Sonntag, 18. September 2022

Die Ringe der Macht - oder: Wie Rassisten Filmgeschichte schreiben wollen

Eine Glosse
Es geht wieder los! Nicht die Kritiker, sondern die Fans reiben sich an der AMAZON-Serie „Die Ringe der Macht“ auf. Es ist völlig klar ist, was in den nächsten Wochen geschehen wird, nämlich um die Austragung eines ideologischen Krieges, bei dem keine Gefangenen gemacht werden.
Es kündigte sich bereits vor dem Start der Serie an. Und es reichten bereits die ersten Trailer. Die Puristen kündigten in den Foren angeekelt die Kündigung ihres PRIME-Abos an, weil auf Tolkiens Heiligen Gral mit Thors Hammer eingeschlagen wurde. Das war aber erst der Anfang. Denn nun kamen die Rassisten.

Die rechten Krakeeler tobten, weil die Trailer zeigten, dass das Casting divers war. Für die Wutentbrannten sind „Die Ringe der Macht“ Ausdruck einer woken Kultur, die den Zuschauern gegen deren Willen Diversität in den Kopf hämmern will. Nun geht es den Rassisten um einen endzeitlichen Kampf – Gut und Böse prallen aufeinander. Dies passt zwar ganz gut zu Tolkiens Fantasy-Welt, ist aber in seiner Dämlichkeit unerträglich.

Der Inhalt: ein riesiges Kuddelmuddel

Gleich am Anfang meine Meinung über den Inhalt der ersten vier Episoden, nicht über die Serie. Die ersten beiden Episoden haben mir sehr gut gefallen, auch weil sie visuell umwerfend waren (AMAZON zeigt die Serie in 4K und es sieht auch tatsächlich nach 4K aus!) und weil sie handwerklich zunächst ordentlich aussahen. Und das meint nicht nur die Optik, sondern auch die Einführung der Figuren. Die wurde in den ersten beiden Episoden mit einem angemessenen Pacing eingeführt. Bereits in der ersten Episode „A Shadow of the Past“ deutete sich allerdings an, dass die vielen Figuren zu einem Überangebot von Parallelhandlungen führen würde.
Nach den Episoden 3 und 4 habe ich dann aber innerlich abgeschaltet, weil ich keine Lust mehr hatte, die mit Figuren überflutete Handlung und ihre zahllosen Sequenzen in meinem Gedächtnis abzuspeichern. Ohne einen Berg Notizzettel zu produzieren!

Zunächst nahm sich die erste Episode viel Zeit für einen historischen Flashback ins Erste Zeitalter, das mit einem Sieg über das Böse endete: der dunkle Herrscher Morgoth wurde bezwungen. Einige Jahrhunderte später ist die Elbin Galadriel (rustikal-ruppig: Morfydd Clark) davon überzeugt, dass der Hexenmeister Sauron längst die Nachfolge von Morguth angetreten hat und erneut einen Überfall auf die Mittelerde und die Südländer plant. Allerdings ist für den König der Elben der Krieg vorbei – es wird keinen neuen geben und Sauron existiert nicht. Wer dabei an Corona und den Ukraine-Krieg denkt, liegt nicht mal falsch.

Auch Arondir (Ismael Criuz Córdova), der Waldelb aus dem Süden, ist eine interessante Figur. Immerhin liebt er recht zurückhaltend die Menschenfrau Bronwyn (Nazanin Boniadi). Die Aufgabe der Waldelben ist es, die Südmenschen zu beschützen. Die erleben den Schutz aber längst als Bewachung. Nun werden die Waldelben vom
Elbenkönig abgezogen, was einige Puristen aufbrachte. Sie hielten diese Figur nicht für Tolkien-like. Sie hatten wohl vergessen, dass auch in Peter Jacksons Filmen die Elben sehr ambivalent agierten und keineswegs nur nette Gutmenschen waren.
Und dann sind da der Zwergenprinz Durin IV (Owain Arthur) und seine reizende dunkelhäutige Gattin Disa (Sophia Nomvete), die für ein wenig Comic Relief sorgen. Sie sind mit dem Elb Elrond (Robert Aramayo) befreundet, der sie nach 20 Jahren zum ersten Mal wieder besucht, aber vor vielen Jahren die Hochzeit von Durin IV verpasste. Dies sorgt für Verstimmung. Aber Elrond hat halt viel zu tun. So soll er für den berühmten Elbschmied Celebrimbor (Charles Edwards) eine Superschmiede bauen. Man ahnt es: Dort sollen die Ringe der Macht geschmiedet werden.
Reicht das? Nein. Ersatz-Hobbits müssen her, und die werden in „Die Ringe der Macht“ Harfüße genannt. Die junge Nori (Markella Kavenagh) gehört zu ihnen. Sie muss angesichts der ansonsten völligen Bedeutungslosigkeit der Harfüße aber eine spannende Geschichte bekommen. Und da fällt passenderweise ein Mann (Daniel Weyman) mit einem Kometen auf die Erde. Der Fremde ist etwas gereizt, kann nicht sprechen und birgt offensichtlich ein Geheimnis. O.K., Geheimnisse sind immer gut. Und mit diesen Figuren könnte man eigentlich viel erzählen. Aber urplötzlich taucht auch noch Isildur (Maxim Baldry), der Vorfahre von Aragorn, als glückloser Seemann auf.
Wohlgemerkt: alle Figuren, die von mir fett formatiert wurden, haben eine oder gar zwei eigene Handlungsstränge abzuarbeiten. Dazu kommt noch ein Schwall von Nebenfiguren hinzu. Und langsam beschlich mich der Verdacht, dass das Heldenepos nach dem Willen der Showrunner Patrick MacKay und John D. Payne dem Prinzip „Bigger than big“ folgt. Ich empfehle daher einen Blick in die englischsprachige Wikipedia (die ist immer sehr penibel): Dort werden im Main Cast 21 Figuren gelistet sowie 14 der wichtigsten Nebenfiguren. Das ist kein Worldbulding, sondern ein World Overload.

Da überrascht es kaum, dass viele Zuschauer sich mit dieser Reizüberflutung nicht abfinden wollen. „The authors may have taken on too big a story. Juggling all these storylines makes the pace glacial, and a struggle for the viewer to stay interested”, schrieb jemand im Forum der IMDB. Er war nicht der Einzige, der den Überblick verlor. Und ert traf damit den Nagel auf Kopf.

Wie hat das Peter Jackson eigentlich gemacht? Besser. Dazu muss man kurz auf den Begriff „Tropus“ eingehen. In der Literatur ist das eine Metapher oder ein Stilmittel. In Filmen und Serien versteht man darunter ein bestimmtes Erzählmuster, manchmal auch ein sich wiederholendes Motiv. Ein Beispiel: der Running Gag.
Peter Jackson erzählte in „Die Ringe der Macht“ im ersten Teil sehr linear. Und die aus Mythologien bekannten Tropen fesselten auch jene Zuschauer, die Tolkiens Bücher nicht gelesen hatten. Es gab den „jugendlichen Helden“ (Frodo) und seine Gefährten (in überschaubarer Anzahl), das „mysteriöse Objekt“ (der Ring), den „übermächtigen Bösewicht“ (Sauron), den „Bösen Zauberer“ (Saruman), den „skurrilen Nebenschurken“ (Gollum) sowie den „Guten Zauberer“ (Gandalf). 

Im ersten Teil der Trilogie konzentrierte sich die Handlung auf den Helden und seine Freunde, Nebenhandlungen waren in Jacksons linearer Erzählung durchweg überschaubar. Erst in den Teilen 2 und 3 gab es ein umfangreiches Sequenz-Splitting, aber da waren die wichtigen Figuren bereits etabliert, man wusste, wie sie ticken.
Wer also Lust auf puren Eskapismus hat, was in unseren Zeiten mitunter heilsam sein kann, der kann sich guten Gewissens Peter Jacksons Filme herauskramen. Er wird sehen, dass sie immer noch funktionieren. Bei „Die Ringe der Macht“ ahne ich dagegen, dass ich mir alles zum zweiten Mal anschauen muss – und zwar nach der allerletzten Folge. Vielleicht verliert dann nicht den Überblick.

Die rassistische Wut über „Die Ringe der Macht“

Etwas zeichnet sich rasch ab: Das Milliardenprojekt von AMAZON droht zum Milliardengrab zu werden. Während auf Rotten Tomatoes 84% der Kritiker „Die Ringe der Macht“ positiv besprachen, wollten nur 39% der Zuschauer diese Zustimmung teilen. Das ist für einen Blockbuster erstaunlich. Und gefährlich.
Offenbar war die Manipulation des „Audience Score“ von AMAZON zumindest teilweise organisiert. Die Organisation eines Shitstorms ist in Zeiten von Social Media wohl kein großes Problem mehr. Hunderttausende schrien in allen erdenklichen Foren ihre Wut und ihren Hass in die Welt. Am Ende sah sich AMAZON gezwungen, die Publikumsbewertung auf seiner Seite zu schließen. Glaubt man dem WELT-Filmkritiker Hanns-Georg Rodek, so geschah dies, um die „Trolle auszusieben.“ Aber Rodek muss sich nur im Forum seiner Zeitung umschauen, um diese Klientel besser kennenzulernen. Und die bestand aus einem nicht geringen Teil aus Zeitgenossen, denen die Diversität auf die Nerven ging.

Dabei ist mindestens die Hälfte des Cast immer noch weiß, blond und nordisch. Aber einigen reichte es schon, dass der Elb Arondir, der Harfuß Sadoc (Lenny Henry) oder die Zwergenprinzessin Disa People of Color (PoC/BIPoc) sind. Es hagelte rassistische Kommentare und gehässige Witzeleien. Und zwar weltweit.
Eine erschreckende Allianz, die auch vor „Arielle, die Meerjungfrau“ (The Little Mermaid) nicht halt machte. Die von Disney für 2023 angekündigte Neuauflage des erfolgreichen Animationsfilms erntete nach dem ersten Trailer 1,5 Mio. Hassreaktionen.
Warum? Disney will den als Musical konzipierten Film mit der farbigen Schauspielerin Halle Bailey besetzen. Was folgte, war blanke Wut und ein Review-Bombing. So nennt man die massenhafte organisierte Negativ-Bewertung in den Foren von Online-Plattformen.

AMAZON wiederfuhr das Gleiche. Auf dem Höhepunkt der Hasswelle sah sich der Cast von „Die Ringe der Macht“ genötigt, ein Statement der Solidarität abzugeben: „J. R. R. Tolkien schuf eine Welt, die per Definition multikulturell ist. Eine Welt, in der die freien Menschen verschiedener Ethnizitäten und Kulturen als Gefährten zusammenkommen, um die Mächte des Bösen zu bezwingen. 'Rings of Power' reflektiert das. Unsere Welt war noch nie komplett weiß, Mittelerde ist nicht komplett weiß. BIPoC gehören nach Mittelerde und sie werden dort auch bleiben.“
Wenig später solidarisierten sich auch Elijah Wood (Frodo) und seine alten Hobbit-Kollegen Dominic Monaghan (Merry) und Billy Boyd (Pippin) mit dem Cast der Serie.

Nun war aber J.R.R Tolkien nie ganz frei von rassistischen Anwandlungen, aber spätestens nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wollte er das Wort „nordisch“ nicht mehr hören. Nun wird er von einem Teil seiner Leser überstimmt. Und alles fühlt sich wie ein religiöser Kampf an, in dem es keine Zwischen- und Grautöne geben darf.

Die woken Tugendwächter sind kaum besser. Ein Beispiel: Der Verfasser dieser Zeilen musste unlängst fassungslos lesen, dass selbsternannte Anti-Rassisten in den USA ein Buch verbieten wollen, das detailliert den Rassismus beschreibt. Es wurde im 19. Jh. geschrieben, von einer farbigen Autorin, die als Sklavin selbst Opfer der Sklavenhalter war. Die Logik der Kritiker war bizarr: junge Leser können durch den Inhalt getriggert werden, also eine traumatische Erfahrung machen, und überhaupt sei bereits die Beschreibung der weißen Rassisten in den Südstaaten selbst rassistisch. Ich musste mich an den Kopf fassen.

Auch das Postulat der „Kulturellen Aneignung“ ist widersinnig, weil Kultur vielfältig und von Natur aus divers ist, nämlich verschiedenartig. Ansonsten müsste man die Platten aller weißen Jazzmusiker vom Markt nehmen, auch jener, die sich entschieden gegen den Rassismus in den USA zur Wehr setzten.

Zwangsgendern und Notenterror an deutschen Universitäten, die sich gegen Studenten richtet, die das generische Maskulinum verwenden, ist mir genauso zuwider wie jede Form von Cancel Culture, deren Protagonisten andere Meinungen liquidieren wollen. Das ist anti-demokratisch und zerstört den Diskurs. Ideologiekritik ist korrekt, Ideologien sind es nicht. Ihr Wahrheitswahn ist lärmend und vergiftet die Meinungspluralität. Rassisten und woke Tugendwächter greifen an verschiedenen Fronten an - eine hässliche Querfront. George Orwell lässt grüßen.

E vs. U, Kunst vs. Kommerz – alles Blödsinn

Ein zweites Problem sind die Tolkien-Nerds. Auch sie führen einen ideologischen Krieg, der leider zu einer gemeinsamen Schnittmenge mit denen führt, die gegen Diversität antreten. Das Kernproblem ist aber ein sehr altes. Es ist die äußerst schwierige Beziehung zwischen Literatur und Literaturverfilmung. Diese Beziehung ist nämlich toxisch. Es geht nämlich um die Frage: künstlerische Freiheit oder Werktreue?
Die Jüngeren werden diese Frage nicht kennen. Aber mir wurde in der Schule eingeimpft, dass es ernste Kunst gibt und daneben leider auch Unterhaltung.
Eins vorweg: die Unterscheidung zwischen E und U, also zwischen ernsthafter Kunst und Unterhaltung, ist schon immer Blödsinn gewesen. Wer malt oder bildhauert, produziert Kunstwerke. Es gibt dann halt den „Röhrenden Hirsch“ über dem bürgerlichen Sofa oder Rembrandts „Nachtwache“ im Museum oder als Nachdruck. Also schlechte und gelungene Kunst, die völlig gleichberechtigt existiert. Jeder darf den „Röhrenden Hirsch“ für Kunst halten.

Wer Theaterstücke und Romane schreibt oder Filme und Serien herstellt, also Geschichten erzählt, ist ebenfalls ein Künstler. Es gibt halt gute und schlechte Erzähler und das Debattieren darüber gehört zum Kulturbetrieb. Schlechte Erzähler dürfen aber nicht gecancelt werden.

Auch die rigide Trennung zwischen Kunst und Kommerz ist Blödsinn. Und zwar deshalb, weil alle, die im Kulturbetrieb unterwegs sind, Geld verdienen wollen – und müssen. Thomas Mann hat sich nicht in Säcke gehüllt, um in einer düsteren Höhle bei Kerzenlicht seine Romane zu schreiben, während er zwischendurch die Früchte des Waldes einsammelte, um sich einigermaßen zu ernähren. Nein, er erreichte ein Millionenpublikum, ernährte mit dem verdienten Geld seine Familie recht gut und lebte überaus komfortabel, bis er vor den Nazis fliehen musste.
Wenn nun aber die Tolkien-Nerds jedes Detail in
„Die Ringe der Macht“ humorlos untersuchen und mit textexegetischer Anmaßung den Autoren der Drehbücher empört vorhalten, dass sie Schrott geschrieben haben, entsteht ein Problem: Werktreue ist für sie eine Conditio sine qua non, die in der Praxis aber nicht funktioniert.

Wie gesagt: die Beziehung zwischen Literatur und Literaturverfilmung ist toxisch. Im Zweifelsfall habe ich immer für Werktreue plädiert. Heute kann ich damit leben, dass Produzenten die Rechte an literarischen Vorlagen erwerben und einen Film oder eine Serie daraus machen. Nur sollten sie nicht das Thema der Vorlage und die Ideen des Autors verhunzen. Aber auch dies wäre der Beginn einer zivilisierten Debatte und nicht der Anfang eines Glaubenskriegs. Und überhaupt: es gibt genug Menschen, die so etwas sehen wollen, ohne das Buch zu lesen. Ich habe keine Zeile von Tolkien gelesen, möchte aber nicht von einer Debatte über die Verfilmungen ausgeschlossen werden.

Was man daraus lernt: wer Literatur verfilmt, begibt sich in ein anderes mediales Format. Und wer komplexe Literatur verfilmen will, begibt sich auf dünnes Eis. Das führt zwar nicht dazu, dass ein Abgleich zwischen Vorlage und medialer Zweitverwertung verboten werden sollte, aber es zeigt zweierlei: zum einen muss eine Literaturverfilmung straffen, viel verändern, Figuren streichen und andere hinzuerfinden. Zum anderen zeigt die Verfilmung eben all die hübschen Bilder, die sich der Leser der Vorlage nur unzureichend vorstellen kann. Und die sind in „Die Ringe der Macht“ wirklich phantastisch.

Weiterhin sinnlos ist, den Produzenten einer Roman-Verfilmung vorzuwerfen, dass sie Geld verdienen wollen. Früher vertraten einige Kritiker unisono die Meinung, dass Steven Spielbergs Film schlecht sein müssen, weil er viel Geld mit ihnen verdiente. Immerhin konnte man auf die Weise auch auf gute Spielberg-Filme wie „Empire of the Sun“ und „Artificial Intelligence: A.I.“ mit dem Hammer eindreschen, was sich aus Gründen des Anstands bei „Schindler’s List“ allerdings von selbst verbot.
Ich nenne dies bigott. Und das, was jetzt mit „Die Ringe der Macht“ passiert, ist es auch.

Früher war alles toll – der cineastische Revisionismus

Ein drittes Phänomen ist cineastische Revisionismus. Der funktioniert ganz einfach. Man verreißt etwas und verweist auf Filme oder Serien, die alles vor 20 Jahren besser gemacht haben. Gut, das habe ich in diesem Text auch gemacht, aber mit Argumenten. Nur wurden die damit in den Adelsstand erhobenen Filme und Serien halt vor 20 Jahren auch verrissen – und manchmal war man selbst daran beteiligt. Dreht man sich nun um 180 Grad, dann ist dies revisionistisch.
Peter Jacksons „The Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring” (Der Herr der Ringe: Die Gefährten) wurde vor über 20 Jahren von fast allen gefeiert: „magisch“, „bildgewaltig“, „unvergesslich“, „atemberaubend“, „emotional“ und „ein neuer Standard für Blockbuster“ urteilten die Kritiker über den ersten Film der Trilogie. Aber es fand sich halt auch der eine oder andere, der den ersten Teil der Trilogie als „zu technisch, zu glatt und zu emotionslos“ abwatschte. Und einige Tolkien-Nerds hielten auch nicht still, die meisten aber schon. Peter Jackson ist bis heute ihr Filmgott geblieben.
Der cineastische Revisionismus ist nicht so übel, wie er erscheint. Aber zusammen mit der Forderung nach Werktreue braucht er halt ziemlich gute Argumente, um sich nicht zu verstricken. Dass sollten auch die Tolkien-Nerds beachten und
das ist nichts anderes als mein Wunsch nach mehr Geduld und etwas weniger Hysterie.

Fazit: Ich bin mit der AMAZON-Serie im Moment nicht sonderlich zufrieden, obwohl sie toll aussieht. Aber das ist nicht mehr als eine Zwischenbilanz - ich werde das Zuschauen nicht einstellen. Auch weil ich schon einige Male erlebt habe, dass eine Serie die Kurve kriegt. Mit den Nerds kann ich leben, das habe ich auch von den Trekkies gelernt, die eisern ihren Star Trek-Kanon verteidigten und häufig auch völlig recht hatten.
Die populistische Selbstermächtigung, die eine Unterhaltungsserie als ideologisches Schlachtfeld missbraucht, ist aber ein absolutes No-Go. Und zu behaupten, man handele im Geiste Tolkiens, ist eine Frechheit. Tolkiens Welt war multi-kulturell und multi-ethnisch. Nun zu fordern, dass Zwergenfrauen weiß sein müssen, ist übelste Hetze. Man versteht nun aber besser, warum den Menschen in Tolkiens Universum nur selten über den Weg zu trauen war.