Samstag, 11. Januar 2014

Ender's Game

Auf die Verfilmung von Orson Scott Cards Roman „Ender’s Game“ (dts. Das große Spiel) konnte man gespannt sein, gilt Cards Roman doch bis heute als Meilenstein der Science-Fiction-Literatur. Obwohl die Verfilmung von Gavin Hood die adaptierten Elemente auf das Notwendige beschränkt hat, ist „Ender’s Game“ eine intelligente Herausforderung für den Zuschauer. Er muss nur an der Oberfläche kratzen.
 

Gerade das wird möglicherweise zum Problem. Gavin Hood (X-Men Origins: Wolverine) bietet eine gelackte Oberfläche, auf der man das sehen kann, was man gerade sehen will. Das erinnert an die Matrix-Trilogie und ihre virtuellen Rätsel. Auch in „Ender’s Game“ ist eine Menge Cyberspace und wie in „Matrix“ weiß der Held nicht, was real und was eine Simulation ist. 

Gleichzeitig adressiert das Sujet des Films auch eine junge Zielgruppe, eben auch wegen der Beliebtheit des Buch. Wer dabei nicht anspruchsvoll ist, kann den Film einfach als Computerspiel konsumieren, bei dem der kindliche Held eine Menge investieren muss, um den das nächste Level zu erreichen. Das ist nicht nur für heutige Kids nachvollziehbar. 

Weniger erfreulich ist dann aber die Frustration, wenn die höchste Stufe erreicht ist: Man kann und darf oder sollte vielmehr keinen Spaß an ihr haben, denn das Spiel entpuppt sich erst als Realität und dann gar als monströses Verbrechen. Und das ist für Kids etwas schwerer zu verdauen.
Andrew „Ender“ Wiggin (Asa Butterfield), der vorpubertäre Held und auserwählte Retter der Menschheit, muss genauso wie Neo in „Matrix“ hinter die Kulissen schauen, um diese Frage beantworten zu können. Auf dem Weg dorthin wird er mental und physisch gequält und gemobbt, betrogen und manipuliert. Gleichzeitig wird ihm suggeriert wird, er sei der Messias. Und als er die Wahrheit erkennt, nützt sie ihm nichts mehr. Wie Neo ist er ein getäuschter Messias. Aber während Neo sich opfern muss, um die Menschheit zu retten, wird Ender zum blutigen Messias, der mit dem Schwert und nicht mit dem Wort daherkommt. Denn wenn alles vorbei ist, hat der Held unwissentlich, aber billigend, einen Genozid verübt. 


Die Infantilisierung des Sujets ist Erzählstrategie


Hood, der auch das Drehbuch geschrieben hat, lässt in seinem Film alle Erzählstränge der Romanvorlage, die auf der Erde spielen (also auch das Kalte-Krieg-Szenario), weg und konzentriert sich auf den Kernplot: die Geschichte der brutalen Unterwerfung und Manipulation eines Kindes.

Seit Jahrzehnten führen die Menschen einen Krieg gegen eine außerirdische Spezies, die Formics. In diesem Kampf sind sie, insbesondere die Erwachsenen, unterlegen, weil sie kognitiv zu langsam sind. Bereits die erste Invasion der Außerirdischen hätte man nicht überlebt, wenn nicht der geniale Kampfflieger Mazer Rackham mit einem brillanten, aber für ihn letalen Manöver in der entscheidenden Schlacht die Wende herbeigeführt hätte. Nun plant die Flotte den finalen Gegenschlag, das Ende aller Schlachten, die völlige Zerstörung des Gegners. Mithilfe von Kindern. In Ender sieht die Internationalen Flotte (IF) besondere genetisch bedingte Fähigkeiten.
 

O.S. Cards Romanidee, Kinder zur Geheimwaffe der Flotte zu machen, ist ein cleverer Schachzug. Denn Kinder, so will es der Plot, lernen schneller auf komplexe Situationen zu reagieren und passende Strategien zu entwickeln. Natürlich ist dieses narrative Element geschaffen für eine jugendliche Zielgruppe, erst recht im Kino, und natürlich schwingt hier auch eine gewisse Infantilisierung des Sujets mit, denn die Coming-of-Age-Story vom unaufhörlichen Aufstieg eines Kindes zum Admiral der irdischen Invasionstruppen ist genau das, was viele 12-Jährige schon immer liebend gerne gelesen haben. Narzisstische Allmachts-Phantasien à la carte.
 

Das Identifikationspotential dieses narrativen Kniffs ist beträchtlich: die ständigen Übergriffe, das Mobbing, die Manipulation steigern die Empathie für die Hauptfigur noch weiter. Und was das Wesentliche ist: Ender kann mit keiner Hilfe rechnen, sieht man von seiner Schwester und einer mitfühlenden Flotten-Psychologin einmal ab. 
Während der taktischen Ausbildung in einem IF-Trainingscenter hassen ihn die Mitschüler wegen seine beinahe omnipotenten Überlegenheit, die Ausbilder sind natürlich sadistisch und der Ausbildungsleiter Colonel Hyrum Graff (grimmig und gut: Harrison Ford) steht nur scheinbar auf Enders Seite. Vielmehr sieht er in dem planvoll gequälten Kind nur das enorme taktische Potential, das man am besten dadurch freilegen kann, indem man Ender sozialem Stress aussetzt, ihm jegliche Empathie austreibt und ihn mit immer komplexeren Aufgaben und Simulationen an den Rand des Zusammenbruchs führt.
Es ist schwer, keine Sympathie für dieses Kind zu entwickeln.
 

Neben dieser ausgeklügelten Deprivation muss in „Ender’s Game“ die Schlüsselidee der Simulation beachtet werden. Simulationen finden auf mehrfache Weise statt: zum einen im „Battle Room“, in dem die Kampfeinheiten der Kadetten in Schwerelosigkeit komplizierte Gefechtssituationen überstehen müssen. Zum anderen im „Mind Game“, das Ender auf seinem Pad spielt. Das „Mind Game“ ermöglicht eine Rückkoppelung mit der Psyche des Spielers, dessen Gefühle und Erinnerungen die Storyline des Programms beeinflussen. Auch hier verblüfft Ender seine Ausbilder, da er mit unorthodoxen Entscheidungen hohe Level erreicht, die eigentlich nicht existieren sollten. Selbst Ender versteht die Bilder nicht, die er dort sieht. Später wird er aber verstehen, dass die Formics, die weder Sprache noch eine zeichenbasierte Kommunikation beherrschen, sich aber telepathisch verständigen, durch die Manipulation des „Mind Game“ firedlichen Kontakt zu Ender aufnehmen wollten. Dann wird es aber zu spät sein.
 

Ender meistert alle weiteren Herausforderungen. Als er zu einer Kampftruppe aus erfahrenen Kadetten versetzt wird, ist der Konflikt mit dem misstrauischen Gruppenkommandeur beinahe vorprogrammiert. Auch ein raffiniertes Manöver in einer Simulation, das der Gruppe den Sieg über eine konkurrierende Einheit ermöglicht, kann die Situation nicht entschärfen. Es kommt zu einer körperlichen Auseinandersetzung, in deren Verlauf Ender seinen Kommandeur besiegt (im Buch tötet er ihn). Dies führt keineswegs zu einem Disziplinarverfahren, sondern zu einer weiteren Beförderung. Ender hat nun seine eigene Gruppe, die er charismatisch von Erfolg zu Erfolg führt, obwohl Graff seinen Protegé mit immer härteren, beinahe unlösbaren Aufgaben konfrontiert. 

Als Ender mit Graff zu einem Außenposten fliegt, den die Menschen in der Nähe des Heimatplaneten der Formics erobert haben, trifft er dort überraschend den legendären Mazer Rackham (Ben Kingsley), der die Schlacht vor 50 Jahren überlebt hat. Rackham treibt Ender zu neuen Höchstleistungen, gesteht ihm aber, dass sein Sieg über die Formics lediglich der Intuition zu verdanken war: er erkannte, dass der Gegner eine Königin hat und die Vernichtung ihres Schiffes machte die gegnerische Flotte handlungsunfähig.
Enders Ausbildung endet schließlich mit seinem Zusammenbruch: er verliert eine entscheidende Simulation, trotz seiner labilen Verfassung wird für den nächsten Tag aber die Abschlussprüfung in Anwesenheit des Oberkommandos angekündigt, bei der auch eine neue Massenvernichtungswaffe, der „kleine Doktor“, zum Einsatz kommen soll. Im entscheidenden Moment gerät Ender bei der allerletzten Simulation in eine ausweglose Situation. Da alles ein Spiel ist, opfert er beinahe seine ganze Flotte, um mit einem letzten Gewaltakt den „kleinen Doktor“ auf den Planeten abzufeuern. Dieser zerfällt augenblicklich in seine Moleküle. Im allgemeinen Jubel werden Bilder vom realen Heimatplanten der Formics eingespielt. Ender begreift, dass er betrogen wurde. Die Simulation war, wie auch die vorangegangenen, kein Spiel. Er hat tatsächlich den Planeten vernichtet und eine ganze Spezies ausgelöscht.


"Wenn eine Idee nicht auf den ersten Blick absurd erscheint, taugt sie nichts" (Albert Einstein)


„Ender’s Game“ erinnert in groben Zügen an Verhoevens „Starship Troopers“ und Kubricks „Full Metal Jacket“, an den Kampf gegen die Bugs (die sich, schaut man genau hin, eigentlich nur gegen die Kolonien der Menschen verteidigen) und, bei Kubrick, an die schier endlosen Quälereien der Soldaten, denen jegliches Mitgefühl ausgetrieben wird. Und wie in Kubricks galligem Kommentar zu den Mechanismen einer militanten Gesellschaft mitsamt ihrer unnützen Kriege ist Gavin Hoods Film sicher auch als Kommentar auf die militärischen Interventionen der USA zu lesen (vgl. Anhang).
Das könnte man erst recht auch Orson Scott Cards 1977 in der Post-Vietnam-Ära erschienener Kurzgeschichte unterstellen, die er 1985 zu einem Roman erweiterte. Der Autor hat dafür den Nebula Award und den Hugo Award erhalten, zwei begehrte SF-Literaturpreise, die seinen Military-Science-Fiction-Roman zu einem All-Time-Klassiker gemacht haben.
Cards Romanerfolg wurde allerdings durch kritische Stimmen geschmälert, die dem Autor faschistische Tendenzen unterstellten. Card ist, das ist hinlänglich bekannt, ein eher rechts-konservativer Zeitgenosse, aber der Faschismus-Knüppel dürfte hier genauso fehl am Platze sein wie im Falle des immer noch fehlinterpretierten „Starship Troopers“ von Robert A. Heinlein (1960), dessen intelligente Verfilmung durch Paul Verhoeven bis heute indiziert ist. In beiden Fällen verblüfft die distanzlose Annahme, dass bereits die Darstellung repressiver Systeme deren Affirmation nach sich zieht oder gar voraussetzt.


Tatsache ist aber, dass sich Card in einigen Interviews und Aufsätzen mittlerweile zustimmend zur amerikanischen Anti-Terrorpolitik geäußert hat. Weitere Äußerungen Cards deuten an, dass sich sein Buch nicht ohne Weiteres als pazifistische Lektüre gelesen werden kann. 
Der amerikanische SF-Autor Autor John Kessel hat dies 2004 in seinem Essay „Creating the innocent Killer – Ender’s Game: Intention and Morality“ sehr akribisch untersucht. Kessel kommt zu dem Schluss, dass O.C. Card eine eigenwillige Auffassung von Moral vertritt: die moralische Qualität einer Tat wird allein durch die Vorsätze und Überzeugungen einer Person bestimmt, aber nicht durch die Tat selbst oder durch deren Folgen. Daher kann es geschehen, dass man aus guten Gründen das Opfer bringen muss, etwas Entsetzliches zu tun, ohne dass die Folgen auf den Täter zurückfallen. Daher, so Kessel, habe Card Interesse darin gelegen, eine Figur zu erschaffen, die eine ganze Spezies komplett vernichten kann (darf) und dennoch im Kern unschuldig ist: den unschuldigen Mörder.
Moralphilosophisch ist dies ein schönes Stück Quark. Das zeigt allein schon die Anwendung dieser These auf jene NS-Täter, die sich nicht als Opfer eines Befehlsnotstands charakterisierten, sondern fest davon überzeugt waren, aus moralischen, kulturellen und biologischen Gründen die Juden vernichten zu müssen. Auch sie haben sich zu Opfergängern erklärt und die Täterrolle zurückgewiesen. 


Dass diese Analogien nicht wild ins Feld schießen, lassen auch andere Statements zu Cards Roman erkennen. Sie
verorten Ender irgendwo zwischen Jesus Christus und Adolf Hitler: der mörderische Messias nimmt das Opfer des Völkermords aus tiefer moralischer Überzeugung auf sich.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass bereits 1987 die Autorin Elaine Radford in einem Essay die These aufgestellt hat, dass Cards Roman nichts anderes als eine Verteidigung Adolf Hitlers sei, eine Behauptung, der Card, aber auch Kessel, vehement wiedersprachen. Radford hat inzwischen eine überarbeitete Fassung (2007) des Essays online publiziert: „Ender and Hitler: Sympathy for the Superman (20 Years Later)". 

Aber Kessel Überlegungen sind nicht weniger kritisch: „It is Ender who is offering up the voluntary sacrifice, and that sacrifice is the emotional price he must pay for physically destroying someone else. All the force of such passages is on the price paid by the destroyer, not on the price paid by the destroyed. ‚This hurts me more than it hurts you,‘ might well be the slogan of Ender’s Game. If, therefore, intention alone determines guilt or innocence, and the dead are dead because of misunderstanding or because they bring destruction on themselves, and the true sacrifice is the suffering of the killer rather than the killed — then Ender’s feeling of guilt is gratuitous. Yet despite the fact that he is fundamentally innocent, he takes
the sins of the world' onto his shoulders and bears the opprobrium that properly belongs to the people who made him into their instrument of genocide. He is the murderer as scapegoat. The genocide as savior. Hitler as Christ the redeemer.“
 

Es ist durchaus interessant, beide Standpunkte kennenzulernen, weil man dabei auch erfährt, wie viel Komplexität Drehbuchautor und Regisseur Gavin Hood unter den Tisch fallen ließ, um seine Adaption stärker an den Regeln des Mainstreams auszurichten. Dazu gehört auch die Entschärfung einiger Gewaltszenen. Zusammen mit Asa Butterfields guter darstellerischer Leistung entsteht so aber eher das Portrait eines Nerds und weniger das eines latent soziopathischen Killers. Hood hat einen revisionistischen Film gemacht, der folgerichtig ein Buch voraussetzt, dass dann entstanden wäre, wenn O.C. ein politisch korrektes Buch geschrieben hätte.
Dass dabei ein nicht ganz befriedigendes Filmende herauskommt, ist kein Zufall. In Hoods Version bricht Ender wie auch im Buch angesichts seiner Tat zusammen. Man hätte doch mit den Aliens reden können, lautet seine Einsicht im Film, als er erkennt, dass eben dies die Aliens mithilfe des „Mind Game“ versucht hatten. Warum aber Ender in dem von ihm vermuteten Spiel eine mörderische Strategie anwendet, ohne zu reflektieren, dass er im Ernstfall mit eben dieser Situation konfrontiert werden könnte, bleibt offen.
 Und so kommuniziert er erst nach dem fast vollständigen Genozid friedvoll mit einem überlebenden Formic, um anschließend mit dem Ei einer neuen Königin in den Tiefen des Alls zu verschwinden. Auf der Suche nach einer neuen Heimat für die beinahe ausgelöschte Spezies.


Was ist hinter der Fassade?


Noch einmal sei an die Matrix-Trilogie erinnert. Die erwähnte gelackte Oberfläche konnte gut konsumiert werden, aber wer hinter die Kulissen schauen wollte, musste dickleibige Bücher lesen. Im Falle von „Ender’s Game“ ist das nicht anders, aber hier konzentrieren sich die Debatten eher auf das Buch und weniger auf den Film. Beides wird aber Hardcore-Fans wenig begeistern und eher verwirren. 

Schauen wir mal, was übrig bleibt, wenn man die o.a. literarische Debatte ignoriert: „Ender’s Game“ ist kein großer Film, aber ein sehenswerter. Ähnlich wie „Die Tribute von Panem“ bietet er das Spiel (um das Leben/um die Menschheit) als Projektionsfläche für einfache Identifikationsprozesse an, ist dabei aber weniger schlicht gestrickt als die „Panem“-Filme.
In beiden Filmen werden die dsytopischen Elemente als gegeben gesetzt, aber nicht analysiert (was auch eine Schwäche der klassischen Science-Fiction-Literatur vor 1970 ist). 
Vielmehr wird in Ender’s Game“ ganz wie in anderen Genrebeiträgen auf das Allegorische gesetzt, in dem sich die Autoritäten (Staat, Flotte, Familie) als repressiv, zumindest aber als fragil erweisen, und das Fremde (die Außerirdischen) mehrfach gedeutet werden kann: symbolisch, tiefenpsychologisch, genregeschichtlich, ideologiekritisch. 
Das immerwährende Fremde, zum Beispiel Aliens, Monster oder die Untoten, lösen als unkalkulierbare Bedrohung lediglich den Prozess der Widerspiegelung aus, den man braucht, um zu erkennen, wer oder was man ist. 


Die Message wird dann in einer Pointe enthüllt, die sich weniger für psychologische Plausibilität interessiert, sondern in gewisser Weise eindimensional und damit weitgehend zweifelsfrei ist: Der Held hat einen Genozid verübt und muss aufgrund seines offenbar doch noch intakten moralischen Gewissens dafür büßen.

Das ist in „Ender’s Game“ etwas seicht geraten, ist aber eine Klasse besser gelungen als in dem ebenfalls seichten „After Earth“ oder dem meiner Meinung nach verunglückten „Elysium“. Dass Colonel Graffs Spruch „Wie wir gewinnen ist das Einzige, was zählt!“ nicht ausgedient hat, zeigt uns allerdings der morgendliche Blick in die Zeitung.
 

Ender’s Game (Ender’s Game – Das große Spiel) – USA, CAN, GB 2013 – Laufzeit 114 Minuten – Regie und Buch: Gavin Hood – D.: Asa Butterfield. Harrison Ford, Ben Kingsley, Abigail Breslin, Viola Davis

Anhang

Die politischen Deutungsangebote des Films sind durchaus hierarchisch zu sehen:
1. Tolles Computerspiel mit „blödem Ende“: auf Vertreter der hedonistischen Kinokultur wartet der große Frust oder als wahrscheinlichere Alternative – die Sprachlosigkeit.
2. Freie Welt gegen Ameisenstaat (=Kommunismus): das ist bereits seit den 1950er Jahren ein ideologisches Gimmick, das man fast schon beliebig unterschiedlichen Genrebeiträgen anpappen kann. Funktioniert garantiert in beide Richtungen. „Invasion of the Body Snatchers“ löste beispielsweise die Debatte aus, ob denn der Film vor der kommunistischen Gleichschaltung warnen wollte oder vor McCarthy, der die USA vor den Kommunisten retten wollte und dabei Vorgehensweisen assimilierte, die typisch für den weltanschaulichen Feind waren.
3. Die Freie Welt wird durch eine externe Bedrohung (auch ideologisch) zur Aufgabe freiheitlich-liberaler Grundsätze gezwungen und dadurch selbst unfrei (Kalter Krieg, Krieg gegen den islamistischen Terror). Das dürfte wohl am besten in den zeitgeschichtlichen Rahmen passen, der durch die Bush-Ära und die NSA abgesteckt worden ist und eine Erweiterung der oben erwähnten Assimilierungsthese ist.

Literatur

John Kessel (2004): „Creating the Innocent Killer: Ender's Game, Intention and Morality
Elaine Radford, (2007). "Ender and Hitler: Sympathy for the Superman (20 Years Later)".