Mittwoch, 19. Juni 2013

DVD-Review: Dexter, Season 6 & 7

Etwas herb und nervig am Anfang, dafür stark im Abgang. Diesmal beschäftigt sich Dexter nicht ganz freiwillig mit Religion, Gott und der Welt. Und Debra findet heraus, wer der richtige Mann in ihrem Leben ist. Die 6. Season von „Dexter“ funktioniert wie ein Mittelklassewein – erst will er nicht schmecken, dann entdeckt man wenigstens einige Vorzüge. Die 7. Season ist dagegen so gut geworden, dass sie selbst eingefleischte Fans überraschen wird.
 

Als Dexter ab 2006 über die Mattscheiben flimmerte, erlebten Serien-Aficionados einen Kulturschock. Die Helden waren nicht ein unbestechlicher Cop oder ein kauziger Forensiker, der zusammen mit einem Team aus noch kauzigeren Spezialisten auf Mörderjagd geht (Bones), sondern ein finsterer Forensiker, der als Blutspurenanalytiker im Miami Police Department arbeitet, in seiner Freizeit aber als Serienkiller seinen dunklen Trieben nachgeht. Nun ist die 6. Season mit zweijähriger Verspätung in Deutschland auf dem Markt, aber schon lange ist bekannt, dass in den USA zum ersten Mal die Ratings im Keller waren. Kühlt sich das Phänomen Dexter ab?

Ein kalkulierter Tabubruch

Ein Soziopath, der menschliche Gefühle imitiert, weil er selbst keine hat. Der wohl übelste fiktive Serienmörder seit Hannibal Lecter. Und trotzdem eine Figur, die nicht nur wegen der darstellerischen Performance von Michael C. Hall die meisten Zuschauer dazu verführt hat, ihr die Daumen zu drücken.
Was Showtime, der zweitgrößte Cable TV-Anbieter der USA, da vom Stapel ließ, war ein gewaltiger Tabubruch. Aber ein ziemlich erfolgreicher, selbst die humorlosesten Moralisten konnten den innovativen Schwung der Serie nicht leugnen: Harte, aber keineswegs splatterige Unterhaltung für Erwachsene. Die Folge: Die Serie wurde bei den Emmys und den Golden Globes mit Preisen zugeschüttet und konnte dort mit Breaking Bad und Mad Men zumindest auf Augenhöhe agieren.
Mit Dexter ist nach der 8. Season dann doch wohl Schluss. Blicken wir zurück: Die erste Season traf den Zuschauer noch mit voller Wucht, dann wurden die funkelnden Werkzeuge ausgebreitet, das Thema wurde in den folgenden Staffeln in allen denkbaren Facetten durchdekliniert. Dies immer wieder zu toppen, ist alles andere als leicht. Wenn die Quoten stimmen, und das war bei Dexter bis zur 6. Season der Fall, muss man sich um exzellente Bücher bemühen.
Das klappt nicht immer. Und auch Dexter begann zu schwächeln. Das hatte Gründe: Die Männer und Frauen der ersten Stunde, die kreativen Köpfe, verließen Dexter spätestens nach erfolgreichen 4. Staffel und mit Scott Buck hat die 6. Season Serie den x-ten Showrunner. Und zum ersten Mal gingen dann die von Metacritic ermittelten Ratings in den Keller. 

Dexter am Ende? Auserzählt und angezählt?
Doch dann kam die dramatische Kehrtwendung: Die 7. Season erzielte in der zweiten Jahreshälfte 2012 Superquoten, fast so hoch wie in den Jahren 2006 – 2008. Ein Comeback, das wie ein Lucky Punch aus dem Nichts kam.

Dexter auf der Suche nach Gott?

Die 6. Staffel ist seit Juni auf dem deutschen DVD- und Bluray-Markt, die siebte gibt es in England zu kaufen. Doch zunächst zu 6. Season: unumstritten ist sie nicht. Wie immer hat Dexter zwar abgefeimte Gegenspieler, aber stärker als je zuvor erhält die Backstory ein Leit-, oder besser gesagt: ein Leidthema. Es ist die Religion.
Dexter muss sich nicht nur mit einem männlichen Killerpärchen anlegen, das mit Ritualmorden die in der Offenbarung des Johannes beschworenen Siegel öffnen will. Damit soll endlich der Weltuntergang heraufbeschworen werden. Nein, Dexter muss auch noch zwischen den Morden (und es sind nicht wenige und alle sind sie etwas wahllos) nach einem passenden Kindergartenplatz für seinen Sohn Harrison suchen und landet dabei natürlich in einer konfessionellen Einrichtung, wo er mit lästigen Fragen nach seinem Glauben konfrontiert wird. Auch der farbige Ex-Knacki „Bruder Sam“, den Dexter ganz oben auf seiner Hitliste platziert hat, entpuppt sich als geläuterter und moralisch integrer Mensch, der in seiner Autowerkstatt einige schwarze Schafe auf den rechten Weg bringen will und auch Dexter fortan auf den richtigen Pfad führen will.
 

Leider wirkt dies alles recht konfus. Der religiöse Kern des Plots ist so dominant, dass er die Handlung bis in die feinste Verästelung durchdringt. Überzeugend wirkt das also nicht, im Gegenteil. Dexter steht zwar vielen Fragen nach seiner moralischen Identität gegenüber, da aber fast jede Wendung des Plots dem Thema ‚Dexter und die Religion‘ geschuldet ist, wirkt vieles schlicht und einfach überkonstruiert.
Es ist aber nicht nur der Inhalt, sondern auch die Form, die in die Knie geht. Die Skripts schwächeln: eine konsistente Handlung will sich in den ersten 5-6 Episoden nicht aufbauen, dafür verlieren sich die ersten Episoden in einer fast wahllos wirkenden Mordserie, mit der Dexter seinen Bedürfnissen freien Lauf lässt. Das Timing der Storyline ist einfach schlecht. 

Des Guten zu viel sind auch Dexters imaginierte Gespräche mit seinem verstorbenen Adoptivvater Harry, die fast pausenlos stattfinden. Zu diesem Gesprächskreis gesellt sich auch noch Dexters Bruder Rudy, der „Kühllaster-Killer“. Dexter unterhält sich fast ununterbrochen mit Toten, aber nicht nur diese Gespräche, sondern auch Dexters innere Monologe waren in der Vergangenheit deutlich witziger. In Season 6 wird Bekanntes wiederholt und damit zum Kalauer. Lustlose Arbeit der Scriptwriter – da blieb nur Kopfschütteln und der verzweifelte Ruf: Calm down, das ist zu viel des Guten!

Es ist also nicht nur die Zwanghaftigkeit der Backstory von Dexter 6, sondern es ist auch die Lieblosigkeit vieler kleinerer Details, die zusammen dafür sorgen, dass alles erst in den letzten Episoden etwas auftaut und Fahrt aufnimmt. Der eine oder andere Plot-Twist gelingt, aber Spannung kommt letztendlich durch die Entwicklung von Dexters Schwester Debra (Jennifer Carpenter) auf, die überraschend zum Lieutenant befördert und von internen Intrigen des Departments so gebeutelt wird, dass sie auf der Couch einer Psychiaterin landet. Dort erfährt sie etwas, was sie gar nicht wissen wollte.

Töten macht Spaß: Wie macht man einen Psychopathen sympathisch?

Wichtig für den Serienerfolg von Dexter war nicht nur der Tabubruch, einen Psychopathen zum Helden einer TV-Serie zu machen. Man musste auch das Publikum dazu verführen, diese Figur zu lieben. Um den morbiden Serienkiller einigermaßen akzeptabel zu machen, ließ man Dexter im Off über sein Gefühlsleben erzählen. Das sorgte besonders in Season 1 für bemerkenswerte Pointen, aber auch für heftigen Widerstand in der Öffentlichkeit bis hin zum Verdacht, dass Dexter einen Copycat-Killer auf den Plan gerufen hatte (1).
Die Vielschichtigkeit der Figur wurde in den Backstorys gesteigert. Der Zuschauer erfuhr, dass es in Dexter doch wohl Reste eines moralischen Gewissens gibt: Und so erfährt Dexter einiges über seine traumatische Kindheit, Dexter heiratet, hat ein Family Life, am Ende gar einen Sohn etc. etc. Aber am wichtigsten: Dexter denkt über seinen Dark Passenger, den dunklen Begleiter nach, und wird immer skrupulöser. Der Serienheld, der – um es nicht zu vergessen – trotz seines Codex immer aus Lust tötete, wurde sympathisch. Im Monster steckte ein Mensch.
 

Diese narrativen Tricks erzählen auch eine Menge über das Phänomen des Seriellen im TV, aber das ist ein anderes Thema. Festzuhalten ist, dass das Identifikationspotential der Serie erst durch die lustvolle Dekonstruktion der Figur Dexter möglich wurde.
Immer wieder wurde die Figur folglich auseinandergenommen und neu zusammengesetzt. Eine Konstante blieb dabei der Kodex von Dexters Adoptivvater Harry Morgan, der den ‚dunklen Begleiter‘ seines Ziehsohnes früh erkannte und den jungen Dexter so konditionierte, dass er zwecks Triebbefriedigung ausschließlich üble Bösewichter umbringen sollte: Killer, die der Justiz durch die Maschen gegangen waren, Killer, die noch schlimmer waren als Dexter. Nicht etwa, weil sie mordeten, sondern weil sie keinen Codex besaßen. Interessanterweise taucht Dexters toter Bruder in Season 6 auch deswegen auf, weil er Dexter mit der Vision eines völlig losgelösten Vision des Mordens konfrontieren soll – reiner Spaß, kein Codex mehr.
 

Nun, Dexter lässt sich nicht verführen. Ein Tabubruch reicht. Um die Figur weiterhin konsistent zu entwickeln, wurde daher von den Machern ein verborgenes, aber im US-Kino (weniger in der TV-Serien, obwohl das Motiv in The Shield und The Wire ansatzweise auftaucht) ständig virulentes Motiv eingeführt: der Vigilantismus. Der Avenger, der Rächer also, der die Lücken des Gesetzes schließt und das Recht in die Hand nimmt, drängt in den amerikanischen Medienprodukten immer wieder aus den Untiefen des gesellschaftlichen Rechtsbewusstseins nach oben und legt dessen Gespaltensein frei. Das ideologische Momentum des Ganzen liegt in einer fiktionaler Erzählung allerdings in der Abgrenzung zur Realität: während man im wirklichen Leben im Kleinklein der kriminaltechnischen und juristischen Beweisführung an Grenzen geraten kann und deshalb einen Täter schon mal laufen lassen muss, schert sich die Fiktion einen Dreck um solche Beschränkungen und zeigt dem Zuschauer, dass Dexters Opfer tatsächlich Monster sind, deren Beseitigung Dexters vornehmste Aufgabe ist.
Dererlei Sicherheiten gibt es in einer zivilen Gesellschaft nicht und die Diegese, in der sich die Figur Dexter bewegt, ist daher atavistisch und konstruiert. Und sie zieht diese Sollbruchstelle unseres zivilen Codex gnadenlos ins Kalkül ein. Und das ist dann das eigentliche, das laszive Thema in Dexter. Der moralische Konflikt des Zuschauers wird in der Apotheose des Vigilantismus aufgelöst und erträglich gemacht: der Held tötet aus moralischer Notwendigkeit und Lust die wirklich Bösen, deren Bestrafung der Gesellschaft nicht gelingt.
Übrig bleibt also als Leerstelle die Lust am Töten. Diese Lust wird in Dexters schizophrener Abspaltung einer moralisch wertenden Instanz (der Stiefvater als imaginiertes Über-Ich) immer wieder als Gefahr beschrieben, neu verhandelt und als notwendiges Übel geduldet, aber von Dexter natürlich maßvoll genossen. Wenn allerdings Rudy, der Dexter zur völligen Freiheit drängt, zu einem entgrenzten Nihilismus, der für das Töten keine Gründe mehr benötigt, totaler Spaß also, Hedonismus pur, dann kann Dexter dies nur kurz ausleben, um es dann aber zugunsten eines kontrollierbareren Treibmodells zurückzuweisen.

So zeigt Season 6, und das ist der eigentliche Kniff, dass der Serienmörder ein Wahnsinniger ist, der seinen Wahnsinn sozialisiert hat und in den Dienst der Gemeinschaft stellt. Seine relative, also nicht uneingeschränkte Triebkontrolle ist die Verhandlungsmasse, die die Serie in die Rezeption einbringt. Es ist eine Meta-Erfahrung, die der Zuschauer teilt, auch wenn dessen Triebinteressen in der Regel entschieden angepasster sein dürften. Dexter Selbstbeherrschung, seine Professionalität und sein rationales Vorgehen entsprechen weitgehend den Regeln der modernen Arbeitsgesellschaft, in der der ungezügelte Rausch immer nur ein ferner Traum ist und bleiben soll.
 

Auch wenn kultur- und ideologiekritische Reflexionen in der Medientheorie nicht mehr sonderlich attraktiv sind, sollte man hier ein wenig innehalten und sich überlegen, was man da eigentlich guckt. Ein kleiner Bissen, der einem im Halse stecken bleiben kann, sei als Zwischenfazit serviert: Der norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik outete sich in seinem 1500-seitigen Manifest als expliziter Dexter-Fan (2), was Andreas Mertin in einem lesenswerten Essay sehr düster auf den Punkt bringt (3).

Dexter 7: Das Ende kündigt sich an

Dexter 6 endet mit einem brutalen Cliffhanger. Mitten in der Handlung wird der Cut gesetzt und eine Figur, die eigentlich immer die ärmste Sau ins Dexters Kosmos gewesen ist, wird an die Grenzen ihrer moralischen Integrität getrieben: es ist Dexters Schwester Debra, deren Verhältnis zum Halbbruder auf den inzestuösen Kern zusteuert. Es gab immer wieder Figuren, die Dexters Identität kennenlernen durften. Nicht alle haben dies überlebt. Nun ist es Debra, die endgültig weiß, wen sie da in der Familie hat. Und sprunghaft legt die Serie zu: die Skripts sind besser, die Backstory wirkt logisch und nachvollziehbar, die Nebenfiguren sind fesselnd. Wer sich Season 7 ohne längere Pause unmittelbar nach der letzten Episode von Season 6 anschaut, wird mit einem Qualitätssprung überrascht, der sich so unmittelbar und dramatisch ereignet, dass man sich fragt, was denn um alles in der Welt die Macher vorher anders gemacht haben.

Ganz einfach: Dexter ist in der vorletzten Staffel nicht mehr der Fixstern, um den sich alles dreht. Er wird zu einer Figur, deren nahendes Ende sich durch die emotionalen Risse ankündigt, die sein Credo unweigerlich ausgelöst hat. Debras Verzweiflung über die wahre Natur ihres Bruders verwandelt sich in einem furiosen Prozess zur völligen Amalgamierung, die über Billigung, Unterstützung und Einsicht schließlich zum ersten Mordauftrag führt – den Dexter seiner Schwester abschlägt! Dass sich der inzestuöse Kern der Beziehung offen manifestiert, treibt das Ganze auf die Spitze und endet in einer Tat, die auch eingefleischte Dexter-Fans schockieren wird. No more Family Life?

Auch die Nebenfiguren gehören zum Besten, was die Serie bislang zu bieten hatte. Dexters großer Gegenspieler ist Isaak Sirko, der führender Kopf einer ukrainischen Mafia-Bande, der Dexter aus persönlichen Gründen erbarmungslos verfolgt und am Ende fast zu seinem Freund wird. Und Dexter findet auch seine große Liebe in Hannah McKay (Yvonne Strahovski), einer „Berufskollegin“, mit der Dexter auf seinem Hinrichtungstisch schläft, anstatt sie zu töten.
Das ist schon großes Kino, was da auf dem Bildschirm zu sehen ist. Der vertraute Themenpark wird in Dexter 7 durchgekaut, aber ziemlich pointiert und erschreckend clever und verführerisch: noch stärker als zuvor wird das Thema ‚Selbstjustiz’ dem Zuschauer angedient, während die Hauptfigur immer drängender den triebhaften Aspekt ihrer Obsession reflektiert. Alle Figuren werden an Rand ihrer existentiellen Selbstentwürfe getrieben, während Dexter wie ein schwarzes Loch fast alles anzieht, verschlingt und zerstört, was ihm zu nahe kommt.
 

Man darf gespannt sein, wie das alles ausgeht. Während der Zuschauer wissen will, ob es Dexter schlussendlich erwischt, wird das Serienphänomen Dexter noch für eine längere Zeit die Diskussion um das sogenannte Quality TV anheizen. Immerhin haben die Macher von Dexter die Kunst der horizontalen Erzählens mit jener narrativen Komplexität angereichert, die zu einer der wichtigsten Qualität des Seriellen führt: der Rewatchability. So zu erzählen, dass man das Produkt nicht nur im TV konsumiert, sondern auch in der Nachverwertungsschiene wahrnimmt, kauft und es zwei-, freimal anschauen möchte, ist mittlerweile ein entscheidendes Kriterium in der cross-medialen Landschaft geworden. Im Gegensatz zu Serien wie The Wire, die ihre Rewatchability auch aus den gesellschaftlichen Bezügen ableiten kann, ist Dexter Fiction pur – eine Kunstwelt, die den Spagat zwischen Tabubruch und suggestiver Vereinnahmung des Zuschauers weitgehend gemeistert hat und gleichzeitig den Paradigmenwechsel im seriellen TV anzeigt wie kaum eine andere Serie: Nicht mehr Vertrautes zu variieren, sondern den stillschweigend akzeptierten Codex der relativen Moralität eines Serienhelden zu versenken. Alles, was danach geschieht, spielt sich in den Köpfen der Zuschauer ab, und die eigentliche Moral der Serie ist, dass sie keine mehr gut lesbar vor sich herträgt.


Postscriptum

(1) "I appreciate that the show operates in a grey area and creates a sense of ambiguity in the viewer," Hall says, "I'd like to think that maybe the show takes a bit more responsibility than some do in terms of what it's portraying". The American pressure group, Parents Television Council, isn't so sure. Its president, Timothy Winter, articulated the misgivings of many when he declared: "The biggest problem with the series is something that no amount of editing can get around: the series compels viewers to empathise with a serial killer, to root for him to prevail, to hope he doesn't get discovered." Just last month Dexter's producers faced the nightmare of what appears to have been a copycat killing after a 29-year-old film-maker from Edmonton in Canada, Mark Twitchell, was arrested for a murder that suggested life was imitating Dexter. "I don't think the show in any way advocates being a serial murderer," Hall tells me. "If I did I would have a problem, but it's a meditation on the nature of morality rather than a celebration of the serial-killer lifestyle" (http://www.independent.co.uk/arts-entertainment/tv/features/dexter-the-serial-killer-loses-his-mojo-1217792.html).
 

(2) „I am currently watching Dexter, the series about that forensic mass murderer. Quite hilarious“, A. B. Breivik: 2083: A European Declaration of Independence (2083: Eine Europäische Unabhängigkeitserklärung), zitiert aus Andreas Mertin in: Von einem, der auszog, das Fürchten zu lehren, Tà katoptrizómena, Heft 72, 2011.
 

(3) „Vor allem aber ist der Verweis (in Breiviks Manifest, der Verf.) auf die Fernsehserie Dexter interessant. Die Handlungsfigur des Serienkillers Dexter Morgan, der nach seiner Ansicht schuldig gewordene Menschen tötet, könnte nicht zuletzt der Selbstlegitimation gedient haben. Unsinnig ist die Anmutung der rechten Szene, Dexter erkläre etwas von der Tat in Oslo und Utøya. Nein, das tut es nicht. Aber es könnte zeigen, dass der Täter sich über das grundsätzliche Unrecht, das auszuüben er im Begriff war, im Klaren war, dass er sich der Verwerflichkeit seiner Tat bewusst war. Die Ähnlichkeit einer bürgerlichen Doppelexistenz, die im alltäglichen Leben als normal erscheint und die im Verborgenen dem Verlangen nach tödlicher Bestrafung der vermeintlich Bösen nachgeht, ist jedenfalls auffällig. Das würde zugleich deutlich machen, dass er voll verantwortlich für seine Taten ist und kein Schlupfloch einer Geistesgestörtheit bleibt. Die Faszination, die er gegenüber der Fernsehserie artikuliert, ist seine Faszination des Bösen an sich. Zu wissen, dass das, was man tut, böse ist, dass es zugleich Folgen zeitigt, die noch katastrophaler sind, und dass man dennoch nicht davon ablässt. Er wollte nicht Böses tun, um noch Schlimmeres zu verhindern, wie er im Manifest behauptet. Er war fasziniert vom Bösen an sich, von den Killern und politischen Mördern des 20. Jahrhunderts, die religiöse, politische, rassistische Ideologien verwenden, um ihrer Mordlust nachzugehen. Das ist der ganz banale Kern. Darum herum hat er dann 1500 Seiten Ideologie gestrickt bzw. von anderen sich stricken lassen“ (Mertin, ebd, http://www.theomag.de/72/am362.htm).