Dienstag, 3. Juli 2018

Westworld – HBO enttäuscht mit einer kryptischen zweiten Staffel

Menschen gegen Androiden, Androiden gegen Menschen, noch mehr Parks und Menschen, die Host werden wollen – oder sollen. Dazu noch eine in gigantischen Servern gespeicherte virtuelle Schattenwelt und sogar ein virtuelles Paradies für die Hosts. „Westworld“ zog in der zweiten Staffel kräftig vom Leder. Und das Thema? Man hatte große Mühe, es zu zu finden.

Zugegeben: Wer Lisa Joys viel diskutiertes Interview (1) mit dem Hollywood Reporter gelesen hat, wird es zugeben müssen - die zweite Staffel der ambitionierten HBO-Serie hatte ein Thema. Es geht um den freien Willen, erklärte Jonathan Nolans Frau. Eine Nummer kleiner ging es nicht und die Macher wagten sich an ein Thema heran, das nach mehr als 2000 Jahren Philosophiegeschichte und einigen Jahrzehnten seriöser Hirnforschung immer noch nicht geklärt werden konnte.



Was ist schiefgelaufen?

Dr. Robert Fords (Anthony Hopkins) mäandernde Bemerkungen in der letzten Episode lassen erahnen, dass es wohl auch ihm um dieses Schlüsselthema gegangen ist. „Ein Wesen, das wirklich frei ist, muss verstehen, was es antreibt – und es dann ändern.“ 

Leider ist das, was uns antreibt, eher ein Fall für die Couch des Psychoanalytikers. Und was auch immer uns handeln lässt – es ist, so lehrt die Erfahrung, nur selten zu ändern.

Den ersten Teil von Fords Forderung hatte bereits das Orakel von Delphi in der Spätantike zum Programm erhoben: „Erkenne dich selbst“, lautete die Überschrift am Eingang eines Tempels. Dort stand aber auch „Nichts im Übermaß.“ Dass einige dieser Sprüche ursprünglich einen anderen Sinn hatten, als den, den die modernen selbstreflexiven Deutungen ihnen gaben – geschenkt. Es schmälert nicht ihre Bedeutung. Erst recht nicht, weil auch der zweite Teil von Fords Kalenderspruch in der Serie durchaus konsequent durchkreuzt wird. Leider kam die Erkenntnis, sich ändern zu müssen, fast immer zu spät. Dafür gab es sehr viel Übermaß.

Die Kunst des Erzählens braucht das Experiment. Aber auch bewährte Regeln. Folglich hätten die Macher sich an der Erfahrung orientieren sollen, dass Übermaß einer Sache schaden kann. Stattdessen hatte man den Eindruck, dass sich „Westworld“ ein wenig verirrt hat. Die letzte Folge „The Pessenger“ bot im Fünf-Minuten-Takt Plot Twists an, als gelte es, den Zuschauer auf eine rasende Achterbahnfahrt mitzunehmen. Ausgelaugt fühlte sich ein Kritiker danach. Zu Recht.

Zuvor bot die Serie eine Höllenfahrt in diversen Zeitlinien und am Ende wußte man nicht, in welcher Form welche Figur eigentlich existiert. Als physisch realer Host, als virtuelle Kopie in einem virtuellen Garten Eden oder als Backup in einer großen Murmel?

Was war und was ist „Westworld“?
Hier gehen die Meinungen auseinander. Ich bin zum Beispiel fest davon überzeugt, dass die 1. Staffel von „Westworld“ nicht nur ein grandioses Kapitel der Seriengeschichte aufgeschlagen hat, sondern auch als Kunstwerk ein gewaltiges Epos geschaffen hat, das originell, intelligent und (rezeptions-)ästhetisch überragend zu den großen Narrativen der letzten 120 Jahren gezählt werden kann. Jonathan Nolans und Lisa Joys Erzählung konnte in der ersten Staffel mit Marcel Prousts Reise ins Ich und in die Welt der Erinnerungen konkurrieren. Denn auch die Hosts im Erholungspark von DELOS sind auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Und wie sie diese Zeit und ihre Erinnerungen in ein stabiles Selbstmodell integrieren, wurde in der ersten Staffel (s.a. der Anhang „Was in der 1. Staffel von ‚Westworld‘ geschah“) aufregend und kreativ erzählt.

Dass sich einiges geändert hat, merkte man allerdings gleich zu Beginn der zweiten Staffel, deren erste Episode die Kritiker und Zuschauer erneut vor große Rätsel stellte. Nur entfaltete sich die Geschichte diesmal nicht langsam, sondern überrollte den Zuschauer mit voller Wucht, ohne dass zu erkennen war, wo sich und wann sich einige Figuren in dem allgemeinen Chaos gerade aufhielten. „Journey into Night“ erfüllte mich mit einem unguten Gefühl. Ich wurde es nicht mehr los.


Eine Erzählung mit doppeltem Boden

Wie auch andere komplexe Erzählungen bedienten sich die Macher einer dichotomen Strategie. Sie verhandelten die Gegensätze von freiem Willen und Verhaltenskontrolle, autonomen Selbstmodellen und fest einprogrammierten Loops, sie erzählten von instabilen menschlichen Erinnerungen und den erschreckend realen Epiphanien der Androiden, die auch im Moment der Selbsterkenntnis noch an den Strippen ihres ‚Herrn‘ hingen.


Nolan und seine Frau gelang dabei in der ersten Staffel auch der Kunstgriff vieler ambitionierter Serien, etwa „True Detective“ – nämlich blendend zu erzählen und eine große Anzahl von Zuschauern zu faszinieren, die Spaß an der Serie haben konnten, ohne allzu tief in den Kaninchenbau eindringen zu müssen. Und sie ergänzten die komplizierte Story Arc durch einen kohärenten Themenpark, der von Zuschauern mit entsprechendem Bildungswissen eine zweite Deutungsebene anbot. 

Wer verstehen wollte, auf welche Robert Ford und sein Kompagnon Arnold die Hosts zu einer spezifischen nicht-menschlichen Form des Selbstbewusstsein führen wollten, sollte daher auch etwas über Leon Festingers Theorie der „Kognitiven Dissonanz“ gelesen haben und sich auch ein wenig in den Debatten auskennen, die in der „Theory of Mind“ über Bewusstsein, Self-Awareness, Ich und freien Willen geführt werden. „Westworld“ war also auch ein intellektuelles Vergnügen.

Zuschauer, die die zweite Ebene nicht erklimmen konnten, waren in diesem Spiel allerdings keine Dummies oder gar bildungsferne Verlierer. Sie konnten auch intuitiv Zugang zu diesen komplexen Fragestellungen erhalten und bekamen auf diese Weise ein Gespür für die Diskussionen, die ansonsten fast verborgen vor der Öffentlichkeit im akademischen Elfenbeinturm geführt werden.

Jonathan Nolan und Lisa Joy gelang dieser Kunstgriff auf geniale Weise. Sie verschachtelten ihre Erzählung auf eine Weise, die anfänglich für Verwirrung sorgte, aber mit etwas mehr Geduld als herausragender Erzählkniff erkannt werden konnte. Sie schufen eine zweite Timeline, die 30 Jahre vor den Ereignissen der Erzählgegenwart lag, aber anfänglich so wahrgenommen werden konnte, als sei sie Teil der Gegenwart. Dies erzeugte Widersprüche und Rätsel und erst dann, wenn man die Paradoxien erfolgreich auflösen konnte, entstand eine zusammenhängende und auch folgerichtige Erzählung.
Was den Zuschauer im Labyrinth der Story wiederfuhr, war nichts anderes als die Verwirrung der Hosts, die mit ihren dissonanten Kognitionen und Erinnerungen zurechtkommen mussten. „Westworld“ zu sehen, fühlte sich so an wie das, was sich im Kopf der verwirrten Dolores abspielte, deren Reise ins Ich von äußerst schmerzhaften Erfahrungen begleitet war.

Rezeptionsästhetisch war dies ein Geniestreich. Daher war ich nach der 1. Staffel sehr skeptisch, ob man dies auf gleichem Niveau überhaupt weitererzählen kann. Die Skepsis war berechtigt, denn die zweite Staffel der HBO-Serie, an der lange herumgetüftelt wurde, konnte nicht mehr mit dem brillanten Serienauftakt mithalten.
Zuvor konnte man aber ein interessantes Phänomen beobachten. Nicht wenige Kritiker atmeten erleichtert durch, denn die zweite Staffel begann – trotz einiger Ungereimtheiten mit der Timeline – mit einem einfachen Kernplot: Die Hosts um ihre Anführerin Dolores zogen in den Krieg gegen die Menschen. Entsprechend viel wurde dann auch geballert, was wohlwollend registriert wurde, denn angeblich hatte die Serie auf die Weise mit den „vielen Fehlern“ der ersten Staffel aufgeräumt. Kritiker und Zuschauer, die den Schlüssel zur ersten Staffel nicht gefunden hatten, erhielten nun eine mainstream-kompatible Unterhaltung geboten, die vermeintlich leichter zu verstehen war. Doch es zeigte sich, dass dies ein Irrtum war.
Was ist dabei schiefgelaufen?

Der Inhalt der zweiten Staffel

Nach dem Massaker an den menschlichen Gästen am Ende der ersten Staffel ist die DELOS-Security auf der Insel erschienen, um die Kontrolle über die Hosts zurückzuerlangen. Die meisten werden getötet, und da sich die Revolte auch auf anderen Parks ausgedehnt hat, gibt es viel zu tun.
 Dolores und ihre kleine Gruppe, zu der Teddy, Hector und Armistice gehören, ist auf der Suche nach einem geheimnisvollen Tal, von dem auch die Ghost Nation glaubt, dass es eine Tür in eine andere Welt ist. Während dieser Reise verwandelt sich Dolores in eine blutrünstige Killerin, die sich an den Menschen rächen will und in letzter Konsequenz auch deren reale Welt zerstören will. Sie beginnt ihre Mitstreiter zu manipulieren und überschreibt schließlich auch Teddys Programm, weil dieser durch allzu menschliche Programmteile wie Empathie und Moral nur eingeschränkt kampffähig ist. Teddy, der dies zunächst als Befreiung erlebt, wird sich später nicht mehr als authentisch erleben und tötet sich vor Dolores Augen.

Maeve und ihre Gruppe geraten auf der Suche nach Maeves Tochter in die Shogun-Welt. Dabei erfahren wir, dass Maeve offenbar einen Weg gefunden hat, andere Hosts zu steuern. Das ist keine Telepathie, sondern ein Zugriff auf den „Core Code“ der Hosts – quasi per WLAN.
Maeve findet im Western-Park schließlich ihre Tochter. Die hat jedoch eine neue Mutter und kann sich an Maeve nicht erinnern, oder nur bruchstückhaft. Maeve opfert ihr Leben, um ihrer Tochter die Flucht in einen neuen Garten Eden zu ermöglichen.

Dr. Robert Ford taucht wieder überraschend auf. Er hat vor seiner Ermordung durch Dolores eine Kopie seines Bewusstseins in eine virtuelle Welt geladen, die im Cradle erzeugt wird, einer unterirdischen Station mit gigantischen Speichern, in denen die Backups der Hosts aufbewahrt werden. Vor dort aus stehen ihm offenbar unterschiedliche Erscheinungsformen zur Verfügung. Er kann in der Gestalt anderer Hosts im Park auftauchen, er kann sich in Bernards Bewusstsein laden – und damit geht der Strippenzieher sowohl seinen privaten Vergnügungen als auch seinem eigentlichen Plan nach. Er will die Hosts befreien.

William aka „The Man in Black“ erhält von Ford ein neues Spiel angeboten: Er soll nach der „Tür“ suchen („The Maze“ hieß die erste Staffel, „The Door“ die zweite). Geändert hat sich der „Man in Black“ nicht - er ist ein gestörter Mann. Im Park trifft er auf seine Tochter Emily, die er tötet, weil er sie für einen Host hält. Der MiB scheint rasch dem Wahnsinn zu verfallen.

Bernard findet sich in unterschiedlichen Zeitlinien wieder, die offenbar nicht nur der Zuschauer entwirren muss, sondern auch Bernard selbst. Zusammen mit Elsie begibt er sich auf Odyssee und entdeckt, dass DELOS nicht nur die Handlungen der Parkbesucher aufgezeichnet hat, sondern auch geplant hat, Kopien des menschlichen Geistes in Hosts zu laden, die dadurch die betuchten Gäste unsterblich machen sollen. Diese Kopien funktionieren in der Simulation, aber die Integration in einen Host-Körper scheitert. Dolores wird in der letzten Episode diese Datenbank löschen. Zuvor wurden im Cradle bereits die Backups der Hosts gelöscht, die nun wirklich sterben können. Angeblich.
Gleichzeitig finden Experimente statt, in denen sowohl menschliche als auch künstliche Personen rekonstruiert werden sollen: so hat nicht etwa Dr. Ford seinen Adlatus Bernard nach dem Vorbild seines Freundes Arnold geschaffen, sondern er war Dolores, die in der Vergangenheit endlos Kopien von Arnold produzierte, bis sie den perfekten Homunkulus geschaffen hat. Allerdings ist dies uner Fachleuten umstritten - es kann auch in der fernen Zukunft der dritten Staffel geschehen sein.

Dies alles geschieht erneut in in verschiedenen Zeitebenen der Story. William wird jahrzehntelang mit Kopien seines Vaters experimentieren, und Emily wird in einer fernen Zukunft (das zeigt der Abspann der letzten Episode) Ähnliches mit ihrem Vater, dem „Man in Black“ versuchen, was dieser in vollem Bewusstsein seiner neuen Situation erkennen kann. Eine wahrhaft teufische Strafe für den MiB.

Dolores und Bernard erreichen am Ende in „Die Schmiede“ (The Forge), wo die digitalen Kopien der Gäste eingelagert sind. Bernard hilft einer Gruppe von Hosts, darunter einige Mitglieder der Ghost Nation, in eine virtuelle Welt („The Sublime“ nennt Lisa Joy diesen Ort) zu entkommen. Dabei verlieren sie ihre physische Existenz, Maeve sogar ihr Leben, die Hosts können aber à la „Matrix“ in einer scheinbar sicheren Simulation für alle Zeiten weiterleben. 

Da Dolores aber nach wie vor vorhat, die Menschen zu vernichten und nur Verachtung für diese Simulation hat („Keine Welt, die sie uns schaffen, hält mit der echten mit. Weil alles, was echt ist, auch unersetzbar ist“), erschießt Bernard die Farmerstochter. Allerdings hat Bernard zuvor eine physische Kopie der skrupellosen DELOS-Direktorin Charlotte Hale erschaffen, in die Teile von Dolores Bewusstsein hochgeladen wurden.
Charlotte/Dolores erschießt die echte Charlotte.
In der ersten Staffel gab es eine Dolores/Wyatt-Symbiose, nun existiert auch ein Charlotte/Dolores-Hybrid. Der erschießt nicht nur die echte Charlotte, sondern auch Bernard und kann danach von der Insel flüchten. Allerdings nimmt sie Kopien einiger Hosts in murmelähnlichen Behältnissen mit. In der realen Welt baut sie zwei Hosts, Bernard und Dolores, und reaktiviert die beiden Persönlichkeiten mit den Murmel-Backups. Dolores erkennt anschließend in einem Gespräch mit Bernard, dass einige ihrer Entscheidungen falsch waren, weiß aber auch, dass sie und Bernard wahrscheinlich keine Freunde werden können. Bernard, Dolores und Charlotte/Dolores sind die einzigen Hosts, die überlebt haben. Wir sind gespannt darauf, worüber sich Dolores und Charlotte/Dolores in ihrer Freizeit unterhalten werden...

Im Park werden die toten Hosts entsorgt, bis auf jene, die man reparieren kann. Felix und Sylvester, die beiden DELOS-Techniker, haben alle Massaker überlebt und werden gefragt, ob sie das hinbekommen. Sie nicken und werfen danach einen Blick auf die tote Maeve.
 

Die Suche nach den verlorenen Themen

„Free will versus determinism would be a large enough theme for any show of its kind, but this week’s episode, titled “The Passenger,” turns into a full-on biblical allegory, too, with references to Heaven, to Moses’s journey out of Egypt and to the Great Flood in Genesis“, (Scott Tobias, New York Times). 

Tobias fasste in seiner Review der letzten Episode das zusammen, was die zweite Season aus seiner Sicht im Sinn hatte. Eben nicht nur endlose Schießereien zwischen den para-militärischen DELOS-Einheiten und den überlebenden Hosts, sondern viele Allegorien und Metaphern.
Als thematischen Hintergrund erkannte Tobias die Beziehung zwischen dem freien Willen und der uralten philosophischen Frage nach dem Determinismus. 
Der Determinismus ist an sich ein Problem der Naturwissenschaften, er hat sehr mit der Bedeutung der Kausalität für die Erklärung von physikalischen Prozessen zu tun. Erst viel später hat er sich in die Philosophie eingeschmuggelt, um dort als Störenfried das Konzept des freien Willens zu belästigen. Nur ist es leider so, dass die Naturwissenschaften bereits weiter sind als die Philosophie. Die Quantenphysik hat gezeigt, dass sich Kausalität nicht mehr so einfach erklären lässt wie bei Newton. Auch ist es zweifelhaft, ob man erst die Ursachen studieren sollte, um die Wirkungen zu verstehen. Manchmal ist es ratsam, sich die Wirkungen anzuschauen und sich danach auf die Suche nach den richtigen Ursachen zu machen. Das ist schwierig und dort wird es schnell wieder philosophisch.

Freier Wille und Determinismus müssen aber nicht widersprüchliche Agenten in der Diskussion sein. In „Westworld“ gehören sie aber zu den thematischen Hauptakteuren, weil der Zuschauer irgendwann auch begreifen soll, dass die Verhaltensprogramme und Handlungsloops der Hosts durchaus an das erinnern, was der Mensch mit seinem genetischen Programm und der Funktionsweise seines Gehirns mit auf den Weg bekommen hat. Nämlich eingeschränkte Freiheit.
Das hatte vor über 300 Jahren der französische Arzt und Philosoph Julien Offray de La Mettrie in seinem Buch „L’Homme Machine“ (Die Maschine Mensch) angedeutet. Ein Provokateur. Tatsächlich erledigt unser Gehirn das Meiste, ohne dass unser Bewusstsein daran beteiligt ist. Trotzdem sind Menschen keine Hosts und die eigentliche Fragestellung ist, ob sich menschliches Denken und Künstliche Intelligenz ähneln oder sich dramatisch unterscheiden.

Sie unterscheiden sich, so viel ist sicher. Zumindest in der von Jonathan Nolan und Lisa Joy geschaffenen Diegese. Dort geht es allerdings sehr kompliziert zu, denn in der letzten Episode „The Pessenger“ erfahren wir auch, dass eine virtuelle Kopie des toten Logan jahrelang die Hosts im Auftrage Bernards trainiert hat. Ein aufwändiges Unterfangen, denn dazu mussten die menschlichen Besucher des Parks, von denen DELOS heimlich Abertausende Kopien angelegt hat, gründlich analysiert werden. Für Menschen hat Logan, der Zerberus des Schattenreichs, nur Verachtung übrigen. Menschen bestünden aus einfachen Algorithmen, sie seinen berechenbar und nicht sonderlich entwicklungsfähig.
Eine steile These, immerhin lässt de La Mettrie grüßen. Aber auch die „Singularitäts“-Hypothese lässt grüßen. Sie geht davon aus, dass sich die KI der Zukunft irgendwann selbst programmieren und rasant optimieren wird (Seed AI).

In der komplexen Debatte über den freien Willen und die besonderen Eigenschaften eines KI-Bewusstseins fällt die zweite Staffel aber deutlich hinter das Niveau der ersten zurück, sodass Bernards dräuende Frage „Gibt es überhaupt einen freien Willen oder ist er nur eine Illusion?“ keine nennenwerte Substanz besitzt. Nur am Rande: Beides trifft zu. Aber da die Menschen das Gefühl haben, dass sie frei entscheiden können, ist die gegenteilige Hypothese ziemlich belanglos, weil man nicht so recht weiß, was man mit dieser Erkenntnis anfangen soll.

In der Fiktion von „Westworld“ existieren dagegen auch andere Gesetze. Einige der Hosts haben die Schwelle zu einem Selbstbewusstsein überschritten, andere stehen kurz davor, aber es gibt noch eine Menge von ihnen, die in ihren Loops feststecken. Da wirkt es ernüchternd, dass zwei fortgeschrittenen Exemplaren, nämlich Dolors und Maeve, offenbar nichts Besseres einfält, als ihre Macht dazu zu nutzen, ihre Artgenossen zu manipulieren. Besonders Dolores Sinneswandel und ihre Mutation hin zu einer erbarmungslosen Mörderin enttäuschte auf ganzer Linie. Hier, so schien es, haben die Macher eine äußerst spannende Figur an die Gesetze der Spannungsdramaturgie verraten. Und da die Macher die komplexen Ansätze der ersten Staffel („bikamerales Bewusstsein“, „Kognitive Dissonanz“) auf das Niveau der Apotheken-Rundschau (die gar nicht mal so übel ist) runterfuhren, ging auch das Thema der Serie verloren.


Die Timeline von „Westworld“ und jede Menge Verwirrung

Die komplizierte Timeline der ersten Staffel hatte eine sehr anschauliche Funktion, die sich meiner Meinung nach erst dann voll entfalten kann, wenn man sich alle Folgen noch einmal anschaut.
 In der zweiten Staffel beschleicht einen schnell das Gefühl, dass die multiplen Zeitsprünge ziellos sind und quasi als „Mindfuck“ den Zuschauer bei der Stange halten sollen. Jonathan Nolan und Lisa Joy haben oft genug erklärt, dass sie genau diese Zielgruppe, nämlich die, die sich diesem Labyrinth aussetzen wollen, adressieren.
Der Rest schaut in die Röhre und ist baff.

Zugegeben: Einige der wirren und undurchsichtigen Sprünge werden am Ende der zweiten Staffel aufgeklärt. So hat Bernhard beispielsweise seiner eigenen Erinnerungen vollständig durcheinandergebracht, um zu verhindern, dass die DELOS-Security wichtige Informationen aus Bernards Bewusstsein extrahieren kann. 
Das muss der Zuschauer nach- und miterleben - ein großes Chaos.
Mal im Ernst: Wenn Zeitsprünge nun aber mitten in einer Szene stattfinden und nur daran zu erkennen sind, dass einer der Protagonisten einen anderen Schlips trägt, denn wirkt das schon etwas strange, oder?

Auch deshalb stellte sich mir die Frage, ob nicht eine lineare Erzählung die bessere Lösung gewesen wäre. Die Antwort findet man möglicherweise, wenn man sich eine weitere Frage stellt: Wäre es ein schwerwiegender Nachteil für die Serie gewesen, wenn man die zweite Staffel komplett linear erzählt hätte?

Meine Antwort lautet: Nein. „Westworld“ bröselt zehn Episoden lang eine Vielzahl von Handlungen und Themen auf. Eine gradlinige Erzählung hätte dem Zuschauer die Möglichkeit gegeben, sich auf Inhalte und nicht auf formale Mätzchen zu konzentrieren. Stattdessen darf er sich entweder mit Papier und Bleistift selbst Gedanken machen oder er sucht im Web einen hingebungsvollen Analysten auf, der die Timeline erklärt.


Eine solche Webeite (2) gibt es, sie erklärt akribisch, nein, sie versucht akribisch zu erklären, ob Dolores blaues Kleid einen Flashback oder einen Flash-forward anzeigt („But during this scene, Bernard’s vision changes from seeing Dolores in her blue dress to seeing Dolores in her black evening gown, so another possibility is that the blue dress scenes were flashbacks to when Dolores created Bernard the first time“). Das wird fortlaufend aktualisiert und passt bequem auf knapp 30 Seiten DIN A4-Seiten, wenn man sie in einem Dokument erfasst.

Ich habe das Gefühl, dass sich Mindfuck als Erzählmittel erschöpft hat. Horizontale Serien sind ohnehin nicht einfach zu konsumieren. Erst recht nicht, wenn mehr als Jahr vergeht, bevor es mit der nächsten Staffel weitergeht. Non-lineares Erzählen muss einen Grund haben, als 08/15-Formalismus führt es dagegen zur Erschöpfung und verspielt auch die emotionalen Bindungskräfte. Jonathan Nolan und Lisa Joy haben diesmal kräftig überzogen, auch weil die Übergänge zwischen den Zeitlinien (oft nur durch einige Tage voneinander getrennt) oft mitten in einer Szene platziert werden. Das ist des Guten zu viel.


Wie soll es weitergehen?

„This series is about reinvention (dts. Neuerfindung) and scope (dts. Umfang). The first season was a more intimate look at the park from within the loops. In the second season, the hosts broke out of their loops and were able to explore more of the park. In the third season, they've broken out of the park itself. We're in terra incognita“ (Lisa im Interview mit The Hollywood Reporter)

„Westworld“ ist nach wie vor eine sehenswerte Serie, aber sie ist nicht mehr brilliant. Es ist bezeichnend, dass ausgerechnet die achte Episode „Kiksuya“ frenetisch gefeiert wurde. Sie erzählte sehr emotional und sehr linear von Akecheta, einem Mitglied der Ghost Nation, und seiner großen Liebe – eine Tragödie à la Orpheus und Eurydike, die mehr Empathie für die Hosts entwickelte als alles, was man zuvor gesehen hatte. 

Das blieb eine Ausnahme. Stattdessen haben Jonathan Nolan und Lisa Joy das non-lineare Erzählen so extrem überzogen, dass es zum Selbstzweck wurde. Das stand den Themen eher im Wege, als dass es ihnen weiterhalf. Aus einem wichtigen Stilmittel hat dies einen überflüssigen Neuaufguss gemacht, der wenig Benefit ergibt. Streckenweise ist es qualvoll, den Episoden zu folgen und ich selbst habe beim Zuschauen das Gefühl verloren, einer faszinierenden Geschichte zu folgen. Möglicherweise ist das auch der Grund dafür, dass die zweite Staffel der Serie signifikant Zuschauer eingebüßt hat. Nur die Auftaktepisode konnte mehr als 2 Mio. Zuschauer fesseln, danach ging es rapide bergab.

Quellen:

(1) 'Westworld' Creator on Season 3: "It's Going to be a Whole New World" (Lisa Joy im Gespräch mit The Hollywood Reporter)
(2) Collider: Westworld-Timeline explainend.

Anhang: Was in der 1. Staffel von „Westworld“ geschah

Vor 37 Jahren: Dolores und Arnold

  • In mehreren Sitzungen unterhält sich Arnold mit Dolores. Der Zuschauer hält dies ab Episode 1 für Gespräche zwischen Bernard und Dolores in der Jetztzeit. Tatsächlich ist Bernard ein Host, den Dr. Robert Ford nach dem Vorbild seines Freundes Arnold gebaut hat. Wir sehen am Anfang Arnold, nicht Bernard.
Die Gespräche finden im Keller einer weißen Kirche statt, die Dolores in ihren Visionen sieht. 
Es ist die Zeit, in der Ford und Arnold ungestört mit ihren Hosts experimentieren können. Bald bestand eines der ersten Robotermodelle den Turing-Test. Doch Arnold wollte mehr: richtiges Bewusstsein. Er hatte eine Vision, die Ford erst später teilen sollte: „Wie wollten die Hosts besser machen. Unverdorbener.“
  • Arnold stattete Dolores als erstes Exemplar mit Empathie und Vorstellungskraft aus, aber dies schien nicht auszureichen, denn Dolores erreichte nicht die höchste Stufe der Pyramide: das Bewusstsein. Arnold erkannte den Fehler im Konzept. Er änderte die Software und sorgte dafür, dass Dolores und andere Hosts ihre Programmierung als innere Stimme hören – quasi das „Hochfahren“ des Bewusstseins. So entstand das „bikameraler Bewusstsein“. 
Aber das Experiment scheitert. Alle Hosts werden wahnsinnig. Sie waren zwar lebendig, konnten aber die Eindrücke nicht integrieren. Sie litten sozusagen an Schizophrenie. Nur Dolores nicht. Sie hörte zwar ebenfalls eine Stimme, aber ihre einprogrammierten Bedürfnisse nach Schönheit und Liebe verhindern einen Zusammenbruch.
  • Arnold verschmilzt sie mit einer blutrünstigen Figur namens Wyatt. Dolores/Wyatt tötet 34 Jahre vor dem Heute, der Erzählgegenwart der Serie, alle Hosts im Park. Wyatt hat der Zuschauer in den Flashbacks stets als Mann gesehen – eine den Hosts einprogrammierte Erinnerung, die der Zuschauer als Täuschung erlebt. Auch hier teilt der Zuschauer mit den Hosts Erinnerungen, die ein Fake sind.
Das Massaker verübte tatsächlich Dolores mit Teddys Hilfe. Arnold wird auf eigenen Wunsch von Dolores erschossen, um zu verhindern, dass neue Hosts gebaut werden. Trotzdem wird der Park drei Jahre später eröffnet. Dolores hörte auch später noch Arnolds Stimme und dann auch die von Ford, der ihr heimlich Befehle erteilt.
  • Ford, der die Öffnung des Parks keineswegs verhindern wollte, entwickelte nach dem Desaster einen anderen Plan. Er erschuf den Androiden Bernard, der wichtige Charakterzüge von Arnold übernahm und Ford dabei helfen sollte, den neuen Masterplan zu verwirklichen: eine langsame Entwicklung des künstlichen Bewusstseins, um die Androiden nachhaltiger auf den Widerstand gegen die Menschen vorzubereiten. Und so löschte er immer wieder die Erinnerungen derjenigen Androiden, die sich zu schnell entwickelten.
  • Die Hosts sollten sich endlich wehren können. Für Ford war der entscheidende Schritt die Erfahrung von Schmerz und Leid. Sozusagen der Katalysator des Bewusstseins. Nicht nur bei Dolores, sondern auch bei Maeve. Und gelitten hat Maeve zu lange. Sie sei, resümiert sie, viel zu oft gefickt, getötet und gefoltert worden, nur um danach in einer neuen Schleife zu erwachen, in der alles wieder von vorne beginnt. Und so ist sie die treibende Kraft bei der gewalttätigen Revolte der Androiden.
  • In Episode 4 sagt Arnold zu Dolores: „ There’s something I’d like you to try. It’s a game. A secret. It’s called the Maze. It’s a very special kind of game, Dolores. The goal is to find the center of it. If you can do that, then maybe you can be free.”
  • The Maze, das Labyrinth, ist das Bewusstsein. Wenn Dolores es erhält, ist sie frei.
  • Sie beginnt ihre Reise in der weißen Kirche, erlebt ihre Geschichte und kehrt am Ende zur weißen Kirche zurück: sie hat nach eigener Aussage nur Schmerz und Terror erlebt.

Vor 30 Jahren: Dolores und William

  • In „Westworld“ existieren zwei Zeitlinien. Dazu gehört natürlich die Gegenwart. Die zweite Zeitlinie findet vor 30 Jahren statt. In dieser Zeitlinie kommt William mit seinem Freund Logan in den Park. Als er Dolores kennenlernt, bemerkt er, dass sie anders ist als die Hosts, denen er täglich begegnet.
Während der gemeinsamen Abenteuer hat Dolores Flashbacks und Visionen aus der Vergangenheit und möchte instinktiv zurück zur weißen Kirche, wo sie sich mit Arnold traf. Als Dolores Erinnerungen gelöscht werden und sie sich nicht mehr an William erinnern kann, verwandelt sich dieser in den folgenden Jahren in den „Man in Black“. Einige Jahre später ist er der Hauptaktionär von DELOS - ihm gehört nun der Freizeitpark. Dolores Geheimnis ist auch Teil des Geheimnisses, das der Man in Black 30 Jahre lang suchen wird.

Vor einem Jahr: Maeve & & Man in Black

  • Der Man in Black hat kurz zuvor seine Frau verloren und will herausfinden, ob er zu etwas absolut Bösem fähig ist: „I found a woman, an ordinary homesteader and her daughter. I wanted to see if I had it in me to do something truly evil. To see what I was really made of. I killed her and her daughter just to see what I felt. I felt nothing. Then, just when I thought it was done... the woman refused to die. And then something miraculous happened. In all my years coming here, I had never seen anything like it. She was alive, truly alive, if only for a moment. And that was when the maze revealed itself to me." 
Das Leben, das MiB zu sehen glaubt, ist die Authentizität der Trauer, die ein Android offenbar erleben kann. Die Getötete ist Maeve, die später als einer der ersten Hosts ein volles Bewusstsein entwickelt, aber nur einen eingeschränkten freien Willen besitzt, wird ihre ganze Kraft darauf verwenden, nach ihrer Tochter zu suchen. Später wird Maeve ähnlich wie Dolores von Visionen heimgesucht, die mit dieser Episode zu tun haben.

Vor einem Jahr: Maeve und Ford

  • Diese kurze Zeitlinie spielt ungefähr ein Jahr vor dem Heute. Ford will Maeve während der Wartung den Schmerz der Erinnerung nehmen, aber trotzdem schneidet sie sich nach der Korrektur die Kehle durch. Bernard, der anwesend ist, kann es nicht fassen, dass ein Android sich aus Trauer umbringt, obwohl unmittelbar zuvor die Erinnerung an den Verlust ihrer Tochter gelöscht wurde. Nach dieser Episode wird ihre Rolle umgeschrieben und sie ist von nun an Hure im Saloon.

Ford: „Creatures often go to extremes to protect themselves from pain.”
„Living beings“, erwidert Bernard. „Not hosts. It would signal a change, a level of empathic response outside what she's programmed to exhibit. Something like… like…” 
Er findet keine passenden Worte.

Heute: Dolores und der „Man in Black“

  • Obwohl Dolores Erinnerungen immer wieder gelöscht wurden, scheinen Reste der Vergangenheit in ihr zu schlummern. Visionen des Massakers, Visionen der weißen Kirche. Der Man in Black scheint zu wissen, dass er dem Rätsel des Labyrinths näherkommt, wenn Dolores es für sich selbst lösen kann.
Kompliziert ist dabei, dass sich die Zeitlinien gelegentlich überlappen, etwa wenn Dolores sich selbst sieht. Entscheidend ist dabei, dass Dolores Teile ihrer programmierten „Geschichten“ nicht erinnert, wie wir es tun – sie durchlebt sie als unmittelbare Realität, ohne erklären zu können, woher diese „Erinnerungen“ stammen. Erst als sie in der 9. Episode wieder in die weiße Kirche zurückkehrt, erinnert sie sich daran, dass sie Arnold getötet hat.
  • „Wir Menschen sind nicht ohne Grund allein auf der Welt. Wir haben alles ermordet und geschlachtet, was unsere Vorherrschaft bedroht hat. (...) Niemals dürft ihr uns vertrauen – wir sind nur Menschen“, erklärt Ford seinem Adlatus Bernard, der nun weiß, dass er ein Host ist.

Maeve

  • Am Ende zerschlägt sich Maeves Traum, den Park endgültig zu verlassen. Sie hat es beinahe geschafft, als sie von dem DELOS-Techniker Felix die Information erhält, an welchem Ort sie ihre Tochter finden kann. Zuvor hatte sie erfahren, dass sie nie den Park verlassen wird, denn dies sei so programmiert worden. Maeve weigert sich wütend, dies zu glauben. Aber schließlich kommt der Moment der Wahrheit und sie handelt so, wie ihr Programm es will. Sie flieht nicht.
Maeve besitzt Selbstbewusstsein (self-awareness), durchschaut, was ihre Existenz ausmacht, besitzt aber immer noch keinen freien Willen. Jedenfalls nicht vollständig.

Das Geheimnis von WESTWORLD

  • „Das Selbst in eine Fiktion. Bei Menschen wie bei Hosts“ (Robert Ford).
 Das ist eine Provokation, die man nicht teilen muss. Das Selbst ist ein genuine und gleichzeitig auch eine intuitive Erfahrung. Wenn einige Hirnforscher glauben, dass unser Frontalkortex von synaptischen Aktivitäten gesteuert wird, die unsere Reaktionen bereits festgelegt haben, bevor sie ins Bewusstsein vordringen, so erinnert dies daran, dass auch wir Hosts sind – nur dass unsere Biologie die Loops bestimmt, mit denen wir durch den Alltag stolpern. Wenn dies der Fall, dann ist unsere Selbsttäuschung aber so echt, dass die Wahrheit über unsere Natur keine Rolle spielt.
  • Die eigentliche Revolte der Maschinen ist daher nicht ihr gewalttätiger Aufstand, der Krieg gegen die Menschen, sondern die Entdeckung einer gemeinsamen Schnittstelle: die Meta-Repräsentation. Wir denken darüber nach, wie wir denken. Wir denken über unsere innere Stimme nach.
Ob dies ein Synonym für Selbstmodell ist, darüber streiten sich die klugen Geister. Egal, wie man das Kind nennt: Es geht immer darum, dass sich dies auf eine bestimmte Art und Weise anfühlt. Man nennt dies auch phänomenale Erlebnisqualität, eine Eigenschaft, die der deutsche Philosoph Ansgar Beckermann so beschrieb: „... der phänomenale Aspekt des Bewusstseins (stellt) für Philosophie - jedenfalls gegenwärtig - ein unlösbares Problem dar.“
  • Letztendlich geht es in WESTWORLD darum, dass Bewusstsein ohne Freiheit seine Bedeutung verliert. Für die Besucher des Parks ist Freiheit die Freiheit von etwas, nämlich die Freiheit von verbindlichen moralischen Grundsätzen und Affekten. 
Für die Androiden wie Maeve gilt: Frei zu sein ist die Abwesenheit von Schmerz und Terror – und damit natürlich die Kontrolle über den Park. 
Das hat auch der Man in Black im Sinn. Während sein Vorstand einfachere Modelle will („Die Leute wollen warmes Fleisch, um es zu töten und zu ficken“, sagt CEO Charlotte Hale), verabscheut der MiB die Hilflosigkeit seiner programmierten Geschöpfe: „Weil ihr euch nicht wehren könnt und weil die Gäste nie verlieren können.“ Das ändert sich.
  • Dolores hat diesen Schritt bereits vollzogen: Für sie ist Freiheit die Integration der gegensätzlichen Komponenten ihres bikameralen Bewusstseins. Dies macht sie zu einer Person. Und eine Person hängt nicht an Strippen. 
Da weiß auch Arnold aka Bernard. Der liest nämlich in seinen Fake-Erinnerungen, also in seiner nie real gewesenen Backstory, seinem kranken Sohn Charlie vor, was der Hutmacher in „Alice im Wunderland“ sagt: „Alles ist, was es nicht ist.“ 
Aber in dem Kapitel „Die verrückte Teegesellschaft“ sagt Alice zu den Tieren, mit denen sie am Tisch sitzt: „Ihr solltet die Zeit wahrhaftig besser nützen und sie nicht mit Rätselraten vergeuden, wobei es keine Lösung gibt."