Dienstag, 2. Februar 2021

Das Damengambit – Netflix-Serie macht Schach wieder populär

Dass eine Serie über Schach zum Streaming-Hit wird, war Ende Oktober nicht absehbar. Einige Monate später ist „The Queen’s Gambit“ (Das Damengambit) die meistgesehene Serie bei NETFLIX. Und in den Kaufhäusern sind Schachspiele ausverkauft. 
Doch was fasziniert die Zuschauer eigentlich? Die heimliche Liebe zum Schach? Eher nicht. Viele enthusiastische Fans der siebenteiligen Serie werden nicht einmal wissen, wie die Figuren gezogen werden. Dann
fasziniert doch wohl eher das von Anya Taylor-Joy brillant gespielte drogenabhängige Schachgenie, das von Erfolg zu Erfolg eilt, ohne sein destruktives Ego aus eigener Kraft in den Griff zu bekommen. 


Immer wieder Genie und Wahnsinn

Genie und Wahnsinn üben halt eine gewaltige Faszination aus. Besonders, dann, wenn es um Schach geht. Dabei wissen die meisten Schachspieler, dass man nicht notwendigerweise verrückt sein muss, um ein guter Schachspieler zu werden. 
Paul Morphy, Wilhelm Steinitz und der mexikanische Meister Carlos Torre, der sogar den legendären Lasker schlug, sprechen eine andere Sprache. Nur wer weiß, was zuerst da war: die Krankheit oder das Schach?

Genie und Wahnsinn, Wahnsinn und Schach interessieren meistens nur die Laien. Dass etwas, was sie selbst nicht verstehen, etwas mit Irresein zu tun haben muss, folgt einer eigenen Logik - das Unheimlich wird auf Distanz gehalten.

Die obsessive Seite des Spiels taucht daher viel häufiger in der Kunst als im wahren Leben auf. Etwa in Stefan Zweigs „Schachnovelle“, die 1960 mit Curd Jürgens und Mario Adorf in den Hauptrollen verfilmt wurde. In Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“ wird der beim Schach unschlagbare Bordcomputer HAL wahnsinnig. Und in Wolfgang Petersens mittlerweile vergessenen „Schwarz und weiß wie Tage und Nächte“ (1978) wiederfährt dies dem von Bruno Ganz gespielte Schachgenie Thomas Rosenmund. Er ist am Ende Schachweltmeister – und wird danach sofort in die Psychiatrie eingewiesen.
Edward Zwicks „Pawn Sacrifice“ (Bauernopfer) ist dagegen ein Biopic. Toby Maguire spielt den genialen Bobby Fischer auf seinem selbstzerstörerischen Weg zum Weltmeistertitel, während in
Searching for Bobby Fischer“ Max Pomeranc als Josh Waitzkin die misanthropischen Trainingsmethoden seines Trainers Bruce Pandolfini (Ben Kingsley) ablehnen muss, um emotional ausgeglichen in einen entscheidenden Wettkampf gehen zu können. Natürlich hat NETFLIX den vielleicht besten Schachfilm im Portfolio, lässt ihn aber unter dem Titel
„Das Königsspiel" laufen - wer kennt denn noch Bobby Fischer?

Schach ist auch ohne Genialität und Wahnsinn eine hochemotionale Angelegenheit. Der echte Josh Waitzkin wurde mit 16 Jahren Internationaler Meister und galt als legitimer Nachfolger von Bobby Fischer, dem ersten und letzten amerikanischen Weltmeister. Waitzkin hat sich mittlerweile aus der Schachszene zurückgezogen. Und der echte Bruce Pandolfini, der unter anderem Fabiano Caruana wohl weniger brutal, aber erfolgreich trainierte, hat entscheidend bei der Produktion von „The Queen’s Gambit“ mitgewirkt.

Figuren auf der Zimmerdecke

Ein Rezensent aus der Schachszene sah in „The Queen’s Gambit“ den erfolgreichen Kampf einer Frau um einen Platz in einer von Männer dominierten Welt. Aus seiner Sicht war das Werbung für das Schach. Diese Umdeutung des Filmthemas entspricht dem Zeitgeist. Filme und Serien mit starken Frauen sind im Moment en vogue.

Werbung für Schach ist die Serie aber nicht. Die Netflix-Serie erzählt eine andere Geschichte, und die ist ziemlich düster. Die fiktive Beth (Harmon Annabeth Kelly spielt sie als Fünfjährige, Isla Johnston als Jugendliche) wird 1949 in Lexington (Kentucky) geboren und verliert ihre Mutter bei einem Autounfall. Sie selbst überlebt den Crash. Der Vater ist verschwunden, das kleine Mädchen landet in einem Waisenhaus. Dort gehören Psychopharmaka zum Frühstück und die ruhiggestellte Beth erlebt zum ersten Mal die Macht der Drogen. 

Als sie heimlich den Hausmeister Mr. Shaibel (Bill Camp) beim Nachspielen von Schachpartien beobachtet, wird sie von dem schroffen alten Mann zunächst zurückgewiesen: „Mädchen spielen nicht Schach.“ Doch dann bringt Shaibel dem Kind die Regeln bei. Beth erweist sich als Naturtalent. Schon bald ist der Hausmeister kein Gegner mehr für sie. Der wird das Kind wie eine eigene Tochter lieben, aber kein Wort darüber verlieren. Auch eine Tragödie.
Beth, die mittlerweile von den Tranquilizern anhängig geworden ist, zieht sich immer mehr in ihre eigene Welt zurück. Die Drogen erlauben es ihr, Partien im Geiste nachzuspielen und die Figuren dabei auf die Zimmerdecke zu projizieren. Eine überzeugende ästhetische Visualisierung ihrer beginnenden Obsession. Nur ihre Freundin Jolene (als Erwachsene gespielt von Moses Ingram) hat noch Zugang zu ihr.

Beths Aufstieg beginnt, als sie bei einer Simultanveranstaltung die ausnahmslos männlichen Mitglieder des lokalen High-School-Schachklubs vernichtend schlägt. Als die Behörden die Gabe von Tranquilizern an Kinder verbieten, bricht Beth in die Hausapotheke des Waisenhauses ein, nimmt eine Überdosis und kollabiert. 

Einige Jahre später wird sie von den Wheatleys adoptiert. Ihr Ziehvater Allston (Patrick Kennedy) begegnet der Jugendlichen mit emotionaler Kälte, ihre Ziehmutter Alma (Marielle Heller) wirft die gleichen Tranquilizer ein wie Beth und frönt einem diskreten Alkoholismus. Früher hätte man das ein Sittengemälde genannt. Showrunner Scott Frank, der auch in allen Episoden die Regie übernommen hat, macht daraus eine genau beobachtete Mittelklassentragödie, die solange funktioniert, wie die Nachbarn nichts mitbekommen.

Dann kommt Allston nicht mehr nach Hause. Die Ehe ist in die Brüche gegangen, während sich Beth wie eine Furie durch die Schachturniere spielt und schließlich die Landesmeisterschaft von Kentucky gewinnt. Die entscheidende Partie gegen den enthusiastischen, aber talentfreien Harry Beltik (Harry Melling) gewinnt sie, nachdem sie auf der Toilette eine Pille eingeworfen hat. 
Alma entdeckt nun, dass Beths Talent die Haushaltskasse aufbessern könnte. Mutter und Tochter reisen fortan von Turnier zu Turnier. Beim US-Open in Las Vegas verliert Beth dann gegen den amtierende US-Champion Benny Watts (Thomas Brodie-Sangster, „Game of Thrones“, „Maze Runner“). Es ist ein Vernichtungserlebnis für die monomanische junge Frau.

Fulminantes Charakterdrama

„The Queen’s Gambit“ ist genaugenommen keine Schachgeschichte. Thematisch würde die Serie auch funktionieren, wenn vom Aufstieg und Fall einer Tennisspielerin erzählt würde. Vielmehr geht es in der Netflix-Serie um das zerstörerische Potential sportlicher Wettkämpfe, das fragile Persönlichkeiten in einer selbstzerstörerischen Spirale nach unten ziehen kann. 
Und Beth bietet beste Voraussetzungen dafür. Sie ist bereits ein traumatisiertes, verhaltens- und empathiegestörte Kind, als sie das Schachspielen lernt und als junge Frau wird es nicht besser mit ihr. Eine heimliche Liebe zu dem Schachspieler Karl Townes (Jacob Fortune-Lloyd) bleibt unausgesprochen, gelegentliche Sexepisoden mit anderen Männern sind freudlos. Vergleichsweise normale Beziehungen entwickelt Beth nur zu dem loyalen Harry Beltik und zu Benny Watts, der sie vorübergehend trainieren wird.

Die Netflix-Serie ist im Kern also eine Tragödie und ein fulminantes Charakterdrama. US-Kritiker bezeichneten „The Queen’s Gambit“ auch als „bildungsroman“ – dieser literaturgeschichtliche Begriff wurde ins Englische entlehnt. Man kann das als Ironie verstehen, denn Bildung steht nicht auf Beths Agenda. Sie ist eher eine Figur, die auffällige Parallelen zu Bobby Fischer aufweist, der sich ebenfalls zu einer eindimensionalen Person entwickelte. Und wie Bobby Fischer lernt auch Beth Russisch, um russische Schachmagazine lesen zu können. Wie Fischer verachtet sie unterlegene Gegner und erledigt ihre Züge arrogant im Stehen.
Von der Schachlegende Fischer unterscheidet sie nur der Drogenabusus. Vollgepumpt mit Beruhigungsmitteln oder im Vollrausch ist Beth ganz bei sich. Die Tabletten erlauben es ihr, Schachfiguren an die Zimmerdecke zu projizieren und kraft ihrer Vorstellungskraft durch komplexe Varianten zu hetzen. 
Das ist fantastisch gefilmt, ästhetisch intelligent und voller Einfühlungsvermögen. Man kann auch sagen: realistisch und ehrlich.

Die Alkoholexzesse sind desaströs, anders als ihre Ziehmutter ist sie keine diskrete Alkoholikerin, es ist ihr egal, wenn sie morgens einen Eimer voller leerer Flaschen zum Müll bringen will und dabei sturzbetrunken der Länge nach hinschlägt. Im Vollrausch findet Beth Ruhe, sie hat ihre Dämonen mit Fusel mattgesetzt.
Und die kehren immer wieder zurück. Zweimal spielt sie gegen den russischen Weltmeister Vasily Borgov. Zweimal wird sie geschlagen. Dem Gefühl, dabei vollständig vernichtet worden zu sein, folgen wochenlange Alkohol-Exerzitien. In der letzten Folge der Netflix-Serie trifft im Jahre 1968 in einem Moskauer Großmeisterturnier zum dritten Mal auf die sowjetische Schachmaschine. Auf dem Spiel steht nicht nur ihre Schachkarriere, sondern auch ihr Leben: Pillen und Suff oder Selbstbesinnung?

Starke Bilder und ausgezeichnete Darsteller

„The Queen’s Gambit“ basiert auf dem gleichnamigen Roman des 1984 verstorbenen amerikanischen Schriftstellers Walter Tevis. Tevis war ein Experte für obsessive Sportler. Die Verfilmungen seiner Romane über besessene Billardprofis, „The Hustler“ und „The Color of Money“, wurden jeweils mit Paul Newman in der Hauptrolle von Robert Rossen und Martin Scorsese verfilmt und gehören zu den besten Sportfilmen des Genres.

Die Netflix-Serie hat ein ähnliches Potential. Das liegt auch an der hochwertigen Umsetzung. Die unterschiedlichen Turnierevents werden sehr authentisch in Szene gesetzt – von lokalen Events bis zur Landesmeisterschaft von Kentucky und Topturnieren in Paris oder Moskau. Die Settings wechseln dabei realistisch zwischen Turnhallenatmosphäre und glamourösem Nobelclub-Ambiente. Ob in der 1960er-Jahren Kiebitze aus der Upper Class in unmittelbarer Nähe eines Brettes sitzen durften oder ob es erlaubt war, dass das Publikum Partieentscheidungen mit Applaus honoriert, obwohl noch Partien laufen, kann ich nicht beurteilen. Aber die unbändige Begeisterung der russischen Fans, die beim finalen Clash zwischen Borgov und Beth Harmon keinen Zutritt zum Turniersaal haben und zu Hunderten vor dem Gebäude warten, um die ihnen zugerufenen Züge sofort auf dem Taschenschach nachzuspielen, ist historisch korrekt. Derartige Fotos findet man en masse in historischen Schachbüchern.
Auch der Cast ist exzellent besetzt. Taylor-Joy
(„Split“, „Emma“) spielt die eindimensionale Fixierung ihrer Figur eben nicht eindimensional, sondern sehr facettenreich. Und das bis in kleinen Szenen hinein. Etwa wenn sie von einer jungen Mutter erfährt, dass diese Beths Erfolge zeitlebens mit Stolz und Respekt verfolgt habe. Es war Beths erste Gegnerin in einem Amateurturnier. Beth schlug sie vernichtend und entsorgte sie danach aus ihrem Gedächtnis. Anya Taylor-Joy spielt die emotionale Unfähigkeit und auch Hilflosigkeit, positive Gefühle zu verarbeiten mit reduzierter Mimik, aber so brillant, dass sich die ganze Tragödie ihrer in einem Bild zusammenfassen lässt. 

Ähnlich eindrucksvoll ist auch die Performance von Harry Melling (bekannt als Dudley Dursley in den Harry-Potter-Filmen), mit dem Beth eine Zeitlang zusammenlebt. Harry bringt sich enthusiastisch als Trainer ein, verzweifelt aber an seiner schachlichen Limitierung, mit der ihn Beth unnachsichtig konfrontiert. Harry wird aber ein loyaler Freund bleiben und Beth in der alles entscheidenden Partie auf seine Weise retten. 

Thomas Brodie-Sangster gibt den US-Champion Benny Watts als leicht arroganten Schnösel, der aber locker mit Niederlagen umgehen kann. Egomanisch, aber auf andere Weise als Beth. Brodie-Sangster verkörpert dabei lässig eine Coolness, die alles Negative an ihm abperlen lässt und zum Gegenentwurf Beths wird. 

Eine ähnlich starke Performance liefert auch Marielle Heller als Beths Ziehmutter ab. Heller erinnert auch äußerlich sehr stark an Joan Crawford, jenen Star aus der großen Hollywood-Ära, der jahrzehntelang gegen die Alkoholsucht kämpfte. Als Beth sie während eines Turniers im Mexico tot im Hotelzimmer findet, hat sie zum zweiten Mal eine Mutter verloren.

Und wie wird Schach gezeigt?

Ex-Weltmeister Garry Kasparow hat den Produzenten der Serie beratend zur Seite gestanden und sich zusammen mit Bruce Pandolfini um die Authentizität der Schachszenen gekümmert: “It is as close as possible to the authentic atmosphere of chess tournaments”, bilanzierte Kasparow das Ergebnis.
Viele der im Film gezeigten Stellungen sind schachlich korrekt. Wenn die Spieler während ihrer Partien fast immer à tempo ziehen, sieht man, dass sich einiges der Dramaturgie anpassen musste. Verständlich, denn es gibt kaum Alternativen, um die fehlende Dynamik von langen Turnierpartien filmisch adäquat umzusetzen. Nachdenken wird daher selten gezeigt. „The Queen’s Gambit“ sieht so aus, als wäre man Zeuge eines Blitzturniers. Das macht die Sache aber für Schachlaien spannender.

Leider gibt es auch Zumutungen. Etwa wenn Beth beim Training eine Variante aus einem Buch von Ruben Fine verbessert. Ihre Entdeckung: Fine hat in der Analyse ein simples Grundlinienmatt übersehen. Schachspieler werden da ungläubig den Kopf schütteln.
Schlimm ist die deutsche Synchronisation. So werden Figuren nicht getauscht, sondern „ausgetauscht“. Und wenn mit Uhren gespielt wird, ist die Rede von „Zeitsteuerung“. Da hat jemand „time control“ bar jeder Kenntnis übersetzt und nicht einmal die wahre Bedeutung der „Zeitkontrolle“ verstanden. Darunter leidet die Serie, denn auch die Besprechung von Partien durch gestandene Meister orientiert sich eher an einer kindgerechten Sprache als am Jargon von Schachspielern: „Wenn du den Springer dahin setzt, wird er weggenommen.“
Auch wenn Schach trotz der fachkundigen Beratung der Produzenten nicht immer adäquat gezeigt wird, fängt die Serie die Atmosphäre und das Erregungspotential von Schachturnieren spannend ein. Und im Laufe der Zeit stellt sich sogar eine Sogwirkung beim Zuschauen ein.

Das große Finale

„The Queen’s Gambit“ ist am Ende dann doch ein „bildungsroman“, aber einer der ganz anderen Art. In Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ wird von der geistig-intellektuellen Entwicklung einer jungen Hauptfigur erzählt, deren naive Ideale auf eine ablehnende Umwelt stoßen. Heute nennt man so etwas Coming-of-Age-Geschichte.

In Scott Franks und Alan Scotts Serie wird diese Konstellation aber auf den Kopf gestellt. Die Hauptfigur erlebt zwar auch die klassische Triade von Jugend-, Wander- und Meisterjahren, stagniert aber zunächst in ihrer emotionalen Entwicklung. Dabei kann sich Beth selbstbewusst auch ohne Drogen in „ihrer“ Welt durchsetzen, etwa wenn sie das Sponsoring-Angebot der „Christlichen Kreuzfahrer“ zurückweist, einer Kirche, die sie für einen Kampf gegen den atheistischen Kommunismus instrumentalisieren will. So hat auch Fischer gehandelt und damit erinnert die Serie auch an das große politische Interesse, das Fischer vor seinem Kampf gegen Spassky in Reykjavik erfuhr.

 
Doch im Zentrum dieser exzellenten Serie steht die Frage, die jeder Junkie beantworten muss: Will ich leben oder sterben? „The Queen’s Gambit“ findet eine ausgesprochen subtile Antwort. Dabei spielen Rückblenden eine entscheidende Rolle. Zum Beispiel wenn Beths Mutter (Chloe Pirrie) ihrer Tochter Weisheiten wie „Der stärkste Mensch ist der, der keine Angst vorm Alleinsein hat“ einimpft. Dann erinnert sich Beth plötzlich daran, dass ihre Mutter offenbar den gemeinsamen Tod geplant hatte. Kurz vor dem Zusammenprall mit einem Lkw sagt sie zu in ihrem Kind: „Mach‘ die Augen“ zu.
Wer also nach einer Katharsis in der Serie sucht, hat sie gefunden. Und er weiß auch, was zuerst da war: die Krankheit, ganz sicher nicht das Schach. Das Sich-Durcharbeiten zu dieser Kindheitserinnerung wirkt Beth buchstäblich reinigend. Und als ihre Freundin Jolene auftaucht, wird von den toughen Frau einiges zurechtgerückt. Dann erfährt Beth, dass Harry, Benny und ein Haufen anderer Spieler eine ganze Nacht lang ihre Hängepartie gegen Borgov analysiert haben. Sie erlebt Teamwork at it‘s best. Dass am Ende alles wie in einem Feelgood-Movie ausgeht, war für einige Kritiker ein Makel. Für mich war es kein beliebiges Happy End, sondern ehrlich und überzeugend. 

In der letzten Szene läuft Beth läuft durch Moskau und begegnet schachspielenden Rentnern in einem Park. Die alten Männer feiern sie frenetisch. Dann wird sie zu einer Partie aufgeffordert. Sie setzt sich an ein Brett. Ihr Gegner wirkt entschlossen. Fast wie Borgov.

Note: BigDoc = 1,5


The Queen’s Gambit – (dts. Das Damengambit) – Netflix 2020 – nach dem gleichnamigen Roman von Walter Tevis – Showrunner: Scott Frank, Allan Scott – Regie: Scott Frank – Altersempfehlung: ab 16 Jahren – Darsteller: Anya Taylor-Joy, Bill Camp, Moses Ingram, Chloe Pirrie, Marielle Heller, Harry Melling, Thomas Brody-Sangster, Jacob Fortune-Lloyd u.a.