Dienstag, 9. Januar 2007

Breakfast On Pluto

Ähnlich wie im letzten Jahr begann auch 2007 mit einem cineastischen Highlight, das sich mit einer Gesamtnote von 1,9 gleich zu einem Kandidaten für die Top Ten machte: Neil Jordans ("The Crying Game", "The Butcher Boy") neuer Film "Breakfast On Pluto" lag als DVD vor, was dem Filmclub gleich am ersten Abend der neuen Jahres ein schönes Arthouse-Erlebnis bescherte.

Der Film ist Jordans zweite Verfilmung eines Romans von Patrick McCabe und zeigt den typischen Jordan-Touch als Mischung von brutal-realistischer Zeitreise in die 70er Jahre (Nordirland-Konflikt, IRA, Terrorismus, Folter) und wirklichkeitsferner Märchenwelt, in der sogar Rotkehlchen den Ablauf der Handlung kommentieren dürfen. Ziemlich schelmisch, aber das literarische Vorbild kriegt man rasch mit, egal, ob man es Entwicklungs- oder Schelmenroman nennt - "Kiddens" Reise als tuntiger Simplizissimus ins pittoreske Leben - und das in 36 Kapiteln - hat mich mit all den kauzigen Typen, denen er/sie begegnet ständig an den Typenzoo eines Charles Dickens erinnert.

Cilian Murphy als Patrick "Kidden" Braden als irische Transe in London ist umwerfend. Auch die anderen Rolle sind phantastisch besetzt, wobei ich bei allem Respekt vor der gediegenen Spielweise eines Liam Neeson den ruppigen Brendan Gleeson wieder einmal köstlich fand. Pop-Ikone Brian Ferry gibt´s in einer Nebenrolle zu sehen. Viel Freude machte auch der tolle, absolut stimmige Soundtrack.

Fazit: Tragikomödie mit einem herrlich anti-militanten Plädoyer für schrägen Individualismus. Andere würden daraus eine Klamotte oder Nummernrevue machen, Jordan hat dagegen ein subtiles Gefühl für Geschichte und Kultur, wie man es in deutschen Filmen dieses Genres häufig vermisst.