Donnerstag, 6. November 2025

The Fantastic Four: First Steps – ein Kinderfilm?

„First Steps” ist für ein Comic-Quartett, dessen Geschichte bereits viermal erfolglos verfilmt wurde, ein Euphemismus allererster Güte. „The Final Movie“ hätte besser gepasst, denn der neue MARVEL-Film ist das Produkt einer Seuche, die man – ohne es sonderlich humorvoll zu meinen – als Ergebnis einer gnadenlosen Disneyfizierung bezeichnen kann. 

Die erste Fassung meiner Kritik wurde überarbeitet. Zu bemängeln war die fehlende Bewertung der zurückliegenden Filme. Dies gilt für die Filme des Produzenten Bernd Eichinger (1949-2011) als auch für Josh Tranks Scheitern (2015), der mit einer innovativen Umgestaltung der "Fantastic Four" eine Bauchlandung hinlegte und seine Karriere ruinierte. Alle Filme sind bei Disney+ abrufbar.

Ein eindimensionaler Film im MARVEL-Multiverse

Nachdem Disney vor 16 Jahren Marvel schluckte, ging es mit Marvel Entertainment und der Tochtergesellschaft Marvel Studios nicht sofort den Bach runter. Einige des besten Marvel-Film folgten unter der Ägide von Kevin Feige. Nach „Avengers: Endgame“ begann es aber zu ruckeln im Marvel Cinematic Universe (MCU). Kompensatorisch folgten ab 2019 grelle Übertreibungen (Multiverse) und der Trend, jüngere Zielgruppen zu beliefern. Zu den Flops der jüngeren Vergangenheit gehörten "Die Marvels", die "Eternals" und zuletzt auch die "Thunderbolts". Filme, die an der Kasse nur einen Bruchteil der letzten beiden Avengers-Filme verbuchten. Die fünfte Verfilmung von „The Fantastic Four“ folgt dieser Strategie mit stoischer Unerbittlichkeit.

Ohne Spider-Man und die Guardians of the Galaxy könnte man vom Ende einer Ära sprechen. Also bitte nicht weitermachen? Das wird nicht geschehen. Das Franchise hat bereits einige Rückschläge weggesteckt. Und die „The Fantastic Four“ haben immerhin die 500 Mio.-Grenze gerissen.
Leider sind die „Superhelden im Strickrolli“ (David Hugendick in DIE ZEIT) so glatt, edel und belanglos, dass es (zu) schnell langweilig wird. Die Zeit, als die Filme der Comicschmiede noch von Figuren mit Charakter erzählten, auch von ihrer Fähigkeit, ironisch zu sein, diese Zeiten sind vorbei. Dass Heldentum immer einen Moment des Tragischen besitzen muss, um emotionale Bindungskräfte zu erzeugen, scheint auch nicht mehr gefragt zu sein.  MARVEL macht schon längst nicht mehr Filme für Erwachsene. Immerhin erklärte Kevin Feige, der MCU-Thinktank, ehrlich, für wen die Filme  sind. Man sieht es auch - Matt Shakmans Comic-Verfilmung ist ein Kinderfilm.

Dass die Tonalität von „The Fantastic Four“ bereits zu Beginn verkrampft wirkt, liegt aber nicht an Feiges Strategie, sondern daran, dass man glaubte, das Quartett gründlich vorstellen zu müssen. Das Drehbuchteam um Josh Friedman ersparte sich eine Origin Story. Die Mutationsgeschichte des Quartetts wird nur kurz angedeutet. Stattdessen produzierte man mit viel Action eine filmische Bedienungsanleitung für jene, die die Comics nicht kennen. Ganz sinnfrei war dies aber nicht, elegant aber auch nicht. Es sah eher wie ein Werbefilm aus.

Die Handreichung präsentiert zu Beginn einige grandiose Abenteuer der Fantastic Four im Schnelldurchlauf. Da kämpfen Dr. Reed Richards aka Mister Fantastic (Pedro Pascal), seine Frau Sue Storm aka TDie unsichtbare Frau (Vanessa Kirby), Johnny Storm aka Die menschliche Fackel (Joseph Quinn) und Ben Grimm aka Das Ding (Ebon Moss-Bachrach) erfolgreich gegen Superaffen und Monster und werden dafür von den Menschen geliebt. Zur familiären Superhelden-Idylle passt, dass Sue nach zwei ergebnislosen Jahren ihrem Mann erzählt, dass sie schwanger ist.
Eigentlich könnte alles bieder-bürgerlich und nett sein, aber plötzlich taucht der Silver Surfer (Julia Garner) auf und verkündet, dass die Menschen ihre letzten Tage in Frieden verbringen sollten, da ihr Planet von Galactus (Ralph Ineson), einem Verschlinger von Welten, demnächst verzehrt wird. Guten Appetit.

Ein anspruchsloser Kinderfilm

Bereits nach dem einigermaßen vertretbaren Prolog geht die Stimmung nun aber schnell in den Keller. Die vier Helden wirken erschreckend eindimensional, müssen triviale Dialoge aufsagen und haben erwachsenen Zuschauern nichts zu bieten, was wenigstens ansatzweise Bindungskräfte herstellen könnte. Anders formuliert: sie sind langweilig. In einem Film, dessen Settings zwar mit Retro-Charme nicht geizen, der aber ganz eindeutig als Kinderfilm für 12-Jährige konzipiert worden ist. Und der in Sachen Blockbuster unerfahrene Regisseur Matt Shakman, der überwiegend in TV-Serien Regie führte, tut wirklich alles, um seine jungen Zuschauer intellektuell nicht zu überfordern. 

Nur am Rande: dass in der deutschen Synchronfassung Pedro Pascal ziemlich dröge von Nico Mamone gesprochen wird und nicht von Sascha Rotermund („The Last of Us“), löste bei mir das Gefühl einer ärgerlichen Dissonanz aus. „The Fantastic Four – First Steps“ wirkt auch aus diesem Grund wie falsch getaktet. 

Da tröstete den stirnrunzelnden Kritiker allein die Gewissheit, dass wir uns im Marvel-Multiverse befinden und die Erde Nr. 828 glücklicherweise nicht unser blauer Planet ist. Der trägt die Nr. 616. Aber wie wir wissen (wenn wir gerade mal nicht Comic-Verfilmungen sehen), ist sie momentan in einem schlechten Zustand. Galactus brauchen wir nicht. Wir erledigen den Job selbst.

Der Verschlinger von Welten ist grenzdebil

Auf der Suche nach überraschenden Spannungsmomenten begleitet der Zuschauer das Helden-Quartett auf einer Mission mit Überlichtgeschwindigkeit, die sie zu einem Planeten führt, den Galactus gerade verschlingt. Der finstere Overlord lässt sich aber darauf ein, die Fantastic Four zu empfangen. Allerdings nicht wegen seines schlechten Gewissens. Vielmehr will Galactus das ungeborene Kind von Reed und Sue. Der galaktische Zerstörer hat erkannt, dass das Kind über unbegrenzte Macht verfügen wird, also in der Lage sein könnte, ihn von den Qualen des „Hungers“ zu befreien. 

Interessant an dieser Szene sind zwei Dinge. Zum einen hält sich der Film an die Comics, in denen „Franklin“, Sues und Reeds Kind, ein gottähnliches Wesen ist, das die Realität verändern kann und auch Tote wiedererweckt. Was am Ende auch passieren wird. Spannend ist etwas anderes: der monströse Galactus wird so trivialisiert, dass man bei ihm zwingend eine kognitive Einschränkung diagnostizieren muss. Dagegen ist Thanos ein hochintelligenter, gelegentlich depressiver Superschurke mit anständigem Wortschatz und einem Hang zum Philosophieren..

In den Comics ist Galactus intelligent und redegewandt. In Shakmans Films redet Galactus wie ein Idiot, der offensichtlich eine Botschafterin wie den Silver Surfer braucht, um sich verständlich auszudrücken. Das wird Kinder begeistern. Erst recht, wenn Galactus am Ende wie Godzilla durch New York stapft und dabei wie in einer Roland Emmerich-Hommage das eine oder andere Gebäude etwas beschädigt. Die Eltern, die mit ihren Kinder ins Kino gehen, werden allerdings leiden müssen – der Schurke ist gesichert grenzdebil.

Visuell hat der Film einiges zu bieten. Meistens das, was man von MARVEL-Filmen gewöhnt ist. Die Retro-Settings der alternativen Erde sehen chic aus, die Kampfszenen im Weltall sind guter Standard, reißen einen aber nur bedingt vom Hocker. Ein Glücksgriff war dagegen der 58-jährige Filmkomponist und Oscar-Preisträger Michael Giacchino („The Batman“), der einen gelegentlich zu pompösen, aber insgesamt nuancierten Soundtrack komponierte.

Die Production Values können letztlich aber nicht einen Film retten, in dem die Figuren zwar die Disney-typische Integrität einer gut funktionierenden Familie verkörpern, aber ansonsten eindimensional bleiben. Dass erkennt man spätesten beim Vergleich der Rollen, die Pedro Pascal in die Top-Riege der aktuell angesagten Schauspieler katapultiert haben. Die differenzierten Figuren, die Pascal in „The Mandalorian“ und „The Last of Us” verkörperte, gehörten zu den stärksten Momenten von zwei Serien, in denen Pascal für die Bindungskräfte sorgte, die eine gute Erzählung benötigt. Als dehnbarer Mister Fantastic kann er gegen das Triviale nicht anspielen.

Dramatische Momente gibt es in dem Film nicht, tragische auch nicht. Mit einer Ausnahme. Die Fantastic Four scheitern zunächst beim Versuch, Galactus aufzuhalten. Prompt schlägt die Stimmung bei den New Yorkern um. Sie fordern Sue und Reed auf, dem auf die Erde zufliegenden Schurken ihr Kind zu überlassen. Dies sei ein geringer Preis für das Überleben der Menschheit. Über das Utilitätsprinzip wird aber in dem Film nicht verhandelt. Iron Man und Captain America hätten garantiert nicht geschwiegen. In Shakmans Film reicht es aus, dass Sue mit Franklin auf dem Arm vor das Baxter Building tritt und der aufgebrachten Menge erklärt, was tradierte Familienwerte bedeuten. Ein komplexes ethisches Problem wird damit cool vom Tisch gefegt und alle gehen friedlich nach Hause, obwohl sie die nächsten 24 Stunden nicht überleben werden. Die Logik geht in "Fantastic Four" am Krückstock.

Postskriptum

Unterm Strich reiht sich die fünfte Verfilmung in die zuvor mehr oder weniger gescheiterten Verfilmungen ein. Das Ergebnis der Disneyfizierung ist aber als seichte Mainstream-Unterhaltung für Kinder und Jugendliche noch der gelungenste Versuch, die phantastischen Vier erneut zum Leben zu erwecken. Allen anderen rate ich dringend ab.

Diese Einschätzung erwies sich als falsch, nachdem ich mir die Vorgänger-Filme noch einmal gründlich angeschaut hatte. Josh Tranks Version hatte ich zuvor allerdings noch nicht gesehen.

Blicken wir zurück: „The Fantastic Four“ (1994, Produzent: Bernd Eichinger) wurde nie gezeigt. Angeblich soll MARVEL den deutschen Filemacher dafür bezahlt haben, eine Woche vor dem Kinostart den Film aus dem Verkehr zu ziehen. Später produzierte der 2011 in Los Angeles verstorbene Filmemacher erneut die „Fantastic Four“ (2005) und „Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer“ (2007), die sogar jeweils 300 Mio. US-Dollar einspielten und beide Projekte in die Gewinnzone brachten.

Abgesehen davon, dass sich Ioan Gruffudd in der Rolle des Mr. Fantastic sehr gut schlägt, ist der Film von Regisseur Tim Story irgendwo zwischen einem mittelmäßigen Blockbuster und einem hervorragenden B-Picture einzuordnen. Als Origin Story funktioniert die zweite Verfilmung ziemlich gut, obwohl der Humor gelegentlich etwas flau ist. Im Gegensatz zur aktuellen MARVEL-Version ist der Schurke Dr. Doom in Storys Film zu sehen.

Interessant ist Eichingers zweite Produktion. Der Vergleich mit Shakmans Film ist verblüffend. Viele Aspekte der Handlung sind 1:1 übernommen worden, der neue MARVEL-Film wirkt fast wie ein Remake von Eichingers Produktion. Qualitativ ist Storys Film gutes Handwerk. Die Effekte sind sehenswert, die Geschichte wird stringent erzählt, obwohl das erneute Auftauchen von Dr. Doom nur einen geringen Mehrwert besitzt. Der Weltenzerstörer Galactus ist in persona nicht zu sehen, er nähert sich der Erde vielmehr als interstellare Wolke. Und das wirkt plausibler und unheimlicher als die MARVEL-Version. Anders als im MARVEL-Film rettet Johnny Storm (Chris Evans) die Welt im Alleingang, als er Dr. Doom bezwingt und dem Silver Surfer sein Surfbrett zurückgibt. Der hat sich auf die Seite der Fantastic Four geschlagen und vernichtet am Ende unspektakulär das galaktische Monster.  

Und dann gab es noch Josh Tranks gescheiterten Versuch („Fantastic Four“ aus dem Jahr 2015), der weltweit 60 Mio. US-Dollar einspielt – ein Flop angesichts der Produktions- und Marketingkosten von 200 Mio. US-Dollar. „Ein katastrophaler kommerzieller Rohrkrepierer“ schrieb der in der Regel ziemlich beinharte FAZ-Kritiker Dietmar Dath. Immerhin gab es dafür die „Goldene Himbeere 2016“ als schlechtester Film, die schlechteste Regie und die schlechteste Neuverfilmung. Für 20th Century Fox war es tatsächlich The Final Movie, hatte man doch geplant, ein eigenes Franchise um die vier Superhelden aufzubauen.

Das kommt dabei heraus, wenn man nicht vernünftig rezensiert und ungeprüft einen Kritiker aus der Print-Branche zitiert. Denn der Film von Josh Trank entpuppte sich als die beste F4-Version! Zumindest für mich.
Zunächst etwas über Josh Trank. 2012 überzeugte er die Filmbranche mit einem Found-Footage-Film über Superhelden: "Chronicle" (bei Disney+ in der Flatrate, alle anderen Anbieter rufen Leihpreise von bis zu 9,99 € auf!). Tranks Film war brillant, aber dazu gehörte auch seine Agenda: "One is just something that I'm always interested in movies is just the deconstruction of myth, the deconstruction of iconic figures, the deconstruction of mythic ideas."

Dekonstruktion bedeutet - bezogen auf Filme -, dass man sie kritisch 'zerlegt', um herauszufinden, ob sie konventionellen Mustern folgen oder etwas Neues zu erzählen haben. Es war also riskant, das filmische Worldbuilding einer beliebten Comic-Serie einem Regisseur anzuvertrauen, der Mythen und ikonische Figuren nicht abfeiert, sondern sie 'zerlegt'. 20th Century Fox wollte eine konventionelle F4-Filmserie - und überließ den ersten Film einem unkonventionellen Außenseiter.

Handwerklich war Trank nichts vorzuwerfen. Die Darsteller können überzeugen, die Handlung nimmt zwar langsam Fahrt auf, ist dann aber deutlich spannender als die anderen F4-Filme. Der MARVEL-Film wird auch 10 Jahre später von Tranks "Fantastic Four" locker an die Wand gespielt.

Eine Kurzfassung der Handlung: Reed Richards (Miles Teller) und Ben Grimm (Jamie Bell) basteln in einer Garage eine Teleportationsanlage, die Objekte zu einem anderen Ort schicken kann. Der wissenschaftliche Kopf ist Reed, der auch dann noch von einem Lehrer gemobbt wird, als er sein Experiment halbwegs erfolgreich vorführen kann. 
Reed erhält ein Stipendium der Baxter Foundation, die von der US-Army kontrolliert wird. Ben folgt ihm und zusammen mit Viktor von Doom (Toby Kebbell) und Sue Storm (Kate Mara) arbeiten sie als Team am Quantum Gate. Das funktioniert anders als erwartet: es erlaubt das "Beamen" in eine andere Dimension. Fatalerweise wollen die jungen Wissenschaftler der Army nicht den Erfolg überlassen - sie reisen selbst durch das Gate auf den Planeten Zero. Sues Bruder Johnny Storm (Michael B. Jordan) ist auch dabei. Nach dem Transfer wehrt sich der Planet: Reed, Ben und Johnny transferieren sich zurück und lassen den vermeintlich toten Victor zurück. Auf der Erde verwandeln sich die vier (auch Sue) auf bekannte Weise. Die Army wittert eine neue Waffentechnik, erpresst Ben und missbraucht ihn als als tödliche Waffe bei geheimen Militäraktionen. Reed kann fliehen, wird aber vom versteinerten The Thing gefangen genommen. Natürlich müssen alle wieder zurück zum Planeten Zero, aber dort wartet bereits Viktor auf sie, der sich perfekt assimiliert hat und als Dr. Doom über unschlagbare Superkräfte verfügt. Doom wird auf die Erde transferiert, flieht aber und beginnt auf Planet Zero mit der Zerstörung der Erde. Die F4 folgen ihm erneut und können ihn töten.

Das innovative Konzept von Josh Trank war keineswegs ein Bruch mit der Comicvorlage, sondern basierte auf der neuen Comicreihe "Ultimate Fantastic Four". Was Tranks Film aber von allen anderen unterschied, war die düstere Atmosphäre des Films und die desillusionierende Darstellung von Superkräften. Also wie in "Chronicle". Das verziehen die Fans dem Regisseur nicht. Co-Autor Jeremy Slater warnte Trank bereits während der Drehbuchentwicklung und riet dazu, die Tonalität der Films etwas heiterer zu gestalten. Bernd Eichingers Filme hatten dies bedient.Trank lehnte ab. Sicher ein hochtalentierter, aber schwieriger Filmemacher, der sich gerne mit Produzenten stritt und Kompromisse ignorierte. 
 
Ein weiterer Kritikpunkt war der Cast. Trank überließ die Rolle von Johnny Storm dem farbigen Schauspieler Michael B. Jordan, der bereits im Cast von "Chronicle" eine Hauptrolle übernommen hatte. Auf einer Comic Con in San Diego wurde Trank vehement für diese Entscheidung kritisiert. 2020 war er in einem Interview immer noch davon überzeugt, dass Rassisten seinen Film torpediert hatten: "Ich dachte immer, dass Comicbuch-Fans, jedenfalls die, mit denen ich aufgewachsen bin, offen und tolerant sind. Coole Menschen, die jeden willkommen heißen. Überall war Diversität. Ich war schockiert, als ich feststellen musste, dass ein Großteil von ihnen Rassisten waren."

Tranks Karriere war danach ruiniert. Mit "Capone" drehte er noch ein Independent Movie mit Tom Hardy in der Hauptrolle, der zwar nicht floppte, aber auch nicht gefeiert wurde. Dann war Funkstille. Zehn Jahre nach "Fantastic Four" soll er aktuell für eine Serie angeheuert worden sein.

Conclusio: es stellt sich die Frage, ob Filmemacher die Fans bedienen müssen und die Studios kommerziell erfolgreich sind oder ob es in populären Blockbustern noch Raum für Variationen und Innovationen gibt. Meine Antwort würde eher pessimistisch ausfallen. Der neue MARVEL-Film gibt eine Antwort: It's economy, stupid!
Die zweite Frage: Müssen sich Kritiker an den Gesetzen des Entertainment orientieren und ihre Leser 'bedienen' oder sollen sie gegen den Strom 
schwimmen, wenn es erforderlich ist? Ich kann statt einer Antwort nur dazu raten, sich Tranks Film unvoreingenommen anzuschauen, obwohl es Nachdrehs gab und Trank wohl auch keinen Zugriff auf den Final Cut hatte.

Die Vorgänger-Filme wurden damals unisono von der Kritik zerfetzt: „albern“, „zusammenhanglos“, „seelenlos“, „fröhlich doof“, „trivial“ und „bis zur Peinlichkeit banal“ waren rhetorische Attacken, die überwiegend auch zur Neuverfilmung passen. 

Mittlerweile scheinen die Kritiker gnädiger geworden zu sein. Wenn David Hugendick (DIE ZEIT) im neuen Film „bräsige Actionkonventionen“ gesehen hat, „die immerhin von Gimmicks aktueller Polit-Allegorien verschont bleiben“, dann ist Letzteres ein filmkritischer Offenbarungseid. Denn polit-allegorisch waren frühere MARVEL-Filme schon – Captain America lässt grüßen! – auch wenn das Allegorische als Schonkost verabreicht wurde. Diese Zeiten sind vorbei und offenbar will das auch keiner mehr sehen. Auch die Kritiker nicht.

Auch der Rezensent beginnt gelegentlich zu zweifeln. Auf der Erde Nr. 616 knirscht es an allen Ecken und Kanten. Etwas Eskapismus kann da nicht schaden. Aber er sollte gut sein, richtig gut.

Note: BigDoc = 4,5 

The Fantastic Four – USA 2025 – Marvel Studios / Walt Disney Studios – Laufzeit: 114 Minuten – FSK: ab 12 Jahren – Regie: Matt Shakman – Drehbuch: Josh Friedman u.a. – Kamera: Jess Hall – Musik: Michael Giacchino – D.: Pedro Pascal, Vanessa Kirby, Joseph Quinn, Ebon Moss-Bachrach, Julia Garner und Robert Downey Jr. als Dr. Doom (Mid-Credit-Szene).

Wer eine gute, positive Kritik lesen möchte, der wird sie hier finden. Die Argumente des Autors kann ich respektieren. Aber das ändert nichts an meiner Meinung.