Mittwoch, 11. Juli 2007

Brick

USA 2006 – Regie, Buch: Rian Johnson - Darsteller: Joseph Gordon-Levitt, Nora Zehetner, Noah Fleiss, Matt O'Leary, Noah Segan, Meagan Good, Emilie de Ravin, Richard Roundtree, Lukas Haas, Brian J. White - FSK: ab 12 - Länge: 110 min.

„Brick“ ist ein intelligentes Crossover-Produkt, das eine ähnliche faszinierende Wirkung erzeugt wie der allerdings deutlich enigmatischere „Donnie Darko“: Rian Johnson hat eine Mischung aus Collegemovie und film noir produziert, einen Film, der nach ersten Irritationen aufs angenehmste unterhält und seine Verschlüsselungen in kleinen Portionen präsentiert und peu à peu auflöst. Nämlich dann, wenn man kapiert hat, dass Sam Spade und Phillip Marlowe herzlich grüßen lassen.
Es ist alles da: der Humphrey Bogart-Typ, die femme fatale, der sarkastische Boss einer brutalen Gang, der Schläger für die Drecksarbeit und das mysteriöse Mordopfer, das natürlich eine schöne Frau ist, zu der unser Held eine zerbrochene Liebesbeziehung „unterhält“. Dass all diese gebrochenen Gestalten noch brav bei Papa und Mama wohnen, macht den skurrilen Reiz dieses Films aus, der nach sechsjähriger Produktionsphase vom Autor und Regisseur am heimischen PC geschnitten wurde, mittlerweile acht Filmpreise in die Tasche gesteckt hat und zum Kultfilm avancierte.

Die Handlung: Brendan Frye (brillant: Joseph Gordon-Levitt) ist eine bebrillter, intellektuell anmutender und dennoch extrem tougher und schlagkräftiger Einzelgänger an einer Highschool in Südkalifornien – hard-boiled wie die die privat eyes aus dem Kinokosmos der 40er Jahre. Ein Anruf seiner Ex-Freundin Emily löst eine Kaskade von Katastrophen aus: Emily stammelt Merkwürdiges in den Hörer– und verschwindet dann spurlos. Zusammen mit seinem Freund Brain, der als multiples Undercover-Informations- und Logistikzentrum fungiert, versucht Brendan das Geheimnis zu lösen und in dem ganzen abscheulichen Sumpf aufzuräumen – äußerst motiviert, denn er findet Emily bald darauf tot in einem Abwasserkanal.
Langsam lernt der Zuschauer die mysteriöse Welt der Highschool kennen, in der alles korrupt und einem allgemeinen Werteverfall ausgesetzt zu sein scheint. Viel zu sehen ist vom Lehrbetrieb an den überwiegend menschenleeren Schauplätzen allerdings nicht. Als es Brendan gelingt, in der Drogengang des geheimnisvollen Pin (Lukas Haas, „Der einzige Zeuge“) aufgenommen zu werden, scheint sich alles zu entwirren.Doch keine Sorge: ähnlich wie in „The Maltese Falcon“ und „The Big Sleep“ versteht man das ganze Ausmaß von Verrat und Heimtücke auch dann nicht vollständig, wenn Brendan in der dramatischen Schlussszene dem Hauptübeltäter, dessen Geschlecht hier nicht verraten werden soll, alles an den Kopf wirft. Dass der Film danach einsam aus dem Bild stiefelt, versteht sich von selbst.

Rian Johnson hat gut daran getan, dem Film einen eigenen Look zu geben und nicht den kalten und expressiven Charme der in schwarz-weiß gedrehten noir-Filme zu kopieren. So ist es weniger der Stil, der den Film prägt als vielmehr der Plot und die streckenweise wahnsinnig witzigen Dialoge. So gut muss man erst einmal schreiben. Hut ab!

Der Filmclub goutierte also nach einigen Rückschlägen wieder einmal einen restlos überzeugenden Film.

Noten: Melonie = 2, BigDoc = 2, Klawer = 2,5, Mr. Mendez = 3.