Dienstag, 19. November 2024

Alex Cross - ordentlicher Serienauftakt mit Macken

Frauen sollten lernen, dass charmante und gutaussehende Männer, die kultiviert auftreten, aber keinen ironiefreien Satz über die Lippen bringen und zwanghaft witzig sein wollen, entweder unsichere Kantonisten oder manipulative Narzissten sind. Letzteres ist dann lebensgefährlich, wenn sich der Traummann bereits beim ersten Date als Serienkiller entpuppt. Die romantischen Gefühle verfliegen rasch, wenn der Bösewicht seinem Opfer mit Hammer und Meißel die Zähne herausschlägt und dabei keineswegs seine vorzüglichen Manieren aufgibt.

Wer sich die neue Amazon Prime Video-Serie „Alex Cross“ anschaut, kann also eine Menge über toxische Männer lernen. Figuren, die man nicht zum ersten Mal in einem Thriller sieht. Überzeichnet man sie, werden sie zu Karikaturen. Auch Showrunner Ben Watkins verzichtet nicht auf dieses Genreklischee. Vielmehr fügt er der Story noch weitere hinzu. Erstaunlich: Obwohl die meisten Plot Points vorhersehbar sind, ist „Alex Cross“ weniger als Thriller, sondern mehr als Charakterdrama durchaus spannend und kann zum Bingen an einem verregneten Wochenende uneingeschränkt empfohlen werden.

Montag, 4. November 2024

The Walking Dead: Daryl Dixon Season 1 und 2

Frischen Wind in der Mär von den Untoten, die menschenfressend die menschliche Zivilisation zu Grunde richten, bringen vermutlich nur noch neue Drehorte mit pittoresken Schauplätzen. Das ist der neuen Serie aus dem „The Walking Dead“-Kosmos in den ersten beiden Staffeln gelungen.

Im Sequel „Daryl Dixon“ bewegen sich Norman Reedus als Daryl Dixon und ab Staffel 2 auch Melissa McBride als Carol Peletier nicht mehr in der entvölkerten amerikanischen Provinz, sondern in Paris und auf einer Insel in der Normandie, auf der ein Stück Weltkulturerbe zu besichtigen ist: die spektakuläre Abtei Mont-Saint-Michel. Die entstand im Jahr 708 n. Chr. und niemand konnte damals ahnen, dass sie dereinst von Zombies überrollt werden könnte.

Donnerstag, 10. Oktober 2024

„Rematch“ – Die Miniserie über das Schachmatch Kasparov vs. „Deep Blue“

ARTE und Schach – das ist eine besondere Beziehung. Der Spartensender hat in der Vergangenheit immer wieder Filme über Schach ins Programm aufgenommen. Im Webmagazin Blow Up - Das aktuelle Filmgeschehen zeigt ARTE in 20 Minuten, dass es kaum Filme gibt, in denen nicht Schach gespielt wird. Mal geht es dabei erotisch zu wie bei Faye Dunaway und Steve McQueen in Norman Jewisons The Thomas Crown Affair". Oder hochdramatisch. In Ingmar Bergmans Das siebte Siegel" spielt ein Ritter mit dem Tod um sein Leben und in Stanley Kubricks 2001 - A Space Odyssey" verliert ein Kosmonaut völlig chancenlos gegen den Bordcomputer.

Aktuell gibt es bei ARTE zwei neue Angebote: die 54-minütige Doku „Garri Kasparov – Rebell und König des Schachspiels“ und die 6-teilige fiktive Miniserie „Rematch“, die vom legendären Kampfs des Weltmeisters gegen den IBM-Computer „Deep Blue“ erzählt (1996/97). Sehenswert sind beide Memorabilien des Schachs auf jeden Fall. Die folgende Rezension beschäftigt sich mit der Frage, ob „Rematch“ den historischen Fakten gerecht wird.

Sonntag, 29. September 2024

„Wolfs“ – tolle Stars, schwaches Drehbuch

Geld und Qualität gehen nicht immer Hand in Hand. 85 Mio. US-Dollar sollen George Clooney, Brad Pitt und Regisseur/Autor Jon Watts als Zugpferde erhalten haben, um Apple TV+ einen fetten Blockbuster zu ermöglichen. Das ging in die Hose.

Dabei hat die Geschichte von zwei Cleanern, die für zwielichtige Auftraggeber den Dreck (meistens Leichen) verschwinden lassen, durchaus das Potential für eine veritable Buddy-Story. Aber Jon Watts, der das Drehbuch geschrieben hat, gelingt es fast zwei Stunden lang nicht, den Hauptfiguren irgendetwas ins Drehbuch zu schreiben, was Spannung und Neugier erzeugt. Das Schlimmste: Es wird bereits über ein Sequel nachgedacht.

Mittwoch, 21. August 2024

Civil War - Alex Garlands unentschlossener Film

Alex Garland ist ein anstrengender Filmemacher. „Ex machina“ (2015) war ein sehr differenzierter Film über eine KI, die überleben will. Über „Annihilation“ (2018) schrieb ich, dass der Film schön aussieht, aber schweigt. Die Note „2“ gab es für beide Filme. Garlands Mini-Serie „Devs“, die einige Kritiker als kulturgeschichtliches Highlight verorteten, entpuppte sich dagegen als pseudowissenschaftlicher Versuch mit banalen Erkenntnissen. Note: 4.

Fazit: Es wurde immer schwerer, dem auteur Alex Garland auf seinen verschlungenen Pfaden zu folgen. In seinem neuen Film „Civil War“ überschüttet Garland den Zuschauer nicht mit philosophischen Diskursen über Quantenphysik und freien Willen. Nein, im Gegenteil: Der Film verschweigt erneut etwas. Nämlich das Thema. Der Film hätte den Sinn und Unsinn von Kriegsfotografie verhandeln können. Das tut er nicht. Und obwohl die Analogie zu aktuellen Problemen in den USA den Zuschauer förmlich anspringt, lehnt Garland diesen Zusammenhang ziemlich deutlich ab. Unterm Strich ist das zu fade Kost.

Mittwoch, 14. August 2024

Flashback-Kritik: Warum man Tim Robbins' Film „Bob Roberts“ unbedingt sehen sollte

Unter dem Label Flashback-Kritik werden in diesem Blog ältere Arbeiten von mir veröffentlicht. Nicht alles, was alt und betagt ist, ist aus der Zeit gefallen. Manches kehrt nach Jahrzehnten zurück und erweist sich als prophetisch.

Tim Robbins‘ grandioser Film „Bob Roberts“ ist 32 Jahre alt, aber erschreckend aktuell. Erzählt wird die Geschichte eines Politikers, der als ultrarechter „konservativer Rebell“ mit allen Mitteln Senator werden will. Bob Roberts tritt als Folk-Sänger auf und begeistert seine Anhänger mit menschenverachtenden Songs. Er manipuliert erfolgreich die Medien, ein Mann, der lügt und keine Skrupel kennt. „Bob Roberts“ spielt im Jahr 1992. Zu diesem Zeitpunkt saß ein Mann namens Donald Trump auf einem Schuldenberg von mehr als 3 Milliarden US-Dollar. Die folgende Kritik beschäftigt sich mit einem fiktiven Politiker. Ähnlichkeiten mit realen Politikern sind natürlich purer Zufall.

Sonntag, 28. Juli 2024

The Veil - Elisabeth Moss als Agentin in einem mittelmäßigen Thriller

Serien setzen beim Kampf um die Quoten auf ein As im Ärmel, um im harten Streaming-Wettbewerb nicht abzuschmieren. In Steven Knights „The Veil“ ist es Elisabeth Moss, die als Trumpfkarte ausreichende Bindungskräfte beim Zuschauer freisetzen soll. Moss, wohl eine der facettenreichsten Schauspielerin der letzten 20 Jahre, gelingt dies wieder einmal exzellent.

Aber auch Moss kann den am Ende überdrehten Sechsteiler nicht retten. Nach einer guten ersten Staffelhälfte verliert die Serie mit zu vielen Twists die Balance. Weniger wäre mehr gewesen. Eine John le Carré-Geschichte ist „The Veil“ nicht geworden.

Montag, 22. Juli 2024

„We Were The Lucky Ones" - eine Geschichte über das Überleben des Holocaust

Nach Deutsches Haus", einer Serie über den ersten Auschwitz-Prozess in Nürnberg, nahm Disney+ mit We Were The Lucky Ones“ eine weitere Serie über Shoah und Holocaust ins Programm auf. Die Serie umfasst die Jahre 1939-1945 und erzählt die Geschichte einer jüdischen Familie in Polen. Die Kurcs haben kaum eine Überlebenschance, werden in alle Winde zerstreut und überleben am Ende doch.

We Were The Lucky Ones“ hat gelegentlich mit dem Pacing zu kämpfen, verweist aber sehr subtil über den historischen Rahmen hinaus auf den aktuellen Antisemitismus in Europa. Dem Rezensenten hat die Serie deutlich besser gefallen als der Film The Zone of Interest“. Der wurde von den Kritikern gefeiert, während die Serie von Erica Lipez weitgehend ignoriert wurde. 

Samstag, 13. Juli 2024

Der verrückte Sherlock Holmes (1971)

1971 kam ein Film in die Kinos, der über ein halbes Jahrhundert später in die Rubrik „verlorene Filme“ passte. Also ein Film, den man nicht einmal in der Nacht auf einem Spartensender sehen kann. „Der verkehrte Sherlock Holmes“ (They Might Be Giants) ist so ein Film. Jahrzehntelang konnte ich einen meiner Lieblingsfilme nicht auftreiben. 

Nun gibt es ihn offenbar doch: auf Bluray (englische Fassung, extrem teuer) und als deutlich preiswertere DVD mit einem mehr als ordentlichen Bild. Eine Neuentdeckung lohnt sich.

Sonntag, 9. Juni 2024

The Walking Dead: The Ones Who Live - ein ordentlicher Abschied von Rick und Michonne

Eines der letzten ungelösten Rätsel war das Schicksal von Rick Grimes. Andrew Lincoln, der Hauptdarsteller der Zombie-Serie The Walking Dead", wollte aussteigen, sagte aber für ein bis zwei Kinofilme zu, um die Geschichte vernünftig zu beenden.

Aus den Kinofilmen wurde nichts, aber das Spin-Off „The Ones Who Live” beantwortet nun nicht nur die Frage nach Ricks Schicksal, sondern trennt sich auch von einigen langweiligen Klischees. Die Episoden wirken frisch und was Showrunner Scott M. Gimple und seine als Executive Producer beteiligten Stars gemeinsam austüftelten, ist auch psychologisch plausibel. Dass die Hauptfigur demontiert wird, verblüfft zunächst. Fans der ersten Stunde werden trotzdem auf ihre Kosten kommen.

Dienstag, 4. Juni 2024

Dune – Part Two - ein kompliziertes Vergnügen

Fast drei Jahre hat es gedauert, bis Denis Villeneuve den zweiten Teil des ersten Teils auf die Leinwand gebracht hat. Gut, dies ist eine gestelzte Beschreibung, aber sie soll jene Zuschauer, die nicht zu den enthusiastischen Herbertians gehören, daran erinnern, dass wir bislang ‚nur‘ die Verfilmung des ersten Buchs der Trilogie sehen konnten.

Das wird nicht reichen. Es wäre tragisch, wenn erneut ein Filmemacher über den Prolog nicht hinauskommt. Denn die Essenz der Geschichte, die Frank Herbert eigentlich erzählen wollte, findet man in „Dune Messiah“ (Der Herr des Wüstenplaneten) und „Children of Dune“ (Die Kinder des Wüstenplaneten), dem zweiten und dritten Teil der Trilogie. Dort wird die Geschichte des gescheiterten Imperators, Madhi und Messias Paul Atreides erzählt, der auf dem Höhepunkt seiner Macht depressiv darüber nachdenkt, ob er ein neuer Adolf Hitler geworden ist.

Samstag, 1. Juni 2024

Star Trek: Discovery, Staffel 5 – ein Nachruf

Mit der fünften Season endete die Geschichte um Captain Burnham und ihre Crew. Vier Staffeln lang ging es qualitativ auf und ab. Das Serienende bot dann ordentlichen Durchschnitt. Es war auch nicht zu erwarten, dass „Star Trek: Discovery“ sich in der letzten Staffel neu erfindet.

So trat die doch ziemlich teure „Discovery“ mit gepflegtem Mittelmaß und viel Nostalgie die Reise in den Serienhimmel an. Und so traurig es ist: Im Großen und Ganzen ist die fünfte Staffel so bräsig, dass man sich etwas nur schwer vorstellen kann - nämlich, sich das Ganze ein zweites Mal anzuschauen. Abgesehen vom gelungenen Staffelende holte einen die Story nicht ab. Für eine Star Trek-Serie ist das der finale KO-Schlag.

Samstag, 25. Mai 2024

Borders - TV-Serie über ein zerrissenes Israel

Die deutsch-israelische Produktion „Borders“ könnte angesichts des Kriegs im Gaza-Streifen ein Prequel sein. Ist sie aber nicht. Das beseitigt eine gewisse Beklemmung beim Zuschauer aber nicht.
Ari, Kobi und Miri heißen die Hauptfiguren, die als Rookies beim israelischen Grenzschutz Tag für Tag ihr Leben riskieren. Es ist ein ungleiches Trio, denn nur Miri ist eine überzeugte Kämpferin. Ari und Kobi ist der patriotische Dienst dagegen herzlich egal – beide brauchen ihre Uniform und ihre Waffen, um mit einer arabischen Gang abzurechnen. Dann kommt alles anders.

Die Serie (Originaltitel: Mischmar HaGvul) war bereits vor dem 7. Oktober abgedreht. Trotzdem deutet die Geschichte, die der 45-jährige Regisseur und Autor Meni Yaish erzählt, immer wieder den Wahnsinn an, der den israelisch-palästinensischen Dauerkonflikt seit Jahrzehnten begleitet hat und in einen Krieg mündete, in dem jedes Maß verlorenging. In den acht Episoden von „Borders“ folgt man den Figuren in einen multi-ethnischen Hexenkessel, in dem nicht nur die religiösen, sondern auch die kulturellen Dissonanzen alles jederzeit in Chaos und Gewalt verwandeln können. Dann überholte der Hamas-Terror die serielle Fiktion. So betrachtet ist „Borders“ ein vieldeutiger Titel. Zu sehen ist die Serie bei ZDFneo, auch in der Mediathek.

Sonntag, 21. April 2024

„Fallout“ – mittelmäßige Verfilmung des PC-Spiels

Um es vorwegzunehmen: beinahe alle Kritiker, die das gleichnamige Computerspiel kennen, sind mit der neuen Amazon-Serie „Fallout“ rundum zufrieden. Und die wenigen, die eher skeptisch sind, loben die Macher dafür, dass sie die Atmosphäre des Spiels überzeugend in das Serienformat überführt haben. Immerhin.

Nun hat eine Serie auch die Zielgruppe zu bedienen, die mit dem PC-Spiel nichts am Hut hat. Der Rezensent gehört dazu, hatte zuletzt mit Spieladaptionen aber gute Erfahrungen gemacht. Man musste nicht Fan und Kenner des Spiels sein, um in Serien wie „The Last of Us“ exzellentes Storytelling zu erleben. Über „Fallout“ by the way zu schreiben ist dagegen schwierig. Das Problem: die Serie wird von vielen Kritikern als der größte Geniestreich dieses Jahres gefeiert. Und das ist sie definitiv nicht.

Sonntag, 7. April 2024

„Charité“ - mit der vierten Staffel geht die Erfolgsserie zu Ende (TV-Kritik)

2017 fesselte die ARD-Serie „Charité“ über 8 Mio. Zuschauer. Der Marktanteil war mit 25% eine Sensation. Die beiden folgenden Staffeln sackten etwas ab, konnten aber immer noch Quoten um die fünf Millionen erzielen, obwohl die dritte Staffel nur noch aus drei Episoden bestand.

Mit der vierten Staffel geht das Erfolgsmodell zu Ende. Neu ist, dass nicht mehr die Medizingeschichte im Mittelpunkt steht, sondern die mögliche Entwicklung des mythischen Krankenhauses. Die Geschichte der Charité spielt nämlich im Jahr 2049.

Samstag, 30. März 2024

„Three-Body” – die chinesische Serie über die Trisolaris-Trilogie

Dass die Trisolaris-Trilogie von Liu Cixin irgendwann verfilmt werden würde, war klar. Brandaktuell ist die Netflix-Adaption „3 Body Problem“, die den ersten Roman "Die drei Sonnen" seit dem 21.3. im Schnelldurchlauf präsentiert. Was wohl nicht jeder weiß: die Chinesen waren mit einer eigenen Serie deutlich schneller!

Bereits Anfang 2023 ging in China „Three Body“ an den Start, eine Serie, die von Tencent Video und dem nationalen Television Channel CCTV produziert wurde. Netflix ist momentan zwar in aller Munde, wurde aber nur Zweiter. Die folgende Rezension beschäftigt sich ausschließlich mit der chinesischen Serie, die es in Deutschland bei Rakuten Viki zu sehen gibt. Urteil: Absolut empfehlenswert. Die chinesische Serie ist richtig gut!

Freitag, 15. März 2024

Masters of the Air

Die von Steven Spielberg und Tom Hanks produzierte Serie über eine legendäre Bomberstaffel der US- Air Force wurde bereits lange vor der Ausstrahlung als einer der großen Serien-Events des Jahres angekündigt. Nachdem HBO aus der Finanzierung ausstieg, war Apple bereit, 250 Mio. US-Dollar in das Serienprojekt zu investieren.

Gelohnt hat sich der Aufwand auf jeden Fall. Der Look von „Masters of the Air“ ist makellos. Inhaltlich ist die Serie ein Alptraum – aber nicht, weil die Geschichte schlecht erzählt wird, wie einige Kritiker meinen. Sondern weil sie historisch authentisch ist und mit bedrückenden Bildern an ein düsteres Kapitel des Zweiten Weltkriegs erinnert – Ereignisse, die man auf den ersten Blick nicht glauben mag: Von den Einsätzen gegen Nazi-Deutschland kehrten zwei Drittel der Flugzeuge nicht zurück. Manchmal sogar kein einziges.

Mittwoch, 6. März 2024

„True Detective - Night Country“ - gut, aber nicht perfekt!

Vorweggenommen: Die HBO-Serie ist der vierte Teil der „True Detective“-Anthologie - und er ist besser als die Teile 2 und 3, an die man sich kaum noch erinnert. Mit Showrunner Issa López hat nun eine Autorenfilmerin mit einer eigenen Handschrift Spuren im Franchise hinterlassen. Entstanden ist eine dichte und intensive Serie, die etwas holperig startet, dann aber mit Wucht und Konsequenz zu Ende erzählt wird. Das Serienfinale wird aber nicht jedem schmecken.

Das hat einen Grund: López wollte die erste Staffel spiegeln. Das Ergebnis: „True Detective – Night Country“ enthält eine Vielzahl von Anspielungen und Querverweisen, die sich am Ende als Fake herausstellen. Als Unreliable Narrator, also ein Erzähler, dem man nicht trauen kann, fixt López in der sechsteiligen Serie den Zuschauer geschickt mit Elementen aus der ersten Staffel an, am Ende hat nichts davon eine Bedeutung. Damit wird das Potential einer durchweg spannenden Erzählung vergeudet. Schade.

Mittwoch, 28. Februar 2024

Foundation – ein Rückblick

68 Mio. US-Dollar standen Davis S. Goyer und Josh Friedman für die erste Staffel als Budget zur Verfügung. Im Vergleich mit anderen Serien ist das beinahe sparsam, erst recht, wenn man einen Roman seriell verfilmen will, der seit über 70 Jahren das Siegel „Unverfilmbar“ trägt.
Am Ende hat Apple TV ein Premium-Produkt erhalten, das den Ruf des Streamingsportals aufmöbelt: Apple TV ist das neue HBO: risikofreudig, innovativ und beharrlich. Die Verfilmung der „Foundation“-Trilogie von Isaac Asimov ist eine pralle und visuell überragende Erzählung geworden, die über weite Strecken neue Maßstäbe im Science-Fiction-Genre setzt, auch wenn nicht alles immerzu rund läuft. Die Puristen werden abwinken, denn von Asimovs legendären Romanen ist in der Serie nur wenig übriggeblieben. Wer unbefangen bleibt, wird durch zahlreiche Überraschungen belohnt, und mit intelligenten Kommentaren, die alles andere als eskapistisch sind. Die dritte Staffel von „Foundation“ ist bereits in Arbeit.

Mittwoch, 31. Januar 2024

Marvel ist tatsächlich am Ende

Als ich im März des vergangenen Jahres raunte, dass Marvel am Ende ist, hatte ich nicht erwartet, dass es so schnell gehen würde. Nach dem Kassenflop „The Marvels“ scheint es unmöglich geworden zu sein, die Krise des Franchise zu leugnen. Zum ersten Mal erreichte Disney die magische Marge von 200% nicht.

250 Mio. US-Dollar hat der neue MCU-Film gekostet (Stand: 29.1.2024), mindestens 500 Mio. hätte er verdienen müssen - eingespielt wurden 206 Mio. Alarmierend ist auch, dass der Marvel-Film in den USA nur 84,5 Mio. US-Dollar in dies Kassen spülte. Zweistellig! Auf dem heimischen Markt? Das gab es noch nie! Und die Reaktion? Disney beendete kleinlaut die Kinoauswertung und wird „The Marvels“ bereits Anfang Februar in seinem Streamingportal zeigen.

Freitag, 26. Januar 2024

„The Creator“ - schön, aber belanglos

Gareth Edward hat 2010 als Autor und Regisseur mit „Monsters“ einen poetischen und beinahe kontemplativen Sci-Fi-Horrorfilm geschaffen, der lässig und mit geringem Budget viele Genrekonventionen wegsprengte und von einer Alien-Invasion in magisch-mythischen Bildern erzählte. Edwards „Godzilla“ wurde vier Jahre später zum Kassenschlager, 2016 folgte mit „Rogue One: A Star Wars Story“ ein weiterer Hit.

Edwards neuer Film wurde etwas preiswerter produziert, landete aber ebenfalls in der Gewinnzone. „The Creator“ erzählt vom globalen Krieg der Menschen gegen die Künstliche Intelligenz. Aber anders als erwartet. Denn Edwards durchkreuzt einige Genremuster und schlägt sich die Seite der KI, die Opfer eines von der US Army brutal inszenierten Genozids wird. Das ist eine kluge Story-Idee mit berauschend schönen Bildern. Aber unterm Strich fehlt dem Film die erzählerische Eleganz von Edwards Debütfilm.

Sonntag, 14. Januar 2024

The Walking Dead: Dead City

Totzukriegen sind die Beißer auf die bekannte Weise. Man zerstört ihr Gehirn. Im neuen Sequel von „The Walking Dead“ bringen sie sich nun auch selbst um - auf ungewöhnliche Weise.
Denn in „The Walking Dead: Dead City“ regnet es Zombies, und zwar von den Skyscrapern. Oft im Sekundentakt zerplatzen die Untoten auf dem Pflaster der Mega-City. Wer nicht schnell genug ist, wird von den Walkern nicht gefressen, sondern erschlagen. Trotz dieser Gefahren suchen Maggie und Negan in Manhattan, der „toten Stadt“, nach Maggies entführtem Sohn Hershel. Man ahnt es rasch - der konstruierte Plot hat nur eine Aufgabe, nämlich beliebte Figuren aus dem TWD-Kosmos in einer neuen Umgebung zu präsentieren. An der globalen Zombie-Apokalypse hat sich ansonsten nichts geändert. Die wahre Gefahr geht von den Menschen aus.

Samstag, 30. Dezember 2023

UFO Sweden

„UFO Sweden“ ist ein schwedischer Science-Fiction-Film von Victor Danell („The Unthinkable“, 2018), der trotz eines schmalen Budgets von drei Millionen Euro mit viel Geschick einen unterhaltsamen, aber nicht immer schlüssigen Sci-Fi-Film gemacht hat.

„UFO Sweden“ adressiert eher ein jugendliches Publikum. Aber auch ältere Genrefans können sich den Film anschauen. Erst recht, wenn sie Schweden sind. Denn Schweden ist ein UFO-Land. Warum? Das erfährt man in der nachfolgenden Kritik.
„UFO Sweden“ wird u.a. von Paramount+ gestreamt (Flatrate).

Donnerstag, 28. Dezember 2023

Killers of the Flower Moon

In Rente ist Martin Scorsese nicht: Mit „Killers of the Flower Moon“ hat die 81-jährige Regie-Ikone hoffentlich nicht seinen letzten Film gemacht, denn als Kommentator der amerikanischen Geschichte ist Scorsese mit seinen besten Filmen zum moralischen Gewissen der Vereinigten Staaten geworden.

Auch sein aktueller Film ist wohl ein Kandidat für den Oscar. „Killers of the Flower Moon“ erzählt von einem besonders düsteren Kapitel in der Geschichte der American Natives: der Ermordung unzähliger Indianer des Osage-Stammes Anfang des 20. Jahrhunderts. Mit Robert De Niro und Leonardo DiCaprio in den Schurkenrollen.

Dienstag, 26. Dezember 2023

Die besten Serien 2023

Wieder einmal muss das Unmögliche möglich gemacht werden: nämlich die besten Serien eines Jahres zu ermitteln. Kriterien dafür gibt es nur beschränkt, denn nicht VoD-Anbieter legen ihre Zahlen auf den Tisch. Der Rezensent verließ sich dagegen auf seinen äußerst subjektiven Geschmack.

Im Web schwirren dagegen die unterschiedlichsten Listen herum. Gemessen wurde nach Abruf in Stunden (Netflix), andere Anbieter beschränkten sich auf nur wenige Anbieter oder veröffentlichten ein Best of der Kritiker. In meiner Liste werden Serien von Amazon Prime, Disney+ und Paramount+ und in seltenen Fällen auch Serien aus den Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen berücksichtigt.

Donnerstag, 21. Dezember 2023

Mrs. Davis - schräg, irre - und irgendwie brillant

Damon Lindelof ist der Organisator des Chaos. Mit dem Ende der Serie „Lost“ brüskierte er Millionen wütender Fans. Die Serie „Watchmen“ (2019) und der Film „The Hunt“ (2020) spalteten erneut die Gemüter, auch weil Lindelof die konventionellen Auffassungen von Realität innerhalb einer Fiktion aufbrach: es gab fiktiv-reale und fiktiv-irreale Szenen zu bestaunen. Dass Lindelof seine Geschichten zudem seine Geschichten sehr häufig non-linear erzählte, zeigte, dass Lindelof das Verstehen und Interpretieren einer Handlung durch das Publikum nicht unbedingt für erstrebenswert hielt.

In „Mrs. Davis“ wechselt der Drehbuchautor (u.a. „Prometheus“, 2012; „World War Z“, 2013) und Showrunner (u.a. „The Leftovers“, 2014-2017) zusammen mit der Sitcom-Spezialistin Tara Hernandez („The Big Bang Theory“) ins Comedy-Fach. „Mrs. Davis“ ist komisch, auf Lindelof’sche Weise brillant, was bei näherem Hinsehen dazu führt, dass man nicht länger nach einem Sinn des Ganzen fragt, sondern sich einfach zurücklehnt und darüber staunt, was so alles im Kopf eines Hochbegabten vorgeht.

Mittwoch, 6. Dezember 2023

Der Western ist zurück! – Part II: „Billy the Kid“

Billy the Kid gehört fast 150 Jahre nach seinem Tode immer noch zu den faszinierendsten Figuren des Wilden Westens. Man weiß wenig über ihn, daher taugt die Figur sehr gut als Projektionsfläche für unterschiedliche Absichten. Es gibt unzählige Kinofilme über The Kid, noch mehr Dokus und Bücher. Warum alle den Outlaw bewundern? Weil ambivalente Figuren spannender sind als die klassischen Heldenfiguren, die in einer Schwarz-Weiß-Welt leben und moralisch entweder gut oder böse sind, aber nie beides.

In der ersten Staffel über The Kid will Showrunner Michael Hirst faktenbasiertes Licht in die historische Dunkelheit bringen. „Billy the Kid“ erzählt die Geschichte des Outlaws quasi von der Wiege bis zum Tod. Das ist neu. Positiv: der achtteilige Serienauftakt liefert ein weitgehend realistisches Bild des Revolverhelden ab, aber auch eine spannende Illustrierung der Mythen des Wilden Westens. Negativ: gelegentlich driftet die Serie in überflüssige Nebenhandlungen ab. Aber insgesamt ist „Billy the Kid“ sehenswert. Die erste Staffel ist ein Prolog. Staffel 2 erzählt vom Lincoln County War. Und der machte Billy the Kid endgültig berühmt. Der erste Teil der zweiten Staffel lief im Oktober an, der zweite Teil wird 2024 folgen. Die folgende Rezension beschäftig sich mit der ersten Staffel.

Dienstag, 28. November 2023

„Oppenheimer“ – ein lärmendes Spektakel (Bluray-Review)

Von einigen Kritikern als Jahrhundertfilm gefeiert, von anderen schonungslos verrissen: wenn Christopher Nolan zuschlägt, ist die Aufregung immer groß. Auch im Falle von „Oppenheimer“, dem Film über den Physiker, der als Leiter des Manhattan-Projekts zum „Vater der Atombombe“ wurde und nach dem Abwurf von zwei A-Bomben auf Nagasaki und Hiroshima weinend gestand, dass er sich geirrt hatte.

Auch wenn es in „Oppenheimer“ zuallererst um ethische Fragen geht (oder gehen sollte), können die technischen und ästhetischen Qualitäten des Films nicht by the way abgehandelt werden. Erst recht nicht in einer Bluray-Review. Und so taucht ein Problem auf, das sich bereits lange vor „Oppenheimer“ angekündigt hat – nämlich die selbstherrliche Arroganz eines Autorenfilmers, der Hi-Tec-Standards definiert hat, die den Film im Heimkino zum Fiasko werden lassen. Von seinem Hauptthema erzählt Nolan dagegen mit überraschender Nachlässigkeit.

Freitag, 24. November 2023

Der Western ist zurück! – Die Serie „The English“ bietet grandiose Bilder


Er wurde bereits mehrere Male für tot erklärt und ist nun wieder da: Der Western! Aber nicht im Kino, sondern im seriellen Format. Ob dies mit Taylor Sheridans Neo-Western „Yellowstone“ oder noch mehr mit Sheridans Prequel „1883“ zu tun hat, bleibt Spekulation.

Keine Spekulation ist, dass aktuelle Serien wie „Lawmen: Bass Reeves“, „Billy the Kid“ und „The English“ nach neuen Erzählformeln suchen oder bekannte in ein neues Licht rücken. Denn eins ist klar: Ästhetisch sahen Western nie so gut aus wie heute.

Samstag, 18. November 2023

Deutsches Haus - Disney+ erzählt vom ersten Auschwitz-Prozess

Wenn man bei Google nach „Deutsches Haus“ sucht, findet man natürlich Einträge zu der neuen Disney+-Serie. Aber noch mehr Links zu gleichnamigen Restaurants, Kneipen und Hotels, die so heißen. „Deutsches Haus“: das steht für Tradition, für gutbürgerliche Küche, die Schweineschnitzel, Spiegeleier mit Bratkartoffeln oder Kohlroulade nach Hausfrauenart anbietet. „Deutsches Haus“ ist ein Synonym für Dignität.

In der neuen Disney+-Serie wird diese Dignität und besonders das Gutbürgerliche vollständig auseinandergenommen. Showrunner Annette Hess erzählt vom ersten Auschwitz-Prozess in Jahren 1963-1965 und was dies mit einer naiven jungen Frau macht, die mit dem Holocaust und dem eisigen Schweigen der Verantwortlichen und der Mitläufer konfrontiert wird. Das Schweigen der Milieus will Verdrängung und Vergessen. Die von Katharina Stark herausragend gespielte Hauptfigur will es nicht und wird prompt mit den Tabuzonen der eigenen Familiengeschichte konfrontiert. Ein Riss, der sich nicht schließen lässt.

Montag, 13. November 2023

Bosch: Legacy - Staffel 2 ist exzellente Krimiunterhaltung

Wenn Titus Welliver als Hieronymus Bosch im Kampf um Recht und Gerechtigkeit im Schattenbereich von Legalität und Illegalität unterwegs ist, dann weiß man, dass er sich im Zweifelsfall für die Gerechtigkeit entscheidet.

Das scheinen die Zuschauer zu mögen, denn dank Wellivers exzellenter Interpretation der Rolle entstand in den Jahren 2014-2021 eine Cop-Figur, die zu Recht als ikonisch bezeichnet werden konnte. In sieben Staffeln war Bosch für das LAPD als Detective auf den Straßen von Los Angeles unterwegs. Dann verließ er den Polizeidienst. Das Sequel „Bosch: Legacy“ erzählt nun davon, wie Bosch als Private Eye seinen Kampf gegen das Böse fortsetzt.

Montag, 23. Oktober 2023

Tatort: Murot und das Paradies - Gaga, aber fantastisch!

Eigentlich ist Felix Murot gut beieinander. Er ist körperlich gesund, steht vor seiner Pensionierung und dürfte sich allein deswegen schon auf eine Zeit freuen, in der er nicht mehr in der Pathologie auf Tote schauen muss, deren vorzeitiges Ableben er klären soll.

Tut er aber nicht. Stattdessen quält ihn eine verspätete Mid-Life-Krise. Der Kommissar des Hessischen Landeskriminalamtes (HLKA) ist auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Oder genauer gesagt: nach dem Glück. Antworten möchte er auf der Couch eines Analytikers finden. Aber dann kommt in seinem zwölften „Tatort“-Fall alles anders.

Sonntag, 24. September 2023

„A Million Miles Away“ (Griff nach den Sternen)

Dass Science-Fiction und Familiendrama zusammenpassen, zeigt zuletzt Alice Winocours „Proxima“ (Proxima – Die Astronautin, 2019). Erzählt wurde die Geschichte einer Astronautin, die ihre Tochter zurücklassen muss, um an einer einjährigen Mission auf der Internationalen Raumstation ISS teilzunehmen. Einfühlsam wurde erzählt, warum dieses Dilemma für weibliche Astronauten eine andere Qualität besitzt als für männliche.

Der bei Amazon Prime Video Mitte September an den Start gegangene Film „A Million Miles Away“ (Griff nach den Sternen) behandelt die familiären Probleme dagegen by the way. Alejandra Marquez Abella erzählt die reale Geschichte des Mexikaners José M. Hernández, der es als Kind von Wanderarbeitern schaffte, in das Raumfahrtprogramm der NASA aufgenommen zu werden. Ein Biopic mit Stärken und Schwächen.

Montag, 4. September 2023

Special Ops: Lioness - Taylor Sheridans Spionagethriller unter Beschuss

In Military Action-Serien sind Frauen Beiwerk. Sie sind die Frauen oder Freundinnen jener berserkerhaften Männer, die in militärischen Spezialeinheiten tapfer und patriotisch spezielle Dinge erledigen, die am nächsten Tag garantiert nicht in der Zeitung stehen dürfen. Dass ihre Ehen und Beziehungen durch den Job ruiniert werden, ist immer Teil der Plots.

Benjamin Cavells „Seal Team” hat es mit diesem Konzept und Hauptdarsteller David Boreanaz („Bones“) seit 2017 auf 104 Episoden gebracht. Taylor Sheridan stellt das Ganze dagegen auf dem Kopf. In „Specials Ops: Lioness“ sind taffe Frauen die harten Kerle. Und sie müssen leider fürchten, dass ihnen die Männer weglaufen. Sehen kann man dies bei Paramount+.

Samstag, 12. August 2023

Star Trek: Strange New Worlds – Season 2 - Wie sich eine Serie neu erfindet (Teil 3)

Die siebte Episode war das lange angekündigte Crossover. Animierte Figuren? Gleich zu Beginn sieht man, dass „Strange New Worlds“ tatsächlich fremde Welten aufsucht - und die sind schräg. Wer Fan der Animationsserie „Star Trek: Lower Decks“ ist, kam voll auf seine Kosten. 

Montag, 24. Juli 2023

Star Trek: Strange New Worlds – Season 2 - Wie sich eine Serie neu erfindet (Teil 2)

Nach den ersten drei Episoden zeichnete sich schnell ab, dass die Showrunner Alex Kurtzman und Henry Alonso Myers offenbar geplant hatten, die Serie so breit wie möglich aufzustellen.
Das Actiondrama „Among The Lotus Eaters” entpuppte sich als Fehlschlag - allerdings ist der Rezensent wohl der Einzige, der dies so sieht. Die meisten Kritiker feierten die Episode als Geschichte im klassischen TOS-Stil. In den folgenden Episoden wurden wieder rasch die Genres gewechselt, wobei „Charades“ den Trend der Serie verstärkte – und der geht in Richtung Comedy. „Lost in Translation“ zeigte dann wieder das große Potential der Serie, wenn es um Figurenentwicklung geht.

Star Trek: Strange New Worlds – Season 2 - Wie sich eine Serie neu erfindet (Teil 1)

Allein schon die Tatsache, dass die erste Season des Prequels die Erwartungen der Fans voll und ganz befriedigen konnte, grenzte an ein Wunder. Angesichts der kontroversen Debatten über „Discovery“ und „Picard“ hatte man viel erwartet, aber nicht das.

Wie in den guten alten Zeiten erzählt „Star Trek: Strange New Worlds“ (SNW) vertikal. Dies schafft Raum für abwechslungsreiche Themen, aber auch für unterschiedliche Genres. SNW bietet dabei vom klassischen Drama über Comedy bis zum Horrorfilm eine große Diversität bei der Wahl der Referenzen. Es gibt viel Raum für die Figurenentwicklung und auch in der zweiten Staffel konnte die neue Crew der „Enterprise“ begeistern, auch dank eines charismatischen Captains: Entscheidungsstark, humorvoll und vor allen Dingen loyal zu seiner Crew.
Nun ist es aber so, dass in Serien immer ein Teil der Fans entsetzt reagiert, während der andere Teil begeistert ist. So war der Rezensent nicht sonderlich erfreut darüber, dass die zweite Staffel sich unübersehbar in Richtung Comedy und Sitcom entwickelte. Dies allerdings auf hohem Niveau. Teil 1 der Rezension beschäftigt sich mit den Episoden 1-3.

Mittwoch, 5. Juli 2023

TV-Kritik: „Schachnovelle“ von Philipp Stölzl floppt im TV

Es war ein hochkarätiger Flop. Am 3. Juli startete die ARD ihr „Sommerkino“ mit dem Versprechen „hochkarätige Filme des nationalen wie internationalen Kinos“ zu präsentieren. Aber bereits der Auftakt ging gründlich in die Hose.

Philipp Stölzls Verfilmung (Kinostart: 2021) von Stefan Zweigs berühmter „Schachnovelle“ erreichte nur einen Marktanteil von 10%. Der Anteil bei den 18-49-Jährigen lag sogar bei nur 4,8%. Und was noch schlimmer war: die Zuschauer switchten schon nach wenigen Minuten in Scharen auf andere Kanäle und machten sich aus dem Staub. Da ahnt man bereits, was der folgenden Rezension droht.

Mittwoch, 14. Juni 2023

„The Fabelmans“ – ein berührender, autobiografischer Film von Steven Spielberg

Steven Spielberg teilt die massiven Abstrafungen bei den Academy Awards mit Regisseuren wie Stanley Kubrick und Alfred Hitchcock: nämlich viele Nominierungen zu erhalten, aber so gut wie nie einen handfesten Erfolg vorweisen zu können. Oscars gab es für „Schindler’s List“ (Beste Regie, Bester Film, 1993) und „Saving Private Ryan“ (Beste Regie, 1998).  Das war’s für einen Filmemacher, der eine eigene Philosophie des Kinos entwickelte und aus Sicht seiner Kritiker den Fehler machte, seine Geschichten oft aus der Perspektive eines Kindes zu erzählen („The Empire of the Sun“, 1987, „A.I. Artificial Intelligence“, 2001).

„The Fabelmans“ wiederholte diese Never Ending Story: sieben Nominierungen bei den Oscars, keine einzige Auszeichnung. Einige kleinere Preise wurden gewonnen, herausstach nur der Golden Globe für den Besten Film-Drama und die Beste Regie. Eigentlich sollte die Branche jubeln, denn Spielbergs autobiographische Reise in seine Kindheit feiert das Kino wie kein anderer Film. Tut sie aber nicht.

Donnerstag, 8. Juni 2023

„The Last of Us" und die Tropen

HBO kann es doch noch. Mit der Verfilmung des erfolgreichen Videospiels „The Last of Us“ erzielte der Pionier des Kabelfernsehens eine Reichweite von 40 Mio. Zuschauern in zwei Monaten.
Die Serie entwickelt neun Episoden lang eine ungeheure Erzählwucht, ist extrem spannend und besitzt mit Pedro Pascal und der non-binären Bella Ramsey zwei exzellente Darsteller, die perfekt in die post-apokalyptische Dystopie passen. Der nachfolgende Text ist keine Rezension, sondern beschäftigt sich mit einigen Aspekten der Erzähltheorie des seriellen Erzählens: den Tropen.