Donnerstag, 29. März 2007

Wer früher stirbt, ist länger tot

Deutschland 2006 - Regie: Marcus H. Rosenmüller - Darsteller: Markus Krojer, Fritz Karl, Jule Ronstedt, Jürgen Tonkel, Saskia Vester, Franz Xaver Brückner, Johann Schuler, Sepp Schauer - Prädikat: wertvoll - FSK: ab 6 - Länge: 104 min.

Wer glaubt diesen Film ohne Untertitel sehen zu können, ist entweder Bayer oder völlig ahnungslos. Der Filmclub resignierte bereits nach wenigen Minuten. Unisono wurden die aufklärenden Subtitles verlangt und alle belohnten sich für diese Konsequenz mit einer der witzigsten und intelligentesten Komödien der letzten Monate. So ist das halt mit den Nordlichtern: wollen ihnen die Bayern nicht auf ewig fremd bleiben, müssen sie zur Fernbedienung greifen. Wenn das auch in der Politik klappen würde, gäbe es sicher einen weiteren Anlass zur Freude.

Sebastian ist mit seinen 11 Jahren ein bayerischer Lausbub mit Charme und einem fatalen Hang, permanent Katastrophen auszulösen. Als er nach einem für die Hasen seines Bruders äußerst letalen Streich erfährt, dass seine Mutter bei seiner Geburt gestorben ist und er somit daran schuld sei, beginnt eine tour de force zwischen Schuldgefühlen und den wildesten Versuchen, sich von seinen „Sünden“ rein zu waschen – oder zumindest unsterblich zu werden, damit einem dann doch das Fegefeuer erspart bleibt. Und so beschließt Sebastian, nur noch gute Taten zu vollbringen.

Natürlich geht das alles nicht gut und so werden Hasen bei Wiederbelebungsversuchen gesprengt, Katzen lerneifrig ersäuft und sterbenskranke Greisinnen in eine rasende Talfahrt geschickt – im Bett natürlich. Je aufrichtiger Sebastians Bemühungen sind, desto schlimmer wird alles und in Verdrehung von Goethe bleibt nur das Fazit: er ist der Geist, der stets bejaht und doch nur Katastrophen schafft. Und über allem thront der Radiomoderator Alfred in bergiger Höhe und der hält für den Bub die Erkenntnis bereit, dass nur die Musik unsterblich macht. Doch wie wird man ein zweiter Jim Hendrix?

Eine Million hat der Film von Marcus H. Rosenmüller im vergangenen Sommer in die Kinos gelockt und nun ist zu hoffen, dass die frisch erschienene DVD dem Film zu einer weiteren Verbreitung verhilft und möglichst bald auch die Nordfriesen erreicht, denn nach manch halbidiotischer deutscher Komödie ist „Wer früher stirbt, ist länger tot“ ein funkelnder Stern am Komödienhimmel, über den man einfach nur begeistert sein kann.

Rosenmüller hat das Kunststück fertig gebracht, witzige und (fast) unverbrauchte Gags und originelle Dialoge mit einer nuancierten Handlung zu kombinieren, in der die Seelenpein des Helden im wahrsten Sinne des Wortes todernst genommen wird. Nicht nur dies rettet den Film vor den humoristischen Abgründen schenkelklopfender Klamotten, sondern auch die Glaubwürdigkeit seines Hauptdarstellers Marcus Krojer. Der Humor ist mal derb, dann wieder subtil und der gelegentliche Schuss Traurigkeit ist als Zutat nun mal vonnöten, damit eine Komödie so schmackhaft wird wie ein leckerer Hasenbraten.
Na ja, das mit Hasenbraten hätte ich besser nicht geschrieben, aber das versteht man erst, wenn man den Film gesehen hat.

Klawer 2, BigDoc 2,5, Melonie 2,5 und Mr. Mendez 2,5.