TV-Serie: USA 2011. Darsteller: Andrew Lincoln, Chandler
Riggs, Emma Bell, Jeffrey DeMunn, Jon Bernthal, Laurie Holden,
Sarah Wayne Callies, Steven Yeun. Deutscher Vertrieb: WVG Medien. Show-Runner:
Glen Mazzara. FSK: freigegeben ab 18 Jahren.
Neben HBO gehört der
amerikanische Pay-TV-Fernsehsender AMC zu den Anbieter, die für den Aufschwung
des vielzitierten Quality TV verantwortlich sind. AMC ließ ab 2007 Mad Men und
ab 2008 Breaking Bad produzieren, beide Serien werden mittlerweile von Lions
Gate bzw. Sony produziert.
Völlig überraschend war dann
der Erfolg der von Showrunner Frank Darabont realisierten Horror-Serie „The
Walking Dead“, der neue Maßstäbe im Horrorgenre definierte. Die Mischung aus
spannender Figurenentwicklung und expliziten Splatterszenen ist eindeutig der
Erwachsenenunterhaltung zuzurechnen, erreichte aber Quoten, die von dieser
Zielgruppe nicht ohne Weiteres erwartet werden konnten. Aktuell erreicht die
dritte Season durchschnittlich 11 Millionen Zuschauer.
Spannung gehalten
Nach der ersten Staffel
stieg Showrunner Frank Darabont aus. Dennoch konnte die zweite Staffel
weiterhin überdurchschnittliche Quoten erzielen, was nicht allein durch Neugier
und Anhänglichkeit der Zuschauer zu erklären ist. Offenbar überzeugte die
Mischung aus Soap und massivem Body Horror weiterhin.
Die zweite Staffel hat sich
ähnlich wie George A. Romeros misslungener Survival of the Dead in ein
ländliches Milieu begeben. Große Teile der Handlung spielen auf einer Farm,
gelegentlich unternimmt die Gruppe um den Ex-Sheriff Rick Grimes aber auch
Beschaffungsausflüge in die nahe gelegenen Gemeinden.
Die in der ersten Season
sehr dichten Szenen im urbanen Milieu fehlen ein wenig, aber insgesamt lässt
die Spannung nichts zu wünschen übrig, da neuer Konflikte abgearbeitet werden
müssen: Farmer Hershel ist ein Tierarzt mit sehr eigenwilligen Auffassungen
über die Verwahrung von Untoten, die Rivalität zwischen Rick und Shane steuert
auf einen letalen Höhepunkt zu und recht überzeugend sind auch die Diskussionen
zwischen dem Moralisten Dale und der zunehmend härter werdenden Fraktion um
Shane: Kann man inmitten der Apokalypse noch die Regeln einer zivilen
Gesellschaft erhalten oder werden extreme Lösungen, wie z.B. eine präventive
Hinrichtung, durch die extremen Umstände gerechtfertigt?
Ohne die Pointen
vorwegzunehmen: Rick wird nach der 2. Staffel kein Demokrat mehr sein!
Den Erfolg von „The Walking
Dead“ kann dies alles nicht erklären, auch die teilweise extreme
Gewaltdarstellung reicht dazu nicht aus, denn andere Serien wie „Boardwalk
Empire“ sind auch nicht zimperlich. Da geht eine Serie wie „Dexter“ im
Vergleich zu „The Walking Dead“ geradezu schonend mit den Nerven ihrer Fans um.
Kein HD: Bild wie auf einer guten DVD und mauer Ton
Die Verwertung auf DVD und
Bluray begann pünktlich nach der Premiere der zweiten Season auf RTL 2. Die
Bluray-Edition erscheint hierzulande sowohl exklusiv in einer Steelbox und bei
anderen Anbietern im üblichen Keep Case im Schuber auf Double Layer-BD (50 GB).
Das Bildformat 1,78:1 in der Auflösung 1920x1080p ergibt ein normales
16:9-Bild. Als Codec wurde MPEG-4/AVC verwendet, was unter normalen Umständen
zu sehr guten Ergebnissen führt.
Normal sind die Umstände
aber wohl nicht gewesen, da fast fünf Stunden Video auf die Scheibe mit den Folgen 1-6 gepresst
worden sind (normal sind vier Stunden). Die zweite BD enthält sogar sieben Episoden. Das führt bei der weiterhin mit 16 mm
gedrehten Serie fast zwangsläufig zu Problemen, die gegenwärtig ziemlich vehement
von der Fans in einschlägigen Foren diskutiert werden.
Das Ergebnis ist
ernüchternd: „The Walking Dead“ sieht (von wenigen Ausnahmen abgesehen) wie
eine DVD aus. Persönlich habe ich schon ältere Filme auf DVD-Beilegern gesehen,
die deutlich schärfer, kontrastreicher und völlig frei von
Kompressionsartefakten gewesen sind.
Nun ist „The Walking Dead“
nicht etwa durchgehend unscharf, aber die Detailzeichnung bei Totalen ist im
Vergleich zu Nahaufnahmen und Closeups schon erkennbar reduziert. Auch Farben
und Kontraste können nicht durchgehend überzeugen.
Am heftigsten muss die
Kritik leider beim Bildrauschen ausfallen, wobei nicht immer klar ist, was auf
das Konto des Filmkorns geht und was nun digitales Bildrauschen ist. Wer hier
das erwartet, wofür er sich ein entsprechendes Equipment angeschafft hat, wird
vermutlich genervt reagieren.
Dazu passt auch folgende
Info: in den USA ist TWD 2 auf insgesamt vier Datenträgern erschienen. Die
Besprechungen fallen deutlich besser aus, obwohl auch bei Blu-ray.com auf
vereinzelte Schwächen hingewiesen wird [1]
Ähnliche Abstriche muss man
beim Ton machen, obwohl der deutsche Release immerhin DTS-HD zu bieten hat.
Auch hier muss man schon hinhören, aber dort, wo der Ton scheppert, muss man
kein feines Gehör haben. Was scheppert, das scheppert halt. Ob dies der
deutschen Synchronisationsfirma anzulasten ist oder ob dies ebenfalls auf das
Konto der Kompression geht, kann ich nicht erschöpfend beantworten.
Bei den Extras wurde
allerdings nicht gegeizt – eine volle Scheibe (in HD) mit 12 Features plus
Deleted Scenes warten auf den Serienjunkie. Auf die Inhalte werde ich zu einem
späteren Zeitpunkt eingehen.
Fazit: „The Walking Dead“
enttäuscht in dieser Verfassung doch sehr und liegt in der Qualität erkennbar
unter der ersten Season (hier liegt mir aber zum Vergleich nur die GB-Version vor). Die Fans der Serie
müssen für sich selbst entscheiden, ob diese Serie wirklich eine ‚schmutzige’
Bildästhetik benötigt oder ob dies einfach nur Quatsch ist. Sollte das
US-Release wirklich deutlich besser sein, dann hat sich Schmuddel-Look-Argument
erledigt und der europäische, oder besser gesagt: der deutsche Kunde hat teuer
zu bezahlen, was einfach besser gehen muss.