Sonntag, 26. Januar 2025

Star Trek: Sektion 31 - Paramount+ liefert billigen Trash

Manche Dinge sind ganz einfach. Filmkritiken gehören nur selten dazu. Selbst in misslungenen Filmen ist noch ein Rest von Engagement und Hoffnung zu entdecken, nämlich der Wunsch, dass man mit einer guten Idee und einer fesselnden Geschichte den Zuschauer erreicht.

In dem 14. Star Trek-Film ist davon nicht das Geringste zu sehen. Bereits nach einer Viertelstunde ist man restlos davon überzeugt, dass der Film ein hirnrissiger Flop ist. „Star Trek: Sektion 31“ ist so grottenschlecht, dass man einen dauerhaften Schaden für das Franchise befürchten muss.


Billigklamotte auf dem Humorniveau von Grenzdebilen

Die Pre-Title-Sequence ist noch annehmbar. Wir sind im terranischen Imperium. Eine junge Frau (Miko Martineau) kehrt derangiert zu ihrer Familie zurück. Es ist die junge Philippa Georgiou, die an einem mehrmonatigen brutalen Ausleseverfahren teilgenommen hat. Wer siegt, hat alle anderen Kandidaten umgebracht und wird daher neuer Imperator im Spiegeluniversum. Klingt absurd, ist es auch. Philippa besiegte im großen Finale den jungen San (James Huang). Bei haben sich ewige Treue geschworen, aber als Unterlegener muss San nun als Sklave der frischgebackenen Imperatorin dienen. Die verbrennt als Zeichen des heraufziehenden Terrors ihrem Lover mit einem glühenden Schwert das halbe Gesicht. Und ihre Familie hat sie nur besucht, um ihre Eltern und Geschwister zu ermorden. Eine Imperatorin hat keine familiären Beziehungen.

In der 1. Staffel von „Star Trek: Discovery“ spielte Michelle Yeoh die ältere Imperatorin, übrigens eine millionenfache Massenmörderin, die am Ende das Spiegeluniversum verlassen musste. In weiteren Staffeln der Serie spielte Yeoh die hochintelligente Soziopathin mit viel schwarzem Humor und versammelte eine Fanbase um sich. In der Serie landet ihre Figur schließlich aufgrund ihrer Talente bei der geheimnisvollen Sektion 31, einer Geheimorganisation der Sternenflotte.
Ursprünglich war ein eigenes Spin-Off für Yeoh geplant, aber das Projekt konnte von Paramount nicht realisiert werden. Stattdessen, Yeoh hatte inzwischen den Oscar als beste Hauptdarstellerin für „Everything Everythere All at Once“ gewonnen, sollte wenigstens ein Film produziert werden. Regie führte Olatunde Osunsanmi („Falling Skies“, Produzent einiger Episoden von „Star Trek: Discovery“). Das Drehbuch wurde von Craig Sweeny („The Code“) geschrieben.

Das Elend von „Sektion 31“ beginnt und endet mit Sweeneys Drehbuch, das Produzent Alex Kurtzman als Mischung aus „Mission: Impossible“ und „Guardians of the Galaxy“ beschrieb. Über die „Guardians“ konnte man lachen, „Sektion 31“ ist dagegen ein Mix aus einem missratenen Bully Herbig-Film und einer Billigklamotte auf dem Humorniveau von Grenzdebilen.

Lieblose Handlung und miserable Witze

Die Handlung ist eine lieblose Abfolge zusammengesetzter Erzählbausteine. Eine Gruppe von Agenten der Sektion 31 sollen die verschwundene Philippa Georgiou ausfindig machen, von der möglichweise eine Gefahr ausgeht. Offenbar dreht sich alles um ein neuartige Waffe mit dem Potential, ganze Quadranten der Milchstraße (wieder einmal) zu vernichten. Das Team kann Philippa von den Freuden eines neuen Abenteuers überzeugen. Doch es scheint einen Verräter im Team zu geben und dann taucht auch Philippas totgeglaubter Ex-Lover San (James Hiroyuki Liao) auf, der durch die Öffnung eines Portals zwischen den Paralleluniversen einer terranischen Flotte ermöglichen will, die Welten der Milchstraße zu erobern.
Dass die Handlung aus sattsam bekannten Elementen besteht (wieder einmal muss die Galaxis gerettet werden und wieder einmal soll eine fürchterliche Vernichtungswaffe als McGuffin für Spannung sorgen), ist nicht nur phantasielos, sondern einfach nur öde.

Statt die Handlung zu forcieren, wird zu Beginn die Vorstellung des Teams umständlich in die Länge gezogen. Statt die Figuren während der Handlung kennenzulernen, stellt Alok (Omari Hardwick), der Teamchef, wie ein Erkläronkel Philippa jedes Teammitglied und dessen Marotten ausführlich vor. Das dauert eine Viertelstunde und wurde offenbar ins Skript geschrieben, um dem Zuschauer ein Feuerwerk an Witzen zu liefern. Leider geht dies so gründlich in die Hose, dass einem nach Fremdschämen zumute ist.
Da ist der Gestaltwandler Quasi (gespielt vom Comedian Sam Richardson), der offenbar an Abulie leidet und sich nie für etwas entscheiden kann. Zeph (Robert Kazinsky) ist ein Fighter in Metallrüstung und sieht aus, als wäre er aus der Serie „Halo“ entsprungen. Fuzz (Sven Ruygrok), der Vulkanier, lacht schrill und ist offenbar von seinen miserablen Witzen begeistert. Kein Wunder, denn er ist ein Android und wird von einem NanoKin gesteuert, einer ziemlich erratischen und sehr kleinen Spezies. Einigermaßen normal sind die Deltanerin Melle (Humberly González) und die Starfleet-Offizierin Rachel Garrett (Kacey Rohl spielt eine Figur, die Jahrzehnte später in TOS auftauchen wird).

Sie alle wollen mehr oder weniger witzig sein, aber Sweenys Witze sind billige Kalauer und überwiegend unterschreiten die ständig zwanghaft implementierten Jokes die Grenze zur Peinlichkeit. Ein Sitcom-Autor würde gefeuert werden, wenn er so ein infantiles Script abliefert.
Der Rest der Dialoge wirkt steif, gelegentlich pathetisch, aber immer so, als würde man den Darstellern eines Laientheaters zuschauen, die schnell die Grenzen ihres Könnens erreicht haben. Von einer halbwegs ansprechenden Figurenentwicklung kann in dem 95 Minuten kurzen Film zu keinem Zeitpunkt die Rede sein.

Und so hetzt das Sektion 31-Team durch eine Reihe von Kung-Fu-Fights und Verfolgungsjagden, wird aber schnell dezimiert, was dem Zuschauer immerhin weitere Zumutungen erspart. Immerhin kann Michelle Yeoh mit ihrem zynischen Charme eine vollständige Katastrophe verhindern, aber unterm Strich hat das Niveau des Films einen Platz in der untersten Schublade des Star Trek-Franchise voll und ganz verdient. „Sektion 31“ ist Billig-Trash.

Mit Star Trek hat dies nichts zu tun.

Beinahe symbolisch für das Totalversagen der Macher ist der Soundtrack von James Russo, der das legendäre Star Trek-Leitthema mit kurzen Takten anspielt, es dann aber abrupt beendet. Und so landete „Sektion 31“ bei Rotten Tomatoes mit erbärmlichen 24% im Nirgendwo der schlechten Filme.

Sehr schön hat es der der FILMDIENST auf den Punkt gebracht: „Als „Star Trek“-Film ohne wirkliches „Star Trek“-Feeling taumelt die geist- und einfallslose Handlung ihrem actionreichen Höhepunkt entgegen, auf dem das Universum vor der Biobombe gerettet werden muss. Selbst wohlwollende Zuschauer werden sich angesichts der lieblosen Inszenierung wohl an diesem Zeitpunkt geistig längst ausgeklinkt haben.“

Note: BigDoc = 6

Star Trek: Sektion 31 -Paramount+ - Release Date: 24. Januar 2025 – Laufzeit: 95 Minuten – Regie: Olatunde Osunsanmi – Buch: Craig Sweeny – D.: Michelle Yeoh; Jamie Lee Curtis als „Control“ u.a.