Dienstag, 5. Juni 2007

Five Fingers

USA (2006), D: Laurence Fishburne, Ryan Phillippe, Colm Meaney, Touriya Haoud, Isa Hoes, Saïd Taghmaoui, Gina Torres, Drehbuch: Chad Thumann, Laurence Malkin, R: Laurence Malkin. Länge: 80 min.

“Kaum der Rede wert”: eigentlich ist damit schon alles über ein Anti-Terror-Kammerspiel gesagt, das in Deutschland nicht im Kino war und direct-to-video vermarktet wird. Das Cover wirbt reißerisch bei der SAW-Klientel um Beachtung, enttäuscht als Dialogfilm jedoch dieses Konsumentensegment ebenso wie jenen Teil des Publikums, der von Kammerspiel-Thrillern wenigstens ein paar gehaltvollere Dialoge erwartet, erst recht, wenn einem Mann schon fünf (oder waren es vier?) Finger abgesäbelt werden. Ein Diskurs zum Thema Folter bleibt aus und der Film bleibt nach dem finalen Twist erschöpft auf der Stecke.

Martij (Ryan Phillippe), ein scheinbar idealistischer Holländer, reist mit einem Security-Spezialisten Gavin (Colm Meaney) nach Marokko, um dort ein Essenshilfsprogramm ins Leben zu rufen. Beide werden von einer Gruppe Terroristen verschleppt und in einer abgelegenen Lagerhalle eingesperrt. Hier wird Gavin brutal liquidiert und Martij muss sich auf ein bizarres Verhör mit dem mysteriösen Entführer Ahmat (Laurence Fishburne) einlassen, das ihn einen Finger nach dem anderen kostet. Schließlich zeigt sich, dass Martij ein holländischer Terrorist ist, der einen Anschlag mit Biowaffen plant, während Ahmat die Namen von Martijs Terrorzelle aus ihm herausfoltern will.
Der finale Twist: Martij ist längst nicht mehr in Marokko, sondern wird in New York von den Mitgliedern einer unbekannten US-Anti-Terror-Einheit festgehalten. Diese wiederum hat in der europäischen Terroristenszene ein raffiniertes Lockvogel-Angebot platziert, was spätestens dann deutlich wird, wenn man die Geduld aufbringt, auf die after-credits-scene zu warten.
Es lässt sich nicht bestreiten, dass der routiniert inszenierte Film seine stärksten Szenen dort hat, wo der Spannungsbogen langsam aufgebaut wird. Das liegt weniger an dem Drehbuch, sondern an Fishburne, der den mittlerweile an der Business-Peripherie gelandeten ehemaligen Jungstar Ryan Phillippe an die Wand spielt. Ansonsten geht dem Script immer mehr die Luft aus und auch die Flashbacks mit geheimnisvollen Szenen in nettem Ambiente zeigen nur, dass Malkin der tristen Einheit von Raum und Zeit in einer verrotteten Lagerhalle nicht getraut hat.
Mal ganz hart formuliert: der Film ist nur am finalen Twist interessiert, was auch dem Letzten beim Betrachten des überflüssigen Making Of klar werden muss, wo sich alle Beteiligten gemeinsam über die professionelle Zusammenarbeit freuen und sich auch sonst ausreichend Honig um den Bart schmieren. Dass die Crew auch über das „Thema“ hohle Sprechblasen absondert, es aber nicht ein einziges Mal beim Namen nennt, geschweige denn analysiert, führt zwangsläufig zum finalen Urteil: Nichts sagend.


Klawer: 4,5, BigDoc: 4,5, Melonie: 4,5, Mr. Mendez: 3,5