Mittwoch, 23. Mai 2012

Dark Shadows


USA 2012 - Regie: Tim Burton - Darsteller: Johnny Depp, Michelle Pfeiffer, Helena Bonham Carter, FSK: ab 12 - Länge: 112 min.

 „Zurück in die Zukunft“ meets Vampire. Zumindest der zweite Teil ist ja zurzeit absolut angesagt. Der Clash of Civilizations – abgehandelt an einem Untoten, der sich lange nach seiner Zeit plötzlich mit Kabelfernsehern, Autos und Pop-Musik zu arrangieren hat – eigentlich kann das gar nichts schiefgehen. Und alles auch noch von dem Spezialisten für gepflegte Grusel-Romantik inszeniert: Wo Tim Burton draufsteht, ist auch meistens Tim Burton drin. Doch diesmal hat sich der Meister des Morbiden verschätzt. Schuld daran ist das Drehbuch.

Wir sind im ausgehenden 18. Jh.: die britische Auswandererfamilie Collins hat im amerikanischen Maine ein Fischerei-Imperium aufgebaut, das keine Konkurrenz kennt. Alles könnte auf unbeschränktes Glück und endlosen Reichtum für die kommenden Generationen hinauslaufen, wenn nicht der junge Barnabas Collins (Johhny Depp) ausgerechnet einer liebestollen Hexe den Laufpass geben würde. So etwas hat Folgen: Angelique (Eva Green) entsorgt als Erstes die verhasste Nebenbuhlerin und belegt nicht nur den coolen Ex-Lover mitsamt der ganzen Familie mit einem Fluch, sondern sorgt auch dafür, dass Barnabas die nächsten Jahrhunderte in einem fest verschlossenen Metallsarg verbringt. Zuvor hat sie ihn allerdings in einem Vampir verwandelt!

Dark Shadows war in den 1960er Jahren eine außergewöhnlich beliebte US-Gothic Soap Opera. In fünf Jahren produzierte ABC sage und schreibe über 1200 Episoden des halbstündigen Formats und später auch zwei Filme. Ein Anfang der Neunziger Jahre von NBC gestarteter Relaunch stand allerdings unter keinem guten Stern: die Serie wurde nach 13 Folgen wieder eingestellt. Fans können sich trösten: in diesem Monat wird eine 131-DVD-Sargbox mit allen 1225 Folgen des alten Serienklassikers erscheinen.

Tim Burton erzählt in „Dark Shadows“ eine Geschichte, die sich fast ausschließlich um die Figur des Vampirs Barnabas dreht, der knapp zwei Jahrhunderte später, im Jahre 1972, versehentlich aus seinem Sarg befreit wird und nach anfänglichen Assimilationsprobleme dem alten Familienschloss und seiner inzwischen doch etwas abgewirtschafteten Familie wieder zu altem Glanz verhelfen will. Dass sich ein gutbürgerlich sozialisierter Vampir nicht auf Anhieb mit den kulturellen Gewohnheiten der Pop-Generation anfreunden will, führt dann auch folgerichtig zu einigen netten Dialogen und Situationsgags, aber spätestens, wenn Barnabas das Kabel aus einem Fernseher reißt, um die im Kasten befindlichen kleinen Menschen herauszulassen, spürt man, dass das beabsichtigte Gag-Feuerwerk doch allzu sehr an der Oberfläche bleibt.
Das eigentliche Dilemma in dem von Johnny Depp mitproduzierten Film besteht jedoch in der losen, ja fast schon flüchtigen Struktur des Drehbuchs, das interessante Figuren wie das Kindermädchen Viktoria Winters (Bella Heathcote), das Barnabas’ großer Liebe wie ein Ei dem anderen gleicht, vielversprechend aufbaut, um sie dann aus dem Auge zu verlieren. Helena Bonham Carter als Familien-Psychiaterin Dr. Julia Hoffman verspielt sich in einer unbedeutenden Nebenrolle, was im Prinzip für die meisten Mitglieder der Collins-Familie gilt.
Und warum man Christopher Lee für einen kurzen Gastauftritt als Seebär angeheuert hat, wird wohl das Geheimnis der Macher bleiben. Mit anderen Worten: viel Potential, aber kein Gefühl für die Story.

Sicher spielt Johnny Depp seine Rolle famos und auch das Szenenbild ist detailfreudig ins Bild gesetzt worden, aber retten kann dies die Sache nicht: So schleppt sich der Film von einer Szene zur nächsten hin und auch wenn es in der Auseinandersetzung zwischen Baranbas und Angelique, der Hexe, die natürlich immer noch ihr Unwesen treibt, am Ende auf magische Weise deftig knallen und krachen darf, so hat der Film zu diesem Zeitpunkt allenfalls gepflegte Langeweile verbreitet. „Dark Shadows“ ist leider keine ironische Antwort auf die todernste Twilight-Reihe und sattsam bekannte TV-Serie wie Vampire Diaries. Er wirkt so untot wie seine Hauptfigur.

Noten: BigDoc = 4