht haben!
Der Schrecken lässt also nicht nach. Der nächste steht ins Haus, etwa mit der neuen Netflix-Serie „Seven Seconds“, die sich, nun ja, mit dem Rassismus in der USA beschäftigt.

Hinter den Forums-Beiträgen, die zum Teil bereits vor (!) der Deutschlandpremiere von „Black Panther“, aber auch nach der Deutschland-Premiere von „Get up“ laut und zornig vorgetragen wurden, verbirgt sich nicht nur eine generelle Aversion gegen Politik, sondern möglicherweise eine andere Agenda: die Sorge vor dem Eindringen des Anderen in die vermeintliche Normalität. Gemocht wurde „Black Panther“ auch deshalb nicht, weil der Film die Zuschauer mit den unerwünschten Problemen von Minderheiten konfrontiert. Aufgezählt wurden: Menschen anderer Hautfarbe, Frauen (sic!), Homosexuelle, Transsexuelle usw. Es fehlte erstaunlicherweise die Religion, die gehörig nerven kann, wenn sie nicht gerade die eigene ist.

Es gab auch kluge und differenzierte Beiträge. Und aufgrund der zum Teil völlig argumentationsfreien Lamenti gegen das Politische, konnte man nun zu dem Schluss kommen, dass „Black Panther“ allein schon wegen seiner Feinde einfach nur gut sein muss. Nein, das finde ich ganz und gar nicht. Erst recht nicht, wenn man die heftigen Auswüchse der Political Correctness betrachtet, die sich in „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ verbiss, weil der Film angeblich einen Rassisten zu gut wegkommen ließ. Wirklich ärgerlich ist da eher schon, dass man bei den „Golden Globes“ einen Film in die Kategorie „Comedy/Musical“ steckte, der auch in Deutschland die ewig Gestrigen erzürnte: „Get up“.

Es gibt genug Beispiel dafür, dass Filme, die im Entertainment-Bereich zu Hause sind, gesellschaftliche und politische Themen aufgreifen und intelligent, witzig und spannend erzählt werden. Marvel-Filme wie „The Return of the First Avenger“ haben das recht gut vorgeführt. „Black Panther“ gelingt dies in Maßen, denn Wakanda steckt voller Widerspüche. Der Film ist Mittelklasse, also weder Flop noch Meisterwerk. Einigermaßen unterhaltsam, durchweg hübsch anzuschauen, wenn man schöne Landschaftsaufnahmen mag. Übrigens: von denen ist nicht eine einzige in Afrika gedreht worden! Das fiel übrigens einem afroamerikanischen Kritiker auf. Der hat das getwittert und gilt nun als Spielverderber.

Noten: Melonie, BigDoc = 2,5


Black Panther - USA 2018 - Regie: Ryan Coogler - Drehbuch: Ryan Coogler, Joe Robert Cole - Produktion: Marvel Studios, Walt Disney Pictures - Länge: 144 Minuten - FSK: ab 12 - Start: 15. Februar 2018 - Darsteller: Chadwick Boseman, Letitia Wright, Lupita Nyong'o, Michael B. Jordan, Danai Gurira, Daniel Kaluuya, Angela Bassett, Martin Freeman, Andy Serkis


(1) http://www.thegeektwins.com/2018/02/the-secret-history-of-black-panther-by.html
(2) http://bostonreview.net/race/christopher-lebron-black-panther
(3) http://www.sueddeutsche.de/politik/debatte-um-polizeigewalt-in-usa-und-dann-twittert-trump-das-sind-alles-nur-schlaeger-1.3336148
(4) https://www.forbes.com/sites/scottmendelson/2018/02/22/black-panther-the-key-box-office-lesson-that-hollywood-refuses-to-learn/#15b8d83f159c