Sonntag, 21. Juni 2020

The Vast of Night (Die Weite der Nacht)


„The Vast of Night“ ist ein Independent-Film, den niemand zeigen wollte. Erst beim Slamdance Film Festival 2019 konnte Andrew Patterson seinen Debütfilm zeigen. Steven Soderbergh, der auf dem Festival seinen mit dem iPhone gedrehten Film High Flying Bird vorstellte, war hingerissen. Doch erst, als Amazon Pattersons Sci-Fi-Geschichte ins Programm aufgenommen hatte, was sicher, dass diese kleine Perle des Genrekinos nicht in einem schwarzen Loch verschwinden würde.

Donnerstag, 18. Juni 2020

Essay über Sam Peckinpahs „Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia“

Vor 36 Jahren starb Sam Peckinpah. Der US-Regisseur blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1984 ein Außenseiter im Filmbusiness. Peckinpah war kritisch, rebellisch, eigensinnig. Einige seiner Filme waren blutig, die Gründe dafür nicht immer auf Anhieb nachvollziehbar.
Peckinpah leitete die Ära des Spätwestern ein, veränderte aber auch die Bildsprache des Genres. Vor zwei Jahren erschien eines seiner Spätwerke auf Bluray: „Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia“ – eine Mischung aus Roadmovie und Spätwestern. Auch diese Verschmelzung zweier Genres soll der Regisseur erfunden haben. Grund genug, sich „Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia“ noch einmal anzuschauen und darüber nachzudenken, was wir von Sam Peckinpah lernen können.


Freitag, 12. Juni 2020

Deutschstunde - Christian Schwochows gelungene Literaturverfilmung

Schon wieder eine Verfilmung der „Deutschstunde“ von Siegfried Lenz? Wieder eine Lehrstunde über den Nationalsozialismus? Nicht wenige Zeitgenossen haben die Nase davon voll. Sie wollen frei sein von Belehrung, Pädagogisierung und Zwangserziehung – der Protest ist lauter geworden.
Christian Schwochows Neuverfilmung mit Ulrich Noethen und Tobias Moretti in den Hauptrollen nötigt den Zuschauer tatsächlich zum Nachdenken. Das ist gut so. „Deutschstunde“ setzt sich dabei aber nicht nur mit deutscher Geschichte auseinander. Er ist auch eine bebilderte Psychopathologie der Pflicht. Und derartige Befunde überdauern Jahrzehnte, weil die Zahl der Patienten einfach nicht zurückgehen will.


Mittwoch, 10. Juni 2020

Westworld Staffel 3 – Das Rätsel ist die Botschaft

Die zweite Staffel der HBO-Serie war ein Kampf, den der Zuschauer erst nach etlichen Durchgängen und unter Nutzung einschlägiger Literatur gewinnen konnte. In der ersten Staffel war dies auch so, aber da hatte die Serie von Jonathan Nolan und Lisa Joy noch ein Thema. Die dritte Staffel scheint auch einige zu haben, aber es hat nicht mehr viel mit dem zu tun, was uns „Westworld“ anfangs intelligent und glaubwürdig erklärte: die Bewusstwerdung einer Maschinenintelligenz. Nicht alles war in Season 3 schlecht, aber unterm Strich war es enttäuschend wenig.
Jonathan Nolan und Lisa Joy sind nicht dumm. Im Gegenteil. Sie geben kluge Interviews und scheinen sich in soziologischen und medientheoretischen Debatten wie Fische im Wasser zu bewegen. Ob sich die beiden Showrunner bei Marshall McLuhan bedient haben, weiß ich nicht. Aber die dritte Season erinnert doch sehr an den Medientheoretiker, der einst den enigmatischen Satz „The Medium is the message“ formulierte.