Dienstag, 15. Mai 2007

Spartan

USA, BRD 2004, 106 Minuten, Regie, Drehbuch: David Mamet, Produktion: David Bergstein, Moshe Diamant Elie Samaha, Musik: Mark Isham, Kamera: Juan Ruiz Anchía, Schnitt: Barbara Tulliver. Darsteller: Val Kilmer, William H. Macy, Derek Luke, Ed O'Neill, Tia Texada.

Wenn er Kameradschaft sucht, gehe er zu den Freimaurern. Cool, stoisch und mit unbewegtem Gesicht kontert Robert Scott in einem Ausbildungscamp den Versuch eines Soldaten, ihm seine moralischen Überzeugungen zu erklären. Diese „Rules of War“, die der Ranger Curtis auf eng bedrucktem Papier bei sich trägt, interessieren den Special Agent nicht sonderlich, er findet es leichter, wenn man ihm sagt, wohin er gehen soll und was zu tun ist. Scott (Val Kilmer) nennt sich selbst eine Arbeitsbiene. Er ist hochspezialisiert, ziemlich amoralisch, schnell, tödlich –und dumm genug, mitten in einem politischen Vertuschungsmanöver des eignen Apparates zu landen.

Es geht wieder einmal um Lügen und Belogenwerden, Korruption und Vertuschung, paranoide Schachzüge der Macht: das haben wir von „Three Days of the Condor“ bis zu „The Manchurian Candidate“ alles schon einmal studiert, aber die Varianten sind oft ganz sehenswert. So auch hier: die Tochter des amerikanischen Präsidenten, der kurz vor der Wiederwahl steht, wird entführt und schnell wird deutlich, dass das leichtlebige Mädchen einem Mädchenhändlerring (etwas abstrus) in die Hände gefallen ist. Scott versucht das Mädchen zu finden, bevor die Presse alles aufkocht. Als klar wird, dass die Security von der Entführten abgezogen wurde, um einen erotischen Side-Step des Präsidenten zu sichern, liegt ein politischer Skandal in der Luft. Und als herauskommt, dass das Töchterchen auch gerne öffentlich über Papas amouröse Aktivitäten geplaudert hätte, ahnt jeder, dass sie tot mehr wert ist als lebendig. Als Scott dies herausfindet, wird es selbst zum Gejagten.

„Spartan“ ist in Deutschland nie in die Kinos gekommen. 2004, mitten im amerikanischen Wahlkampf produziert (Kerry-Tochter Alexandra hat eine Nebenrolle in dem Film), hat David Memets Film schnell den Weg der Sekundär-Vermarktung in den Videotheken gefunden: mittlerweile rangiert er fast schon mit Kultstatus auf Platz 1 bei den hiesigen DVD-Verleihern. Etwas Aufmerksamkeit hat „Spartan“ verdient, denn er ist immerhin von David Mamet, hier ausnahmsweise auch einmal als Regisseur aktiv. Mamet ist sicher nicht Amerikas virulentester Drehbuchautor, aber einer, der schon mehr als eine Perle abgeliefert hat: für „Wenn der Postmann zweimal klingelt“ (1981), Sidney Lumets „The Verdict“ (1982), de Palmas „The Untouchables“ (1987), für die exzellent besetzte American Dream-Satire „Glengarry Glen Ross“ (1992), als Script-Doctor für die sehenswerte Polit-Posse „Wag the Dog“ (1997), für „Ronin“ (1998), „Hannibal“ (2001) und 2001 für „Heist“ (Der letzte Coup), wo er ebenfalls Regie führte. Mehr als zwanzig Filme hat der Pulitzer-Preisträger, Dichter, Dramatiker, Autor und Regisseur „auf dem Gewissen“ – ein mittelgroßes Kapitel der Kinogeschichte.

Unterm Strich ist „Spartan“ allerdings ein etwas klein geratenes Kapitel dieser facettenreichen Geschichte: Mamet hat sich nicht nur bei den klassischen Paranoia-Klassikern bedient, sondern das Ganze auch mit einem Schuss „24“ (es darf kräftig gefoltert werden) verfeinert. Dass sich einige Dialoge hart am Rande der unfreiwilligen Persiflage befinden, muss man wohl schlucken, wenn man als notorischer Val Kilmer-Fan das Ganze als gut geölte Genrearbeit durchgehen lassen will. Auf dieser Ebene funktioniert der Film allerdings ganz gut.

Val Kilmer, den sie ähnlich wie Enfant terrible Mickey Rourke in Hollywood nicht sonderlich mögen, spielt mit unbewegtem Gesicht und ist daher nicht überfordert. „Al Bundy“ Ed O´Neill ist in einer Nebenrolle zu sehen und der großartige William H. Macy hat wohl nur aus Spaß mitgemacht, denn seinen kleinen Auftritt konnte man an einem Tag abdrehen.

Im Filmclub gab´s gemischte Reaktionen: Klawer= 2,5, BigDoc= 3, Mr. Mendez (“Wenn das ein Kultfilm ist, will ich nie mehr Kultfilme sehen!“)= 4, Melonie= 4.