Dienstag, 5. März 2019

True Detective Staffel 3: Weder Fisch noch Fleisch

Viel diskutiert, umstritten - und doch streckenweise klug. Die dritte Staffel von „True Detective“ besitzt alle Eigenschaften, um zu polarisieren. Sie streut falsche Fährten aus, um dem Zuschauer erst in der letzten Folge zu erklären, welche Geschichte er tatsächlich gesehen hat.
 

Wer das akzeptieren kann, hat die emotional berührende Zersplitterung des Lebens seiner Hauptfigur erlebt, die im Dschungel Vietnams beginnt und dort als letzte schreckhafte Erinnerung auch fortgesetzt wird. Zwischendurch hat sich Hays bedingungslos einer Sache verschrieben, einem 35-jährigen Suchen nach der Wahrheit in einem Labyrinth, in dem auch der Rest seines Lebens zerbricht und an dessen Ende nur ein kleiner Lichtstreif Hoffnung übrigbleibt.



Neue Wege

Mit „True Detective“ dürfte es vorbei sein. Nur durchschnittliche 1,25 Mio. Zuschauer wollten die 3. Staffel sehen - mehr als eine Halbierung der Quoten. Mit HBO ist es auch vorbei. Zunächst also die Ökonomie, dann die Inhalte.
HBO, der Kabelsender, der dem Warner Imperium gehört, wird verschwinden. WarnerMedia wird HBO, TNT, TBS und truTV unter Leitung des ehemaligen NBC-CEOs Robert Greenblatt
vereinigen. Das neue Label heißt WarnerMedia Entertainment. Das Wall Street Journal kündigte „significant layoffs“ an, was man weniger euphemistisch auch mit „drastische Entlassungen“ übersetzen kann. Mit HBO wird ein also Programmanbieter verschwinden, der für seine Experimentierfreude bekannt war und Serien wie „Game of Thrones“, „Westworld“, „The Deuce“ entwickelte und zuvor mit den „Sopranos“ und „The Wire“ Seriengeschichte schrieb. Was man von WarnerMedia Entertainment zu erwarten hat, bleibt ungewiss.
Neue Wege beschritt HBO auch mit Nic Pizzolatto. Über die Probleme, die nach der 2014 on air gegangenen Jahrhundertserie „True Detective“ entstanden, habe ich an anderer Stelle geschrieben: True Detective 3 kopiert sich auf hohem Niveau, lautete meine Einschätzung nach der ersten Folge der neuen Anthologieserie. Um dennoch eine Logik in dem Ganzen herzustellen, gab es für mich nur eine Lösung: „Eine folgerichtige Entscheidung wäre es, die Plots von TD 1 und TD 3 irgendwann in einen Metaplot einmünden zu lassen, ....“ Da hatte ich wohl Recht, irrte mich aber trotzdem.


Thumbs down: Die Zuschauer werden manipuliert

Fassen wir zusammen: In der dritten Staffel geht es darum, dass die beiden Detectives Wayne Hays (Mahershala Ali) und Roland West (Stephen Dorff) über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten Licht ins Dunkel einer Geschichte bringen wollen, die mit dem Verschwinden von zwei Kindern beginnt. Wenig später geht es nur noch um die kleine Julie Purcell, denn ihr zwölfjähriger Bruder wird recht schnell tot in einer Felsengrotte gefunden - sorgfältig arrangiert wie die tote Dora Lange zu Beginn von Staffel 1.

Nic Pizzolatto erzählte die folgenden Episoden als Time Twist: Hays und West erleben wir in drei (eigentlich sind es sogar vier) Zeitsträngen, die 1980, 1990 und 2015 spielen und die Maskenbildner vor die Aufgabe stellten, die beiden Hauptdarsteller altersgerecht darzustellen, damit die Schnitte zwischen den Sequenzen auf Anhieb zu erkennen sind. Dies gelang, auch wenn Pizzolattos Formalismus dabei etwas angestrengter wirkte als in der 1. Staffel. Mahershala Ali performte grandios eine Figur, die sich im Geflecht seiner Erinnerungen verfängt, in Visionen seinem jüngeren Ich begegnet und sich noch als alter dementer Mann mit manischem Ehrgeiz in einen Fall vergräbt, der ihn zuvor die Karriere und zeitweilig auch die Ehe gekostet hatte. Im Jahre 2015 ist Wayne Hays dann ein verzweifelter Sucher, der trotz seines erlöschenden Gedächtnisses nicht Ruhe gibt und seinen ebenfalls sichtbar gealterten Partner noch einmal anstacheln kann, mit allerletzter Kraft einen Fall zu lösen, der bereits zweimal zu den Akten gelegt worden war.

In den Folgen 2 bis 7 mäanderte die Serie durch ein Geflecht weit verzweigter Haupt- und Nebenplots, die besonders in den Folgen „If You Have Ghosts“ (5), „Hunters in the Dark“ (6) und „The Final Country“ (7) nur einen Schluss zuließen: für das Verschwinden der Kinder kann nur eine Verschwörung verantwortlich sein, möglicherweise jenes Pädophilen-Netzwerk, dem bereits die Detectives Marty Hart (Woody Harrelson) und Rust Cohle (Matthew McConaughey) in Staffel 1 auf die Spur gekommen waren, ohne dass sie den Sumpf trockenlegen konnten. 
Forciert wird diese Deutung besonders durch die TV-Reporterin Elisa Montgomery (Sarah Gadon), die Hays für ein
„True Crime" interviewt.
Als dann in „The Final Country“ ein kurzer TV-Einspieler an Hart und Cohle erinnerte, explodierten in den USA die Netzwerke. Nicht nur die Fans, sondern auch die Kritiker diskutierten enthusiastisch die Timelines von TD 1 und TD 3 und schließlich auch die Möglichkeit, dass die dritte Staffel von TD endlich die Fragen beantwortet, die die beiden ‚True Detectives‘ in Staffel 1 nicht hatten lösen können. 

„So while the connection to another pedophile ring may not be that big a deal to Wayne, it’s hugely important to fans of “True Detective” — and its legacy“, schrieb Ben Travers auf IndieWire. Kaum überraschend war daher die gehypte Erwartung, dass in der finalen Episode McConaughey und Harrelson in ihren alten Rollen wiederauftauchen könnten, um zu einem grandiosen Showdown beizutragen. Das geschah jedoch nicht.

Stattdessen ließ die letzte fast 75-minütige Episode „Now Am Found“ komplett die Luft aus der Geschichte. Die beiden alten Männer Hays und West finden endlich den geheimnisvollen Junius „Mr June“ Watts, der ihnen als biederer Erzählonkel am Küchentisch den ganzen Fall ausführlich erklärt. Der Tod des Purcell-Jungen ein Unfall. Das Verschwinden von Julie Purcell das Werk der schwer depressiven Tochter des Industriellen Edward Hoyt (Michael Rooker), der zuvor mit einem Kurzauftritt in der letzten Folge das Ganze noch einmal kräftig vernebelt. Doch dann packt endlich der geheimnisvolle einäugige „Mr. June
", der jahrelang die Familienangelegenheiten der Hoyts geregelt hatte, aus und hat danach nur noch den Wunsch, von Hays und West bestraft zu werden. West empfiehlt ihm mit einem Blick auf die Gewehre im Wandschrank, die Sache selbst zu regeln.

Natürlich spaltete das Finale die Fangemeinde. Ein Teil der Zuschauer fühlte sich um einen Schluss betrogen, auf den die vorherigen Folgen konsequent hingearbeitet hatten, der andere Teil entdeckte in Nic Pizzolattos neuer Serie ein brillantes Meisterwerk, das der Anthologieserie eine neue, konsequente Ausrichtung gegeben hatte.
 Beide Lager haben auf ihre Weise recht. TD 3 ist meilenweit von dem überfrachteten Plot der zweiten Staffel entfernt. Die acht Episoden werden straff erzählt, sind erzählerisch deutlich realistischer ausgerichtet und werfen einen vernichtenden Blick auf die Abgründe der menschlichen Natur. Dies lag nicht nur an den Scripts, sondern auch an der ordnenden Hand der Regisseure Jeremy Saulnier und Daniel Sackheim und den kraftvollen Bildern der Ozarks in Arkansas, die Kameramann Germain McMicking (
Top of the Lake) einfing.
Nic Pizzolatto hatte also nicht nur nur durch die Rückkehr zum alten Erzählstil zu seinen Stärken zurückgefunden. Auch die Abgründe der menschlichen Natur, denen wir in der ersten Staffel begegnet sind, erreichen erneut ein episches Ausmaß, das ein wenig an die calvinistische Lehre von der völligen Verderbtheit der Menschen erinnert. Eine Mutter verschachert ihr Kind, finanziert damit ihren Drogenkonsum und wird Jahre später als lästige Mitwisserin umgebracht. Ein unschuldiger Indianer, wie Hays ein Vietnam-Veteran, wird als Kindesmörder bezichtigt, von einem rassistischen White Trash verfolgt und misshandelt, bis er schließlich ein Massaker an den Verfolgern verübt. Und auch Hays und West sind keine moralistischen Cops, sondern schrecken nicht davor zurück, aus Verdächtigen ein Geständnis herauszuprügeln. All das ist düster, sehr finster.


Allerdings möchte ich mich eher der Fraktion der Enttäuschten anschließen, denn ganz zum Schluss wurde glasklar erkennbar, dass Pizzolatto von Beginn an die Serie als perfektes Täuschungsmanöver inszeniert hatte. Von der 1:-1-Kopie des TD-Plots aus Staffel 1 bis zu den versteckten und schließlich immer deutlicher zu Tage tretenden Querverweisen zu den ungelösten Erzählfäden der ersten Staffel unternahm der Showrunner alles, um ein grandioses Finale vorzubereiten, das die Staffeln 1 und 3 in einer gemeinsamen Diegese verschmilzt. Dies geschah aber nicht. Danach hatte man das Gefühl, dass Nic Pizzolatto dem Zuschauer eine lange Nase gedreht hatte. Ob das ein Geniestreich oder simples Austricksen ist, bleibt jedem selbst überlassen. Immerhin erklärte Pizzolatto in seinem Finale alles nachvollziehbar, wenngleich auf andere Weise überraschend, als man erwartet und erhofft hatte. Trotz dieser frustrierenden Wendung war die letzte Folge nach dem manipulativem Staffelauftakt noch das Beste, was man zu sehen bekam.

Thumbs up: Am Ende sind die Detectives „true“

Ohne diese fragwürdigen Tricks hätte TD 3 eine beachtliche Serie werden können. Das ist sie trotz der Verärgerung über das ernüchternde Staffelfinale in weiten Teilen eigentlich auch gewesen. Die Medaille hat allerdings zwei Seiten: Man bekam zum Schluss wie in guten alten Kino- und Serienzeiten den Plot recht phantasielos erklärt und musste schlucken, dass dabei Figuren eingeführt wurden, die man zuvor nicht kannte. Das war etwas zu trivial. Aber dafür konnte man erkennen, dass True Detective von einem Charakterdrama und weniger von einem Crime Plot mit einem Schuss Mystery erzählen wollte. Es ging also immer nur um die Figur des Wayne Hays, der sich zu einer wahrhaft verlorenen Seele entwickelte. Dies dann  exakt auf den Punkt zu bringen, gehörte zur besseren Seite des Finales.
Mahershala Ali, der gerade für „Green Book“ einen Oscar gewonnen hat, spielte eindringlich einen Mann, der sich wie ein Besessener in einen Fall verzettelte und dabei einen noir-Charakter ablieferte, der einerseits grüblerisch-reflektiert an seinem Leben verzweifelte, andererseits skrupellos genug war, um mit seinem gewalttätigen Partner Zeugen und Verdächtige zu foltern. Wie Cohle und Hart kommt es dabei zur Tötung eines Verdächtigen, wie in TD 1 müssen die beiden Cops anschließend die belastende Tat vertuschen.

Bis dahin war es ein weiter, auch mitunter kryptischer Weg, denn nicht immer waren die Zeitsprünge so ausbalanciert und kohärent wie in der er ersten Staffel. Aber immer deutlicher wurde, dass Mahershala Ali offenbar das Portrait eines im Vietnamkrieg schwer traumatisierten Mann ablieferte, der seinen Depressionen nur erfolgreich entgegentreten kann, wenn er sich bedingungslos einer Sache verschreibt, auch wenn er dabei zulässt, dass dabei ein riesigen Scherbenhaufen entsteht. Auch die Beziehung zu seiner Frau Amelia konnte der Cop nur als extreme Ambivalenz zulassen. Die Schullehrerin wird eine erfolgreiche Buchautorin, weil sie offenbar den Nerv des Purcell-Fall getroffen hat, aber ihr Mann wird erst 2015 als schwer dementer Pflegefall das Buch seiner verstorbenen Frau aufklappen und viel zu spät, dann aber sehr verwundert einige kluge Sätze lesen. Ansonsten blien diese Ehe eine Geschichte zwischen Vertrauen und Intimität und dem paranoidem Misstrauen eines Cops, für den die Intellektualität seiner Frau ein Rätsel blieb.
 

Klug und differenziert beobachtet der Showrunner seine Figuren dabei, wie sie sich verletzen und dabei alle Türen zuschlagen, die ihnen einen Ausweg geboten hätten. Dass sich dabei zwischen der von Stephen Dorff gespielten Buddy-Figur des Roland West und seinem schwierigen Partner eine äußerst komplizierte Männerfreundschaft entwickelt, gibt in den letzten Episoden der Figur des Roland West überraschend spannende Konturen: das also waren die True Detectives, wie sie Pizzolatto fünf Jahre nach der ersten Staffel sah. Denn während Hays sich auch im Jahre 2015 immer mehr in einen scheinbar unlösbaren Fall verstrickt, den er auch deshalb nicht lösen kann, weil er die Hälfte der neu entdeckten Fakten schnell wieder vergisst, wenn er sich nicht sofort Sprachnotizen macht, wird ausgerechnet die Freundschaft zu seinem Partner die wichtigste Konstante in seinem Leben.

Nic Pizzolatto erzählt die Geschichte dieser beiden True Detectives als Geschichte eines fragmentierten Lebens. „Was ist, wenn etwas Zerbrochenes wieder ganz ist? Dieses ganze Leben, all dieser Verlust. Was wäre, wenn es in Wirklichkeit eine lange Geschichte war, die einfach weiterging, bis sie sich selbst heilte?“, wird in der letzten Folge gefragt. 
Damit ist man auch bei Pizzolattos Thema - dem Zusichkommen in einer tiefschwarzen Welt, dem Suchen nach einem Funken Hoffnung. Am Ende wird Wayne Hays die totgeglaubte Julie Purcell finden, als Mutter einer Tochter, die ihr aus dem Gesicht geschnitten ist. Ob Hays in seinem labilen Zustand diese Begegnung als Heilung seiner eigenen Geschichte begreift oder womöglich einige Stunden später wieder vergessen hat, bleibt offen.


Die eigentliche Tragödie eines Mannes, der sich und seine Erinnerungen an die fortschreitende Demenz verliert, wird schließlich am Anfang von „Now Am Found“ überdeutlich: Man hört Amelia (es sind die 1980er Jahre) zunächst im Off ein Gedicht rezitieren, dann, wie sie ihrer Klasse das Gedicht von Delmore Schwartz weiter vorliest, während Wayne das Schulgebäude betritt.
„Was bleibt von dir und mir? Außer dem Foto und der Erinnerung? (...) Die Zeit ist das Feuer, in dem wir brennen. Was ist das Selbst in diesen Flammen? Was bin ich heute, das ich damals war? Das ich erneut erleiden und durchleben muss?" Und weiter, im Original:
Time is the school in which we learn, time is the fire in which we burn." 
Wayne hat in der Tür des Klassenzimmers Halt gemacht, Amelia blickt ihn an, er lächelt sie mit unübersehbarem Stolz an. Dann wird übergeblendet auf Wayne in den 1990zigern. Er sitzt in einem Auto, zusammen mit Edward Hoyt - ein zerfurchtes Gesicht, die Augen wandern misstrauisch hin und her. 

Das war wieder „True Detective“ pur: literarische Anspielungen, ein paar easter eggs, die man entdecken musste. Rust Cohle hätte das Gedicht gefallen, er sinnierte ja auch über Zeitschleifen und die endlosen Wiederholungen der Lebenschicksale. Für Wayne Hays besteht die Tragödie wohl aber darin, dass er keine Antwort auf die Frage Was bin ich heute, das ich damals war?" finden kann. Das erledigt Pizzolatto für ihn, der am Ende zeigt, wie sich Wayne und Amelia versöhnen und durch eine Tür in ein helles Licht gehen. Ist dies geschehen oder nur ein zusammengebasteltes Erinnerungsfragment? Schnitt auf Waynes Auge, dann folgt ein weiteren Zeitsprung: in der letzten Einstellung zeigt die Serie, wie der junge Wayne Hays als sogenannter Aufklärer allein in den vietnamesischen Dschungel stapft und angstvoll einen Blick über die Schulter wirft. Am Ende landet Pizzolattos Geschichte dann dort, wo ein Leben zerbrochen ist.


Ein mediales Ereignis - nur nicht bei uns

Einen Seitenhieb kann ich mir nicht verkneifen. Während in den USA Pizzolattos Serie eine wahre Flut von Rezensionen, Essays und Analysen auslöste, blieb der deutsche Blätterwald tot. Im Januar schrieben die großen Blätter und (wie üblich) war damit die Sache erledigt. Wer stattdessen während und nach dem Ende Teil einer öffentlichen Debatte sein wollte, musste The Ringer, Vanity Fair, Vox, Vulture oder IndieWire lesen. In Deutschland gab es immerhin 2017 mit Wissenssümpfe - 2017 - Die Fernsehserie True Detective aus sozial- und kulturwissenschaftlichen Blickwinkeln" eine medienwissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Serie. Wer dies lesen will, muss allerdings sehr tief in seine Tasche greifen.

Die Debatten in den USA waren und sind sehr lebendig gewesen. Sie zusammenzufassen, ist nicht Ziel dieser Rezension. Ich habe stattdessen em Ende eine Quellenliste angefügt. Generell kann aber über eine große Zustimmung, streckenweise sogar über Begeisterung berichtet werden. Wobei auch erwähnt werden muss, dass dabei Kritiker zu Worte kamen, denen die erste Staffel und ihr immer noch missverstandenes Ende zu campy waren.

Mein Fazit fällt etwas anders: Die erste Staffel war ein straight erzählter Crime Plot mit faszinierenden Figuren, unterfüttert mit einer Vielzahl philosophischer Fragestellungen und cleveren Querverweisen zur Weird Fiction. Die Serie hielt multiple Deutungsangebote bereit und kann daher beliebig oft gesehen werden, ohne sich zu erschöpfen.
Die dritte Staffel von Nic Pizzolattos Projekt lebt über weite Strecken von einer Backstory, die dann doch nicht erzählt wird. Stattdessen wird ein soziales Drama entfaltet, das deprimierend und gleichzeitig gnadenlos glaubwürdig ist und dabei nur einen Trost kennt: die Freundschaft zwischen zwei Männern, die sich 35 Jahre lang scheinbar verrannt haben und schließlich als alte Männer doch den gewaltigen Scherbenhaufen einigermaßen zusammenkehren können. Also solides Handwerk ohne frechen Charme.
Wenigstens endete die dritte Staffel wie  Pizzolattos erste Geschichte über zwei True Detectives – dort entdecken Cohle und Hart in der allerletzten Minute das Licht in der Dunkelheit eines infernalisch bösen Universums. Es nimmt zu. In Pizzolattos dritter Geschichte ist das Universum immer noch tiefschwarz, aber das Licht ist kaum noch zu erkennen. Denn um das Licht zu erkennen, muss man sich daran erinnern können, dass man es gesehen hat.

Überarbeitete Fassung vom 8. März 2019)

Note: BigDoc = 3

True Detective Season 3 – HBO 2019 – Showrunner: Nic Pizzolatto – 8 Episoden – Regie: Jeremy Saulnier (2), Daniel Sackheim (4), Nic Pizzolatto (2) – Darsteller: Mahershala Ali, Stephen Dorff, Carmen Ejogo.


Quellen

  1. Miles Surrey, The Ringer (Januar 2019): Connecting the Dots Between Season 1 and Season 3 of ‘True Detective’ 
  2. Joanna Robinson, Vanity Fair (Januar 2019): True Detective: The Crucial Literary Allusions You Might Have Missed in the Premiere
  3. Alec Bojalad, Denofgeek (Januar 2019): Detective Season 3: Opening Credits Explained 
  4. Alle Beiträge, Denofgeek (in progress): True Detective
  5. Tod VanDerWerff, VOX (Mai 2019): I have always been a True Detective skeptic. Season 3 made a believer.
  6. Kenny Herzog, Vulture (Februar 2019): True Detective Season 3 Was a Blistering Case Against True Crime
  7. Brain Tellerico, Vulture (Februar 2019): A Very Simple Guide to True Detective’s Multiple Timelines (ausführliche Inhaltsangabe, chronologisch)
  8. Matt Zoller Seitz, Vulture (Januar 2019): What Is True Detective, Really?
  9. Ben Travers, IndieWire (Februar 2019): ‘True Detective’ Review: Episode 7 Comes Full Circle with a Stunning, Franchise-Shaking Twist

Blogbeiträge

  1. True Detective 3 kopiert sich auf hohem Niveau (15. Januar 2019)
  2. True Detective 2: Der Vorhof der Hölle (2. Dezember 2015)
  3. Welches Geheimnis steckt in True Detective? (20. Juli 2014)
  4. True Detective (18. Juni 2014