Mittwoch, 7. November 2012

Bluray-Review: The Walking Dead – Season 2


TV-Serie: USA 2011. Darsteller: Andrew Lincoln, Chandler Riggs, Emma Bell, Jeffrey DeMunn, Jon Bernthal, Laurie Holden, Sarah Wayne Callies, Steven Yeun. Deutscher Vertrieb: WVG Medien. Show-Runner: Glen Mazzara. FSK: freigegeben ab 18 Jahren.

Neben HBO gehört der amerikanische Pay-TV-Fernsehsender AMC zu den Anbieter, die für den Aufschwung des vielzitierten Quality TV verantwortlich sind. AMC ließ ab 2007 Mad Men und ab 2008 Breaking Bad produzieren, beide Serien werden mittlerweile von Lions Gate bzw. Sony produziert.
Völlig überraschend war dann der Erfolg der von Showrunner Frank Darabont realisierten Horror-Serie „The Walking Dead“, der neue Maßstäbe im Horrorgenre definierte. Die Mischung aus spannender Figurenentwicklung und expliziten Splatterszenen ist eindeutig der Erwachsenenunterhaltung zuzurechnen, erreichte aber Quoten, die von dieser Zielgruppe nicht ohne Weiteres erwartet werden konnten. Aktuell erreicht die dritte Season durchschnittlich 11 Millionen Zuschauer.

Spannung gehalten

Nach der ersten Staffel stieg Showrunner Frank Darabont aus. Dennoch konnte die zweite Staffel weiterhin überdurchschnittliche Quoten erzielen, was nicht allein durch Neugier und Anhänglichkeit der Zuschauer zu erklären ist. Offenbar überzeugte die Mischung aus Soap und massivem Body Horror weiterhin.
Die zweite Staffel hat sich ähnlich wie George A. Romeros misslungener Survival of the Dead in ein ländliches Milieu begeben. Große Teile der Handlung spielen auf einer Farm, gelegentlich unternimmt die Gruppe um den Ex-Sheriff Rick Grimes aber auch Beschaffungsausflüge in die nahe gelegenen Gemeinden.
Die in der ersten Season sehr dichten Szenen im urbanen Milieu fehlen ein wenig, aber insgesamt lässt die Spannung nichts zu wünschen übrig, da neuer Konflikte abgearbeitet werden müssen: Farmer Hershel ist ein Tierarzt mit sehr eigenwilligen Auffassungen über die Verwahrung von Untoten, die Rivalität zwischen Rick und Shane steuert auf einen letalen Höhepunkt zu und recht überzeugend sind auch die Diskussionen zwischen dem Moralisten Dale und der zunehmend härter werdenden Fraktion um Shane: Kann man inmitten der Apokalypse noch die Regeln einer zivilen Gesellschaft erhalten oder werden extreme Lösungen, wie z.B. eine präventive Hinrichtung, durch die extremen Umstände gerechtfertigt?
Ohne die Pointen vorwegzunehmen: Rick wird nach der 2. Staffel kein Demokrat mehr sein!
Den Erfolg von „The Walking Dead“ kann dies alles nicht erklären, auch die teilweise extreme Gewaltdarstellung reicht dazu nicht aus, denn andere Serien wie „Boardwalk Empire“ sind auch nicht zimperlich. Da geht eine Serie wie „Dexter“ im Vergleich zu „The Walking Dead“ geradezu schonend mit den Nerven ihrer Fans um.

Kein HD: Bild wie auf einer guten DVD und mauer Ton

Die Verwertung auf DVD und Bluray begann pünktlich nach der Premiere der zweiten Season auf RTL 2. Die Bluray-Edition erscheint hierzulande sowohl exklusiv in einer Steelbox und bei anderen Anbietern im üblichen Keep Case im Schuber auf Double Layer-BD (50 GB). Das Bildformat 1,78:1 in der Auflösung 1920x1080p ergibt ein normales 16:9-Bild. Als Codec wurde MPEG-4/AVC verwendet, was unter normalen Umständen zu sehr guten Ergebnissen führt.
Normal sind die Umstände aber wohl nicht gewesen, da fast fünf Stunden Video auf die Scheibe mit den Folgen 1-6 gepresst worden sind (normal sind vier Stunden). Die zweite BD enthält sogar sieben Episoden. Das führt bei der weiterhin mit 16 mm gedrehten Serie fast zwangsläufig zu Problemen, die gegenwärtig ziemlich vehement von der Fans in einschlägigen Foren diskutiert werden.
Das Ergebnis ist ernüchternd: „The Walking Dead“ sieht (von wenigen Ausnahmen abgesehen) wie eine DVD aus. Persönlich habe ich schon ältere Filme auf DVD-Beilegern gesehen, die deutlich schärfer, kontrastreicher und völlig frei von Kompressionsartefakten gewesen sind.
Nun ist „The Walking Dead“ nicht etwa durchgehend unscharf, aber die Detailzeichnung bei Totalen ist im Vergleich zu Nahaufnahmen und Closeups schon erkennbar reduziert. Auch Farben und Kontraste können nicht durchgehend überzeugen.
Am heftigsten muss die Kritik leider beim Bildrauschen ausfallen, wobei nicht immer klar ist, was auf das Konto des Filmkorns geht und was nun digitales Bildrauschen ist. Wer hier das erwartet, wofür er sich ein entsprechendes Equipment angeschafft hat, wird vermutlich genervt reagieren.
Dazu passt auch folgende Info: in den USA ist TWD 2 auf insgesamt vier Datenträgern erschienen. Die Besprechungen fallen deutlich besser aus, obwohl auch bei Blu-ray.com auf vereinzelte Schwächen hingewiesen wird [1]

Ähnliche Abstriche muss man beim Ton machen, obwohl der deutsche Release immerhin DTS-HD zu bieten hat. Auch hier muss man schon hinhören, aber dort, wo der Ton scheppert, muss man kein feines Gehör haben. Was scheppert, das scheppert halt. Ob dies der deutschen Synchronisationsfirma anzulasten ist oder ob dies ebenfalls auf das Konto der Kompression geht, kann ich nicht erschöpfend beantworten.
Bei den Extras wurde allerdings nicht gegeizt – eine volle Scheibe (in HD) mit 12 Features plus Deleted Scenes warten auf den Serienjunkie. Auf die Inhalte werde ich zu einem späteren Zeitpunkt eingehen.

Fazit: „The Walking Dead“ enttäuscht in dieser Verfassung doch sehr und liegt in der Qualität erkennbar unter der ersten Season (hier liegt mir aber zum Vergleich nur die GB-Version vor). Die Fans der Serie müssen für sich selbst entscheiden, ob diese Serie wirklich eine ‚schmutzige’ Bildästhetik benötigt oder ob dies einfach nur Quatsch ist. Sollte das US-Release wirklich deutlich besser sein, dann hat sich Schmuddel-Look-Argument erledigt und der europäische, oder besser gesagt: der deutsche Kunde hat teuer zu bezahlen, was einfach besser gehen muss.