Mittwoch, 24. Mai 2017

Review: The Path - Season 2

Die HULU-Serie über die Meyeristen-Bewegung geht in die zweite Runde. Streaming-Anbieter Amazon Video bietet die Geschichte um Eddie Lane und seine Familie bereits kurz nach der US-Distribution in synchronisierter Fassung an. Mit der ersten Staffel erzielte „The Path“ durchaus gute Kritiken. Hält die 2. Staffel nach ihrem vielversprechenden Start ihr Niveau?

Fazit: „The Path“ ist weiterhin spannend, bombardiert den Zuschauer mit Plot Twists, verliert aber bei der Charakterentwicklung der Figuren trotz exzellenter darstellerischer Leistungen seine Glaubwürdigkeit. Der ersten Staffel hatte ich im letzten Herbst eine originelle und aufmerksame Erzählweise bescheinigt: „The Path“ sei „alles andere als eine Soap Opera“. Die zweite Season ist nun aber mitten im Soap gelandet – allerdings immer noch auf ordentlichem Niveau.

Alien: Covenant

Fünf Jahre hat Ridley Scott gewartet, um das Alien-Franchise nach dem umstrittenen Prequel „Prometheus“ fortzusetzen. Nun hat er es getan und dem Affen Zucker gegeben. Jene, für die in „Prometheus“ zu viel gelabert wurde, dürften nun sabbersatt das Kino verlassen. Sie wurden mit der erhofften Metzelei bedient. „Alien: Covenant“ ist ein unerhört schlechter Film.

Dabei fängt alles noch vielversprechend an. Im Prolog des Films spielt David (Michael Fassbender), der Android, der sich in „Prometheus“ noch an Peter O’Toole ergötzte, seinem Schöpfer Peter Weyland (Guy Pearce) in einem schnellweißen, lichtdurchfluteten Raum einige Takte Wagner vor. Auf dem Klavier, was doch einigermaßen ernüchternd viel zu wenig vom orchestralen Pomp Wagners erkennen lässt. In dem folgenden Gespräch wird deutlich, dass David ernste Zweifel an Weylands superiorer Rolle hat. Wer ihn denn geschaffen hat, fragt der Android listig, daran erinnernd, dass er selbst unvergänglich ist, Weyland jedoch sterblich sei. Eine Antwort wird ihm verwehrt, stattdessen verlangt Weyland, dass David ihm den Tee anreicht. Am Ende des Films wird David dann „Mutter“, den entzückenden Bordcomputer der Covenant (und später auch der Nostromo), bitten, ihm den
Einzug der Götter in Walhall“ aus dem Rheingold vorzuspielen – er hat gewonnen.

Mittwoch, 17. Mai 2017

Café Society

Nur 90 Minuten braucht Woody Allen, um mit dem Glamour Hollywoods aufzuräumen. Er schickt Jesse Eisenberg ganz einfach in die 1930er Jahre zurück. Der spielt Bobby Dorfman, den jüngsten Sohn eines jüdischen New Yorker Juwelier, der nicht in das Geschäft seines Vater einsteigen will, sondern viel lieber in der Filmmetropole Karriere machen möchte. Irgendwie gelingt dies nicht, dann doch ein wenig und zurück bleiben gebrochene Herzen. „Café Society“ ist nicht nur eine routinierte Satire, sondern auch ein eleganter Täuschungsversuch.

Woody Allens Film, mit dem im letzten Jahr die Internationalen Filmfestspiele von Cannes eröffnet wurden, erzählt von einer klassischen ménage à trois. Bobby Dorfman zieht es nach Los Angeles, wo sein Onkel Phil Stern (aalglatt: Steve Carrell) eine erfolgreiche Casting-Agentur leitet. Der will zunächst nichts mit seinem Neffen zu tun haben, verschafft ihm dann aber einen Phantom-Job und schickt ihn mit seiner Sekretärin Vonnie (Kristin Stewart) auf eine Who-is-who-Tour durch Hollywood, wo der junge Mann die Schickeria der Filmindustrie kennenlernen soll. Natürlich verliebt sich der von Jesse Eisenberg mit naivem, aber zupackenden Charme gespielte Novize in die hübsche Begleiterin. Die aber ist heimlich liiert mit ihrem Chef, sodass Onkel und Neffe alsbald um die Gunst Vonnies buhlen.

Dienstag, 16. Mai 2017

Ich, Daniel Blake

Der Zuschauer hat noch kein einziges Bild von Ken Loachs Film „I, Daniel Blake“ gesehen, aber das Schicksal der Titelfigur ist bereits beschlossene Sache. Während die Credits eingeblendet werden, hört man im Off einen skurrilen Dialog. Eine medizinische Fachkraft befragt telefonisch den 59-jährigen Tischler Daniel Blake nach seinen gesundheitlichen Beschwerden. Von seiner attestierten Arbeitsunfähigkeit nach einem Herzinfarkt will die Bürokratin nichts wissen. Wenig später wird Blake mitgeteilt, dass er arbeitsfähig ist. Arbeit könnte ihn aber umbringen.

Ein Mann im Räderwerk der Bürokratie. Es geht um die Bewilligung von Sozialleistungen, aber der Antragsteller wird nicht als Bedürftiger, sondern als Feind des Systems behandelt. Das hört sich kafkaesk an, ist es aber nicht. Kafka kannte den Neoliberalismus nicht.



Dienstag, 9. Mai 2017

Girl on the Train

Es ist ein Gefühl von Tristesse, das sich bleischwer über den Zuschauer legt. An manchen Tagen kann man es aushalten, wenn ein Film uns Zuschauern ausgebrannte Figuren auf die Leinwand oder die Mattscheibe spült, die kaum zu ertragen sind. An anderen nicht. „Girl on the Train“ erzählt hyper-angestrengt von der seelischen Demontage seiner Hauptfigur. Allerdings artifiziell und ohne Anteilnahme. Schwer zu ertragen.

Rachel Watson (Emily Blunt) sitzt Tag für Tag im Zug und fährt nach Manhattan. Immer die gleiche Strecke. Mit traurigen Augen blickt sie aus dem Zug. Die Urban Suburbs gleiten an ihr vorbei wie ein Glücksversprechen. Denn sie hat dort, in den Häusern der wohlhabenden Mittelschicht, selbst einmal gewohnt und war glücklich. Das ist vorbei. Trotzdem lässt sie nicht ab vom Schauen, weil sie besessen ist von der Idee, dass die Pärchen in den Gärten und auf den Terrassen allesamt glücklicher sind als sie.

Dienstag, 2. Mai 2017

Train to Busan

Dass ein Zombiefilm seine Premiere auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes feiert, ist ungewöhnlich. „Train to Busan“ schaffte nicht nur das, sondern wurde auch 2016 als der erfolgreichste südkoreanische Film des Jahres gefeiert. Weit über 11 Mio. Zuschauer wollten die koreanische Version einer Zombie-Apocalypse sehen. Nicht zu Unrecht, denn Regisseur Yeon Sang-ho spielt mit seinem ersten Realfilm Hollywood-Blockbuster wie „World War Z“ glatt an die Wand. 

Natürlich erinnert „Train to Busan“ an den koreanischen Hit „Snowpiercer“. Dafür sorgen die Settings. Wie in „Snowpiercer“ entwickelt sich die Geschichte von „Train to Busan“ ebenfalls in einem Zug, dem Hochgeschwindigkeitszug KTX, der von Seoul nach Busan fahren soll. Allerdings scheint bereits vor der Abfahrt in Seoul einiges nicht mehr zu stimmen. Als sich der Zug endlich in Bewegung setzt, sieht das kleine Mädchen Su-an von ihrem Fensterplatz aus (Kim Su-an mit berührender Performance), wie auf dem Bahnsteig ein Mitarbeiter der Seoul Station von einem Tollwütigen angegriffen wird. Und von keinem bemerkt, schleppt sich ein schwerverletztes junges Mädchen in den Zug. Als sie kurz danach stirbt und sofort danach eine Zugbegleiterin anfällt, bricht im Zug die Hölle los.