Samstag, 4. August 2007

Transformers

USA 2006 - Regie: Michael Bay - Darsteller: Shia LaBeouf, Tyrese Gibson, Josh Duhamel, Anthony Anderson, Rachael Taylor, Megan Fox, John Turturro, Jon Voight, Bernie Mac, Amaury Nolasco - Prädikat: wertvoll - FSK: ab 12 - Länge: 143 min.

Hi, ich bin Kraczin, ein Autobot. Ich wohne schon lange bei Melonie auf dem Parkplatz und da Melonie diese Kritik nicht schreiben wollte (die war nicht mal im Film), mache ich das mal für sie. Mir hätte das wirklich viel Spaß gemacht, mal endlich einen Film über uns bei euch im Kino zu sehen, aber leider kann ich mich da nicht blicken lassen. So ein echter Transformer passt ja überhaupt nicht in ein Kino rein. Ach ja, warum ich bei Melonie auf dem Parkplatz wohne? Nun, wir Autobots sind nicht alle so klug wie unser Anführer Optimus Prime und die etwas billigeren Modelle sind so schlau wie eure Zwölfjährigen und müssen schon mal als Oldtimer ihr Geld verdienen, um über die Runden zu kommen. Ich kann mich sogar in einen Rasenmäher verwandeln und nicht mal BigDoc hat das gemerkt, als er mit mir seinen Garten bearbeitet hat

Nun aber endlich zum Film, den habe ich mir von BigDoc erzählen lassen: es geht um unseren Kampf mit den Decepticons – das sind die bösen Transformers. Eigentlich wollen wir Autobots genauso wie die auch in echt Vorherrschaft im Universum, aber wir natürlich nur, weil wir dann in aller Ruhe mal auf deutschen Autobahnen Gas geben können, ohne dabei gestört zu werden. Die Decepticons wollen dagegen die Menschen vernichten, aber zum Glück haben wir sie besiegt und nun müssen die Decepticons zur Strafe als Autozubehör arbeiten. Die sind ganz schön sauer.

In dem Film, den dieser etwas komische Michael gemacht hat, geht es auch um den "Allspark" – das ist eine sagenhaft gigantische Energiequelle, mit der man ganze Planeten mit Strom versorgen kann, ohne dass es Ärger mit dem Klima gibt. Wer den „Allspark“ hat, der hat gewonnen, also wollen ihn die Deceptions natürlich koste es, was es wolle. Natürlich will Al Gore den auch, aber das ist eine andere Geschichte. Aber das ist ja dem Michael nicht so wichtig, der wollte ja mit seinem Freund Steven den Film nur machen, um den jungen Menschen auf eurem Planeten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Und damit kaufen Michael und Steven dann ganz teure Autobots, nicht solche wie mich.

Ich glaube aber, dass der Steven schon genug Geld hat. Der spielt einfach gerne und möchte zeigen, was man so alles im Kino machen kann. Deswegen heißt der auch Spielberg. Aber mal ehrlich: wir Autobots haben in echt viel bessere Tricks drauf. Und wir hätten den Film auch besser gemacht, da wären dann nicht so viele Menschen vorgekommen, die ganz hohe Ämter haben, aber in Wirklichkeit so doof sind, dass sie dauernd blöde Sprüche aufsagen wie „Ohne Opfer kein Sieg!“ Das nur mal so..

Aber ich komme mal wieder vom Thema ab: leider ist in dem Film ein Mensch der Held und nicht einer von uns, das ist der junge Schauspieler Shia LaBeouf, der so gut wie Tom Hanks sein soll, aber das glauben nicht mal meine Kollegen, die anderen Autosbots, denn Tom Hanks wird ja gerade in den „Simpsons“ verarscht, da kann der ja nicht so ein tolles Vorbild sein. Und so gut hat der Shia LaBeouf ja auch nicht gespielt. Im Film heißt er Sam Witwicky, und weil Steven meint, dass es gut für das Publikum ist, wenn ein Kind die Welt rettet, macht er so was in fast all seinen Film, wenn er nicht gerade was mit Haien macht. E.T. fanden wir Autobots eigentlich ziemlich doof, aber neulich hat er einen Film über einen Androiden gemacht, der war echt gut.

Auf jeden Fall kracht und scheppert es ganz doll in dem Film von dem Michael. Der macht immer solche Filme, wo alles in die Luft geht und gleich immer die ganze Welt gerettet werden muss. Na ja, das ist ja in unserem Krieg mit den Decepticons auch wirklich so gewesen, aber Michael und Steven haben das gemacht, weil das bei euch ganz viele Leute im Kino sehen wollen. BigDoc hat mir das dann auch erklärt: die meisten Leute gehen in Filme, wo angeblich viel Popcorn gegessen wird, und ganz wenige gehen in so genannte Arthouse-Kinos, wo Films laufen, wo die klugen Autobots auch Spaß dran hätten. Die Film da sind aber meistens traurig, bis auf die „Simpsons“, da dürfen auch die mal lachen, die sonst immer ganz traurig im Kino sind. Und BigDoc hat mir erklärt, dass die eine Gruppe nie die „Transformers“ angucken würde und die andere Gruppe nie ins Arthouse geht. „Clash of the Cultures“ nannte er das und das ist so was Ähnliches wie der Krieg der Autobots mit den Decepticons.

Und das geht dann auch in euren komischen Zeitungen so weiter, wo es Leute gibt, die ihr „Filmkritiker“ nennt. Die erklären den Leuten dann, warum sie besser nicht in einen Harry Potter-Film gehen sollen, obwohl das vielen Menschen ganz toll Spaß macht. Diese Kritiker finden dafür Filme ganz toll, in denen fast alle einschlafen oder hinterher ganz traurig sind, weil sie wieder mal gesehen haben, wie doof die Menschen miteinander umgehen. „Kunst ist tragisch“, sagt BigDoc, aber ich glaube ihm das nicht, denn er hat so komisch mit den Augen gezwinkert und das nennen Menschen ja Ironie. Und der Michael, der den Film gemacht, der hat ja auch viel Ironie in den Film gepackt. Aber der BigDoc hat mir das auch erklärt, denn er meint, dass man das nicht macht, weil man dabei so viel lachen muss, sondern weil die Kritiker dann nicht ganz so böse werden, wenn ein Film ironisch ist. Und weil die Armee von dem Land, in dem Michael und Steven wohnen, für den Film Geld und Panzer gegeben haben, meinte BigDoc, dass das nur geht, wenn man´s ironisch macht. Das sehen wir Autobots aber anders: wir finden das gut, wenn Leute, die den ganzen Tag in fremden Ländern kämpfen, anderen Leuten im Kino ihr Werkzeug zeigen, damit man lernt, wie gut die sind beim Kämpfen und so.


„So, das war Kraczins Filmkritik. Eigentlich heißt er nicht Kraczin, aber ich habe ihn so genannt, weil es zwei Filmtheoretiker gegeben hat, die vor einigen Jahrzehnten noch der Meinung waren, dass Film eine Kunst ist, die uns die Wirklichkeit so zeigt wie sie ist: Siegfried Kracauer und André Bazin. Andere behaupten dagegen, Filme könnten uns zeigen, wie die Wirklichkeit sein sollte, also besser, aber ich glaube nicht, dass wir das hinkriegen. Zwischendurch schauen wir uns Komödien an, in denen wir lernen, wie wir ticken, im Alltag kommen solche Erkenntnisse dann leider selten zur Anwendung, aber wenigstens haben wir mal gelacht.
Und dann gibt es Leute wie Michael Bay, die fromm und frei sagen: „Ich mache Filme für Teenager. Oh Gott, was für ein Verbrechen“. Ja, da ist sie, diese Ironie, diese geistvolle Schlagfertigkeit. Humor hat er ja, während einige unserer Kritiker uns weismachen wollen, dass wir unrettbar der Dekompensation verfallen, wenn wir die „Transformers“ sehen. Und während in den Foren der großen Tageszeitungen die Laufkundschaft „ihre“ Filmkritiker für völlig weltfremd hält und sich weitgehend schadensfrei in den „Transformers“ amüsiert hat, halte ich mich in diesem Film-Blog fein aus diesem Streit heraus.
Also: wer sich kurzfristig auf das Niveau eines Zwölfjährigen beamen kann, wird in dem Film höllisch viel Spaß haben. Er sollte bloß nicht dauerhaft der Regression anheim fallen. Am besten am gleichen Abend noch einen Film von Ingmar Bergman anschauen und das mentale Gleichgewicht ist wieder gesichert. Ach ja, Ingmar Bergman wird mir fehlen. (BigDoc)“.


Note: BigDoc = 3,5