USA 2012 - Regie: Tim Burton - Darsteller: Johnny Depp, Michelle Pfeiffer, Helena Bonham
Carter, FSK: ab 12 - Länge: 112 min.
„Zurück in die Zukunft“
meets Vampire. Zumindest der zweite Teil ist ja zurzeit absolut angesagt. Der Clash of Civilizations – abgehandelt an
einem Untoten, der sich lange nach seiner Zeit plötzlich mit Kabelfernsehern,
Autos und Pop-Musik zu arrangieren hat – eigentlich kann das gar nichts
schiefgehen. Und alles auch noch von
dem Spezialisten für gepflegte Grusel-Romantik inszeniert: Wo Tim Burton
draufsteht, ist auch meistens Tim Burton drin. Doch diesmal hat sich der
Meister des Morbiden verschätzt. Schuld daran ist das Drehbuch.
Wir sind im ausgehenden 18.
Jh.: die britische Auswandererfamilie Collins hat im amerikanischen Maine ein
Fischerei-Imperium aufgebaut, das keine Konkurrenz kennt. Alles könnte auf
unbeschränktes Glück und endlosen Reichtum für die kommenden Generationen
hinauslaufen, wenn nicht der junge Barnabas Collins (Johhny Depp) ausgerechnet
einer liebestollen Hexe den Laufpass geben würde. So etwas hat Folgen:
Angelique (Eva Green) entsorgt als Erstes die verhasste Nebenbuhlerin und
belegt nicht nur den coolen Ex-Lover mitsamt der ganzen Familie mit einem
Fluch, sondern sorgt auch dafür, dass Barnabas die nächsten Jahrhunderte in
einem fest verschlossenen Metallsarg verbringt. Zuvor hat sie ihn allerdings in
einem Vampir verwandelt!
Dark Shadows war in den 1960er Jahren eine außergewöhnlich
beliebte US-Gothic Soap Opera. In fünf Jahren produzierte ABC sage und schreibe
über 1200 Episoden des halbstündigen Formats und später auch zwei Filme. Ein
Anfang der Neunziger Jahre von NBC gestarteter Relaunch stand allerdings unter
keinem guten Stern: die Serie wurde nach 13 Folgen wieder eingestellt. Fans können
sich trösten: in diesem Monat wird eine 131-DVD-Sargbox mit allen 1225 Folgen
des alten Serienklassikers erscheinen.
Tim Burton erzählt in „Dark
Shadows“ eine Geschichte, die sich fast ausschließlich um die Figur des Vampirs
Barnabas dreht, der knapp zwei Jahrhunderte später, im Jahre 1972,
versehentlich aus seinem Sarg befreit wird und nach anfänglichen
Assimilationsprobleme dem alten Familienschloss und seiner inzwischen doch etwas
abgewirtschafteten Familie wieder zu altem Glanz verhelfen will. Dass sich ein
gutbürgerlich sozialisierter Vampir nicht auf Anhieb mit den kulturellen
Gewohnheiten der Pop-Generation anfreunden will, führt dann auch folgerichtig
zu einigen netten Dialogen und Situationsgags, aber spätestens, wenn Barnabas
das Kabel aus einem Fernseher reißt, um die im Kasten befindlichen kleinen
Menschen herauszulassen, spürt man, dass das beabsichtigte Gag-Feuerwerk doch
allzu sehr an der Oberfläche bleibt.
Das eigentliche Dilemma in
dem von Johnny Depp mitproduzierten Film besteht jedoch in der losen, ja fast
schon flüchtigen Struktur des Drehbuchs, das interessante Figuren wie das
Kindermädchen Viktoria Winters (Bella Heathcote), das Barnabas’ großer Liebe
wie ein Ei dem anderen gleicht, vielversprechend aufbaut, um sie dann aus dem
Auge zu verlieren. Helena Bonham Carter als Familien-Psychiaterin Dr. Julia
Hoffman verspielt sich in einer unbedeutenden Nebenrolle, was im Prinzip für
die meisten Mitglieder der Collins-Familie gilt.
Und warum man Christopher Lee für einen kurzen Gastauftritt als Seebär angeheuert hat, wird wohl das Geheimnis der Macher bleiben. Mit anderen Worten: viel Potential, aber kein Gefühl für die Story.
Und warum man Christopher Lee für einen kurzen Gastauftritt als Seebär angeheuert hat, wird wohl das Geheimnis der Macher bleiben. Mit anderen Worten: viel Potential, aber kein Gefühl für die Story.
Sicher spielt Johnny Depp
seine Rolle famos und auch das Szenenbild ist detailfreudig ins Bild gesetzt
worden, aber retten kann dies die Sache nicht: So schleppt sich der Film von
einer Szene zur nächsten hin und auch wenn es in der Auseinandersetzung
zwischen Baranbas und Angelique, der Hexe, die natürlich immer noch ihr Unwesen
treibt, am Ende auf magische Weise deftig knallen und krachen darf, so hat der
Film zu diesem Zeitpunkt allenfalls gepflegte Langeweile verbreitet. „Dark
Shadows“ ist leider keine ironische Antwort auf die todernste Twilight-Reihe
und sattsam bekannte TV-Serie wie Vampire Diaries. Er wirkt so untot wie seine
Hauptfigur.
Noten: BigDoc = 4