Mittwoch, 12. Dezember 2012

Bluray-Review: Prometheus - Dunkle Zeichen



Der Film wurde bereits ausführlich von mir besprochen: http://bigdocsfilmclub.blogspot.de/2012/08/prometheus-dunkle-zeichen.html
Die vorliegende Bluray hat wie erwartet einige neue Erkenntnisse vermittelt. So muss ich zunächst einige Fehler in meiner Rezension ausbügeln.

  •  „Das Team entdeckt nicht nur eine riesige humanoide Gesichtsskulptur, die an den Konstrukteur aus der Pre-Title-Sequence erinnert, sondern später auch eine Abbildung, die den berüchtigten Xenomorph darstellt, jenes tödliche Alien, das später die „Nostromo“ verwüsten wird.“

Das ist leider falsch, ich konnte derartige Artefakte oder ähnliches nicht entdecken. Was ich wohl gesehen habe, was eine Wandskulptur, die große Ähnlichkeiten mit dem Giger-Style von „Alien“ aufweist, aber ein Motiv ist nicht zu sehen.
Nachtrag: kaum hatte ich diese Rezension eingestellt, musst ich feststellen, dass der rührige Brad Brevet doch den Xenomorph im Film entdeckt hat und dies auch mit einem Foto belegt: http://www.ropeofsilicon.com/what-is-going-on-in-prometheus-a-universe-of-questions-answers-and-theories/6/
Oupps - was denn nun? Möge sich jeder ein Bild machen, aber falls es ein Xenomorph ist, dann ist die Frage berechtigt, warum die Konstrukteure ausgerechnet von diesem Monster eine Skulptur hergestellt haben und nicht von uns?

Man kann es drehen und wenden, wie man will: wir erfahren natürlich in einer filmischen Fiktion keine Tatsachen, keine Wahrheiten über die Entstehung unserer Spezies oder den tieferen Sinn unseres Seins - bestenfalls intelligente Konzepte und durchdachte Rätsel.
Also nicht in die Akte X-Falle laufen und alles deuten, als wäre es real life!

Zur These, dass „Prometheus“ ein „völlig schlüssiges Alien-Prequel“ ist, habe ich geschrieben:

  •   „…und selbstverständlich gibt es auch die „Facehugger“ und „Chestburster“, jene monströsen Viecher, die sich unterschiedlicher Wirtskörper bedienen, um das Alien zu gebären.“

Leider gibt es keine ‚richtigen‘ Facehugger, aber Kreaturen, die oral in die Wirtskörper eindringen (wie Aale durch den Mund!) – das ist schon ein Unterschied. Der Hinweis auf die Chestburster war allerdings richtig, was der Epilog deutlich zeigt, zumal dort auch ein Alien ‚geboren‘ wird, das entfernt an das Alien aus den älteren Filmen erinnert.
Zur handwerklich-stilistischen Qualität des Films habe ich festgestellt:

  •  „Scott gelingt es trotz der enigmatischen Plotstruktur tatsächlich, die Figurenzeichnung einigermaßen im Griff zu behalten und die Charaktere so auszuarbeiten, dass sie mehr sind als Stichwortgeber in einem ruhelosen Actionspektakel, aber eine emotionale Bindung des Zuschauers an das Motivgemenge will dennoch nicht recht gelingen. Vielleicht liegt dies auch an den 25 Minuten, die Scott für die immer noch über zwei Stunden lange Kinofassung herausgeschnitten hat. Ein Director’s Cut ist nicht vorgesehen, aber was heißt das schon?“

Hier ist tatsächlich nichts zu ändern. Im Gegenteil: auf der Bluray findet man fast 30 Minuten herausgeschnittenes Material (in HiDef-Qualität und deutsch untertitelt). Einige Szenen sind wie üblich entbehrlich, andere wären geradezu umwerfend gewesen. Zum einen, weil sie wichtige Figuren verständlicher und pointierter herausarbeiten, z.B. die Beziehung zwischen Vickers und Janek oder die zwischen Vickers und ihrem Vater. Aber auch die zwischen Shaw und ihrem Freund, die nun doch etwas weniger romantisch ausfällt.
Zum anderen, und das ist wohl noch wichtiger, hat Scott die Szene, in der es zur Begegnung mit dem überlebenden Konstrukteur kommt, drastisch zusammengeschnitten. In dieser Szene kommt es zu einem Dialog zwischen Peter Weyland und dem Konstrukteur, der zwar nicht restlos alle Rätsel aufklärt, aber entscheidend zum Verständnis des Plots beigetragen hätte.
Von der Schnittversion der Kinofassung waren dann auch weitere Szenen beeinflusst, die konsequenterweise auch gekürzt werden mussten und immerhin einiges zur Herkunft der Konstrukteure zu sagen gehabt hätten. Stichwort: „Paradies“. Das hat dann auch sehr viel mit dem von mir erwähnten Scott-Zitat über die „Dark Angels“ zu tun. Hier hat sich das Bonus-Material also wirklich gelohnt!

Und die Gründe? Cutter Pietro Scalia hat in seinen Kommentaren zu den Deleted Scenes deutlich gemacht, dass in fast jedem der geschilderten Fälle das ‚Geheimnis‘ wichtiger war als der Zufluss an Informationen. Mit anderen Worten: man strich den sprechenden Konstrukteur, weil der schweigende einfach mysteriöser war.
Diese Gründe dürften aber nicht dafür verantwortlich gewesen sein, dass auch eine längere Kampfszene zwischen Shaw und dem Konstrukteur der Schere zum Opfer fiel. Auch diese Szene hätte dem Film gut getan, denn in der Kinoversion taucht der Konstrukteur nach der Zerstörung seines Mutterschiffs einfach zu abrupt auf.
 

Last but not least bleibt das Fazit: „Prometheus“ hat einen Director’s Cut verdient.

In punkto Bildqualität macht es wenig Sinn, hier technische Einzelheiten aufzuzählen. „Prometheus“ ist rundum brillant, auch dort, wo die etwas dunklen Szenen in der geheimnisvollen Pyramide nicht gerade das sind, was nach Tiefenschärfe verlangt.Es fällt mir schwer, einen Grund zu finden, der gegen das Urteil "Referenzqualität" spricht.

Fazit: diese Bluray verdient eine glatte Eins.